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No. 65. PAPIER-ZEITUNG. 1701 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Verleger- und Druckerzeichen. Von Paul Heichen. (Fortsetzung zu Nr. 63.) Das Signet der ebenfalls in Berlin ansässigen Handlung Tlieod. Christ. Friedr. Enslin (Richard Schoetz) zeigt als Helmkleinod die Gestalt einer Bäuerin mit Sichel und Kornähren in den Händen, Fig. 72. kennzeichnet also ebenfalls die landwirth- schaftliche Richtung, welche hier in ihren - Sonderzweigen: Milchwirthschaft und Thier- 4 arzneikunde vertreten ist. Der Schild zeigt im untern Felde die gleiche Aehrenfigur, welche die Bäuerin oben hält, im obern • Felde drei Sterne (Fig. 72). Den Säemann im Felde mit dem Namens- 73 zuge GH darüber und dem flatternden lg ’ Fig. 74. Fig. 75. des Firma-Namens, die bei richtiger Stellung an Schönheit und Ver ständlichkeit kaum eingebüsst haben dürften. telligenten Verleger noch Die »philatelistische« etwas Neues schaffen lässt. Richtung ist durch das Verlagszeichen von Ernst Heitmann (Fig. 75) in Leipzig vertreten. Die Thätigkeit dieser Handlung beschränkt sich vorläufig auf die Heraus gabe von gut eingerichteten Briefmarken- Albums, die sich auf dem Büchermärkte grosser Beliebtheit zu erfreuen haben. Eigenthümlich wirkt im Schilde die ver kehrte Stellung der Anfangsbuchstaben der linke ein aufgeschlagenes Buch, auf welchem ein Merkurstab ruht, während auf dem rechten ein mit geblähten Segeln fahrendes Schiff erscheint. Zwischen beiden Schilden hockt auf einer Waage das alte Buchhandels-Sinnbild, die Eule. Unter der Waage zieht sich das Spruchband »Wissen ehrt, Können nährt« hin. Teber der Welt kugel erhebt sich der Handelsgott der Alten, Merkur, mit dem geflügelten Stab in der einen, dem gefüllten Beutel in der andern Hand und dem geflügelten Reisehut auf dem Spruchbande mit der Inschrift »Deo juvante« (mit Gottes Hilfe) führt gleich der Parey'schen Handlung die süddeutsche Handlung Georg Hertz in Würzburg (Fig. 73). Das nächstfolgende hübsche Signet (Fig. 74) weist auf handeis wisse n s c h a f 11 i c h e V erlagsthätigkeit hin. Es zeigt in der Mitte eine Weltkugel, an welche zwei Schilde gelehnt sind. Von ihnen trägt Kopf. Das Signet gehört dem »Verlag für Sprach- und Handels wissenschaft«, 1889 von Dr. Paul Langenscheidt in Berlin durch Ankauf des Verlags von Julius Maier in Stuttgart begründet und im regen Ausbau begriffen. Von den jüngsten Veröffentlichungen dieses Verlags verdient, weil für die kaufmännischen Leser der Papier-Zeitung von Belang, das »Kaufmännische Miniatur-Lexikon«, von Dr. Paul Langenscheidt selbst bearbeitet und hübsch gebunden, für 3 Mark käuflich, an dieser Stelle Erwähnung. Ein anderes Werk, ein unter dem Titel »Die elegante Welt« von Paul v. Schönthan herausgegebener Briefsteller, zeigt, dass sich auch auf diesem ausgetretenen Gebiet von einem in- V. Zu den Handlungen, welche sich vorzugsweise mit Belletristik beschäftigen, gehört die Besser'sche Buchhand lung (W. Hertz) in Berlin, am 1. Januar 1829 er- richtet. Sie führt als Signet (Fig. 76) das mit vollem Winde segelnde Schiff, darunter das Rebuswappen mit den drei Herzen und einer Lyra, darüber ein Spruchband mit dem Motto: »Portum fortiter occupa« (Behaupte tapfer den Hafen). Zu den bekanntesten Klassikern des Besser’schen Verlages zählen Paul Heyse und Oskar von Redwitz. Herzog Ernst von Koburg-Gotha betraute die Besser’sche Buchhandlung mit der Herausgabe seiner Denkwürdigkeiten. Gebrüder Paetel, seit 1884 im alleinigen Besitze von Elwin Paetel, und die »G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung , 1849 in Hamm gegründet, sind zwei weitere Berliner Verlagsfirmen, welche durch ihre gediegene Ausstattung und ihren vornehmen Geschäftsbetrieb Fig. 76. die Grössen der Schriftstellerwelt im heutigen Deutschland unter ihre Fahnen geschaart haben. Gebrüder Paetel (Signet Fig. 77) bringen vor allem Arbeiten von Julius Rodenberg, welcher für sie die Herausgabe der »Deutschen Rundschau«, der vornehmsten Monats- Fig. 78. schrift Deutschlands, leitet; der Grote’sche Verlag (Figg. 78 und 79) veröffentlichte u. a. die Arbeiten von Julius Wolff. Die erstere Firma ist durch ihre »Miniatur-Ausgaben«, die letztere durch ihre illustrirten Klassiker-Ausgaben tonangebend geworden. : Im eigentlichen Roman-Verlag beherrscht noch immer das Feld Otto Janke in Berlin. Die 1843 in Potsdam errichtete, 1850 nach Berlin verlegte Handlung ist seit 1873 im Besitz des ältesten Sohnes des Begründers: Dr. Gustav Janke. Das Verlagszeichen (Fig. 80): Standarte mit Osterlamm über einem aufgeschlagenen Buche, an den Seiten die Initialen 0 J in halbfetter Antiqua, ist in den Leih bibliotheken und an den Eisenbahn-Buchverkaufen bekannt und ein geführt wie kein zweites. Es hat einer Un ¬ menge der besten Schriftsteller (Gutzkow, 2369 Galen. Möllhausen, Mundt) die Wege zur Qs-K deutschen Leserwelt geebnet. Janke’sBuch- wceg 2 druckerei beschäftigt, als Lehranstalt des —33: 95 Lette-Vereins, ausschliesslich Setzerinnen. 9*28 Das Signet der Jenenser Handlung ScimeEH856, Hermann Costenoble' (Fig. 81) zeigt • 3 ein von Lorbeer- und Eichenlaub um- Fig- 81. kränztes Wappen, dessen Schild drei Rippen (franz, coste = eöte, »die Rippe«) und, als Versinnbildlichung der zweiten Worthälfte »noble = edel«) drei Sterne zeigt. Costenoble pflegt nicht, „wie Janke ausschliesslich den Romanverlag, sondern hat auch vorzüg liche Reisewerke, die Mantegazza’schen Physiologieen «. Niemeyer's »ärztliche Sprechstunden« usw. in Lieferungen herausgegeben.! Romane und gute Uebersetzungen von Dickens, Bulwer, Marryat führt die 1860 von Carl Zieger in Leipzig gegründete, seit 1886 nach Berlin übergesiedelte Handlung »Carl Zieger’s Nachfolger« (Signet Fig. 82). Die Firma Fr. Wilh. Grunow in Leipzig, 1819 von F. L. Herbig begründet, ist wohl am meisten bekannt geworden durch die von ihr herausgegebenen »Grenzboten«, die oft durch schneidige Artikel bestimmend auf die deutsche Politik gewirkt haben. Grunow verlegte auch die vielgelesenen Werke von Moritz Busch: »Graf Bis marck und seine Leute«, »Unser Reichskanzler« und andere, führte auch den Literarhistoriker Julian Schmidt auf dem deutschen Buch markte ein und gab neuerdings eine »Encyklopädie« nach Art der Fig. 83. Fig. 84. »Konversationslexika« in 12 Bänden heraus. Die Uberschrift des Signets (Fig. 83) erklärt Sinn und Bedeutung desselben: »En! viridi prato consedit Phoebus Apollo« (»Sieh! auf der grünen Aue [An spielung auf Grunow?] ruht Phöbus Apollo«). Hermann Gesenius in Halle und Heinrich Minden in Dresden gehören zu den jüngeren Verlegern, entwickeln aber beide eine hervorragende Thätigkeit, entsprechend ihren Wahlsprüchen: »Labor ipse voluptas < (Die Arbeit selbst ist Vergnügen) und Klar und wahr«. Während das Minden'sche Signet (Fig. 84) das alte Wahrzeichen