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1614 PAPIER-ZEITUNG. No. 62. Von der Beseitigung entbehrlicher und überflüssiger Dinge sollten •wir uns aber selbst durch die Möglichkeit eines kleinen Ausfalls im Papierverbrauch nicht abhalten lassen. Vor dreissig und mehr Jahren würde die Weglassung der Wörter »Wohlgeboren«, »Hochwohlgeboren« usw. in Aufschrift und Anrede nicht allein als Respektsverletzung, sondern als Kränkung aufgefasst worden sein. — Jetzt kräht kein Hahn mehr danach, und wo man die Bezeichnungen noch findet, betrachtet man sie als wunderliche altfränkische Floskeln. Aehnlich, meinen wir, wird es in Zukunft dem Respektblatt der Geschäftsbriefe ergehen. Einer Beseitigung des Respektblattes im Privatverkehr, wo Oktavformat vorwiegt, möchten wir nicht das Wort reden. Bei freund schaftlichen Briefen werden meist alle 4 Seiten vollgeschrieben, und für kurze Mittheilungen haben wir die gut eingeführte Briefkarte. Die Redaktion. Meine Anregung in Nr. 59 der Papier-Zeitung, im geschäftlichen und Privatgebrauch nur halbe Briefbogen zu führen und diese mit einem farbigen Rändchen zu umfassen, hat lebhaften Anklang gefunden. Ueberrascht hat es mich, dass gut die Hälfte derjenigen Firmen, die sich von mir Muster schicken liessen, mit dem Papiertach auch nicht entfernt in Verbindung steht Einige Firmen gehören dem Grosshandel an. Hier wäre tür eine schneidig vorgehende Fabrik (Papierhandlung, Druckerei, Buchbinderei) Gelegenheit, werthvolle Verbindungen anzuknüpfen. Da es wegen der mannigfachen Papiersorten nicht augehen wird, Papiere ver schiedener Art und in mehreren Blattgrössen auf Lager zu halten, so müsste festgestellt werden, wieviel ts kostet, 1000 Blätter Papier mittlerer Dicke auf 4 Seiten zu rändeln. Dann mache man Angebote, nöthigenfalls durch Anzeige. Die Einrichtung zum Rändeln ist sehr einfach; man kommt unter Um ständen mit einem Lineal aus Der gut aufgestossene Papierblock wird ein wenig schräg geschoben (es soll nur ein ganz schmales vornehmes Rändchen erzeugt werden), obenauf das Lineal gelegt und dann die schrägeStosskante mit dem Pinsel überfahren Es ist gut, der Farbe etwas Körper zuzusetzen (Zinnober, Bleiweiss), damit sie dickflüssig bleibt und nicht leicht zwischen die Blätter läuft. Dextrin-Zusatz dürfte schnelleres Trocknen des Anstrichs veranlassen. Die schmal gesäumten Blätter sehen so fein aus, dass es sich empfiehlt, den guten Eindruck durch zaiten, nicht massigen Kopfdruck zu eihöhen Magere Blockschriften kleineren Grades, in die linke obere Ecke gesetzt, werden in England und Amerika häufig zu diesem Zweck gebraucht und passen vortrefflich dazu. Auch Postkarten werden durch ein schmales rothes Rändchen ansehnlicher, Briefumschläge gleichfalls, nur lassen letztere sich schwerer bearbeiten. Dass gut aussehende Geschattstormulare von wesentlichem Einfluss auf geschattliche Beziehungen sein können, wird leider noch zu wenig beachtet. Wenn man von einer Zusendung in Umschlag schon von vornherein einen guten Eindruck empfängt, so hält bei Kenntnissnahme des Inhalts das Gefühl vor, dass man es mit abständigen Leuten zu thun hat, und manches Geschäft wird glatter erledigt. Unter den vielen Drucksachen z. B., die mir zugehen, kommt eine sonst ganz gute Zeitschrift stets in Makulatur verpackt an, die noch dazu an den Rändern gerissen ist. Die Adresse ist zu dem allen meist noch schlecht geschrieben Da haue ich das Gefühl, wie wenn mir Jemand begegnet mit schmutziger Wäsche oder mit schäbiger Kleidung. Nicht viele werden von solchen Empfindungen frei sein, und darum möge hier die Mahnung Platz finden, dass man in der Ausstattung von Drucksachen oder Schriftstücken, die an Ge schäftsfreunde zu richten sind, nicht knausern möge. Das Respektblatt, als widersinnig, möge man fallen lassen, den Respektrand dagegen einführen. Hermann Hoffmann, Friedrichshagen. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens werthes bieten, kostenfrei besprochen Schapirograpl nennt die Firma A. Schapiro in Berlin W., Kronenstrasse 60, den von ihr gebauten, nachstehend abgebildeten Vervielfältigungsapparat. In einem flachen hölzernen Kasten sind zwei Walzen angebracht, auf welche eine mit elastisch-klebriger Gelatineschicht überzogene Papierbahn von etwa 5 m Länge gerollt ist. Der zwischen beiden Walzen freiliegende Theil des Papiers ruht auf einer Holzplatte mit gerundeten Kanten und kann durch Andrehen der an den Walzenachsen ausser halb des Kastens angebrachten Knöpfe gespannt werden. Die zur Aufnahme des Abklatsches verfügbare Fläche beträgt etwa 23 zu 32 cm. Das zu vervielfältigende Schriftstück wird mit der beigegebenen Tinte auf gut geleimtes Schreibpapier geschrieben, nach vollständigem Trocknen mit dem Gesicht nach unten auf das Gelatinepapier gelegt, mit der Hand oder einer beigegebenen Handwalze angedrückt und nach mindestens zwei Minuten langem Liegen wieder abgenommen. Von dem jetzt blossgelegten Spiegelbild kann man etwa 50 gesättigte Abdrücke nehmen; die späteren werden allmälig blässer, bleiben aber bis über die Zahl 100 hinaus lesbar. Um ein neues Original zu vervielfältigen, wird das gebrauchte Negativpapier auf die Rolle rechts gewickelt, wodurch sich zu gleicher Zeit von der Rolle links frisches Negativpapier auf die Druckfläche rollt dabei muss natürlich die linksseitige Sperrung des Zahnrädchens ge löst werden. Ist die ganze Rolle aufgebraucht, so kann vom anderen Ende, d. h. vom Anfänge der Rolle wieder begonnen werden, da jede Stelle des Negativpapiers sich zu etwa 3 Abdrücken verwenden lässt. Aus dieser' dreifachen Verwendung desselben Papiers ergiebt sich, dass dieses Verfahren billig und bequem ist, da sich der Verbrauch von Negativpapier für jede Arbeit nur auf etwa G 1 2 Pf. für Quart und 8 Pf. für Folio belaufen soll. Das lästige Abwaschen und Unischmelzen, welches andere Apparate erfordern, kommt hierbei in Fortfall. Die Bereitschaft des Negativpapiers zur Aufnahme eines neuen Negativs wird erkannt, wenn das alte Negativ nicht mehr abdruckt, was einige Tage dauert. Der Kasten, welcher die Vorrichtung enthält, ist hübsch lackirt. An der Innenseite des Deckels ist mittels einer sehr zweckmässigen Vorrichtung die Andrückwalze, ein Schwamm und ein Fläschchen mit Umdruck-Tinte befestigt. Wir haben die Vorrichtung benutzt und sehr brauchbar befunden. Der Trauring in der Klemme ist das neueste Vexirspiel der in scherzhaften und überraschenden Unterhaltungsspielen unerschöpf lichen Firma C. H. Giesen in Cassel. Nebenstehende Ak Abbildung zeigt die knifflich gearbeitete »Klemme«, an ( ) welcher der aus biederem Messing gefertigte Trauring \ / hängt. Die Aufgabe besteht darin, den Ring aus der 5 Klemme zu lösen, was keineswegs leicht ist. Das Ver- zeichniss von Scherzartikeln der Firma, welches uns vor- M gelegt wurde, weist erstaunliche Reichhaltigkeit auf. Da giebt es Wundertönnchen, Geduldmesser, den höflichen W Mann, die verschlossene Schwiegermutter, den Reichs- i Bierkreisel, den Kletter-August und viele andre ebenso V harmlose wie lustige Dinge, die manchem strebsamen Jüngling einen bequemen Weg, sich zum »verflixten Schwerenöther« auszubilden, zeigen. Aus ihnen liese sich ein unerschöpfliches und unwiderstehliches »Handwerkzeug für Reiseonkels« zusammenstellen. Besonders absatzfähig erscheinen die Kästchen, in welchen je 3 bis 5 Vexirspiele vereinigt sind. Die Bedeutung solcher »Vexir- Artikel« für den Waaren-Umsatz darf nicht unterschätzt werden. Sie finden nicht allein selbst guten Absatz, vornehmlich da, wo vergnügungslustige Menschen versammelt sind, sondern dienen auch als erfolgreiche Lockvögel zum Einkauf anderer Waaren. gasamammemmmammmmmmammms Natron-Cellulose lufttrocken, ungebleicht, in anerkannt fester Faser, tadelloser Rein- F heit und vorzüglicher Bleichfähigkeit, liefere ich billigst von meiner Fabrik in Hugobütte frei ab Tarnowitz In Oberschlesien ” u von mein. Fabrik in Frantschachfrei ab Wolfsberg in Kärnten. ! Carsuorebudarmpritz Hugo Graf Henckel von Donnersmarck. 2 wwwwwwwwwwmwwwwwwwwwwwm