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No. 98. PAPIER-ZEITUNG. 2669 Neue Methode zur Festigkeitsprüfung des Papiers. Von Nic. Teclu. Professor der Wiener Handels-Akademie. Im Jahrgang I des Centralorgans für Waarenkunde und Tech nologie, 1891, Seite 199, veröffentlicht Prof. Teclu eine neue Methode zur Prüfung des Papiers auf seine Festigkeit und definirt dieselbe folgendermaassen: »Die Methode ist dadurch gekennzeichnet, dass sie die Ermitte lung des Widerstandes ermöglicht, welchen das Papier während des Peissens dem Zerreissen entgegensetzt.« Da aus dieser Erklärung der Methode schwer das Wesen der selben herauszulesen ist, so mag eine kurze Beschreibung des vorge schlagenen Apparates und der Versuchs-Ausführung folgen. Verfasser hat für seine Zwecke einen besonderen Apparat »Riss waage« konstruirt, dessen einzelne Theile aus Figg. 1 und l 1 zu ersehen sind, und den er wie folgt beschreibt: »An der horizontalen Achse des Zahnrades c ist das lothrecht fixirte Gewicht d angebracht; das Zahnrad c steht nach oben mit einem kleineren Zahnrade, das einen Speerhaken c trägt, in Ver bindung, an welch’ letzterem (?) der Zeiger f auf dem Zifferblatte g befestigt ist; nach unten greift das Zahnrad c in die Zähne eines auf Schienen b, rollenden Wagens b ein. Das eine Ende dieses Wagens bildet eine Klemme a, der gegenüber eine gleiche Klemme ni, die mit einer Schraubenspindel in Verbindung steht, sich befindet. Die Schraubenmutter der betreffenden Spindel ist feststehend, die beweg liche Spindel endet als Achse eines vertikal stehenden Rädchens. mittelt sind, die Kraft an, welche zum Zerreissen des Streifens er- ' forderlich war.« Soweit Apparat und Versuch. Ich will es unterlassen, ein Urtheil über die Konstruktion des Apparates an sich abzugeben und nur die Frage aufwerfen: War es nöthig, dass der Verfasser für die beab sichtigten Versuche einen neuen Apparat konstruirte und die bereits vorhandenen, erheblich zweckmässigeren und besseren Apparate von Wendler und Schopper äusser Acht liess? Wenn einmal dieser Versuch ausgeführt werden sollte, so musste dies entweder mit den besten der bekannten Festigkeitsprüfer geschehen, oder wenn diese dem Verfasser nicht genügten, mit einem neuen verbesserten. Gerade in diesem Falle, wo es sich meist nur um ganz geringe Belastungen handelt, wäre eine andere Konstruktion, etwa die Schoppersche unter Anwendung von Schneiden, sehr am Platze gewesen. (Mit Ausnahmen des Papiers des Kataloges der Wiener Handels akademie ist bei den 30 untersuchten Papieren die Maximai- Bruchlast = 65,89 Gramm; bei den meisten ist sie aber noch er heblich niedriger, z. B. Druckpapier = 4,95 Gramm, Dokumenten papier = 26,73 Gramm, feinst Ministerpapier = 31,45 Gramm, Perga mentpapier — 24,57 Gramm, ordinär Konzept = 15,47 Gramm usw.) Verf. führt dann nach Erklärung des Apparates weiter aus, wie man nach dem Vorschlag des Prof. Reuleaux zur Beurtheilung von Papier insbesondere und anderer fasriger Gebilde (Garn, Gewebe cte.) im allgemeinen den Begriff der Reisslänge eingeführt hat; merk würdiger Weise giebt er hierbei die alte und in wissenschaftlichen Bevor der Apparat in Verwendung kommt, schliesst der Sperr haken, die Stellung des Wagens ist durch den Stift bg fixirt, der Zeiger steht auf o, und die Klemmen sind fast bis zu ihrer Be rührung aneinandergedrückt. Soll nun ein Papier auf seinen Reiss widerstand geprüft werden, so schneidet man aus dem betreffenden Papierbogen Diagonalstreifen heraus, aus welchen Rechtecke geschnitten werden, deren Breite etwa 1cm und deren Länge etwa 3 cm betragen. Die Rechtecke werden mit der Scheere der Länge nach durch die eine Breitseite möglichst in der Mitte in der Weise eingeschnitten, dass das Schnittende von der gegenüberliegenden Breitseite beiläufig 4 mm steht, Fig. 2. Die Untersuchung vollzieht sich, in dem man zunächst die beiden Enden der durchschnittenen Breitseite des Streifens in je einer Klemme befestigt, wobei der ganze Streifen unter den Klemmen in senkrechter Lage befestigt erscheint; dann entfernt man den Stift, welcher den Wagen fixirt, und beginnt das Spindelrädchen in dem Sinne zu drehen, dass die Klemmen sich von einander entfernen. (Hierbei würde z. B. bei Pappe die Probe schon durchreissen, ehe sie eingespannt werden kann. Der Referent.) Dadurch wird der Streifen gespannt, der Wagen fortgezogen, das Gewicht d angehoben bis zum Bruch des Streifens; das Zurück fallen des Gewichtshebels und demgemässs das Zurückgehen des Zeigers wird durch die Sperrklinken verhindert: der Zeiger zeigt dann auf dem Zifferblatt, dessen Theilstrichwerthe empirisch er- Kreisen wohl kaum noch gebrauchte Hoyer’sche Formel zur Be rechnung der Reisslänge an, nämlich: R = -gP,. 1000 Meter. (R = Reisslänge in Metern, p = Zerreissgewicht des Papierstreifens in Grammen, b = Breite des Papierstreifens in Millimetern, g = Ge wicht des Papiers auf das Quadratmeter.) Die Hartig’sche Formel zur Berechnung der Reisslänge ist von der Breite des zerrissenen Streifens unabhängig und verdient der Hoyer’schen gegenüber entschieden den Vorzug: R = Up Meter. (R — Reisslänge, 1 = Länge des zerrissenen Streifens in Metern, p = Zerreissgewicht in Grammen, g = Gewicht des zerrissenen Streifens in Grammen.) Es ist demnach nach Hoyer die Reisslänge eines Papiers die jenige Länge eines Streifens von der beim Versuch benutzten Breite, nach Hartig diejenige Länge eines Streifens von beliebiger Breite, bei welcher er, an einem Ende aufgehängt gedacht, infolge seines eigenen Gewichts abreissen würde. Deshalb und aus manchen anderen Gründen, deren Erörterung hier zu weit führen würde, ist die Hartig’sche Formel entschieden | vorzuziehen. Verf. führt dann weiter aus, dass in der jetzigen Bestim mung der Festigkeit eines Papiers beziehungsweise in dem Ausdruck der Reisslänge ein Mangel an Schärfe liegt. Er erklärt dies in folgenden Worten: »Die Gleichung für die Reisslänge führt bei Papierbestimmungen