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2502 PAPIER-ZEITUNG. No. 92. das jedenfalls einen Hauptabsatzmarkt für seine Werke bot, und ver starb hier 1554. Sein Sohn Andreas, 1535 geboren, blieb bis zum Jahre 1573 in Paris. Während des auf die Bartholomäus-Nacht folgen ¬ den Schreckensregiments wurde sein Besitzthum vom Staate eingezogen. Infolgedessen flüchtete er nach Frankfurt. Von seinen Drucken werden 535 gezählt, die sich sämmtlich, gleich denen des Vaters, durch saubere und korrekte Ausführung auszeichnen. Die Wechel’sche Druckerei wurde nach seinem Tode von seinen Schwiegersöhnen Claude Morny und Jean Aubry fortgeführt. (Fortsetzung folgt.) Kopirdruck und Walzenmasse. In Nr. 39 des »Journals für Buchdruckerkunst« veröffentlichte ein prak tischer Buchdrucker einen Auszug aus einem meiner Briefe an ihn, in welchem ich dem Herrn meine Walzenmasse »Unikum weiss« als bestgeeignete für Kopir druck empfohlen habe, und zwar unter besonderem Hinweis auf die Wirkung der Kopirfarbe auf transparente (braune) Gelatinemasse. Infolge meines Briefes verwendete der betreffende Buchdrucker meine Walzenmasse »Unikum weiss« und hat damit ausgezeichnet günstige Resultate erzielt, auf welche er im Journal sachgemäss aufmerksam machte. Herr Chemiker E. bezeichnete in Nr. 89 der Papier-Zeitung meine Meinung, dass Anilinfarben (Kopirdruckfarben enthalten Anilinstoffe) in Ver bindung mit dem darauf fallenden Licht auf transparente Walzenmasse schädigend wirken, als »grundfalsch«. Es ist ja sehr erfreulich, dass sich auch die Herren Chemiker mit der artigen Fragen befassen, ich will auch annehmen, dass die Erklärung, die Herr E. für das Eindringen der Anilinfarbstoffe in die Walzenmasse giebt, richtig ist, ich erlaube mir aber zu bemerken, dass uns Buchdruckern mit chemischen Formeln usw. nicht gedient ist, sondern nur dadurch, dass uns eine gute Walzenmasse geboten wird, welche nicht von Lichteinflüssen oder Tem peratur-Schwankungen in ihrer Brauchbarkeit abhängig ist. Diese Masse ist vorhanden, und es würde mich freuen, wenn Herr E. Gelegenheit nehmen wollte, meine weisse Walzenmasse neben der bisher gebräuchlichen transpa renten Gelatinemasse praktisch probiren zu wollen. Dieser Vergleich würde sicher zu Gunsten der ersteren ausfallen. Würde es gelingen, noch bessere Walzenmasse zu fertigen, so würde dies von praktischen Buchdruckern und auch von mir — ich bin selbst alter Buchdrucker und seit Jahren Walzenmasse-Fabrikant — gewiss mit Freuden begrüsst werden. Ich stehe auch Herrn E. gern zu Diensten, um durch gemeinsame Arbeit und Versuche noch Besseres zu schaffen. Berlin W. Franz Franke, Gutenberg-Haus. Unzüchtige Bilder und Drucksachen. Wie von Tages-Zeitungen gemeldet -wird, liegt dem Bundesrath ein Antrag vor, nach welchem die Herstellung unzüchtiger Druck schriften, Abbildungen oder Darstellungen zum Zwecke des Verkaufs, der Vertheilung oder der sonstigen Verbreitung, sowie die Feilbietung, die Versendung zum Verkaufe oder Anbietung, oder die öffentliche Anpreisung oder Ankündigung zum Zwecke des Verkaufs, der Verthei lung oder der sonstigen Verbreitung solcher Druckschriften, Abbildungen oder Darstellungen mit Geldstrafe bis zu 300 M. oder mit Gefängniss bis zu 6 Monaten bestraft werden soll. Durch das Strafgesetz (§ 184) war bisher nur der Verkauf, die Vertheilung oder sonstige Verbreitung, die Ausstellung oder der Anschlag solcher Werke an Orten, welche dem Publikum zugänglich sind, mit Strafe bedroht. Unseres Wissens haben die Gerichte auch ohne obige Ergänzung schon Verurtheilungen von Druckern und Photographen auf Grund des § 184 ausgesprochen. Eüchertisch. Kalender für Maschinenbau-Ingenieure. 1892. Unter Mit wirkung bewährter Ingenieure herausgegeben von Wilhelm Heinrich Uhland. Dresden, Verlag von Gerhard Kühtmann. Wie bei vielen ähnlichen, für bestimmte Berufszweige bearbeiteten Werken tritt die Eigenschaft als Kalender weit hinter der Aufgabe zurück, Nachschlagematerial aller Art zu liefern. Der Gesammtstof wird in zwei Theilen geboten, dem eigentlichen »Kalender«, der in eine bieg same, hübsch gepresste Kaliko - Decke gehängt ist, und einem Er gänzungsheft stattlichen Umfangs und reichen Inhalts. Die zahlreichen Gebiete aufzuzählen, aus welchen statistische Angaben und Mit- theilungen über die Fabrikationsart vorliegen, würde zu weit führen; der Hinweis mag genügen, dass kaum ein technisches Wissensgebiet übersehen sein dürfte. Dem ersten Theil sind eine Eisenbahnkarte, ein Notizkalender, ein Adressenverzeichniss, 12 Blatt leeres und 12 Blatt mit Millimeternetz versehenes Papier beigegeben. Bilderbücher aus dem Verlag von C. T. Wiskott in Breslau. Die Welt vom Fenster aus. Von Johannes Trojan und J. Kleinmichel. 5 M. Lieschen hat sich beim Springen den Fuss ver staucht, muss das Zimmer hüten und betrachtet sich mm »die Welt vom Fenster aus«. In glatten, leicht fasslichen Versen und hübschen Bildern schildern Dichter und Maler, was für interessante Dinge das Lieschen auf Markt und Strasse zu sehen bekommt. Da zieht ein Hochzeitszug vorüber, oben auf dem Dache zeigt sich der Schornsteinfeger und eine Katze, fahrendes Volk lässt auf dem Markte seine Künste sehen, der Leiermann zieht orgelnd vorüber, im Hofe werden die Hunde gefüttert,— kurz es giebt eine so grosse Menge interessanter Dinge zu sehen, dass Lieschen ihr »Kranksein« ganz vergisst, sich sehr brav beträgt und von dem alten Hausarzt bald wieder aus der Behandlung entlassen wird. Die stets wechselnden Scenerieen sind vortrefflich geeignet, dieAuf- merksamkeit der Kinder zu fesseln, und der prächtige Humor an ein zelnen Stellen der gereimten Darstellung wird selbst Erwachsene er heitern. Eine Thierschule, in Bildern von Fedor Flinzer und Versen von Victor Blüthgen. 5 Mark. Die üebertragung menschlichen Thuns auf die Thierwelt hat sich seit dem Froschmäusekrieg als wirksame Form der humoristischen und satirischen Dichtungsart'vielfach bewährt. Schon in Gestalt einer Erzählung oder eines Märchens wirkt diese poetische Maskerade auf das kindliche Gemüth. Wenn dann ein form vollendeter Knittelvers im Stil des Wilhelm Busch zur Vortragsform einer hübsch ersonnenen Handlung gewählt wurde und ein so ausge zeichneter Thiermaler wie Flinzer köstliche Karikaturen lieferte, so sind die Grundlagen für einen vollen Erfolg geboten. Die »Thierschule« ist ein höchst ergötzliches Buch, in dessen sorgfältig ausgeführten Bildern eine Fülle drolliger Ideen steckt. Die Ausstattung beider Werke ist sehr ansprechend und stellt dieselben in die Reihe der besten Kinderbücher. Auskunftsbuch im öffentlichen Leben und Verkehr. Mit einer Eisenbahnkarte von Deutschland. München und Leipzig Druck und Verlag von R. Oldenbourg. 75 Pf. Oldenbourgs Aus kunftsbuch ist ein wahres Allerweltsbuch, — ein Berather auf ver schiedensten Gebieten des Verkehrslebens von so umfassender Voll ständigkeit, wie man ihn selten finden dürfte. Wir könnten eine Spalte füllen, wollten wir nur die einzelnen Gebiete aufzählein welche er, meist in sehr eingehender Weise, behandelt. Nicht allen- Auskünfte über Münzen und Maasse, Post- und Telegraphen,, tarife, wie man sie in Kalendern anzubringen liebt, sind auf den 88 Seiten des Buches enthalten, sondern auch viele schätzbare Mitthei- hingen anderer Art, wie z. B. über die Formen des Geschäftsverkehrs der Reichsbank, über Zolltarife, Eisenbahnsignale, Berufsstatistik, Ver waltung des Deutschen Reiches, Unterrichts wesen, Kranken-, Unfall-, Alters- und Invalidenversicherung usw. Eine zwar kleine, aber deut liche Eisenbahnkarte von Deutschland erhöht die praktische Brauch barkeit des Büchleins. Das W asser, seine Verwendung, Reinigung und Beurtheilung, mit besonderer Berücksichtigung der gewerblichen Abwässer. Von Dr. Ferdinand Fischer. Zweite umgearbeitete Auflage. Berlin 1891. Verlag von Julius Springer. 8 Mark. Es fehlte bisher an einer plan mässigen, übersichtlichen, bis auf die neueste Zeit vervollständigten