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1584 PAPIER-ZEITUNG. No. 61. Fig. 3. Fig. 6. Fig. 5. Fig. 4. Andere Fällungsmittel. Äusser den erwähnten drei Fällungs- mitteln giebt es noch eine Anzahl anderer Körper, die Anilinfarbe als Lacke ausscheiden, doch meist nur unvollkommen und nur in kon- zentrirter Lösung. Dazu gehören die als Schönungsmittel angewendeten Zinnsalze, die Chloride des Bariums, Calciums und Magnesiums (für Ponceau gut brauchbar), die neutralen und sauren Sulfate der Alkalien, und besonders die Thonerdesalze. Schwefelsäure Thonerde ist in geleimtem Papierzeug stets im Ueberschuss vorhanden, wirkt jedoch, entgegen der Ansicht, wonach die Thonerde besonders lackbildungs fähig ist, eher störend als befördernd. Der Ueberschuss soll so gering wie möglich bemessen werden, denn nur wenige Farben, darunter Wasserblau, werden durch Alaun kräftiger, und zwar nur bei An wendung eines unmässig grossen Ueberschusses, da nur in konzen- trirtem Zustande eine theilweise Fällung erfolgt. Die zu einer Farbe erforderliche Menge des Fällungsmittels hängt von dessen Qualität ab, und wenn man stets eine und dieselbe Marke verwendet, geht man nach einmaligem Gebrauch sicher. Um festzustellen, ob aller Farbstoff ausgefällt ist, nimmt man eine Kleinigkeit Stoff aus dem Holländer und bringt ihn, nass wie er ist, auf ein Stück Filtrirpapier. Ist die Ausfällung vollendet, so bleibt das Filtrirpapier um den Stoff herum ungefärbt und wird nur feucht. Ist sie noch nicht vollendet, so theilt sich ihm mehr oder weniger Farbe mit, und man muss von dem Fällungsmittel zugeben. Der Preis der Bleisalze ist gegen den der Anilinfarben verschwindend, und der des Tannins meist nur ein Bruchtheil. Das Färben mit Anilinfarblacken bietet deshalb die grössten Vortheile bei der Herstellung stark gefärbter Papiere, denen Tannin. Von den bekannteren Anilinfarben fällt Tannin: Fuchsin, Ceresin, Geranium, Methylviolett, Brillantgrün und Solidgrün, von denen die Methyl violette am meisten Veränderungen im Ton erleiden. Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass die Gerbstofflösungen an der Luft bald schimmeln, und nicht zu lange vorräthig gehalten werden sollen. Um die Fällung vollkommen zu machen, setzt man eine kleine Menge essigsauren Natrons zu, welches man gleich mit der Gerbsäure auflöst. Bei Anwendung dieser Flüssigkeit lässt sich z. B. Grün mit 1/3 der bezeichneten Menge in gleich starker Färbung darstellen wie sonst. Bleizucker. Derselbe fällt Ponceau, Tropäolin, und die meisten andern gelben Anilinfarben, die unter verschiedenster Bezeichnung vor kommen, besonders vollkommen aber Wasserblau. Man braucht etwa doppelt soviel Bleizucker als Farbe. Die schwefelsauren Salze von der Harzleimung setzen sich mit ihm in essigsaure Salze und in unlösliches Bleisulfat um, was indess die Fällung nur wenig beein trächtigt, wenn man die Bleizuckerlösung nicht auf einmal, sondern in mehreren Theilen und kleinen Pausen einträgt. Die Bildung von unlöslichem Bleisulfat verhindert, dass lösliche Bleisalze in die Ab wässer gelangen, und ist von diesem Gesichtspunkte aus günstig. Bleiessig. Bleiessig fällt Eosin, Erythrosin, Orange, Naphtolgrün, auch gelbe und braune Anilinfarben, die auch von Bleizucker unvoll kommen ausgeschieden werden. Bleiessig ist basisch essigsaures Blei (Bleizucker), eine Flüssigkeit, die man sich am besten selbst schüttelt und darstellt, indem man warme Bleizuckerlösung mit Bleiglätte (Blei oxydjabsetzenlässt, oder indem man zu einer Blei zuckerlösung solange Ammoniak bringt, bis ein bleibender Niederschlag? zu entstehen beginnt. | unter Anwendung des bisherigen oberflächlichen Färbe-Verfahrens ein grosser Theil der Farbstoffe unbenützt wegläuft. Bei Herstellung von Tapetenpapieren erhält man mit Anilinfarben nur auf diese Weise jene netten, aber vollen Färbungen, die bei diesen Erzeugnissen gesucht werden. J. B. Höhn, Aschaffenburg. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung. Von Neuheiten der Osnabrücker Papier- waarenfabrik in Berlin S.W. sind noch folgende zu erwähnen: Papier Maria Stuart. Feines graues, mässig geglättetes Papier in dem ungewöhnlichen Querformat 22 : 7 cm (im gefalzten Zustande gemessen), verziert mit gold- oder silbergepressten Ornamenten, die theils dicht am Falz angebracht sind und Metallbeschläge darstellen, theils wie die Lilienornamente Figg. 1 und 2, den üblichen Platz in der linken oberen Ecke einnehmen. Gleichartige Verzierungen sind auch auf den Klappen der Brief umschläge angebracht. Graue Bändchen halten die einzelnen Päck chen zusammen. Der Deckel ist mit silbergrauem genarbtem Kalb lederpapier überzogen, mit Randverzierungen in Silberpressung bedruckt und trägt im Mittelfelde das Rundbild der schot tischen Königin, augenscheinlich nach einem zeitgenössischen Stich. Stiefmütterchen-Papier Nr. 1658. Feines, mässig geglättetes Lila-Papier, bedruckt mit kleinen Stiefmütterchen und Rosenblüthen, die fein ausgemalt sind, und deren Wirkung theilweise durch Aufdruck goldiger Stellen noch gehoben wird. Wie bei den vorbesprochenen Briefbogen ist das Papier in langem Format quergeschnitten. Auf dem hellvioletten Deckel sinil zwei Stiefmütterchenblüthen dargestellt sowie die Inschrift »J’y pense«. Die Schachtel »Carmen« bringt eine Verzierungsart zur Anwen dung, welche von den »Osnabrückern« mit vielem Erfolg schon bei früheren Gelegenheiten herangezogen wurde: kleine echte geschliffene Spiegelchen, welche mit haltbarem Klebstoff aufgeklebt wurden, in goldiger, aus dem Papier herausgepresster Fassung. Figg. 3 — 6 zeigen einige dieser im Rokokostil ausgeführten, höchst reizvollen Verzierungen, die in der linken oberen Ecke weisser, mit Perlgold schnitt versehenen Kärtchen angebracht sind. Auf dem mode- farbigen Deckel deuten vier in den Ecken vertheilte verzierte Spiegelchen die Ausstattungsweise des Inhalts an, und in schräger Richtung, von links unten nach rechts oben steht die Zeile »Carmen«. Fig. 1.