Volltext Seite (XML)
Cylinder-Anfeuchtmaschine für Rollenpapier. Die Radebeuler Maschinenfabrik August Koebig in Radebeul- Dresden baut neuerdings eine Anfeuchtmaschine für Rollenpapier, welche wegen ihrer zweckmässigen und gedrängten Bauart die Be achtung der Papier- und Buntpapierfabriken zu verdienen scheint. Das Papier wird von der Rolle a über die Walze g nach dem Zinkcylinder c geleitet, auf welchem die Durchfeuchtung stattfindet. Dieselbe wird bewirkt durch die Bürstenwalze e, welche die nöthige Feuchtigkeitsmenge von der beständig in Wasser laufenden Kupfer walze f erhält. Zur weiteren Vertheilung der Feuchtigkeit auf der Papierbahn dient die auf dem Cylinder c hin- und hergehende breite Bürste d. Das nun in wirksamer Weise durchfeuchtete Papier wird nach Walze b zurückgeleitet und auf dieselbe aufgewickelt. An dieser Stelle können bei Bedarf Längsschneidemesser oder dcrgl. angebracht werden. Die Feuchtigkeitsmenge lässt sich durch einfache Stellvorrich tungen regeln. Ein Uebertreten des Wassers auf die Farbseite, welches für Buntpapier, Chromo- und Tapetenpapier sehr nachtheilig wäre, scheint ausgeschlossen zu sein. Der kurze Weg, welchen das Papier zurückzulegen hat, sowie die sehr gleichmässige Feuchtung ermöglichen gerades und faltenloses Aufrollen selbst bei vorher faltig gewesenem Papier. Maschinen dieser Art sind bereits in einigen der bedeutendsten Anstalten der Papierverarbeitung in Thätigkeit, so z. B. bei Gustav Najork und A. Bergmann & Co. in Leipzig, bei Krause & Baumann in Dresden usw. Auch in der Radebeuler Fabrik selbst kann eine solche Maschine in Thätigkeit besichtigt werden. E. The Queen’s Stationery Office. »The Queens Stationery Office« heisst, wie uns jedes Wörterbuch lehrt, »Schreibwaaren-Amt der Königin«, und so nennt man in London ein grosses, nüchtern aussehendes Haus in Prince Street, das nach Ansicht der meisten Londoner gewaltige Mengen von Briefbogen und Umschlägen, Tinte, Federn, Heftzwirn, Radirgummi, Blau- und Blei stiften und allen den anderen nützlichen Gegenständen enthält, deren sich die »Schreiber der Königin in den unzähligen Kanzleien der Post-, Telegraphen-, Gerichts- und sonstigen Aemter bedienen. Im Volke, d. h. in den unteren Klassen, hat man einen etwas unsicheren Begriff über diese Anstalt, und Viele betrachten dieselbe wohl als ein Geschäft, dessen Chef die Königin Victoria ist, wie ja auch nicht Wenige allen Ernstes glauben, dass die Einkünfte aus allen den staatlichen Anstalten in die Kasse Ihrer Majestät fliessen. In Wirklichkeit ist die Stationery Office eine gewaltige Nieder lage, in welcher nur der allergeringste Theil aus dem besteht, was man im allgemeinen als Schreibwaaren bezeichnet, wo die staatlichen Anstalten ihren Bedarf anmelden, und von wo aus die Lieferungen auf dem Submissionswege an die Fabrikanten von Papier, Bleistiften, Federn usw., an Drucker, Buchbinder und andere Gewerbetreibende, vergeben werden. Bei einer Gelegenheit, wie der letzten Volkszählung, wird es in Prince Street besonders rege. Damals bestellte der General-Registrar alle zu der Zählung nöthigen Bücher und Formulare; Listen allein brauchte man mehr als zehn Millionen. Dieselben wurden aus eigens zu diesem Zwecke hergestelltem Papier gemacht, und es waren fünfundzwanzig vierspännige Lastwagen nöthig, um die Menge nach der Zentralniederlage zu befördern. Die Beschaffenheit der zu ver wendenden Stoffe bestimmt das Office, und der gangbaren Sorten sind viele. Noch vor vierzig Jahren hatte man deren ungefähr 100, und sie genügten den verschiedenen Ansprüchen des Landes. Vor vier Jahren gab es 260 bis und 270, in seinem letzten Bericht er wähnt der Kontrolleur 365,000 Ries, die aus 350 verschiedenen Arten Papier bestanden. Sobald ein Fabrikant seine Waare abliefert wird dieselbe der genauesten Prüfung unterworfen, zu welchem Zwecke Fachleute und Chemiker angestellt sind. Von den vorge nannten 365,000 Ries wurden 30,000 als nicht vertragsmässig geliefert, zurückgewiesen, und bei 12,000 Ries machte man wesentliche Abzüge. Das unscheinbare Haus in Prince Street allein würde nicht sehr bedeutende Vorräthe zu halten vermögen, schlössen sich nicht an seine Rückseite gewaltige Lagerhäuser an, mit denen es zusammen ein grosses Viereck bildet. Der Fremde, der diese Stätte betritt, glaubt sich in einem papiernen Labyrinth zu befinden und kann, zwischen endlos scheinenden Papieralleen und schmalen Gängen hin durch, treppauf und treppab wandern, bis er ermüdet anhält und sich sagt, dass es ein vergebliches Bemühen wäre, »der Königin Schreibwaaren« im ersten Anlauf besichtigen zu wollen. Vom Anfang bis zum Ende hat er seinen Weg durch todte Mauern von auf einander gethürmtem losem oder geheftetem Papier zu machen, vor bei an massiven Pfeilern von Parlamentsakten, an Bergen von nauti schen Almanachs, an Schobern von Parnell - Kommissions-Berichten, an Barrikaden von Staats- und anderen Karten, an dräuenden Festungswällen von Verhaftsbefehl-und Klageformularen, an grimmen Reihen von Staatsanwaltschaftspapieren und an einer Unmenge anderer Dinge. Von der Stationery Office gelangen alle Verordnungen, welche die verschiedenen Behörden erlassen, alle Post- und Telegraphentarife und eine grosse Menge von Büchern mannigfachsten Inhaltes in die Hände des Volkes. Da giebt es Druckschriften, die fünf oder zehn Pfennige, und andere, die eben so viel oder noch mehr Mark kosten. Unter letzteren befindet sich der Bericht von Ihrer Majestät Schiff »Challenger« über die Ergebnisse seiner Tiefsee-Untersuchungen. Ein launiges Geschick hat gewollt, dass dieses Werk oder wenigstens ein Theil ein feuchtes Wassergrab fand, aus dem es wieder auferstand und als wirklicher Augenzeuge nun von dem berichtet, was es da gesehen. Als nämlich die Büchersendung von Leith, wo die Her stellung stattfand, mittels Dampfer nach London gebracht werden sollte, wurde das betreffende Schiff von einem anderen in den Grund gebohrt. Nach mehreren Wochen gelang es, dasselbe wieder zu heben, und man verstand es, die gänzlich durchweichten Bände wieder so herzustellen, dass sie verkäuflich sind. Der Werth der bis jetzt er schienen Bände ist 88 000 Lstr., doch ist das Werk noch nicht voll ständig. Ferner findet sich in Queens Stationery die neue Auflage des »Doomsday Book«, welches zu 20 Lstr., und »die Landesver messung vom Sinai«, die zu 22 Lstr. verkauft wird. Einen Begriff von der Bedeutung dieser Anstalt kann man sich machen, wenn man vernimmt, dass dieselbe, abgesehen von den Parlamentsakten und Patentbeschreibungen, Verlegerin von mehr als 200 000 gegenwärtig vorräthigen Büchern, Land- und Seekarten usw., und so wahrschein lich das grösste Verlagsgeschäft der Welt ist. Alle die staatlichen öffentlichen Anstalten im Vereinigten Königreich und viele andere nicht öffentliche, wie das Stallmeisteramt, das Haushaltamt des Prinzen von Wales und sonstige mehr, entnehmen ihren Bedarf in Prince Street und bezahlen für das, was sie empfangen, wie in jedem anderen Geschäfte. Die Zahl der Staatskanzleien und Aemter aller Art, die regelmässige Kunden Ihrer Majestät sind, beläuft sich auf mehr als 300 einschliesslich des Post- und Telegraphenamtes, des Kriegsministeriums usw. Hier und da kommt auch ausnahrasweiser Bedarf vor, wie z. B. in dem schon erwähnten Falle einer Volks zählung. Der beste Abnehmer ist der General - Postmeister. Im Jahre 1889 brauchte er äusser andern Dingen 313 Millionen Telegramm formulare, und von Prince Street aus bewegt sich stets ein ununter brochener Papierstrom nach dem Hauptpostgebäude. O. W. Zwei Dinge sind schädlich für jeden, Der die Stufen des Glücks will ersteigen: Schweigen, wenn’s Zeit ist zu reden; — Reden, wenn’s Zeit ist zu schweigen.