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Ko. 77. PAPIER-ZEITUNG. 2057 N euheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung. Um die Papier-Ausstattungs-Erzeugnisse von T hey er & Hardtmuth in Wien aus anderen herauszufinden, bedarf es für den Fachmann weder des bekannten Monogrammes T und H, noch der Bezeichnungen »Margaret Mill« oder »Vienna Manufacture.« Die Briefschachteln der Wiener Weltfirma tragen, mit ganz wenigen Ausnahmen, stets ein so bestimmtes Gepräge, dass man ihren Ursprung ohne Prüfung von Einzelheiten mit annähernd derselben Sicherheit feststellen kann, wie man z. B. beim Anblick von Illustra tionen der Fliegenden Blätter sofort sagt: die ist von Harburger, die von Flashar, jene von Hermann Vogel. Eine so scharf ausgesprochene Eigenart erreichen nur die Er zeugnisse derjenigen Häuser, in welchen eine kunstverständige Leitung an alle Arbeiten einen bewährten Maassstab anzulegen vermag, wo alle Mitarbeiter in der Erfüllung bestimmter Forderungen geschult sind, aller Schlichtheit der Ausführung eine in allen Theilen vortreffliche künstlerische Komposition. Hand in Hand mit der Deckel - Ausstattung geht die Wahl der Stoffe und Farben des Briefpapieres, der Form und Ausführungsart der auf demselben angebrachten Verzierungen. Die Firma weiss stets neue zarte Papierfärbungen zu ermitteln, deren Reinheit im Verein mit sachgemässer Behandlung des Papierstoffs auch den betreffenden Papierfabriken zur Ehre gereicht. Die Verzierungen, figurale, ornamentale und pflanzlich - natura listische, gehen über ein gewisses Maass an Grösse und Farbensättigung nicht hinaus, und auch von den bekannten Schmuckmitteichen, den Glimmerstäubchen und Perlchen, wird nur ein höchst bescheidener Gebrauch gemacht. Dagegen wissen die Mustermacher der Firma die Reize des Gold-Hoch- und Tiefdrucks, der Ausmalung goldig vorge druckter Stellen und all jene kleine Künste gut anzuwenden, welche den Zierbildchen den Eindruck des Glatten, Sauberen, Eleganten verleihen. Von neuen zarten Papierfarben sind unter den diesjährigen Neu heiten zunächst zu nennen: »Strawberry Note Paper« und und wo durch Zusammenwirken aller Kräfte unter ständiger Kontrolle jedem Erzeugnisse der Stempel einer gewissen Vollendung aufgedrückt wird. Wer mit Theyer & Hardtmuth’schen Erzeugnissen zu thun hatte, wird uns darin beistimmen, dass man von einem deutlich er kennbaren »Stil« dieser Kunstanstalt sprechen kann. Auch die diesjährigen Erzeugnisse der Firma zeigen diesen Stil. Es ist nicht ganz leicht, zu ergründen, worin das Eigenartige, das unverkennbar »Theyer & Hardtmuth’sche« steckt. Es sind verschiedene Einflüsse, welche die angedeutete Wirkung erzielen. Zunächst zeigt sieh an der Aussen - Ausstattung der Schachteln eine weitgehende, stets des Erfolges sichere Beherrschung von Schrift und Ornament. Was sind das für schöne, elegante Schriftformen, die z. B. bei Figuren 1 und 3 leicht und flott auf die Fläche geworfen sind! Amerikanischer Einfluss ist dabei unverkennbar, gepaart mit der hohen Sauberkeit, welche die Wiener Schrift-Lithographen und Kalligraphen auszeichnet, deren Arbeiten über Oesterreichs und Deutschlands Grenzen hinaus bekannt sind. Hand in Hand damit geht eine edle, bald strenge, bald freiere Ornamentik, die z. B. in Figuren 2 und 4 die Hauptrolle spielt und auf unmittelbaren Einfluss des trefflichen Ornamentisten Prof. Leopold Theyer in Graz hinzudeuten scheint. Ein solches Blatt, wie z. B. die Deckelzeichnung zum Hubertus-Briefpapier (Fig. 4) ist bei »Strawberry Cards.« Die »Erdbeerfarbe« ist hier stark verdünnt und nähert sich der warmen Farbe gebrannten Thons. Fig. 3 zeigt das Aussehen der Schachtel. »Mignonette Note Paper« ist ein sehr feines, zartgrünes Papier, wie das vorige ohne aufgedruckte Ver zierung, aber mit grün und silbern gemustertem Schnitt. Fig. 1 zeigt die Schachtel-Ausstattung. Ein ganz neues und interessantes Brief papier liegt in der Schachtel »Helianthus.« Dasselbe hat die tiefgelbe Färbung der Blüthenblätter einer Sonnenblume. Schwarze Bänder mit aufgedruckten goldigen Sonnenblumen halten die Briefbogen- Päckchen zusammen, und auch der Schachtel-Ueberzug zeigt auf dem schwarzen Kalbleder-Papier goldige Inschrift nnd goldige Sonnen blumen. Unverzierte Briefbogen von weisser und Elfenbein färbe sind in den beiden Schachteln »Extra thick Opaque« und »Westminster Paper« enthalten. Die englischen Aufschriften, welche überhaupt in der Sammlung eine grosse Rolle spielen, haben hier keine erkennbare Be ziehung zum Inhalt, der bei der ersten Schachtel aus sehr starkem, mässig geglättetem Papier von vorzüglichem Stoff, bei der letzteren aus dünnerem, elfenbeinfarbigem, stark geglättetem Briefpapier besteht. Beide Papiere eignen sich zum Gebrauch für Herren, deren bescheidene Ansprüche bei Papier-Ausstattungen gegenwärtig merkwürdig wenig berücksichtigt zu werden pflegen. »Westminster - Paper« hat eine