Volltext Seite (XML)
No. 70. PAPIER-ZEITUNG. 1843 Eine ideale und reale Beziehung zugleich ist der Umstand, dass der Fusiyama gewissermaassen einer der besten Kunden der japa nischen Papierhändler ist. Denn über diesen Vulkan wurde schon mindestens ebensoviel geschrieben, als über Göthe’s Faust; freilich lässt das den schneebedeckten Riesen ganz kalt, und wie Göthe’s Geist aus olympischen Höhen mitleidig lächelnd herniedersieht auf die Zwerggestalten seiner Ausleger und Erklärer, so schaut das gigantische Haupt des Fusiyama ernst und kalt hernieder auf das grosse kleine Heer seiner Bewunderer. Nichts destoweniger muss er es sich ge fallen lassen, dass sein Bild allüber all in Japan auf Luxus- und Ge brauchsgegenständen prangt, dass selbst Briefbogen, Briefumschläge und Marken seinBildnis tragen,’dass er mit einem Wort das Wahrzeichen, das Symbol für ganz Japan bildet. Der Fusiyama in seiner mächtigen, wunderbar regelmässigen Kegel gestalt ist aber auch eines von jenen Naturwundern, welche man wie das unendliche Meer in seiner Majestät immer und immer wieder kann; und es ist daher nicht zu verwundern, dass die japanischen Dichter aller Jahrhunderte nicht müde wurden in der poetischen Verherrlichung ihres gigantischen Idols. Auf die realen Beziehungen des Fusiyama zur Papiermacherei habe ich schon in einem früheren Berichte (Nrn. 33 und 34 d. P.-Z.) hingewiesen. Dieser Vulkan ist eben nicht nur ein guter Kunde, er ist auch ein guter, ein unerschöpflicher Lieferant, und so liefert er aus den unabsehbaren Anpflanzungen auf seinen Abhängen alljährlich Kiefer und Fuji-Berg. Nach Isai. mit neuem Vergnügen betrachten »Die drei Weissen«: Der Fusiyama, Kranich und Kiefer im Schnee. Nach den »Hundert Fuji-Landschaften« des Hokusai. grosse Mengen' der vorzüglichen japanischen Faserrinden in die Papier macherwerkstätten, welche an seiner Basis verstreut liegen. Die nach ihm benannte Fuji-Papierfabrik, in welcher ich eben diese Zeilen niederschreibe, verdankt ihm fast alles. Die mächtigen Quellen an seinem Fusse vereinigen sich zum Urigawaflusse, welcher die ganze Anlage betreibt, und seine ausgedehnten Waldungen liefern das Roh material für die Holzschleife und Zellstoff-Anlage der Fabrik. Selbst den Grund und Boden, auf welchem letztere steht, hat der Fusiyama hergegeben, denn alles ist hier Lava, welche von den Ausbrüchen vergangener Jahrhunderte herrührt. Nur die oberste Erdschicht ist fette schwarze Humuserde, entstanden aus verwitterter Lava und ver wester untergegangener Vegetation. Dieser fruchtbaren Erde ent sprosst eine reiche, üppige Flora, so dass der ganze Fujigori-Distrikt einem einzigen ungeheuren Garten gleicht. In jüngster Zeit entströmen den beiden Kratern des Fusiyama wieder mächtige Dampfwolken, der Boden ist an weiten Stellen des Vulkans siedend heiss, der Schnee ist dieses Jahr viel rascher abge schmolzen, als im Vorjahre, — alles Anzeichen, dass es sich in seinem Inneren wieder regt, dass die alte Gluth noch nicht erloschen ist. Will der alte, schlafende Riese wieder erwachen, um alle seine eigenen blühenden Werke in furchtbarem Grimm zu zerstören? — Vielleicht bringt schon die nächste Zukunft die Antwort auf diese Frage. Sollte wirklich eine Katastrophe eintreten und ich mit heiler Haut davonkommen, so werde ich mir gestatten, wieder. hierüber zu berichten. Emil Nemethy. Die Abbildungen zu vorstehendem Aufsatz sind dem Werke »Kunst und Handwerk in Japan« von Dr. Justus Brinckmann, Verlag von R. Wagner in Berlin, mit Genehmigung des Verlegers entnommen. Schwefel und Schwefelkies. Aus Schweden, 22. August 1891. Da der Preis des Schwefels immer steigt, während der Bedarf an Sulfit stoff abnimmt und der Preis fällt, müssen wir hier in Schweden in nächster Zeit unsere Lager von Schwefelkies zur Benutzung horanziehen. Die Frage ist nur, wie man die für den Stoff schädlichen Bestandtheile, namentlich den Gehalt an Arsen und Selen ohne zu grosse Kosten abscheiden soll. Warum wird mit Schwefelkies-Gas bereitete Kochlauge reicher an Schwefelsäure als die mit Schwefel-Gas bereitete? Ich glaube, dass dieser Ueberschuss an Schwefelsäure bewirkt, dass die Masse von solcher Lauge nicht so gut gebleicht wird, wie die mit Schwefelgas-Lauge bereitete. Unser Schwefelkies hat bei Untersuchung ergeben: Eisen 44,22% Zink 1,11% Blei 0,08% Nickel Spuren Arsen „ Selen „ Schwefel 44,30% in Säuren unlöslich .... .... 9.36 % Summa 99,42% Ist dieser Kies zweckmässig? Wird derselbe in den Oefen gar zu viel zusammenkitten? Wie soll man Arsen und Selen abscheiden, damit der Stoff nicht röthlich wird? Kann man nicht einen Ueberschuss an Kalkmilch oder so etwas zusetzen, damit die Schwefelsäure nicht den Stoff färbt.? * * * Wir bringen vorstehende Frage an dieser Stelle, weil sie eine ge eignete Fortsetzung der Aeusserungen von B. Dropisch und Dr. A. Frank in Nrn. 41 und 47 bildet. Wir halten es nicht für möglich, Arsen und Selen in so einfacher und billiger Weise abzuscheiden, dass die Kosten nicht den Nutzen aufwiegen, welche durch Verwendung von Schwefelkies statt Schwefel erzielt werden soll. Wir halten eine solche Abscheidung auch nicht für nöthig, da diese Bestandtheile nach bisherigen Erfahrungen, soweit uns dieselben bekannt geworden sind, keine schädlichen Wirkungen gezeigt haben. Ueberdies enthält der in Rede stehende Kies nur Spuren von Arsen und Selen! Der Schwefel des Schwefelkieses kommt in den Kiesöfen mit viel grösseren Luftmengen, also mit viel mehr Sauerstoff zusammen, als reiner Schwefel zu seiner Verbrennung bedarf. Durch die Gegen wart so grosser Sauerstoffmengen, vielleicht auch infolge der im Kies ofen herrschenden höheren Temperatur und anderer Nebenumstände findet die entstandene Schwefligsäure Gelegenheit, sich durch Auf nahme von Säure zu Schwefelsäure zu oxydiren, die dann auch in die Lauge gelangt und wahrscheinlich das Bleichen beeinträchtigt. Kies von obiger Zusammensetzung, mit 44 pCt. Schwefel scheint uns sehr geeignet zur Erzeugung von Schwefligsäure. Der Gehalt an Zink wird sich jedoch unangenehm erweisen, da das Zink in den Rückständen oder Abbränden bleibt und diese zur Verhüttung untauglich macht. Der grosse Eisengehalt des entschwefelten Kieses würde diesen zur Verwendung in Hochöfen sehr geeignet machen, wenn nicht jede Zugabe von Zink im Hochofen vermieden werden müsste. Die Abbrände solcher Kiese sind sehr lästig, weil sie an der Luft vom Regen ausgelaugt werden und mit den aus ihren Schwefelresten usw. entstehenden Säuren das Erdreich vergiften. Das Wegschaffen der Abbrände kann bei ungünstigen Verhältnissen recht kostspielig werden. Jeder Zusatz von Kalk oder anderem Alkali, den man zur Beseitigung der Schwefelsäure an wenden wollte, würde auch schweflige Säure neutralisiren und mehr schaden als nützen. Wir bitten um Aeusserungen erfahrener Fachgenossen. D. Red.