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2638 PAPIER-ZEITUNG. Wo. 97. Der Vors. verliest ab Entgegnung die in Nr. 80 der Papier- Zeitung von 1890 abgedruckte Eingabe des Vereins an den Reichs tag, worin erläutert wird, dass der Betrieb der Kocher am Sonntag nicht unterbrochen werden dürfe. Reg.-Rath Braunschweig erklärt, dass sich seine Bemerkung nur auf Natron-Zellstoff beziehe, da er die Sulfitstoff-Fabrikation nicht kenne. Komm.-Rath Dr. Clemm erklärt, dass ein Stillstand der Schwefel öfen und Sulfitstoffkocher am Sonntag nicht eintreten dürfe. Wenn derselbe vorgeschrieben würde, seien die Zellstoff-Fabriken zu Grunde gerichtet. Der Verein der chemischen Industrie habe dieselben Vor stellungen für die Schwefelsäure-Fabrikation gemacht, und die von ihm angeführten Gründe gelten in noch höherem Grade für Sulfit-Anlagen. Herr Schultz bestätigt das von Komm.-Rath Clemm Gesagte, und fügt zu, dass auch die Natron-Zellstoff-Fabriken durch Sonntags ruhe ihrer Kocher sehr geschädigt würden, weil ihre Kocher nicht gleichzeitig auf hören und wieder anfangen könnten. Komm.-Rath Dr. Clemm führt dies noch weiter aus und fügt hinzu, dass es ganz unthunlich sei, die Sulfat-Eindampföfen und die Laugenbereitung 24 Stunden stehen zu lassen, da das erneute Anheizen der Oefen und Laugenapparate noch weitere grosse Kosten und Zeitver luste verursachen würde. Eine Minder-Erzeugung, d. h. Einschränkung des Betriebes, werde sicher schon dadurch eintreten, dass die Holz- Vorbereitung Sonntags stillstehen müsse, und dieser Arbeitsverlust in der Woche nicht nachgeholt werden könne. Dr. Müller weist darauf hin, dass die meisten Fabrikanten jede Einschränkung des Betriebes durch. Aufstellung neuer Kocher auszugleichen suchen müssten, dass also eine Erleichterung des Marktes doch nicht zu erwarten wäre. Komm.-Rath Dr. Clemm beantragt, dass die früher verlesene Eingabe an den Reichstag jetzt auch im Namen aller Sulfit- und Natron-Zellstoff-Fabriken an den Bundesrath gerichtet werde. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Herr Brune theilt mit, dass in Oesterreich Kocher, Laugen bereitung und Papiermaschinen trotz des Sonntagsruhe-Gesetzes durch arbeiten dürfen, dass nur die Holzputzerei Sonntags von 6 Uhr früh bis C Uhr abends feiere. Der Vors. leitet eine Aussprache über die für Zellstoff erzielten Preise ein, in welcher die Anwesenden ihre Erfahrungen rückhaltslos mittheilen und damit einander manches erstaunliche Vorkommniss aufklären. Die Mittheilungen und beabsichtigten Vereinbarungen ent ziehen sich der Wiedergabe an dieser Stelle. Komm.-Rath Dr. Clemm erklärt auf Veranlassung des Vors., dass die Aktien-Gesellschaft Waldhof noch keinen Beschluss über etwaige Theilnahme an der Ausstellung in Chicago gefasst habe. Die Lust dazu sei sehr gering, da der Absatz nach Amerika immer schwächer werde. Von Anderen wird die Schwierigkeit hervorgehoben, Zellstoff in solcher Weise vorzuführen, dass die Waare Interesse erregt. Keiner der Anwesenden spricht sich für Theilnahme an der Ausstellung in Chicago aus. Der Vors. macht Mittheilung über neue Filter-Einrichtungen, an die sich eine Aussprache beinahe aller Anwesenden schliesst. Herr Schultz hat die Erfahrung gemacht, dass besonders Holz schliff im Wasser jedes Filtriren sehr erschwert, weil er Alles ver stopft und weiteres Reinigen unmöglich macht. Er wird dadurch genöthigt, Einrichtungen zur Ausscheidung des Holzschliffs zu treffen, ehe das Wasser ins Filter gelangt. Nachdem noch andere technische Mittheilungen und Aussprachen erfolgt sind, schliesst der Vors. die Versammlung gegen 1 Uhr. Um 2 Uhr fand ein gemeinsames Mittagsmahl statt, an welchem noch die Herren Dietrich-Merseburg und Füllner- Warmbrunn theil nahmen. Weltausstellung in Chicago 1893. In Verfolg der vom Vorstand der Papierverarbeitungs - Berufs genossenschaft am 21. November abgehaltenen ersten Versammlung, über welche in Nr. 95 der Papier-Zeitung, Seite 2581, berichtet wurde, ersuche ich alle Firmen des Papierfachs, welche geneigt sind aus zustellen, mir dies kurz brieflich anzuzeigen. Diese Mittheilung verpflichtet weder zum Ausstellen noch zu irgendwelchen Kosten, sondern soll nur die Möglichkeit bieten, die Interessenten zu ver einigen, damit dieselben dann selbst aus ihrer Mitte alles Weitere veranlassen. Berlin, 23. November 1891. Carl Hofmann. Berlin W., Potsdamerstrasse 134. Kögels Längsschneider. Mit grossem Interesse habe ich die Auseinandersetzung über den Kö- gel’schen Längsschneider in Nr. 91 gelesen, da sie mit meinen auf Erfah rungen beruhenden Ansichten über die Messerstellung der Längsschneider übereinstimmt. Ganz richtig wird da der grosse Unterschied zwischen dem Kögel'schen und Bess’schen Längsschneider betont Derselbe beruht haupt sächlich auf der Drehbarkeit der Kögel’schen Messer, welche auch Ursache ist, dass ich diesen Längsschneider immer als dem gegenwärtig vollkommen sten meine volle Sympathie zugewendet habe. Ich habe leider nicht Gelegen heit gehabt, den Kögel’schen Längsschneider selbst zu versuchen oder arbeiten zu sehen, er ist mir aber gerade wegen seiner Drehsteilbarkeit der oberen Messer immer als der beste erschienen. Jeder Papiermacher weiss, wie lästig das »Fransen« der Messer ist, wie der Schnitt dick wird und die Rolle am Rand stärker, wie das Papier ge zerrt und vielleicht auch deshalb dort kurzwellig wird. Auch das Schleifen der Messer kann höchst lästig werden. Wenn man eine kleine Betrachtung über die Ursache dieser Erschei nung anstellt, so wird man einsehen, dass die Drehsteilbarkeit der Messer allein einen scharfen Schnitt auf längere Zeit sichert. Bei dem gewöhnlichen Längsschneider werden, wie überall beim Scheerenschnitt, die Messer laut Fig. 1 geschliffen, welche die Schneidstellung zeigt Ist die Schneide a b richtig gerade geworden, wie in Fig. 2, so ist ein guter Schnitt noch immer gesichert, solange der von der Schnittrichtung und dem unteren Theile des oberen Messers gebildete Winkel noch ein Rechterist. Der Schnitt erfolgt immer noch da, wo sich die Spitzen dieser Winkel nach Figur 3, je nach der Bewegungsrichtung oben oder unten, treffen. Die gute Ecke an der Schnittstelle c wird aber bald stampf und sieht dann in sehr vergrössertem Maassstab wie Figur 4 aus. Der Schnitt erfolgt dann nicht mehr bei Punkt c, sondern weiter oben bei d, wo sich nun die beiden Flächen berühren. Dort haben wir aber keine Schnittberührung mehr, sondern einen stumpfen Angriff der Flächen, die nicht mehr einen glatten Schnitt geben, sondern das Papier mehr zwischen sich zwängen und zerreissen. Diese Erscheinung kann man immer sehr augenfällig bei der Arbeit abge stumpfter Messer beobachten. Was geschieht nun, wenn man imstande ist, eines der Messer, wie bei Kögel, etwas um seine vertikale Achse zu drehen? Man bringt dabei, wenn man es nur richtig macht, wieder die beiden Schneiden c c beider Messer zum Eingriff. Der Punkt c t ist nach c, gerückt, und der Schnitt ist wieder ein reiner Scheerenschnitt, d. h. die Schneiden berühren sich wieder beim Angriff. Man wird bei solchen Messern noch sehr lange einen reinen Schnitt erhalten, wenn andere feste Längsschneider schon lange keinen mehr gege ben hätten. Ich halte die Kögel’sche Mosserstellung ganz entschieden für besser als die landläufige, auch die Bess'sche, und halte diesen Kögel’schen Apparat für den der Zukunft, vorausgesetzt, dass nicht noch etwas Besseres er funden wird. Fiume, 13. November 1891. Edw. Resz. Pergamentpapier und Limburger Käse. In dem Aufsatz über Pergamentpapier und Limburger Käse in Nr. 95 ist gesagt, dass dem zu Pergamentpapier bestimmten Stoffe im Holländer Glyzerin zugesetzt wird. Diese Mittheilung bezieht sich nur auf imitirtes Pergamentpapier, auch Pergam yn genannt, welches vielfach anstelle von Pergamentpapier verwendet wird. Handelt es sich dagegen um Pergamentpapier, welches durch Behandlung des fertigen Papiers mit Schwefelsäure hergestellt wird, so kann das Glyzerin nicht im Holländer zugesetzt werden, sondern das pergamentirte und ausgewaschene Papier wird mit einer Lösung von Glyzerin in Wasser befeuchtet, wodurch es die gewünschte Weiche und Geschmeidigkeit erhält. Von dieser nachträglichen Behandlung mit Glyzerin hat es auch den in Nr. 95 erwähnten süss lichen Geschmack. M.. .