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2582 PAPIER-ZEITUNG. No. 95. sein Geschäft in New York anfgegeben habe. Er besitze Häuser in London und Paris und Niederlagen in 7 südamerikanischen Städten, könne aber mit einer Ausstellung den Markt der Ver. Staaten nicht erobern. Da er also nicht ausstellen werde, könne er auch dem Komitee nicht angehören. Einige auswärtige Herren erklärten brieflich, dass sie ausstellen werden. Nach weiterer Berathung wird für heute von der Ernennung eines Ausschusses abgesehen und diese einer zweiten Versammlung vorbehalten, die einberufen werden soll, sobald sie zweckmäs-ig erscheint. Die gegenwärtige Versammlung, welche aus verschiedenen Gründen von kaum 30 Personen besucht ist, giebt noch kein richtiges Bild von der zu erwartenden Theilnahme. Auf verschiedentlich geäusserten Wunsch erklärt sich der mit anwesende Herausgeber der Papier-Zeitung, Herr Carl Hofmann, bereit, Erklärungen solcher Firmen entgegenzunehmen , welche geneigt sind, vielleicht auszustellen und dieselben dem Herrn Vorsitzenden zur Anberaumung einer zweiten Versammlung zu übergeben Die Versammlung wird 9 Uhr 30 Min. geschlossen. Weltausstellung in Chicago 1893. In Verfolg der vom Vorstand der Papierverarbeitungs - Berufs genossenschaft am 21. November abgehaltenen ersten Versammlung ersuche ich alle Firmen des Papierfachs, welche geneigt sind aus zustellen, mir dies kurz brieflich anzuzeigen. Diese Mittheilung verpflichtet weder zum Ausstellen noch zu irgend welchen Kosten, sondern soll nur die Möglichkeit bieten, die Interessenten zu ver einigen,' damit dieselben dann selbst aus ihrer Mitte alles Weitere veranlassen. Berlin, 23. November 1891. Carl Hofmann. Berlin W., Potsdamerstrasse 134. Berichte unserer Korrespondenten. Aus Japan. Fuji, 10. Oktober 1891. Der amerikanische Korrespondent der Papier-Zeitung gab in Nr. 63 eine hübsche kleine Räubergeschichte zum Besten, welche wohl alle Leser gleich mir mit lebhaftem Interesse verfolgt haben. Herr G. Kraft in Sioux-City erzählte damals, wie er eines Abends, einem ameri kanischen Reklame-Musik-Konzert zuhörend, in tageshell erleuchteter Nacht und in nächster Nähe einer Bahn-, Feuerwehr- und Polizei station von zwei Gaunern überfallen, seines Ueberziehers beraubt und durch einen Schlag ins Gesicht derart betäubt wurde, dass die Flügel seines Pegasus für viele Monate in sehr bedauerlicher Weise gelähmt wurden. Nach dieser Kraftleistung des Herrn Kraft, beziehungsweise seiner Angreifer, gestattet mir vielleicht die geehrte Redaktion, eben falls ein kleines, selbsterlebtes Abenteuer zu erzählen. Dasselbe ist mir jedoch nicht bei einem Roklame-Musik-Konzert begegnet — denn soweit haben wir es hier in Japan noch nicht gebracht, — sondern bei einem jener schauerlich furchtbaren Konzerte, bei wwelchen alle Dämonen der Naturkräfte aufspielen zum wilden Reigen der ent fesselten Elemente, nämlich bei einem Teifun. Ein Teifun ist, wie die geehrten Leser wissen werden, dasselbe, was man anderswo Cyklon, Tornado, Wirbelsturm nennt. Die tropischen und subtro pischen Gegenden werden alljährlich zu gewissen Zeiten von diesen furchtbaren Stürmen heimgesucht. Hier in den japanischen Gewässern ist im August und September die Zeit der Teifune, welche gerade hier an dem zerrissenen felsigen Gestade der japanischen Eilande zu einem Schrecken der Schilfer werden. Die Ursache der Wirbelstürme ist nicht bekannt; nach meiner Beobachtung hängen sie aber wahr scheinlich mit jenen atmosphärischen Hochfluthen zusammen, welche nach Falb’s Theorie an gewissen Tagen durch die Anziehungskraft des Mondes hervorgerufen werden, wenn derselbe in seiner Erdnähe steht; denn die Teifune der letzten Zeit erfolgten regelmässig an den von Falb als kritisch bezeichneten Tagen. ’ In den japanischen Fabriken ist es Gebrauch, äusser den hohen Nationalfeiertagen, nämlich dem Geburtstag des Mikado am 3. Novem ber, dem Neujahrstage, dem Gründungstage des Mikadoreiches durch Dschimum-Tenno am 3. April und dem Feste der Laternen am 14. Juli, keine religiösen Feiertage zu halten. Dafür wird der Betrieb am 1. oder 16. eines jeden Monats gänzlich eingestellt, um allen Ange stellten und Arbeitern einen Ruhetag zu gönnen. Daher kommt es auch, dass meine Berichte gewöhnlich vom 1. oder 16. datirt sind. Immer Berichte zu schreiben ist aber auf die Dauer für mich eben so langweilig, wie für die Abonnenten der Papier-Zeitung, dieselben zu lesen. Ich benutzte daher den letzten dieser Ruhetage, um eine Gondelfährt auf dem stillen Ozean zu unternehmen. Der Strand ist nur 5 km von der Fabrik entfernt und in einem Jinrikisha, dem zweirädergen, von einem Manne gezogenen Wagen, in einer Stunde zu erreichen. Dort angekommen, miethete ich eine Dschonke und segelte hinaus auf den Golf von Suruga, welcher einerseits von dem malerischen Gelände von Fujigori, anderseits von den Gebirgsketten der Halbinsel Idzu umsäumt wird. In leichtem Wellenschläge dschunkelte die Dschonke über die Spiegelfläche des Meeres dahin; nichts regte sich, nur das ferne Tosen der Brandung an dem Felsengestade von Idzu war zu vernehmen. Hie und da tlatter'en fliegende Fische über das leichte Fahrzeug weg, aufgescheucht von den Haifischen, welche letzteres umlauerten. Da verfinsterte sich plötzlich der westliche Horizont, ein fernes Sau sen wurde hörbar, mächtige Wogen rollten heran, gepeitscht von den Furien des Sturmes, der nun mit furchtbarer Gewalt heranbrauste. Berghoch thürmten sich die Wogen, Regenströme entstürzten den Wolken, und die Spiegelfläche des Meeres ward zum schauerlichen Chaos, welches mich samint meinem Bote verschlang. Die Wo gen schlossen sich über mir, und über meinem Wassergrabe um schlangen sich Luftmeer, Wolken und Gzean in rasendem Wirbel tanze. Ein riesiger Hai schien nur auf das Kentern der Dschonke gewartet zu haben. Blitzschnell schoss er heran und verschlang mich mit einem einzigen Biss. Dazu gehört übrigens nicht viel, da ich vom Scheitel bis zur Sohle nur 0,0016 Kilometer messe. Es ist unglaublich, aber wahr: nur die Stiefel blieben von mir übrig (wahr scheinlich war dem Hai das Sohlenleder zu zäh), denn als ich am Morgen nach diesem furchtbaren Traume erwachte, standen nur noch die Stiefel da — die leeren Stiefel ohne mich. Ich selbst war ver schwunden, auf noch schrecklichere Weise verschwunden, als seinerzeit der Ueberzieher des Herrn Kraft. Mein Verschwinden kommt mir übrigens ganz gelegen, da es mich von der traurigen Pflicht eines Berichterstatters enthebt, über die gegenwärtige Lage der Maschinenpapierfabrikation in Japan zu berichten. Diese Lage ist nämlich nicht ganz so sonnig und wonnig, wie Japan selbst. Die Produktion übersteigt noch immer erheblich den Ver brauch, dadurch werden die Vorräthe an Papier in den Fabriken und Niederlagen immer grösser, die Papierpreise immer niedriger. Die meisten Papierfabriken arbeiteten im ersten Halbjahre 1891 mit Ver lust. Ebenso wi > seinerzeit die deutschen Papierfabrikanten treten nun auch die japanischen zu Berathungen zusammen und nehmen Resolutionen an, in denen es gewöhnlich heisst: 1. Es ist wünschenswerth, dass die Regierung die einheimische Fabrikation durch Zölle schützt und die Ausfuhr der Ueber- Produktion nach China unterstützt. 2. Es ist ferner wünschenswerth, dass eine oder zwei der kleineren Papierfabriken den Betrieb gänzlich einstellen und au li die grösseren Fabriken den Betrieb einschränken. 3. Ausserdem ist es wünschenswerth, dass usw. usw. Dabei ist es nämlich jedem Konferenztheiln hmer in erster Linie wünschenswerth, dass nur seine Kollegen diese Wünsche beherzigen, er selbst aber womöglich nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Und so theilen sie sich denn in schönster Eintracht ihre Herzenswünsche mit, kehren dann befriedigt nach Hause zurück und arbeiten wie bisher flott weiter, bis sie ein weiterer Preisrückgang zu einer neuen Berathung zusammenführt. Böse Zungen behaupten, dass sie dies ihren europäischen Kolle gen im fernen Westen abgelauscht haben; ob mit Recht oder Unrecht wage ich nicht zu entscheiden. Emil Nemethy. Pergamentpapier und Limburger Käse. Im Laufe des Monats Oktober d. J. wurden der milchwirth- schaftlichen Untersuchungsanstalt in Memmingen Proben von Lim burger Käse eingeliefert, die tiefschwarz wie Stiefelwichse waren. Obwohl es nicht selten vorkommt, dass Schimmelbildungen die Farbe des Limburger Käses beeinträchtigen, hatte man eine so auffallende Färbung bisher nicht beobachtet. Die Untersuchung wurde auch auf das Pergamentpapier aus gedehnt, in welches die Käsestücke eingewickelt waren. Dasselbe hatte einen widerlich-süssen Geschmack und veranlasste, mit gesundem Käse in Verbindung gebracht, auf diesem dieselben Erscheinungen, wie bei den gesandten Proben. »Schon am andern Morgen«, so be richten die Mittheilungen des Milchwirthschaftlichen Vereins im Allgäu, liess sich deutliche Schwärzung erkennen, besonders an den Seiten, auf welchen die Käse dicht aneinander oder auf dem Boden auflagen. Bei manchen Käsen wurden letztere sowie das Papier gleichmässig schwarz, bei anderen zeigten sich nur einzelne kleinere und grössere, bisweilen graphitartig glänzende Flecken. Dass also das Pergamentpapier in diesem Falle das Schwarzwerden bewirkte, schien äusser Zweifel.