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2276 PAPIER-ZEITUNG. No. 84. Büchertisch. Dampf, Kalender für Dampfbetrieb. Ein Hand- und Hilfs buch für Dampfanlagen-Besitzer, Fabrikleiter, Ingenieure, Techniker, Werkführer, Werkmeister, Monteure, Maschinisten und Heizer. Bearbeitet und herausgegeben von Richard Mittag, Ingenieur und Chef-Redakteur der Zeitschrift »Dampf«. Fünfter Jahrgang 1892. Mit einer Eisen bahnkarte und 176 Holzschnitten im Text. Dazu eine Beilage. Preis in Brieftaschenform, in Leder fein gebunden, nebst Beilage 4 M. Verlag von Robert Tessmer, Berlin SW. 19. Die Ausgabe für 1892 verdient die gleiche günstige Aufnahme, wie ihre Vorgänger. Der Kalender, welcher nach seiner Trennung in zwei Theile Raum für sehr viel technischen Stoff gewährte, ist auch im neuen Jahrgange mit zahlreichen Nachträgen versehen, ohne dass der allgemeine Charakter des Handbuches eine Aenderung erfahren hätte. Der Handlungsgehilfe und sein Chef. Von Dr. M. Haase, Rechtsanwalt, Syndikus des Verbandes Deutscher Handlungsgehilfen in Berlin. Hannover-Linden, 1891, Verlag von Manz & Lange, 1 M. 20 Pf. Das Thema, welches in dem vorliegenden, 96 Seiten umfassenden Oktavbändchen behandelt wird, gehört zu den interes santesten, welche im Gewerbsleben vorkommen. Alle die in der Papier-Zeitung abgedruckten Aufsätze über »unsere jungen Leute«, über Untreue und Bestechung im kaufmännischen Leben, die vielfachen an uns gerichteten Anfragen über Rechtsverhältnisse der Angestellten bekunden dies. Den kaufmännischen Interessentenkreisen wird es daher willkommen sein, in dem genannten Werk einen zuverlässigen Rath geber in allen Rechtsfragen kennen zu lernen, welche hinsichtlich der Beziehungen zwischen Handlungsgehilfen und Geschäftsinhabern auftauchen können. Der Verfasser behandelt zunächst die allgemeinen Rechtsgrundsätze mit Bezug auf die Handlungsgehilfen, erläutert den Begriff »Handlungsgehilfe«, die Pflichten und Rechte desselben, die Beendigung des Dienstverhältnisses durch Entschluss eines der beiden Theile, und geht dann zur Besprechung der einzelnen Arten von Handlungsgehilfen, des Lehrlings, des Reisenden, des Prokuristen und des Handelsbevollmächtigten über. Er hebt überall durch halbfette Schrift die maassgebenden Gesetzesbestimmungen heraus und erläutert deren Anwendung an zahlreichen interessanten Beispielen. Um auch unmittelbare Hilfe in den am häufigsten vorkommenden Lohnstreit fällen zu bieten, giebt er einige vollständige Klage-Schriftstücke. Ein ausführliches Sachregister erleichtert das Auffinden der gesuchten Punkte. Bilderbücher. Im Anschluss an die in Nr. 76, Seite 2032 be“ sprochenen Jugendschriften sandte uns W. Düms’ Verlag in Wesel noch eine Sammlung von Literatur-Erzeugnissen für die jüngste Generation der bücherbedürftigen Menschheit, — nämlich Bilder bücher — in verschiedenen Formaten, Ausstattungsarten und Preis lagen. Die Bilder darin sind fast sämmtlich sehr gut gezeichnet, meist von dem trefflichen Illustrator W. Schäfer, theilweise auch von Fedor Flinzer, und in frischen Farben sauber gedruckt. Die Namen der beiden Maler besagen schon, dass es sich nicht um Erzeugnisse der Neuruppiner Richtung handelt, sondern um ansehnliche Arbeiten, die auch ein Kunstfreund seinen Kindern unbesorgt in die Hände geben kann. Ihrer Eigenart wegen fallen die beiden von Flinzer illustrirten Bücher zuerst ins Auge. Das eine führt den Titel »Wilhelms Besuch im Zoologischen Garten«, und es ist das, was der Titel besagt, nämlich eine lustige Geschichte mit nicht minder lustigen Bildern. Der kleine Wilhelm ist ein Geistesverwandter des berühmten kleinen Moritz der Münchener »Fliegenden Blätter«. Er hat entschiedene Begabung zur Malerei, und sein heissester Wunsch, den Zoologischen Garten zu besuchen, wird von seinem Onkel erfüllt. Wilhelm besichtigt nicht allein Alles mit grossem Interesse, sondern skizzirt auch die wichtigsten Thiere. Diese Skizzen, die der kleine Künstler wahrscheinlich zu Hause ausgetuscht hat, erscheinen neben den formvollendeten Flinzerschen Bildern höchst ergötzlich und werden auch den »grossen« Kindern Freude machen. Das andere von Flinzer illustrirte Buch heisst »Der Geburtstag der Zwillinge« und stellt die Vorgänge am siebenten Geburtstage eines wohlerzogen Zwillings pärchens dar. Es ist in zwei Ausgaben vorhanden, von welchen die eine den lebhaften Unwillen der kleinen zerstörungssüchtigen Leute erregen wird, denn sie ist »unzerreissbar«. Von Schäfer illustrirt sind die »Bilder aus der Kinderwelt«, »Backe, backe Kuchen«, ebenfalls in mehr oder weniger zerreiss- liehen Ausgaben vorhanden, Kinderspiele und Soldatenbilder«, sämmtlich in Quartformat, ferner in Oktav: »Dornröschen«, »Schlaraffenland«, »Den lieben Kleinen« und Hurra! ein neues Bilderbuch, letzteres zum Fünfpfennigverkauf. Ein »Soldatenbach« in Quartformat ist von Tönsmann illustrirt, »Für kleine Leute« und »Hänsel und Gretel« von ungenannter, wohl weiblicher Hand. Die Ladenpreise bewegen sich zwischen 5 Pf. und 1 M. 80 Pf. Todsünden. Roman von Hermann Heiberg. Berlin. Ver lag des »Vereins der Bücherfreunde«. Der mehrfach erwähnte »Verein der Bücherfreunde«, dessen Geschäftsführer der Verlagsbuch händler Friedrich Pfeilstücker, Berlin W., ist, bietet mit dem vor liegenden Werk die erste Probe seiner Leistungen. In dem ansehnlichen Umfang von 24 Bogen, mit einer vorausgeschickten biographischen Notiz über Hermann Heiberg, sauber in Ausstattung, Druck und Papier, er scheint dieses Erstlingswerk sehr stattlich und lässt günstige Schlüsse auf den weiteren Erfolg der Vereins-Bestrebungen zu. Der Realist Heiberg, der seine Motive mit Vorliebe dem Leben der Gegenwart entnimmt, lässt den Vorgang, welcher hier geschildert wird, auf dem Lande in der Nähe Hamburgs sich abwickeln. Ein junger Adeliger, wenig zu ernster Arbeit veranlagt, glaubt Ansprüche auf ein grosses Gut zu haben, welches einer Verwandten zufiel. Er sucht, je nach Lage der Sache, diese Ansprüche durch Schmeichelei, Drohungen und Vorspiegelungen zur Geltung zu bringen. Nachdem ein Heirathsantrag, welchen er der Besitzerin des Gutes, der Wittwe eines Ingenieurs machte, abschlägig beschieden worden ist, gelingt es ihm, sich bei einer begüterten Nachbarfamilie einzuführen und durch die Vorspiegelung, dass er in kurzer Zeit Mitbesitzer des Gutes seiner Verwandten sein werde, auch die Hand der Tochter zu erlangen. Jetzt, nachdem sein Streben nach mühelosem Besitz Erfolg hatte, kommt seine wahre Natur zum Ausdruck. Unter seinem Einfluss ent wickelt sich auch bei der jungen Frau ein unnatürlicher Geiz und das Verlangen nach fremdem Besitz, der sie roh und hart gegen die Eltern und Umgebung werden lässt, bis sie selbst, nach Erkenntniss der wahren Eigenschaften ihres Gatten, der brutalen Rohheit desselben zum Opfer fällt, nachdem sie noch einem Sohn das Leben gegeben, v. d. Brecken, die Hauptfigur des Romans, sinkt nun in moralischer Beziehung immer tiefer und wird aus Habsucht zum Mörder seiner Verwandten. Nach Ausübung der That durch einen Pistolenschuss verwundet, endet er im Wahnsinn. Die in einzelnen Theilen sehr lebenswahre Erzählung lässt den Leser, der bald genug das Ziel der Handlung erkennt, ziemlich unbefriedigt. Es sind zu gewaltsame Mittel angewendet, und die Unwahrscheinlichkeit einzelner Vorgänge vermindert das Interesse. Immerhin ist der Roman, wie sich das bei einer Arbeit Heibergs von selbst versteht, lesenswerth. Der Roman ist vor dem Erscheinen in Buchform in Tageszeitungen und Zeitschriften abgedruckt worden. Das sollte vermieden werden, denn dadurch verlieren die Bände zweifellos an Werth. Des Buchdruckers beste Bezugsquellen. Herausgegeben von Wilhelm Möller, Faktor in Berlin. Verlag von Wilhelm Issleib, Berlin. Die Firmen, welche Bedarfsartikel für Buchdruckereien liefern, wurden nach Waarengruppen alphabetisch geordnet. Die Be zugsquellen für die wichtigsten Gebrauchs- und Verbrauchsgegenstände sind ziemlich erschöpfend aufgeführt, so z. B. die Schriftgiessereien, Ma schinenfabriken, Farbenfabrikanten. Wenig vollständig ist dagegen die Liste von Lieferanten kleiner und gelegentlicher Bedarfs-Artikel. So ist als Lieferant für Autotypie nur Paul Hennig (der keine eigene Anstalt besitzt), für Petroleum nur das Gutenberg-Haus, für Buch binder-Werkzeuge nur Thümecke, für Patentbuchstaben nur Doeschner genannt. Auch die Adressen von Papier- und Papierwaaren-Spezialisten sind sehr dürftig. So ist nur eine Kartonnagenfabrik aufgeführt, nur eine Fabrik für Eiskarton, nur eine für Folienpapier-Imitation, nur zwei für Goldschnittkarten. Das Buch scheint nicht gerade nach dem Grundsätze gemacht zu sein: »Nur wer zahlt, wird aufgenommen«, doch wurde eine Anzahl Firmen durch halbfette Schrift ausgezeichnet, und das scheinen diejenigen zu sein, welche Anzeigen aufgaben. Die Adressen nehmen etwa 30, die Anzeigen etwa 45 Seiten ein. Der Verfasser hätte sein hübsch ausgestattetes Werkchen erheblich voll ständiger machen können, wenn er mit einiger Aufmerksamkeit die Papier-Zeitung durchgesehen hätte. Dass es auch im gegenwärtigen Zustand gelegentlich nützen kann, soll nicht geleugnet werden. Bücher-Automaten. Die verschiedentlich von der Aktienge sellschaft für automatischen Verkauf aufgestellten Bücher-Automaten werden nach einer Verfügung des Ministers des Innern als buch händlerische Verkaufsstätten im Sinne des § 14 der Gewerbeordnung angesehen; die feilgebotenen Druckschriften unterliegen demnach der dort vorgesehenen Anzeigepflicht. Die polizeilicherseits gestellte An frage, ob die Aufstellung solcher Automaten zu verbieten sei, hat der Minister verneint. »Es wird genügen, wenn die Polizeibehörden den automatischen Vertrieb von Drucksachen überall aufmerksam überwachen, dafür Sorge tragen, dass die Automaten nicht zur Verbreitung von Schriften unzulässigen Inhalts benutzt werden, und allen Zuwiderhandlungen in geeigneter Weise entgegentreten. Diese Ueberwachung wird mit besonderen Schwierigkeiten nicht verknüpft sein.«