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1938 PAPIER-ZEITUNG. No. 73. Ebenso haben die Flügeltheile, aus denen sie auslaufen, ausgeprägtere Gestalt erhalten. Die Technik des Modellirens ist folgende: Man lege das gefeuchtete und stets feucht zu haltende Leder mit der Rückseite auf eine glatte, ebene Unterlage, beginne das Modelliren mit dem Niederdrücken des Grundes und setze dies fort, bis der ganze Grund gleichmässig flach liegt und sich sämmtliche Ornamente möglichst scharf von ihm abheben. Hierauf modellirt man die einzelnen Ornamente, indem man stets vom Grunde her beginnt und von den Seiten aus gleichmässig nach der Mitte des Ornamentes zu fortschreitet. Dies ist insofern wichtig, als dadurch die Orna mente nach der Mitte zu gedrückt werden und daher kräftiger hoch steigen. Liegt die höchste Stelle nicht in der Mitte, sondern an den Seiten, so arbeitet man ebenso nach dieser hin und betrachtet sie als Mittelpunkt des Ganzen. Wie man dem Lederschnitt die künstlerische Vollendung giebt, lässt sich im allgemeinen ebenso schwer erklären, als man beschreiben kann, wie eine Landschaft gemalt wird. Einige Beispiele werden hier bessere Dienste leisten. Angenommen, es solle Fig. 10 modellirt werden. Fig. 8 ist das Schema zum Schneiden, Fig. 9 zeigt ungefähr, wie das Ornament nach dem Treiben und Niederdrücken des Grundes aussieht. Um es zu modelliren , nimmt man Modellirholz Fig. 4 und drückt oder vielmehr streicht vom Grund aus zuerst oben die Rundung allmälig in gewünschte Form, dann die zwei seitlich stehenden Blätter ebenso vom Grunde her. Ist dies geschehen, so fährt man mit Modellir ¬ holz Fig. 3 einige kräftige Züge unterhalb der runden Frucht, da. wo die oberen und unteren Blätter an einanderstossen, und giebt hier die nöthige Vertiefung. Dabei wird das Leder etwas nach oben und unten gepresst und gewinnt dort vollere Form. Nun modellirt man Bogengeradeleger. Die Buchdruckschnellpresse ist eine verhältnissmässig [voll kommene Maschine, aber sie vermag die höchste Aufgabe einer solchen noch nicht zu erfüllen: sie arbeitet nicht ganz selbstthätig. Menschenhände müssen das Papier einführen, und wenn man recht winklige, gerade geschichtete Druckbogen-Stösse haben will, muss mindestens von Zeit zu Zeit Jemand die vom Selbstausleger aus geworfenen Bogen zurechtschieben. Ueber den Stand der Versuche, das Einlegen selbstthätig zu bewirken, wurde in Nr. 53, Seite 1369 berichtet. Auch zum Gerade schieben der ausgelegten Bogen ist bereits eine Anzahl von Vor richtungen vorhanden, von welchen die Mehrzahl in unserer Patent- Abtheilung beschrieben wurde, und deren einige sich auch bewährt zu haben scheinen. Der neueste Bogen-Anleger wurde von Bachmann & Feustel in Chemnitz konstruirt, ist zum Patent angemeldet und arbeitet wie nachstehend beschrieben. Wenn die Auslegerstäbe einen Bogen abgelegt haben und zurück gehen, um einen neuen zu holen, wird durch ein einfaches Hebelwerk a ein aufrechtstehendes, auf der Unterseite mit Filz bekleidetes Lineal b von der Hinterwand des Auslegetisches her gegen den Papierstoss geschoben. An diesem hölzernen Lineal b ist ein zweites eisernes Lineal rechtwinklig, auf der rechtsseitigen Hälfte von b mittels der Klemme f verschiebbar, befestigt. Während somit Lineal b bei seiner Vorwärtsbewegung die Längsseite des Papiers auf voller Breite trifft, begrenzen zwei an dem kleinen Lineal befestigte verstellbare Anschläge den Stoss an der Schmalseite. Die Bewegung des durch die beiden-Lineale gebildeten rechten mit demselben Holz die oberen Blätter zunächst von unten nach oben, prägt ihre Rundung aus und bringt besonders die umgestülpten Spitzen kräftig zum Ausdruck, indem man die Spitze des Modellir- holzes an die unterschnittenen Spitzen setzt, damit am Schnitt hin fährt und die schräg nach innen geschnittenen Blattspitzen ein wenig aufstülpt. Ist das geschehen, so modellirt man die umgestülpten Blätter von oben her rund, giebt dann mit der Spitze des Modellir- holzes einige kräftige, die nach unten laufenden Blattrippen und Blattzusammenstösse markirende Striche, und modellirt dann auf ähnliche Weise die unteren Blätter nebst dem Stiele. Ist hierauf der Grund noch punzirt, so bekommt das Ornament das Aussehen von Fig. 10. (Fortsetzung folgt.) Reisekarten. Gewöhnlich pflegt man Reisekarten, um sie bequem tragbar und leicht benutzbar zu machen, in rechteckige Theile zu zerschneiden und dieselben mit entsprechenden, das Zusammenlegen erleichternden Zwischenräumen auf Leinwand aufzuziehen. Ist jedoch die auf diese Weise hergestellte Karte einigermaassen gross, so wird man bei ihrer Benutzung im Freien gewahr, dass diese Ausstattungsart in Wirklichkeit keineswegs vortheilhaft ist. Reisekarten werden für die meisten Zwecke besser zum Aufrollen um eine entsprechende Hülse eingerichtet, wobei ebenfalls vorheriges Aufziehen auf Leinwand von Vortheil ist. Die Kartenhülse wird auf der einen Seite mit einem Griff versehen und stets nur soweit entrollt, bis die gewünschte Kartenstelle hervorgekommen ist. Zum Aufrollen grösserer Karten kann sogar ein entsprechend eingerichteter Spazierstock ins Auge gefasst werden. Wer einmal gewohnt ist, mit derart gerollten Karten zu hantiren, wird sich kaum mehr mit den viel umständlicher zu behandelnden zusammenleg baren Karten befreunden. Zum Aufziehen der Rollkarten darf nur sehr dünne Leinwand verwendet werden. R. * * * Zusammengelegte Karten lassen sich bequem in der Rocktasche unterbringen, gerollte nicht. Da man gerade auf der Reise die Karte »bei der Hand« haben muss, nicht aber in der Reisetasche oder im Ranzen, ist es zweifelhaft, ob die empfohlene, an sich zweckmässige Einrichtung Vortheile bietet. D. Red. Winkels erfolgt nicht in gerader Richtung von hinten nach vorn, sondern ein wenig schräg nach der Mitte hin, sodass beide Schenkel eine Schubbewegung ausführen. Dies wird erzielt durch zwei an den Enden des hinteren Lineals b angebrachte, durch Winkelstücke mit dem Auslegetisch verbundene Scharniere e, welche bewirken, dass das Lineal zwar parallel der Längsseiten des Auslegetisches, aber mit einer Verschiebung von links nach rechts, nach Art einer Wippe, geführt wird. Nach beendetem Vorschub wird der bewegliche Winkel durch Spiralfeder d zurückgezogen. Als Anschlag an den beiden andern Seiten des Papiers dient eine Anzahl auf Schienen g verstellbarer, bei Thätigkeit der Vorrichtung aber feststehender Anschlagmarken. Der Druckbogenstoss wird somit bei dieser Vorrichtung nicht durch allseitig herangeführte Anschlagorgane geradegestossen, sondern von einem beweglichen 'Winkel in einen feststehenden hineingedrückt. Lieferungen werden ausschliesslich durch das Exporthaus Sene- felder (Fr. Krebs) in Frankfurt a. M. ausgeführt, welches die Allein vertretung für die ganze Welt erhielt. Bücherrecht. Defekt. Besitzt der Verleger keine tadellosen Exemplare des bestellten Buches mehr, so hat er dem bestellenden Buchhändler hiervon Mit- theilung zu machen; unterlässt er es, so ist er im Falle der An nahmeverweigerung zur Rücknahme verpflichtet. Stellt sich heraus, dass das gelieferte Exemplar defekt, d. h. nicht vollständig ist, so bleibt der Verleger innerhalb Jahresfrist nach dem Bezüge verpflichtet, den Defekt, d. h. fehlende Bogen, Tafeln usw. unentgeltlich sofort nachzuliefern oder das Exemplar umzutauschen. Ist der Verleger hierzu äusser Stande, so hat er das Buch, auch wenn es inzwischen etwa bereits für das Einbinden vorbereitet wurde, zurückzunehmen. Zum Ersatz des dem Sortimenter entgangenen Gewinnes ist er da gegen nicht verpflichtet. Die handschriftliche, vom Inhaber oder seinem Kommissionär eigenhändig unterzeichnete Bemerkung auf der Faktur:‘»Vor Absendung kollationirt« verpflichtet den Empfänger zu sofortiger Anzeige eines vorgefundenen Mangels und entzieht ihm das Recht späterer Beanstandung, (v. Biedermann, Recht für Urheber usw.)