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2488 PAPIER-ZEITUNG. No. 91. Kögel’s Längsschneider. Folgende Zuschrift wurde uns zur Aufnahme eingesandt: Die 21. Lieferung von Carl Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation, mit Nr. 24 der Papier-Zeitung vom 22. März 1891 ausgegeben, bringt eine Be schreibung der Längsschneider von Kögel und Bess, welche einiger Be lichtungen bedarf. Die Beschreibung des Kögel’schen Längsschneiders stützt sich auf das am 23. Oktober 1888 ertheilte amerikanische Patent Nr. 391 750, erläutert aber die Erfindung dadurch nicht vollständig und auch nicht dem Wortlaut der Patentschrift entsprechend. Es ist nämlich nur eine Anordnung erwähnt, die ein winkliges Einstellen der Messer gestattet, während nach der Patent schrift eine Verdrehung des Messerträgers oder seines Bolzens, die eine solche Einstellung bewirken könnte, absichtlich verhindert wird. Die winkelige Einstellung der Messer bietet, wie in der Beschreibung richtig hervor gehoben ist, bedeutende Vortheile, ist aber in dem oben angeführten Patent garnicht enthalten, sondern bildet das Wesen einer Erfindung, auf welche Herrn Kögel neben anderen Patenten das deutsche Reichspatent Nr. 52974 vom 8. Juni 1889 ertheilt worden ist, und deren allgemeine Anordnung aus der nebenstehenden Abbildung hervorgeht. Die Beschreibung des Bess’schen Längsschneiders auf Seiten 804 bis 808 des Handbuches ist insofern unrichtig, als behauptet wird, die Herstellung eines Scheerenschnittes sei sehr einfach auszuführen, während nach der vorangegangenen Konstruktions-Erläuterung und der beigefügten Zeichnung, Figg. 705 u. 706, klar ersichtlich ist, dass ein Scheerenschnitt, wie er hier nöthig ist, garnicht erreicht werden kann. Eine winkelige Einstellung der Messer ist nur dann richtig und ergiebt nur dann die durch Scheerenschnitt zu erzielenden Vortheile, wenn dem einzeln gelagerten Messer eine derartige Drehung ertheilt werden kann, dass die Berührung desselben mit seinem Gegenmesser an nur einem Punkte — der Eintrittsstelle des Papieres in die Messer — erfolgt. Fig. 705 zeigt aber, dass durch eine Drehung der Gabel H um die Achse des cylindrischen Arms L ein Berühren der Messer in einer Linie erfolgt. Die richtige (winkelige Einstellung der Messer ist also nur bei dem Kögel’schen Längsschneider möglich, indem es hierbei nur einer Drehung des Messerhalters d (s. nebenst. Fig.) bedarf, um derobenangeführten Bedingung des Scheerenschnittes vollkommen zu genügen, und hierdurch ist schon der Beweis erbracht, dass die Behauptung, der sogenannte Bess’sche Längs schneider wäre einfacher und dem Kögel’schen vorzuziehen, durchaus nicht zutrifft. Um überhaupt einen Vergleich anstellen zu können, muss doch in erster Linie die Hauptbedingung erfüllt sein, dass die eine Anordnung sämmtliche Vortheile der anderen besitzt. Schon bei oberflächlicher Ver gleichung der Längsschneider von Kögel und Bess ist deutlich ersichtlich, dass die von Bess gewählte Anordnung nur als eine, wie oben gezeigt, nicht gelungene Nachahmung der Kögel’schen betrachtet werden muss, denn Bess hat für den von Kögel herrührenden Grundgedanken eine andere Bauart gewählt. Nach Kögel’s Grundgedanken soll an jedem Messerpaar nur 1 Messer 1) auf gemeinsamer Welle sitzen, das andere dagegen für sich gelagert sein, 2) das einzeln gelagerte Messer nur durch Reibung mitgenommen werden, 3) winkelige Einstellung der Messer zur Erzielung eines Scheerenschnittes möglich sein. Ein z. Zt. in Amerika schwebender Patentprozess zwischen Kögel und Bess wird dies ohne Zweifel bestätigen. Für den Kögel’schen Längsschneider hat die Firma Gotti. Heerbrandt in Raguhn das alleinige Ausführungsrecht für Deutschland erworben und für denselben noch eine Anordnung entworfen, bei welcher unter Zugrunde legung der Kögel’schen Erfindung angeblich noch weitere Vortheile erzielt werden, insbesondere eine Papierführung, welche in der Praxis, namentlich bei Papiermaschinen, am liebsten und vortheilhaftesten angewendet wird. * Zur Ergänzung der von uns in Nrn. 13 und 22 gebrachten Be schreibungen des Kögel’schen D. R. Patents Nr. 52974 lassen wir den Wortlaut einer uns zugegangenen Schrift, die jedoch mit dem Wort laut der Patentschrift nicht übereinstimmt, folgen: Der grösste Nachtheil aller bisher bekannten Längsschneider besteht darin, dass mit denselben, je nach Dicke des Papiers, nur Randstreifen bis zu einer Breite von 3 bis 4 cm abgeschnitten werden können, wenn ein glatter, reiner Schnitt erzielt und das öftere Einreissen bezw Zerreissen des Papiers vermieden werden soll. Dieser breite Abschnitt von 3 bis 4 cm kommt einem grossen Papierverluste gleich, der ganz bedeutend durch den Kögel’schen Längsschneider verringert wird. Mit dem letzteren kann man nämlich ohne Anstand, gleichviel ob das Papier dick oder dünn, feucht oder ganz trocken ist, Randstreifen von 1 2 cm tadellos abschneiden. Die Kanten sind dabei so glatt und scharf wie mit der Scheere geschnitten. Ein Einreissen bezw. Zerreissen des Papiers kommt trotz der schmalen Abschnitte viel seltener als bei allen bekannten Längsschneidern vor. Auf diese Weise wird der Papierabfall ganz bedeutend verringert, und die Pro duktion von fertigem Papier mindestens um 2 bis 5% gesteigert. Schon dieser Umstand allein macht die Anwendung des neuen Längsschneiders für einen rationellen Betrieb zur unbedingten Nothwendigkeit. Dann besteht ein Mangel aller bisher gebräuchlichen Längsschneider darin, dass stets beim Schneiden eine ganze Monge Papierstaub entsteht, was bei dem Längsschneider, Patent Kögel, selbst dann nicht der Fall ist, wenn mit demselben bei einer Querschneidemaschine mit Längsschneider, je nach der Dicke des Papiers, 8 bis 10 Bahnen gleichzeitig geschnitten werden. Ferner besteht ein grosser Uebelstand bei allen bisher bekannten Längs schneidern mit kreisförmigen Messern darin, dass die letzteren sehr, oft, alle 8—14 Tage, geschliffen und nachgesehen werden müssen. Die Messer des neuen Längsschneiders arbeiten dagegen, infolge des leichten, nachgiebigen Andrucks der oberen Messer an die unteren, ohne ausgewechselt, geschliffen und nachgestellt zu werden, mindestens 2 bis 3 Monate, was wiederum einem ganz bedeutenden Gewinn an Geld und Zeit gleichkommt Das Nachstellen der Messer ist bei den bisher gebräuchlichen Längsschneidern hauptsächlich dadurch bedingt, dass sich dieselben während des Betriebes durch den star ken Druck der bis jetzt hierbei nöthigen Federn stets seitlich verschieben, wodurch ungleich breite Bahnen entstehen. Bei dem Kögel’schen Längs schneider ist eine seitliche Verschiebung der Messer durch die Anwendung äusserst schwacher Federn ausgeschlossen, weshalb ungleich breite Bahnen nie vorkommen. Endlich ist zum Betriebe aller bekannten Längsschneider eine grössere Kraft als zum Betriebe des Kögel’schen Längsschneiders erforderlich, da bei dem letzteren nur die unteren, bei den bis jetzt gebräuchlichen Längs schneidern aber sowohl die unteren als die oberen Messer angetrieben werden müssen. Weitere Vorzüge des neuen Längsschneiders bestehen: 1) in der leichten Verstellbarkeit der oberen Messer während des Betriebes der Maschine ; 2) in der Ermöglichung der winkeligen Einstellung der oberen Messer gegen die unteren, wodurch ein äusserst scharfer Schnitt erzielt wird; 3) in dem leichten nachgiebigen Andruck der oberen Messer gegen die unteren, wodurch die Schärfe der Messer geschont wird, und ein Nach stellen der Messerblätter nicht nöthig ist; 4) in der Möglichkeit, jedes einzelne Messer für sich rasch äusser oder in Thätigkeit bringen zu können, ohne dass dadurch die Funktion der anderen Messer gestört, bezw. die Maschine stillgestellt werden müsste; 5) in der ausserordentlichen Einfachheit der Maschine und der zweckmässigen Anordnung ihrer einzelnen Theile. Vorstehende Zeichnung stellt den neuen Längsschneider in perspektivi scher Ansicht dar. Um die untere Messerwelle o und die unteren Messer f sichtbar zu machen, ist die zur Führung des Papiers dienende Walze j abgebrochen gezeichnet. Das Gestell des Längsschneiders besteht aus den zu beiden Seiten angeordneten Ständern b, welche durch die Schienen c c 1 , am oberen Ende mit einander verbunden sind. Die beiden Ständer b ruhen auf Konsolen a, welche an das Gestell der Papiermaschine ange schraubt werden. Die Konsolen a können aber auch wegbleiben. Die Ständer b werden alsdann direkt auf der horizontalen Stuhlung der Papier- oder Hilfsmaschine befestigt. Durch ein Handrad, (auf der Zeichnung neben der Konsole a auf der rechten Seite der Maschine) kann das Gestell des Längsschneiders auf den Konsolen a seitlich verschoben oder eingestellt werden. Auf dem unteren Theile der Ständer b sind die Lager für die untere Messerwelle o angeordnet. Auf der Messerwelle o sitzt die Antriebsscheibe s. Die beiden Schienen cc 1 , von denen die letztere mit einem Schlitz versehen ist, liegen senkrecht über der unteren Messerwelle o. Zwischen den beiden Schienen c c 1 gleiten Füh rungsstücke p, welche oben und unten mit Flanschen versehen sind. Die Führungsstücke p sind mit senkrechten Bohrungen versehen, durch welche das obere Ende der auf und ab verstellbaren Messerhalter d der oberen Messer e tritt. Das obere Ende der Messerhalter d ist mit Gewinde versehen, auf das Schraubenmuttern g aufgesetzt sind. Diese Schraubenmuttern g sind zweck mässig getheilt, so dass sie durch Anziehen von Klemmschrauben in jeder beliebigen Lage auf den Schraubenspindeln der Messerhalter d festgestellt werden können. Im Innern der Führungsstücke p sitzen lose Klemmstücke h, -welche senkrecht durchbohrt sind. Durch diese Bohrungen sind die obe ren Enden der Messerhalter d gsteckt. Ein Ansatz der Klemmstücke h geht seitlich durch den Schlitz der Schiene c 1 ; das Ende dieser Ansätze ist mit Gewinde versehen, auf dem die Flügelmuttern r sitzen. Bei entsprechender Drehung der Flügelmuttern r legen sich dieselben mit ihrem hinteren Theile gegen die Vorderseite der Schiene c 1 , ziehen dadurch die Klemmstücke h nach vorn und halten auf diese Weise die durch ihre senkrechte Bohrung gesteckten Spindeln der Messerhalter d, und damit die letzteren selbst, in gewünschter Lage fest. Die dauernde senkrechte Einstellung der oberen Messerhalter d wird in der Weise vollzogen, dass die Muttern g bei gelockerten Flügelmuttern r rechts oder links gedreht-werden, was ein Heben oder Senken der Messerhalter d