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1848 PAPIER-ZEITUNG. No. 70. Buchgewerbe. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Verleger- und Druckerzeichen. Von Paul Heichen. (Fortsetzung zu Nr. 68.) VIII. Ein zur Sonne auffliegender Adler, der in den Fängen eine offene Papierrolle mit den Anfangsbuchstaben lies Finna-Namens und dem Spruche: »Vincit veritas« (die Wahrheit siegt) hält, ist das Wahr zeichen der vorwiegend wissenschaftlichen Verlag pflegenden Hand ¬ lung Duncker & Humblot in Berlin (Fig. 118). Sie wurde im Jahre 1808 unter Ankauf der 1798 von H. Frölich zu Berlin errichteten Handlung von Karl Fr. W. Duncker und Peter Humblot begründet. Am 1. Januar 1866 übernahm Carl Geibel jun. die Handlung und verlegte ihren Sitz nach Leipzig, wodurch diesem Platz ein gewichtiger Zuwachs an wissenschaftlichem Verlag erwuchs. In den Fächern der Geschichte, der Politik, der Rechts- und Staats wissenschaften und der politischen Oekonomie nimmt die Handlung Duncker & Humblot einen sehr hohen Rang ein; Heinr. Leo (»der Löwe von Halle«), Preuss, Varnhagen, Beitzke, Wachsmuth, Riemer, Zelter, vor allen aber Leopold Ranke und Hegel sind die gefeierten Verfasser von Verlagswerken derselben. Von schönwissenschaftlichen Schriftstellern brachte sie die Werke von Willibald Alexis und Ludw. Rellstab. Kugler’s »Handbuch der Malerei«, Max Duncker’s »Geschichte des Alterthums«, die Becker'sche »Weltgeschichte«, die »Jahrbücher der deutschen Geschichte« und »des Deutschen Reiches«, die auf 20 Bände berechnete »Allgemeine deutsche Biographie«, Peschel's »Abhand lungen zur Erd- und Völkerkunde« sind einige von den weiteren Unternehmungen des von seinem jetzigen Besitzer mit ausserordent licher Thatkraft geführten Verlags. In den letzten Jahren hat der Verlag einen hervorragenden geschäftlichen und literarischen Erfolg mit Herausgabe prächtiger Reisewerke (mit Szigmondi’s »Alpen« be ¬ gonnen) erzielt. Der mit der Krone geschmückte Adler, in den Fängen eine Trompete, im Schnabel einen Eichenkranz haltend, ist das Signet der 1745 gegründeten Buch- und Antiquar-Handlung von Gräfe & Unger zu Königsberg i. Pr. (Fig. 119.) Dieselbe befindet sich seit 1. Januar 1878 im Besitze der Herren Richard Dreher und Botho Stürtz und wurde von diesen mit einer Lehrmittel-Aus- Fig. 119. Stellung verbunden, die sich reger Theilnahme seitens der ostpreussischen Schulen erfreut. Den gekrönten Adler als Sinnbild der Macht und Stärke, im Verein mit dem Hahn, als Sinnbild von Klugheit und Wachsamkeit, führt als Signet die Kgl. Preussische Hofbuchdruckerei von Tro- witzsch & Sohn zu Berlin und Frankfurt a. 0. Die beiden Wappenthiere tragen, bezw. stützen den Monogramm-Schild, auf dem ein mit Pfauenfedern geschmückter Stechhelm ruht (Fig. 120). Den flugbereiten Adler führt die seit 1883 zu Berlin bestehende Firma »Fischer’s medizinische Buchhandlung H. Kornfeld F‘g. 120. (Fig. 121). Die von ihr herausgegebenen fach wissenschaftlichen Blätter Fortschritte der Medizin«, »Zeitschrift für Medizinalbeamte«, ist Das vom briefe«, Villatte worden. Fig. 123. Sanders Signet der Verlags-Firma J. Diemer in Mainz, Fig. 124, Kupferstecher Peter Halm in München ziemlich skizzenhaft unter der Aera Falk mit dem Ehrenprädikat »Professor« ausgestattet wurde. und Hoppe sind »Standard Works« allerersten Ranges ge- Für ihre innere Gediegenheit spricht wohl am deutlichsten die Thatsache, dass ihr Verleger vom preussischen Kultusministerium mehrfach. Drei Hände, über der im Luftmeer schwimmenden Erdkugel in einander gelegt, deuten auf die sprachlichen Beziehungen der Länder England, Frankreich und Deutschland hin. Das Signet (Fig. 123) mit dem Buchstaben »L« und dem Spruche »Ohn’ Fleiss kein • Preis« ist dasjenige der seit 1856 ans den be scheidensten Anfängen zu bedeutender Grösse herausgewachsenen Langenscheidt’schen Verlagsbuchhandlung zu Berlin. Die französischen und englischen »Unterrichts- Deutsche Sprache«, die Wörterbücher von Sachs- »Berliner Klinik«, »Fortschritte der Krankenpflege«, »Zeitschrift für Heilkunde« erfreuen sich hohen Ansehens. Zwischen den Anfangs buchstaben auf dem vom Wappenvogel gehaltenen Schilde schwebt der Aeskulapstab. Das Spruchband trägt die Worte: »Nunquam retrorsum« (niemals zurück). Ein fliegender Adler, der in den Fängen ein Band mit den Buch staben C. D. und dem Gründungsjahr hält, ist das Signet der Berliner Verlagshandlung Carl Duncker (Fig. 122). Sie befindet sich jetzt im nämlichen Besitze wie die vorgenannte Fischer’sche Handlung. Die Hand findet sich unter den Verlagszeichen der Gegenwart Q (* F g. 124. gezeichnet. Don Hintergrund bildet eine Ansicht von Mainz; der Vordergrund zeigt in der Mitte ein Schild mit Rad aus dem Mainzer Stadtwappen, seitlich begrenzt von allegorischen Kinderfiguren. Ein ineinander verschlungenes Händepaar (Fig. 125) führt als Signet die der Pflege von Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen gewidmete Handlung von Hugo Voigt in Leipzig, seit 9. No vember 1887 im Besitz von Paul Moeser. Ihre Verlagswerke »Land- wirthschaftliche Umschau«, Fühlings »Landwirthschaftliche Zeitung«, Moellers »Deutsche Garten-Zeitung« und die von Laemmerhirt heraus gegebene »Zeitschrift für Obst- und Gartenbau« haben sehr weite Ver breitung über Deutschland und Oesterreich gefunden. Fig. 125. Fig. 126. Das Haupt Johannis des Täufers auf einer Schüssel, dem Breslauer Stadtwappen entnommen, mit dem Spruche: »Ich wag’s, Gott ver-