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1670 PAPIER-ZEITUNG. No. 64. Anilinfarben. Die Theerfarbstoffe oder Anilinfarben theilt man ein in basische, saure und wasserunlösliche Farben. Vermöge ihrer Darstellung lassen sich nm- Farbstoffe gleichen Charakters unter einander ge mischt mit Vortheil anwenden. Für ungeleimte Papiere (Lösch papiere) eignen sich besonders die der nachfolgenden Tabelle 2 an gehörenden Benzidinfarbstoffe, da dieselben sich durch grosse Ver wandtschaft zur vegetabilischen Faser ' auszeichnen. Gemische zweier oder mehrerer Farbstoffe lassen sich dadurch erkennen, dass man das Farbstoffpulver mittels der Messerspitze auf mit Wasser oder Weingeist befeuchtetes Filtrirpapier streut (resp. bläst) und die durch Ausfliessen der gelösten Farbstoffe gebildeten Färbungen vergleicht. Azofarbstoffe werden auf reine konzentrirte Schwefelsäure ge streut und die dabei sich ergebenden Farbenbildungen beobachtet. Wo diese Proben nicht ausreichen, führt man in einem Reagens gläschen mit kleinen Bäusehchen von Kammwolle Probefärbungen aus. Liegen Farbengemische vor, so wird das erste Kammwoll- Bäusehchen anders als das letzte gefärbt sein. Verfälschungsmittel der Theerfarbstoffe können sein: Dextrin und Kochsalz, welche man an ihrer Unlöslichkeit in Alkohol erkennt: ferner Glaubersalz und Bittererde, welche durch Veraschen und dementsprechende Analyse erkannt werden. Um diese Reaktionen auszuführen, verwendet man eine mittelmässig konzentrirte und filtrirte Farbstofflösung und versetzt solche mit einigen Tropfen Tannin-Reaktiv, dargestellt aus 10 Theilen Tannin, 10 Theilen essig saurem Natron und 100 Theilen Wasser. Diese Lösung erhitzt man mässig über der Gasflamme, denn einige sulfonirte Derivate des Triphenyl- methan’s bilden Niederschläge, welche sich bei erhöhter Temperatur wieder lösen: ( Cs He /Cg Hg \ \Cg H?‘NH / Triphenylmethan Hiervon leiten sich die Phtalene ab und stehen in naher Be- Tabelle 1. Bas: 1. Farbstofflösung in Wasser mit einigen Tropfen Tannin-Re 2. Wässerige Farbstofflösung mit Zinkstaub und verdünnter S Die Farbe verschwindet. ziehung zu den Rosolsäuren und durch diese zu den Rosanilinen. Eigentliche Triphenylmethane sind die Farbstoffe der betreffenden Farbstoffbasen des Dimethyldiamido-Toluphenazin und des Phenyl phenazin. Man vermeide auch zuviel Reaktiv hinzuzusetzen, da der hierdurch entstandene Niederschlag im Ueberschusse löslich ist. Bei Gegenwart eines basischen Farbstoffes soll das Filtrat fast farblos sein: Tabelle und Spezialreaktionen 1 (basische Farbstoffe). Es bildet sich kein Niederschlag: Tabelle und Spezialreaktionen 2 (saure Farbstoffe). Der Farbstoff ist im Wasser unlöslich: Tabelle und Spezialreaktionen 3 (wasserunlösliche Farbstoffe). Man verwende zur Ausführung dieser Reaktionen nur destillirtes Wasser. Besonders für die in Tabelle 3 angegebenen Farbstoffe ist solches unbedingt nöthig, da eine Spur Kalksalze oder Eisen dieselben sofort aus ihren Lösungen ausfällt. Zur Untersuchung des auf dem Papier fixirten Farbstoffes zieht man denselben durch Behandeln mit einer Mischung von Aether- Alkohol, wässeriger Salzsäure, Essigsäure, oder mit einer schwach sauer reagirenden Mischung von Essigsäure und Ammoniak von der Faser oder Papierfläche herunter und macht die erforderlichen Reaktionen nach Angabe. Die Beschaffenheit der in einem Farbengemisch enthaltenen Farbstoffe kann man dadurch feststellen, dass man sich eine mässig konzentrirte wässerige Lösung des Farbengemisches herstellt und in ein Porzellanschälchen bringt. Ueber diese Farbstofflösung hänge man einen Filtrirpapierstreifen, der ungefähr 25 cm lang und 1 cm breit ist, auf, und zwar derart, dass derselbe nicht weiter als 5—10 mm in die Lösung hineinreicht. Nach einiger Zeit wild man bemerken, dass der eine Farbstoff des Gemisches rascher aufgesogen ist, als der andre, so dass sich auf dem Filtrirpapierstreifen die beiden Farben getrennt vorfinden, die man alsdann, wie bereits er wähnt, herunterziehen und weiter untersuchen kann. Die sämmtlichen Reaktionen liefern ziemlich genaue Resultate, doch müssen dieselben mit grosser Genauigkeit, wozu einige Uebung gehört, ausgeführt werden. Eratho. sehe Farbstoffe. iktiv behandelt, giebt Niederschlag. alzsäure 1:10 reduzirt und mit essigsaurem Natron 1:10 neutralisirt : 3. Filtrirt: Die ursprüngliche Farbe erscheint an der Luft im Filter wieder. 4. Filtrirt und der Luft ausgesetzt: erscheint nicht mehr. Roth Gelb und Orange Blau Violet Grün j Blau und Braun Gelb und Roth Toluilenroth Safranin Safraninscharlach Rosalane Amaranth Baum wollscharlach Rhodamin Phosphin Flavanilin Methylenblau Neublau Muskarin Baumwollblau Spezial -F Methylviolet | Hoffmannsviolet j K rystallviolet Mauvein Amethyst Alkali violet Reaktionen zu Ta Malachitgrün Brillantgrün Methylgrün bolle 1. j Victoriablau Vesuvin Chrysoidin Auramin Fuchsin Grenadin Farbstoff Handelsname Verdünnte Salzsäure 1:10 zugesetzt, Untersuchung im Reagens glase ausgeführt. Konzentrirte Schwefelsäure zu gesetzt, Reaktion im Porzellan schälchen ausge führt. Farbstofflösung mit einigen Tropfen Natronlauge 1:10, nachher eventuell mit Aether geschüttelt. Im Reagensglase aus geführt. Wässerige Chlorcalcium- lösung 1:10. Im Reagens- glase ausge führt. Mit Zinnsal- Chlorwasser- Stoffsäurelösung wird die Farbstofflösung gekocht. Darstellung: Zinnsalz + Salz säure gleiche Theile und 10 Theile Wasser. Wässerige Alaunlösung 100/1000. Alkohol Bemerkungen Toluilenroth Safranin Safran in- scharlach Rosalane Amaranth Baumwoll ¬ scharlach Rhodamin Phosphine R Methylenblau MD Neutralroth. In Gemischen Baumwollponceau Neuroth, Echtroth, Ponceau B Ledergelb, Anilin- orange, Nankinggelb Phenylenblau, Echtblau violete Färbung violete F. bläulichrothe Färbung bläulichrothe Färbung entfärbte Lösung grüne F. Beim Ver dünnen mitH,O erst blau, dann roth grüne F. mit H 2 O ver dünnt roth grüne F. verd. mit H, O roth grüne F. verd. mit H, O roth braune F. verd. mit H 2 O grün, nach einigem Stehen bläulich bla-1 violete Lösung verd. mit H, O roth gelbe F. verdünnt mit H2 O roth gelbj F. verdünnt mit H 2 O farblos grüne F. verdünnt mit H, 0 blau Orange F. mit sich bildendem Niederschl , unlöslich in Aether und Alkohol Farblösung unveränd , mit rother flockiger Ausscheidung entfrbte Lösung Al koholzusatz, kehrt ur- sprüngliche F. wieder braune F. mit Aether- Alkohol kehrt ur sprüngliche F. wieder. Farblösung wird hell gelb mit flockiger Aus scheidung. Farblösung unver ändert. Aether ex- trahirt rothe Farbe farblos blassrothe F. entfärbte Lösung rothviolete F. rothviolete F. Orange F. wird durch Zusatz von Aether wieder roth graugelbe Fluo- rescenz. graugelbe Fluorescenz. graugelbe Fluorescenz. gelbgraue Fluorescenz. Auf Platinblech geglüht, gelbe Dämpfe. In H, O gelöst gelbgraue Fluo rescenz zeigend K,Cr0y Lösung giebt rothviolet. Niederschlag.