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No. 74. PAPIER-ZEITUNG. 1967 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiterund Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Ein gesandte Werke finden Besprechung. Verleger- und Druckerzeichen. Von Paul Heichen. (Fortsetzung zu Nr. 72.) Ein schwebender Adler, der in den Krallen eine Bandrolle mit Monogramm hält (Fig. 149), ist das Signet der Schlesischen Buch druckerei, Kunst- und Verlagsanstalt zu Breslau. Begründet im März 1876 durch S. Schottländer, widmet sich die Handlung vor- nehmlich der Pflege der feinen Belletristik und des Zeit- -ü—7E—A- Schriften-Verlags. Die von 5 Paul Lindau geleitete Monats- "Fi11 Schrift »Nord und Süd« und die für breitere Schichten an gelegten Unterhaltungsblätter »Der Hausfreund« und »Der Berliner«, nebst den zu ihnen gehörigen Kalendern, finden alljährlich eine Ver breitung nach hunderttausenden von Exemplaren weithin durch Nord- und Mitteldeutschland. Hugo Steinitz in Berlin (feinere Belletristik, populäre Medizin und Wörterbücher) führt das erste der hier folgenden vier Mono gramme als Signet (Fig. 145). Das zweite (Fig. 146) gehört dem »Süddeutschen Verlags-Institut«, welches eine Reihe von illustrirten Lieferungswerken naturwissenschaftlicher, auch weltge schichtlicher Richtung gebracht hat, und die »Württembergische Landeszeitung« mit dem Witzblatt »Der Vetter aus Schwaben heraus- giebt. Das dritte (Fig. 147) gehört dem bekannten Wiener Verlag von Moritz Perles an, der neben einer reichen populärwissen- Fig. 145. Fig. 146. Fig. 147. Fig. 148. schaftlichen und Kalender-Literatur für den Buchhandel selbst durch sein »Adressbuch des östefr.-Ungar. Buchhandels« von besonderer Wichtigkeit ist. Das vierte Signet (Fig. 148) zeigt durch seinen soldatischen Zierrath die Verlagsrichtung an, die besonders in der »Unteroffizier-Zeitung« zum Ausdruck gelangt. Es gehört der am 1. Januar 1876 gegründeten Liebel’schen Buchhandlung in Berlin, die seit dem Tode ihres Pegründers, Dr. Carl Oscar Liebel (16. April 1887), im alleinigen Besitze des langjährigen Theilhabers des Verstorbenen, Herrn Ferdinand Weygold, ist. Die nächstfolgenden drei Signete (Fig. 150, 151, 152) gehören der jüngeren, aber im frischesten Aufblühen begriffenen Berliner Verlagsbuchhandlung Wilhelm Issleib. Die mit Buchdruckerei verbundene Handlung wurde 1880 gegründet und ist seit 1887 im Besitze von Gustav Schuhr. Sie entfaltet ihre Verlagsthätigkeit nach vier Richtungen hin: Zeitschriften- und dazu gehöriger Kalender- Verlag; Naturheilkunde und Gesundheitslehre überhaupt; Stenographie und allgemeine Belletristik. Von den Zeitschriften hat das humo ristische Wochenblatt »Der Dorf barbier«, zu welchem auch ein »Dorf barbier-Kalender« erscheint, binnen wenigen Jahren die stattliche Auflage von 50 000 Exemplaren erzielt. Der »Anzeiger für den Fig. 151. Kolportagebuchhandel«, von Bolm begründet und jetzt unter Leitung von Ad. Crüger, geht dem viertelhundertjährigen Ausgabe-Jubiläum entgegen. Der »Gesundheits-Kalender«, der illustrirte »Halt!-Werda!- Kalender« (Signet Fig. 150), der »Deutsche Bauern-Kalender«, die von dem bekannten Natur-Heilarzte Canitz geleitete »Gesundheits- Bibliothek« (Signet Fig. 151), eine von Landsberg herausgegebene Heft-Sammlung »Volksthümliche Philosophie«, eine »Sammlung von Gesetzes-Ausgaben, für das Volk bearbeitet«, sind weitere Unter nehmungen dieses Verlages. Einer nicht minder regsamen, ihren Absatz in weiten Ge bieten suchenden Handlung gehört das Signet Fig. 153, nämlich der seit 1875, erst zu Hamburg, jetzt zu Berlin bestehenden Firma C. Regenhardt. Ihre Haupt-Richtungen sind: Handelswissenschaften, Adressbücher und Geschäftskalender. Das Gebiet der Handelswissenschaften wird auch vom sprachlichen Gesichtspunkte aus gepflegt. Die von Dr. Löwe bearbeiteten »Unter richtsbriefe« für Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch bieten zu billigem Preise vorzügliche und — was für die Jetztzeit von ausserordentlicher Wichtigkeit ist — rasch fördernde Lernmittel. Regen- hardt’s »Geschäftskalender für den Welt verkehr« wandert alljährlich in etlichen zehntausenden von Exemplaren zu der Kaufmannschaft aller Länder und hat den verlässlich bearbeiteten Fach-Adressbüchern wesentlich zu ihrer raschen Einführung in die von ihnen berührten Kreise geholfen. Hoch oben im deutschen Norden, in dem wenig genannten, kaum mehr als 2000 Einwohner zählenden schleswig-holsteinischen Städtchen Garding, druckt, bindet und verlegt seit 1866 die Hand lung H. Lühr & Dircks (Fig. 154), ein weiteres Beispiel zu den in dem Artikel »Kleinverläge« (Pap.-Ztg. Nrn. 34 und 36) aufgezählten Druckereien, welche durch Pflege eignen Verlags aus kleinen Anfängen zu hoher Blüthe gelangt sind. Die »Eiderstädter Nachrichten« sorgen für den Verkehr im Druckorte selbst, der »Evangelische Gemeinde bote« pflegt kirchliche Gesinnung, der »Kalender für Schleswig-Holstein« sorgt für gemeinnützige Belehrung der kerndeutschen Bewohner dieser jungen preussischen Provinz. Im grossen Buchhandel ist die Firma vortheilhaft bekannt durch ihre schleswig-holsteinische Belle tristik, durch gute plattdeutsche Werke, durch Schriften über die nordischen Badeorte Sylt, Borkum, Norderney usw. Fig. 154. Fig. 155. Fig 156. Fig. 157. Der muntere Steinbock mit dem bezeichnenden Wahlspruch: »Immer bergauf« (Fig. 155) ist das Signet eines andern blühenden Provinz- Verlags, der 1842 gegründeten Handlung Friedr. Weiss Nachf. zu Grünberg in Schlesien, die seit 1. Juli 1879 im Besitze des Köngl. Geh. Kommissions-Rathes Hugo Söderström sich befindet. Das Nieder schlesische Tageblatt, die für die Interessen der höheren Schulen und des höheren Lehrstandes eintretenden Blätter für höheres Schul wesen«, die »Monatsschrift für Deutsche Beamte« und Das Deutsche Wollengewerbe«, das älteste, zweimal wöchentlich in Grossquart er scheinende Fachblatt für Textil-Industrie, geben ein ungefähres Bild von der ausserordentlichen Vielseitigkeit der Verlagsthätigkeit dieser Grünberger Handlung Eine andere Stadt Schlesiens, Leobschütz, ist die Wiege der seit 1870 zu Breslau ansässigen Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei von Carl Dülfer. Das Gründungsjahr derselben ist 1847. Ihre Richtung ist, wie schon das ernste Signet (Fig. 156) deutlich zeigt, eine streng kirchliche. Sie widmet ihre Thätigkeit, äusser dem Verlage von evangelisch-protestantischer Literatur, auch dem theolo gischen Antiquariat und geniesst in beiden Zweigen hohes Ansehen. An das Koberger’sche »BriefZeichen« (vgl. Papier-Zeitung Nr. 58, Seite 1505) erinnert das Signet Fig. 157, der Hallischen Firma G. Schwetschke'scher Verlag. Die mit ihr verbundene Buch druckerei gehört mit zu den ältesten der in Deutschland bestehenden. Sie wurde am 24. Oktober 1733 von Gebauer gegründet und kam 1820 in den Besitz von Karl Aug. Schwetschke, der 1783—88 Faktor der Druckerei der Wittwe Hemmerde, seitdem Mitbesitzer dieses Geschäftes war, das nun bis 1828 als »Hemmerde & Schwetschke«, hierauf mit dem älteren Sohne Karl Ferdinand als Theilhaber zeichnete, während die Gebauer’sche Buchdruckerei von dem zweiten Sohne, Dr. Karl Gustav, gest. 1881, weitergeführt wurde. Jetzt zeichnet ie Druckerei »Gebauer-Schwetschke'sche Buchdruckerei« und ist mit der 1828 gegründeten Schriftgiesserei »C. G. Schwetschke« und seit 1835 mit Stereotypie, neuerdings auch mit Lithographie und Holzschneiderei, Galvanoplastik und Buchbinderei verbunden. Der Verlag bewegt