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Sulfitstoff-Dämpfe als Mittel gegen Schwindsucht. Wien, 4. September 1891. Aus dem in Nr. 67 enthaltenen Artikel »Zellstoff-Dämpfe als Mittel gegen Schwindsucht« habe ich erfahren, dass Ihr japanischer Korrespondent der Ansicht ist, dass die schweflige Säure bei Tuberkulose heilsame Wirkung herbeizuführen imstande ist. Ich theile nicht nur seine Meinung, sondern ich habe dies auch in einem im vergangenen Jahre im niederösterr. Gewerbeverein gehaltenen Vor trag ausgesprochen. Ich erlaube mir Ihnen einige Exemplare dieses Vortrages mit der Bitte zu übersenden, eines derselben gefälligst Ihrem Herrn Korrespondenten zu kommen lassen zu wollen, der sich gewiss freuen wird zu hören, dass auch in anderen Industriezweigen, wo mit schwefliger Säure gearbeitet wird, ähnliche Beobachtungen gemacht wurden. Vielleicht führen diese Beobachtungen dahin, dass sich auch ärztliche Kreise für diesen Gegenstand eingehend interessiren. Hochachtend Richard Reuter, Chemiker und Dozent am k. k. technolog. Gewerbe-Museum. * * * Die vorstehend erwähnte Schrift führt den Titel: »Beobachtungen über die Einwirkung der Blausäure und anderer Gase auf lungen- tuberkulöse Individuen nach den Ergebnissen industrieller Erfah rungen. Vortrag, gehalten im Niederösterreichischen Gewerbeverein am 8. Januar 1891 von Richard Reuter. Wien 1891, Verlag des Niederösterreichischen Gewerbevereins.« Der Verfasser geht darin von . einer Beobachtung aus, welche er während seiner fast dreissig jährigen Thätigkeit in galvanischen Anstalten gemacht hat: — dass nämlich unter den Arbeitern in solchen Werkstätten nicht mir keine Lungenkranken anzutreffen sind, sondern dass auch Lungenkranke, welche neu hinzukamen, bald Linderung und Besserung, unter Um ständen sogar Heilung verspürten. Er schrieb diese Wirkung der fortgesetzten Einathmung geringer Mengen von Blausäure zu, welche sich stets in Räumen entwickelt, wo wässerige cyankaliumhaltige Flüssigkeiten vorhanden sind. Dieselben werden durch die Kohlen säure der Luft derartig zerlegt, dass sich einerseits Pottasche bildet, welche in Lösung bleibt, während anderseits Cyanwasserstoff, also Blausäure, frei wird und in die Luft gelangt. Verfasser hatte bereits am 18. April 1890 vor dem genannten Verein auf diese Thatsache hingewiesen; seine Mittheilungen waren auch in die Tagespresse gedrungen, selbst ärztliche Kreise hatten sich für die Sache interessirt; die an den Verfasser gelangten Aeusse- rungen von dieser Seite glichen jedoch mehr Beileidskundgebungen als Zustimmungen. Nichtsdestoweniger verfolgte Reuter die An gelegenheit weiter. Er arbeitete kleine Apparate zur Erzeugung von Blausäuredämpfen aus, setzte sich mit einem älteren, der Sache wohl wollend gegenüberstehenden Arzte in Verbindung und plante eine Behandlung von 10 -12 Patienten in besonderen Zimmern. Dieser Plan kam aber nicht zur Ausführung, weil ein um sein Gutachten angegangener hervorragender Chemiker den Versuch für höchst ge fährlich erklärte. Reuter weist sodann darauf hin, dass auch bei andern an sich schädlich auf Organismen- einwirkenden Körpern eine günstige Wir kung auf tuberkelkranke Personen beobachtet wurde. Er erwähnt be sonders die schweflige Säure und giebt nachstehenden Brief wieder: Wien, 28. Dezember 1890. Hochgeehrter Herr Reuter! Bezugnehmend auf den von Ihnen im April 1. J. im Niederösterreichi- sehen Gewerbeverein gehaltenen Vortrag, »Ueber Ihre persönlich gemachten Erfahrungen bezüglich Heilbarkeit der Lungentuberkulose«, erlaube ich mir, Ihnen im Nachstehenden als weiteren Beitrag zu Ihren Erfahrungen meine eigenen Beobachtungen mitzutheilen. Schon vor etwa 15 Jahren, als die Herren Brüder Schneider in Neun kirchen a. St ihre Ultramarinblau - Fabrik in grösserem Style errichtet und in Betrieb gesetzt hatten, machte ich in meiner Eigenschaft als Beamter des benachbarten Eisenwerkes Ternitz die Beobachtung, dass Arbeiter, welche beim Stampfen des Quarzes beschäftigt waren, nach kaum 2 bis 21/2 Jahren derart lungenkrank und infolgedessen so arbeitsunfähig wurden, dass sie die an und für sich nicht sehr schwere, jedoch wegen des feinen Quarzstaubes sehr gesundheitsgefährliche Arbeit aussetzen oder ganz aufgeben mussten. Einige dieser sehr kranken .und herabgekommenen Arbeiter fanden nun in der vorgenannten Fabrik der Herren Schneider bei den Oefen, in welchen das Rösten des Caolins mit Schwefel zur Darstellung des Ultramarinblau vorgenommen wurde, eine für ihr körperliches Befinden nicht zu anstrengende Beschäftigung. Nun stellte sich hierbei die überraschende Erscheinung ein, dass diese laibsiechen Leute sich in den mit Schwefeldämpfen mehr oder weniger er füllten Räumen vor den -Oefen sehr rasch erholten, wieder den gewöhnten Appetit und noch vor Ablauf eines Jahres ihre frühere Gesundheit zurücker langten, während ihre Schicksalsgenossen von der Quarzarbeit her trotz gänzlicher Enthaltung von der Arbeit und beständigem Aufenthalte in ge sunder Gebirgsluft, regelmässig nach 1 bis 11/2 Jahren das Zeitliche segneten. Da nun die Quarzstampf-Arbeiter, trotz der ihnen genau bekannten Ge fahr für ihr Lehen, von den vorgeschriebenen und beigestellten Schutz- Mitteln nur gezwungen, bezw. nahezu garkeinen ''Gebrauch machten, so waren und blieben die Erkrankungen der Leute eine in ganz bestimmter Zeit eintretende Thatsache, zu deren Heilung ich keinen andern Rath wusste, als Herrn Schneider zu bitten, die armen Leute wenn möglich zur Ofen arbeit aufzunehmen und zu beschäftigen, was auch vielfach und jedesmal mit Erfolg geschehen ist. Wie mir aus den Mittheilungen des Herrn Georg Schneider bekannt ist, hat derselbe vielfach die Beobachtung gemacht, dass seine Ofenarbeiter über haupt gegen alle so häufig auftretenden Lungen-Affektionen, sowie er selbst, vollständig immun seien, und sich selbst ältere Leute, welche schon nach dem Ansehen von Laien als schwer lungenkrank bezeichnet wurden, nach regelmässig und täglich wiederholtem Aufenthalte in den mit den Schwefel dämpfen erfüllten Räumen bedeutend erleichtert fühlten und anscheinend gesund geworden sind. Thatsache ist es, dass selbst hartnäckige Schnupfen, Keuchhusten, Katarrhe usw., wie solche im Frühjahre und Herbst so häufig auftreten, durch Aufenthalt von wenigen Stunden in den erwähnten Räumen über raschend schnell aus der Welt geschafft werden. Indem ich noch hinzufüge, dass Ihnen Herr Georg Schneider weitere detaillirte Aufschlüsse in dieser Angelegenheit zu ertheilen in der Lage, ist, beehre ich mich zu zeichnen hochachtungsvoll ergebenst • Obertimpfler. * * * Reuter erwähnt ferner einen Fall, in welchem ein in hohem Maasse an Lungentuberkulose erkrankter Arbeiter, dessen Tage nach der Ansicht der Aerzte gezählt waren, die Bitte aussprach, bei der Schwefelsäure-Fabrikation verwendet zu werden, indem er nur dort Rettung erhoffe. Nach langem Zögern kam man seinem Wunsche nach, da man ihn doch für verloren hielt. Und siehe da, er erholte sich in kurzer Zeit und befindet sich heute, nach 15 Jahren, in der selben Fabrik vollkommen wohl und arbeitsfähig. In einer Schwefelsäure-Fabrik erzählte der dortige Werkführer, dass er schon als Kind von seinem Vater erfuhr, welcher in Rhein preussen auch in eine Schwefelsäure-Fabrik in Kondition gestanden, dass stets brustkranke Leute von weit und breit inhaliren kamen. Rieb. 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