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No. 88. PAPIER-ZEITUNG. 2387 der Bau einer vollständigen Cellulosefabrik. Trotzdem ist es auch dort nicht gelungen, die arsenige Säure vollkommen zu kondensiren und aus den in die Schwefelsäurekammern tretenden Gasen niederzuschlagen; aber auch jede andere Schwefelsäurefabrik, welche arsenhaltige Kiese verarbeitet, hat in ihrer Säure Arsenik! Wäre es möglich, aus solchen Kiesen arsenfreie Säuren herzustellen, so würde man, namentlich in England, wo sich der Kiesbezug noch billiger stellt wie bei uns, gewiss kein Loth Schwefel-äure mehr aus Schwefel fabriziren, wie dies dort noch heute für alle diejenigen Zwecke geschieht, bei welchen, wie z. B. in der Bleicherei, eine vollkommen arsenfreie Säure erforderlich ist. Statt weiterer Ausführungen verweise ich hier wiederholt auf »Lunges Sodaindustrie«, insbesondre auf die dort mit- getheilten, höchst interessanten Untersuchungen von Professor Hjelt. Wie weit ein mehr oder minder bedeutender Arsenikgehalt der Sulfit laugen bei etwaigem Uebergange in die Cellulose von Nachtheil sein kann, entzieht sich solange der Erörterung, als die schwedischen Ge sundheitsämter bei ihrer strengen Auffassung beharren. Mit Bezug auf die beim Abrösten der Kiese stattfindende Ausnutzung des Schwefels giebt der Herr Einsender Schwan kungen von 1—2 pCt. bis auf 10 pCt. Schwefelgehalt der Röst rückstände zu. In den meisten Fabriken wird das Resultat dem letzteren Maximalsatze wohl nahe kommen, dass aber daneben auch noch eine starke Einbusse an Schwefel durch die nicht allein nutzlose, sondern direkt schädliche Bildung von Schwefel säure SO, eintritt, kann jeder Praktiker durch die Ansammlung dieser Säure in den Kühlrohrleitungen erkennen. Auch bei der Untersuchung der Kiesofengase lässt sich Schwefelsäure stets in grossen Mengen nachweisen. Für die Bleichfähigkeit der Cellulose ist es zwar der Theorie nach gleichgiltig, ob die Sulfitlauge mit Schwefelkies oder Schwefel. hergestellt wurde, aber die Zusammensetzung der Lauge spielt hierbei eine grosse Rolle. Je mehr freie aktive schweflige Säure die Sulfitlauge enthält, um so vollkom mener ist die Lösung der inkrustirenden Substanzen und die Freilegung des im reinsten Zustande ganz farblosen Zellstoffs. Derartige wirksame Sulfitlaugen lassen sich aber bei Anwen dung von Schwefel meist leichter und sicherer erzielen, als mit Schwefelkies. Eine an freier SO, arme, aber dafür kalk reiche schwere Sulfitlauge wird stets eine Cellulose ergeben, die zum Bleichen grosser Mengen von Chlorkalk erfordert, letzteres um so mehr, weil auch das auf solchem Stoffe aus der Lauge stets reichlich niedergeschlagene Monosulfit schon zu einer Oxydation sehr bedeutende Chlormengen verbraucht, die somit für den Bleichprozess von Anfang an verloren sind. Der in Nr 83 enthaltene Bericht aus Schweden liefert hierfür den zahlen mässigen Beweis aus der Praxis des Einsenders. Die festge stellte Ersparniss von 8pCt. Chlorkalk auf 100 pCt. Cellulose muss doch der Anwendung von Schwefel zu Gute gerechnet werden, vermindert also mittelbar die anscheinenden Mehrkosten des Schwefelbetriebes. Dabei ist, wie aus den weiter gemachten Angaben ersichtlich, die Zu sammensetzung der in der betreffenden schwedischen Fabrik mit Schwefel hergestellten Sulfitlauge keineswegs besonders vortheilhaft, da ein Spezial gewicht der Lauge von 61/,° Baume auf viel zu hohen Kalkgehalt und damit auf unnöthigen Verbrauch von schwefliger Säure für Bildung und Lösung von Monosulfit in der Lauge hinweist. Eine Verminderung des Schwefel- Verbrauches auf 10—12 Kilo bei 100 Kilo Cellulose lässt sich deshalb hier mit Leichtigkeit erzielen, wenn auf rationelle Zusammensetzung der Sulfit laugen gehalten wird. In früheren Jahrgängen der Papier-Zeitung, habe ich hierfür durch Mittheilung von Laugen-Analysen mehrfache Zahlenbeläge gegeben. Eine genaue Auskunft und Berechnung, wie solche der Herr Fragesteller aus Schweden wünscht, könnte nur auf Grund näherer Angaben über die Betriebsverhältnisse der Fabrik und die analytische Zusammensetzung der Laugen ertheilt werden, und eine derartige Auseinandersetzung dürfte wohl besser auf schriftlichem Wege erfolgen. Zu der sämmtliche Fabrikanten von Sulfitcellulose interessirenden Frage Schwefel oder Schwefelkies? möchte ich noch auf zwei neue, wichtige Er scheinungen hinweisen, nämlich auf die Erschliessung bedeutender Lager sehr reinen Schwefels in Japan, deren Produkt zwar vorläufig nach Amerika geht, demnächst aber auch an die europäischen Märkte kommen wird, und ferner auf die mit Rücksicht hierauf, wie auf die drohende Konkurrenz des nach dem Chance-Verfahren gewonnenen Soda-Schwefels, von der italienischen Regierung geplante Aufhebung des zur Zeit noch für sicilianischen Schwefel bestehenden Ausfuhrzolles. Charlottenburg, im Oktober 1891. Dr. Adolph Frank Chemiker. Papierschneidmaschine. Vor mehreren Jahren kam in Amerika eine neue Schneidmaschine, »The Undercut«, auf, bei welcher das Messer von unten nach oben schnitt. Im Anfang glaubte man damit einen grossen Fortschritt gemacht zu haben, man hat aber schon lange nichts mehr davon ge hört. Seit einigen Monaten bringt die Cincinnati Type Foundry (Schriftgiesserei) die in Nr. 75, Seite 2000 schon erwähnte, in unserer Abbildung dargestellte Schneidmaschine in den Handel, bei welcher das Messer still steht und das Papier von unten dagegen gedrückt wird. Bei der kleinen hier dargestellten Maschine wurde es am zweck mässigsten befunden, dass man das Messer an einem schrägen Arm des Gestells befestigte; die schräge Lage des Schlittens bewirkt auch die richtige Lage des Papiers. Bei grösseren Maschinen wird das Messer waagerecht gelegt und selbstthätig festgeklemmt. Das Papier ruht auf dem darunter befindlichen Schlitten, welcher mit der daran sichtbaren Kurbelstange nach innen zu gezogen wird, wobei das Papier gegen das Messer stösst und durchgeschnitten wird, üeber die einzelnen Theile der Maschine fehlt uns leider eine Erklärung, doch ist ihr Bau aus der Zeichnung in der Hauptsache erkennbar. Wir geben dieselbe wieder, weil es von Werth ist, alle auftauchenden Neuerungen zu kennen, ohne jedoch zu glauben, dass sie vortheilhafter arbeitet als unsere bewährten Maschinen mit niedergehenden Messern. Wir halten es für unrichtig, dass man die grössere, aus vielen Blättern bestehende Masse des Papiers bewegen will, statt das aus einem festen Metallstück bestehende Messer. Die Maschinen arbeiten meist am richtigsten, wenn sie die Arbeit der Hand-Werkzeuge möglichst nachahmen; — dies geschieht jedoch bei der hier be schriebenen Bauart nicht. Papierholz. Heber den Verbrauch des zur Papierfabrikation benöthigten Holzes hielt Herr Oberförster Müller in Biel vor der Jahresversammlung des Bernischen Forstvereins am 28. August einen interessanten Vor trag, welchem wir nach der »Schweizer Industrie- und Handelszeitung« Folgendes entnehmen: Redner wies nach, dass die ausgesprochenen Befürchtungen, die Holz stofffabrikation schädige die rationelle Waldwirthschaft und verführe zur Uebernutzung, unbegründet seien. Im waldreichen Jura und am Fusse desselben sind in den letzten Dezennien etliche Holzschleifereien und Zellstofffabriken entstanden, die, obschon von Manchen als neues, willkommenes Holzabsatz gebiet begrüsst und unterstützt, doch vielfach bei den Behörden und dem weiteren Publikum als neue, Wälder verwüstende Industrie verschrieen wurden, und theilweise noch sind. Diese letztere Stimmung kam dann auch zu verschiedenen Malen in wenig freundlicher Weise in der Presse zum Ausdruck. Des Försters Pflicht ist es nun, auf der einen Seite das neu er schlossene Absatzgebiet bestthunlich und nachhaltig auszunutzen und auf der andern die Behörden und das Publikum über das Verhältniss dieser Industrie zu den Waldungen aufzuklären. In Deutschland bestanden im Jahre 1890 534 Holzstoff- und 63 Zell stofffabriken, wovon auf Sachsen allein 293 Schleifereien und 8 Zellstoff fabriken fallen, die jährlich 454 000 kbm Nadelholz, und zwar meist Fichten holz, verbrauchen oder etwa 60 pCt. der jährlichen Derbholznutzung. Diese Holzmenge hat einen Werth von 5 Millionen M. 1 kbm lufttrockenes Holz giebt bei der Holzschleiferei bis 300 kg Holzschliff mit 10 pCt. Feuchtigkeits gehalt, oder etwa 50 pCt. des verwendeten Holzes. Bei den Zellstofffabriken stellt sich die Ausbeute von einem Festmeter Holz auf 180 kg oder 30 pCt. des Holzgewichts. Für Deutschland, besonders Sachsen, treten die Holz schleifereien und Zellstofffabriken als Holzverbraucher ersten Ranges auf. Nach eingezogenen Erkundigungen verarbeiten die Schleifereien und Zellstofffabriken des Bernischen Jura und des Kantons Solothurn jährlich etwa 45 500 kbm Nadelholz und 3500 kbm Aspen. Von letzterer Menge werden 2800 kbm aus dem Ausland bezogen, also beinahe die ganze Masse, so dass man diese Menge äusser Berechnung lassen kann. Untersuchen wir nun