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No. 64. PAPIER-ZEITUNG. 1669 Wort Estompe liegt das deutsche Wort stumpfen, der Schärfe be rauben, zu Grunde. Pamphlet (Flugschrift, politische Streitschrift) ist dem Alteng lischen pamfet entnommen, für welches Wort sich dort auch die Schreibung pamfilet findet. Ihm liegt ein eingebildetes, nicht that- sächlich vorhandenes altfranzösisches Wort polme-Jeuillet zu Grunde, welches »ein Handblatt, das ist ein Blatt, das man leicht in der Hand hält«, bedeuten würde. Das altfranzösische jetzt paume^ be zeichnet die flache Hand und kommt vom lateinischen palma, das wieder aus dem griechischen »i ttalaur« stammt; und das altfranzösische fueillet^ jetzt feuiUet (Blatt), die Verkleinerungsform von fueil, jetzt feuille, vom lateinischen folium, Blatt. Etui ist ebenfalls eines jener Wörter, welche wie Etikett und Estompe den Weg aus dem Deutschen ins Französische und von da wieder zurück ins Deutsche genommen haben, um nun hier eine Sache zu bezeichnen, für welche es nicht gelingen wollte, einen gut deutschen Ausdruck einzubürgern. Das Grundwort ist das althochdeutsche stwha = Stauche, was soviel wie »Aermelschutz, Futteral für den Aermel« bedeutet. Das Mittellatein formte aus dem Worte stücha: estupium; die Franzosen machten daraus: estui^ nachher etui] die Spanier estuche^ die Italiener stuccio oder aslwcio. Verdeutschung: Schachtel, Behälter, Besteck, Hülle. Das im Vorstehenden ebenfalls genannte Wort Futteral ist ein kerndeutsches Wort mit lateinischer Endung, nämlich Futter. Die, für »Futter« mehrfach angenommene Abstammung vom mittellateinischen fodrus oder fodorus, Scheide, steht nicht unbedingt fest. Wer Futteral durch Kapsel deutscher bezeichnen will, vergisst, dass für Kapsel das lateinische Wort capsula (das Verkleinerungswort von capsa. Be- hältniss, Kasten, Kiste) das sichere Grundwort ist. Verdeutschung: Besteck, Schachtel, Kasten, Hülse. Bronze haben wir nicht von den Franzosen, sondern gleich diesen aus dem Italienischen entnommen. Dort heisst das Wort bronzo. Es heisst im Mittellateinischen bronzium und stammt, mit Tonverschiebung, entweder von dem italienischen brunizzo, bräunlich, oder ist verwandt mit dem altnordischen bras^ Erz, Messing, das sich im Englischen als brass oder brass melal findet. Im Slavischen besteht für Erz, Metall das Wortbron. (Fortsetzung folgt.) Neuheiten. Wunschkarten. Die Neuheiten-Sammlung der Firma Julius Miesler in Berlin SO. ist diesmal so reichhaltig wie selten zuvor. Aus dem Musterkasten blüht und leuchtet es heraus in zarten und kräftigen, wohlabgestimmten Farben; reiche Blüthenpracht quillt aus hunderten von Karten, und liebliche Kindergesichter lugen hinter den Blumen hervor. Auch nur einen Theil der Neuheiten beschreiben zu wollen, wäre vergebliches Bemühen; das gedruckte Wort könnte das Wesentliche nicht treffen, und die trockene Schilderung müsste er müden. Wir begnügen uns daher mit der Wiedergabe von drei herausgegriffenen Karten, wobei freilich nur die Form der Vorbilder annähernd genau zur Anschauung gebracht werden kann, während die Technik vergröbert ist, und der Reiz der Farben fehlt. Nichtsdestoweniger lässt sich genug daraus ersehen. Man be merkt, dass Künstlerhände die Entwürfe geliefert haben, und dass der freundliche, festliche Charakter, den Wunschkarten haben sollen, durch die hübschen und sinnigen Zusammenstellungen trefflich gewahrt ist. Wie prächtig wirkt das Geschwisterpärchen auf der linksseitigen Karte, wie innig ist die Szene zwischen Mutter und Kind auf der rechtsseitigen dargestellt! So deutlich überall das Streben nach Schönheit und Eleganz erkennbar ist, so geschickt ist doch auch alles Süssliche, Gezierte, Puppenhafte vermieden. Die Kinder auf Mieslers Karten sind wirk liche Kinder voll Leben, Schalkheit und Individualität. Sie tragen ihr Festtagsgewand, fühlen sich aber ersichtlich wohl darin, nicht unbehaglich wie geputzte Aeffchen, denen manche Kinder in Wirklich keit wie in der Wiedergabe verzweifelt ähnlich sehen. In der Ausstattung der Karten sind alle gangbaren Abstufungen vertreten; vom Chromodruck bis zur reich ausgestatteten, aus Stanz bildern zusammengestellten Klapp- und Kulissenkarte. Wer Miesler’s Sammlung zur Vervollständigung des Lagers heran zieht, wird auch anspruchsvolle Käufer befriedigen können. Mag auch hier und da eine Karte minderwerthig erscheinen, — Geschmack loses ist nicht darunter. »Quadrat-Bildung« ist der Name und die Aufgabe eines neuen Geduldspiels der Firma J. L. Meyer, Schweinau bei Nürnberg. In einem kleinen Papiersäckchen befinden sich 4 aus Pappe geschnittene ungleichseitige Vierecke, die zu einem geschlossenen Quadrat an einandergereiht werden sollen. Da Vorder- und Rückseite der Papp stücke gleichartig gemustert sind, ist die Aufgabe nicht leicht zu lösen. Ein beigegebener Schlüssel zeigt indess den »Kniff«, welcher die Lösung erleichtert. Die Hüllen werden zum Zweck der Gratis- vertheilung auf Wunsch auch mit beliebigem Firmen-Aufdruck versehen.