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während sie bei den Briefumschlägen schräg über die breite Ver- schlussklappe gelegt sind. Als weitere Ziermotive linden sich, meist auch auf dem Schachteldeckel wiederholt oder angedeutet: Tauben mit Myrthenzweigen, Rosen, Schwalben usw. Aussergewöhnliche Farben, Schachtelformen und Briefformate sind vermieden, so dass zwar keine verblüffenden Paradestücke geboten werden, -wohl aber eine sehr ansehnliche Auswahl der erfahrungs mässig gangbarsten Papier- Ausstattungs-Typen in hübscher Ausführung. Wunschkarten, Kalender und Christbaum- Dekorationen. Die neuen Muster von Otto Schaefer & Sehe ibe in Berlin S. zeugen von emsiger Thätigkeit während des verflossenen Arbeitsjahres. Ein unerbitterlicher Zwang, den die Käufer auf die Händler, die Händler auf Grossisten und Fabrikanten ausüben, verlangt immer wieder Neues; und da angesichts der grossen, an der Jahreswende liegenden Feste die Kauflust in den letzten Monaten des Jahres stetig wächst, in manchen Erzeugnissen sich sogar auf wenige Wochen zusammen drängt, muss den Verkäufern rechtzeitig Gelegenheit geboten werden, sich angemessen auszurüsten. Die Firma Schaefer & Scheibe ist pünktlich am Platze. Sie besitzt den Ruf besondrer Leistungsfähigkeit auf dem Gebiet der Klappkarten und der mit Seidenreliefs versehenen Prägekarten; und ihre neue Mustersammlung enthält in der That vor zugsweise Arbeiten dieser Art, ohne dabei andre Gebiete zu vernach lässigen. Die Klappkarten haben mehrfach, vielleicht beeinflusst durch die stark in Aufnahme gekommenen Stanzbücher, Atrappenform an genommen, d. h. sie zeigen im zusammengeklappten Zustand nicht eine rechteckige Karte, sondern einen den Umrissen entlang ausge stanzten Gegenstand, z. B. eine mit Edelweiss bekränzte Papierrolle, eine fliegende Brieftaube, eine Lyra, eine Zither u. dgl. Klappt man diese Karten auf, so zeigen sich höchst kunstvoll zusammengesetzte Kulissenbilder: Gärten, Landschaften, eine musizirende Mädchen gruppe vor einem Schweizerhäuschen, eine Wiedersehensscene vor einem sehr plastisch erscheinenden Landhaus von alterthümlicher Bauart usw. Eine sehr hübsche Gruppe bilden porzellanartig ausgestattete Rokoko- Karten, von welchen Fig. 1 eine stark verkleinerte Darstellung giebt. Einigemale ist die wirksame Ausführungsart zur Anwendung ge kommen, dass einzelne Theile aus der Mitte der Karte herausgestanzt wurden, bei einer Landschaft z. B. die Luft inmitten eines kreis förmigen Ausschnitts. Auch einfach ausgeführte zarte Glückwunsch karten und einige Scherzkarten sind vertreten. Von Kalendern finden sich vorzugsweise zwei Gruppen: Datum- zeiger mit farbigen, durch Schlitze geführten Bändern, und Block-Abreiss kalender auf hübschen, meist sehr eigenartigen Ständern. Die Datum- zeiger der ersten Art treten auf als Zither, Taube mit Brief, Cylinder- hüt, Oceandampfer, Schwalbenzug usw. Ueberall sind drei Bänder vorhanden, welche Tagesnamen, Tagesziffer und Monat angeben. Die Kalenderständer, welche sämmtlich mit steifem Fuss ausgestattet sind, zeigen u. a. eine Lampe in natürlicher Grösse, auf welcher ein Clown und eine Tänzerin, beide vorzüglich ausgeführt, Allotria treiben. Der Lampenfuss dient als Träger des Datumblocks. Ein andrer, ebenfalls künstlerisch schön ausgeführter Ständer stellt eine Tänzerin dar, die auf einen Stuhl gestiegen ist und, auf den Zehen stehend, einem riesigen Mondgesicht eine Nachtmütze über die Ohren zieht. Hier ist der Kalenderblock als Nachttischchen ausgebildet. Bei einer andern Ausführung (Fig. 2) erscheint er als Streichholz schachtel neben einem Cylinderhut, aus dem ein Kätzchen schaut. Die Christbaumdekorationen, eine von Schaefer & Scheibe erst vor einigen Jahren ins Leben gerufene Spezialität, stellen Engel, Engelköpfe, Tauben, das Christkind usw., theilweise als Figuren in stattlicher Grösse, dar. Sie sind meist prächtig ausgeführt, mehrfach mit Spruchbändern »Ehre sei Gott in der Höhe« verbunden und mit feinen Goldfäden zur Befestigung am Weihnachtsbaum versehen, dessen Schmuck zu erhöhen sie wohl geeignet sind. Handelskammer-Berichte. Hirschberg. Von 11 Papierfabriken des Bezirks sind Berichte ein gegangen, wonach im Jahre 1890 mit 1500 Arbeitern 15 Millionen Kilo Papier gefertigt worden sind, zum grössten Theile Zeitungspapier, das der Hauptsache nach aus Holzstoff besteht. Das Geschäft ist in den ersten 3 Vierteljahren recht flott gewesen, da die Nachfrage gross war. Im letzten Viertel des Jahres wurde ein allgemeiner Rückgang empfunden, der meist auf eine Ueberproduktion schliessen lässt. Derselbe wird vielfach auf die Konkurrenz Schwedens, des Landos des billigen Holzes und Holzstoffes, zurückgeführt. Die Preise wurden daher auf’s neue nach Möglichkeit gedrückt, was bei den ganz allgemein gestiegenen Arbeitslöhnen schwer zu tragen ist. Es bleibt noch zu erwähnen, dass im abgelaufenen Jahre ein neuer Artikel, das sogenannte »imitirte Pergament«, aus reinem Zellstoff bestehend, von einer Papierfabrik des Bezirks (Cunnersdorf) mit Erfolg eingeführt wurde. Im Papierhandel war der Geschäftsgang des Jahres 1890 nicht günstig, denn das massenhafte Angebot, welches durch Entstehung mehrerer neuer Firmen zu Tage trat, hatte ein weiteres Sinken der Preise und damit ein Zurückgehen des Reingewinnes zur Folge; nur durch Erweiterung des Ab satzgebietes gelang es, den Ausfall theilweise zu decken. Die durch zweijährige schlechte Strohernten hervorgerufenen hohen Strohpreise, sowie die bedeutend gestiegenen Kohlenpreise gestalteten sich für diesen Industriezweig zu einer wahren Kalamität. Hierzu kam, dass das Konkurrenz-Fabrikat »Holzzellstoff« noch weiter im Preise sank, so dass Strohzellstoff die theuren Herstellungspreise nicht nur nicht ausgleichen konnte, sondern zum Theil sogar selbst billiger sein musste. Das Erträgniss der hiesigen Fabrik sank daher im Berichtsjahre unter 0. Auch ein 10 wöchentlicher Stillstand wegen Umbaus beeinträchtigte die Fabrikation, die dadurch auf 510 000 kg zurückging. Die Arbeiterzahl beträgt un verändert 35. Holzzellstof erfreut sich gegenüber dem Strohzellstoff eines Grund stoffes — des Holzes — der, wenn auch allmälig im Preise steigend, doch nicht derartigen Schwankungen im Preise unterworfen ist wie Stroh. Dabei ist seine Herstellung billiger als die des Strohstoffs, und daher ist sein Preis, früher theurer als Strohstoff, nach und nach derart zurückgegangen, dass er gegenwärtig ganz bedeutend billiger verkauft wird als letzterer. Dies hat aber seinen Verbrauch ungemein gesteigert, und auch die hiesige Fabrik konnte ihre Produktion von 2 300 000 kg auf 2 900 000 kg im Werthe von 700 000 M. erhöhen, musste aber im Preise etwa 10 pCt. nachgeben. Die Zahl der Arbeiter blieb unverändert 300, und auch deren Lohn änderte sich nicht. Frankfurt a. 0. Die im Handelskammerbezirk befindlichen 2 Papier fabriken fanden für ihre Erzeugnisse im Jahre 1890 flotten Absatz. Die Neigung, geringwerthigere Papiere zu kaufen, kam noch immer durch Ver minderung des Durchschnittswerthes um etwa 11/, pCt. zum Ausdruck. Absatz nach dem Auslande war nur in geringem Maasse vorhanden, der Verbrauch im Inlande scheint jedoch stetig zuzunehmen, doch ist es fraglich, ob derselbe den weiter zu erwartenden Rückgang der Ausfuhr auszugleichen imstande sein wird. Die Arbeitslöhne mussten zum Theil erhöht werden, und die Zahl der beschäftigten Arbeiter ist entsprechend der Mehrer zeugung gestiegen. Zellstoff-Herstellung für den Verkauf an andere Papierfabriken hielt sich in der Höhe des vorjährigen Quantums, doch gingen die Preise dafür, trotz der höheren Holzpreise, um 5—8 pCt. zurück. In der Papierfabrik Pulverkrug wurde eine Einrichtung zur Herstellung von Zellstoff für eigenen Bedarf in Betrieb gesetzt. Sehr unangenehm wird der Frachtunterschied zwischen Holzstoffpapier und Druckpapier empfunden. Letzteres, welches fast auch nur aus Holz schliff besteht und auch kaum einen höheren Werth als Holzstoffpapier re- präsentirt, dagegen aber doch wesentlich ideelleren Zwecken als diesen dient, geht in Frachtklasse Tarif A I, während Holzstoffpapier nur Spezial-Tarif 1 bezahlt. Abhilfe wäre hier dringend erwünscht. Kassel. Die Papier- und Papierstofffabrik zu Niederkaufungen ist die einzige ihrer Art im Bezirk. Nach ihrem Bericht ist die Anzahl der be schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen, sowie die maschinelle Betriebskraft dieselbe geblieben wie im Vorjahre, ebenso die Produktion. Der Lohn hat sich für männliche Arbeiter um durchschnittlich 15 Pf., für weibliche um 5 Pf. täglich gegen das Vorjahr erhöht. Der Bericht begrüsst die Kanali sation der Fulda als Fortschritt und spricht die Hoffnung auf baldigen An schluss an das Telephonnetz der Haupthandelscentren, wie Dresden, Leipzig, Berlin, Hamburg, Hannover, Köln a. Rh. und Frankfurt a. M. aus. Sorau N. L. Die in dem Handelskammerbezirk bestehende, mit Anfang des Berichtsjahres erheblich vergrösserte Fabrik für Holzstoff und Leder pappe hatte regelmässigen und nicht unbedeutenden Umsatz, und zwar in braun gedämpftem Holzstoff und sogenannten Lederpappen, deren Preise jedoch um 20 pCt. infolge der Konkurrenz aus Schweden und Norwegen herabgedrückt sind. Es wird darüber Klage geführt, dass der Eingangszoll für skandinavische Waare nicht genüge, weil er zu einer Zeit festgestellt wurde, wo Holzstoff mit 662/3 pCt. Wasser eingeführt wurde, während in folge neuerer mechanischer Einrichtungen der Stoff jetzt beinahe völlig trocken eingeführt, wird. Der jetzige Zoll beträgt demnach nur 1/8 des ursprünglichen.