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No. 60. PAPIER-ZEITUNG. 1559 musterschutzes haben dem Patentamt gegenüber ihre Bevollmächtigung durch eine Vollmacht nachzuweisen. Die Vollmachten müssen auf prozessfähige, mit ihrem bürgerlichen Namen bezeichnete Personen lauten. Sind mehrere Personen bevollmächtigt, so gelten dieselben für befugt, sowohl gemeinschaftlich als auch einzeln die Vertretung wahrzunehmen. Eine abweichende Bestimmung dürfen die Vollmachten nicht enthalten. § 29. Das Patentamt kann nach seinem Ermessen von den bei ihm beruhenden Eingaben und Verhandlungen, soweit. die Einsicht in dieselben gesetzlich nicht beschränkt ist, an Jedermann Abschriften und Auszüge gegen Einzahlung der Kosten ertheilen. § 30. Das Siegel des Patentamts enthält in der Mitte den Reichsadler und in der Umschrift die Worte »Kaiserliches Patentamt«. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei- gedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben Buckingham Palace, London, den 11. Juli 1891. (L. S.) Wilhel in. (Erläuterung folgt.) von Boetticher. Seip -Papier. Gelegentlich eines Besuches bei einem grösseren norddeutschen Export hause wurde mir eine Probe von Scipc-Papier vorgelegt, welches aus Zell stoff mit weissem Holzschliff gearbeitet und zum Preise von 10 M. 80 Pf. im Format 50X76 cm, die 4800 Bogen bei einem grösseren Abschluss von etwa 10 000 Ries geliefert worden war. Da ich den Worten meines Geschäfts freundes nicht Glauben schenken wollte, so wurde mir die Faktura vorgelegt, und ich fand obigen Preis in Wahrheit vor. Wenn man nun bedenkt, dass der betreffende Fabrikant Zellstoff sowohl als auch Holzschliff nicht selbst fabrizirt, sondern beide Stoffe bezieht, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass bei diesem Geschäft Geld zugelegt wird. Der gleichen Ansicht war auch mein Geschäftsfreund, dem man es nicht verdenken kann, wenn er so billige Offerten annimmt. Könnte man zu Papieren von etwa 17—18 g auf den Quadratmeter etwa 20 pCt. Zellstoff, 70 pCt Holzschliff und 10 pCt. Thon verwenden, wie bei Druckpapier, so liesse sich wohl nichts dagegen ein wenden; jeder Fabrikant weiss aber doch sehr gut, dass, je dünner ein Papier gearbeitet -werden soll, desto besserer Stoff dazu verwendet werden muss. Es werden nun immer mehr Maschinen für dergleichen Papiere aufgestellt, ♦ und wir verdanken dies wohl in erster Linie denjenigen Maschinenfabrikanten, die den Bau solcher Maschinen mit Selbstabnahme als Spezialität betreiben und dabei allerdings ein gutes Geschäft machen. Ob der betreffende Papier fabrikant für diese Maschinen nachher Aufträge bekommt, und zu welchen Preisen, ist Nebensache. Es wäre wirklich angebracht, dass jeder Papierfabrikant sich von vorn herein klar macht, ob nicht schon Ueberproduktion in dünnen Papieren vor handen ist. Dass dies in Wirklichkeit der Fall ist, beweist obiges Vorkommniss zur Genüge, und es wird Zeit, dass sich die Fabrikanten dünner Papiere mal zusammen finden, um die Preise wenigstens um etwas aufzubessern, um so mehr als die meisten Fabrikanten auf Dampfkraft angewiesen und Kohlen in der letzten Zeit eher theurer als billiger geworden sind. M. Faltige Briefumschläge. (Siehe auch »Klebgummi«, Nr. 56, Seite 1447.) Im Briefkasten von Nr. 55 der Papier-Zeitung wird die Frage erörtert, woher es kommt, dass gut gearbeitete Hanf-Briefumschläge zuweilen auf dem Lager faltig werden. Die Erscheinung ist bekannt, und es haben wohl viele vorsichtige Händler oder Fabrikanten darüber Untersuchungen angestellt, um das Vorkommen zu vermeiden oder darauf bezügliche Beschwerden beantworten zu können. Auf Grund vielfacher Versuche, auch nach Rücksprache mit erfahrenen Fach genossen kann ich die Annahme der Redaktion nur bestätigen: das Faltig werden von Briefumschlägen auf Lager hat lediglich seinen Grund in Feuchtig keit, welche sich den Paketen oder den Briefumschlägen mitgetheilt hat. Das Papier der sogenannten »Hanf--Briefumschläge wird vom Fabri kanten des Papiers beim Glätten gefeuchtet und sehr scharf gepresst; dabei kann die Struktur an der Oberfläche und im Innern des Bogens nicht die gleiche bleiben; es kommt hinzu, dass die unter scharfem Druck durch die Kalanderwalzen gegangenen, oder später aus Rollen geschnittenen Bogen häufig eine Neigung zum Aufrollen behalten und deshalb im Ries flach liegend noch einmal stark gepresst werden müssen. — Es ist erklärlich, dass derart vorbereitetes, dazu noch recht dünnes Papier gegen Feuchtigkeit sehr empfindlich sein muss, und in der That genügt schon ein sehr geringer Grad von Feuchtigkeit, um solches Papier in der Form zu verändern. Es ist nicht nothwendig, die Waaren in wirklich feuchten Räumen zu lagern, um die Erscheinung zu zeitigen. Werden solche Papiere oder daraus gefertigte Briefumschläge im Winter in ungeheizten Räumen oder dicht an der Aussen wand des Hauses aufbewahrt, so pflegt der erwähnte Uebelstand schon ein- zutreten. Sobald die Luft in den Räumen wärmer wird, schlägt sich die Feuchtigkeit auf den noch kalten Paketen oder im Innern derselben auf den Briefumschlägen nieder. Die Luft erwärmt sich aber schneller und giebt dann ihre Feuchtigkeit ab. Da nun die unteren Klappen des Briefumschlags fest verklebt sind, so hat das Papier keinen Raum, um sich auszudehnen und muss sich in Falten legen. Weder dem Fabrikanten des Papiers noch demjenigen der Briefumschläge kann der Uebelstand zur Last gelegt werden. So lange das Publikum so hoch glatte dünne Papiere verlangt, und noch dazu in so grossem Format, kann der Fehler nur durch sehr vorsichtige Aufbewahrung vermieden werden. C. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung. Dio Firma H. Hoppe, Berlin S. W., Ritter strasse 47, hat sich neuerdings der Herstellung feinerer Papier-Aus stattungen zugewendet und legte uns ihre diesjährigen Neuheiten vor. Eine Schachtel von rhombischer Grundform ist mit mahdi- rothem genarbtem Kalbleder überzogen. Der Deckel, dessen Seiten flächen die volle Höhe der Schachtel in Anspruch nehmen, ist mit einem zierlichen, aus der Ecke herauswachsenden und in Emailmanier ausgeführten Blüthenzweige geschmückt. Im Innern sind 25 Brief bogen und -Umschläge aus zartem Rosapapier untergebracht. Derselbe sehr angenehme Stoff Wurde im Verein mit zartblau und zartgrau getönten Papieren zu dem Inhalt einer zweiten, mit rosa Naturpapier überzogenen, an den vorstehenden Kanton von Deckel und Bodenplatte mit schrägem Goldschnitt versehenen Schachtel ver wendet. Der feine Eindruck dieser Brief-Ausstattung wird noch da durch erhöht, dass bei den Briefbogen ein 21/2 cm breiter Streif mit Atlas-KryStallmuster versehen und von der Schreibfläche durch eine Goldlinie abgetrennt wurde, während bei den Briefumschlägen die breit geschnittene Klappe in ähnlicher Weise ausgestattet ist. Seiden schnüre mit zierlichen Quasten halten die Päckchen zusammen. Auf dem Deckel ist die Verzierungsart des Inhalts durch einen breiten, von Goldlinien begrenzten Schrägstreifen mit Krystallmusterung angedeutet. Gelblicher Ueberzugstoff, in den ein laufendes goldiges Ranken muster geprägt wurde, ist auf den Deckeln zweier anderer Schachteln in Anwendung gebracht. Hübsche geprägte, ausgemalte und mit Glimmerbelag versehene Blumenranken bilden die Verzierungen der Briefbogen und zugehörigen Hüllen. Eine weitere Schachtel ist als Köfferchen ausgebildet und mit einem Messingbügel versehen. Wenn man diesen emporzieht, klappen die beiden Seitentheile links und rechts auseinander, zwei Zwischen fächer mit Briefbogen spreizen sich schräg empor, so dass der ganze Inhalt Blicken und Händen zugänglich wird. Zum Ueberzug der Schachtel ist ein Fliederblüthenmuster verwendet. Alle Muster bekunden zielbewusstes Streben nach Wirkungen feinerer Art und lassen beifällige Aufnahme seitens der Händler und Verbraucher erwarten. Abreisskalender. Die Chromo-Abtheilung der graphischen Anstalt von Oehmigke & Riemschneider in Neu-Ruppin hat eine Anzahl hübscher Abreisskalender mit flgurengeschmückter Trag tafel herausgegeben. Einer davon, der »Jocky-Kalender« zeigt in einer durch einen Steigbügel gebildeten Umrahmung drei wettreitende Jockeys auf feurig-edlen Thieren, auf dem Deckblatt des Kalenderblocks zwei karikirte, sehr drollige Jockeygestalten in angelegentlicher Unterhaltung. Der Block ist mittels eines kleinen Metallrahmens mit der Deckplatte verbunden, so dass fester Zusammenhalt erzielt wird. Auf einer zweiten Kalendertafel sind Kunst, Gewerbe, Handel, Acker bau und Fischzucht durch Knaben mit den entsprechenden Sinnbildern wiedergegeben. Das Deckblatt stellt einen Rahmen dar, aus dem ein kleiner Lakai mit einer schriftlichen Meldung in der rechten Hand, wahrscheinlich einem Glückwunsch, heraustritt. Andere Tafeln zeigen eine Dame in altdeutscher Gewandung, eine Japanerin, eine Karnevalsscene usw. Auf den Kalenderblocks grossen Formats sind auch die Rückseiten der Einzelblätter bedruckt, und zwar mit Sprüchen, gemeinnützigen Rezepten, Anekdoten ’ usw., so dass auch das abgerissene Blatt noch unterhaltend und belehrend wirken kann. Der Briefregistrator, welchen die Firma Otto Jaeckel in Wettin auf den Markt bringt, gehört zur Gattung der sogenannten »Selbstbinder« mit Spannrücken. Dio Einlage sammt Register liegt aber nicht beweglich in der Mappe, sondern ist mit derselben am Rücken auf eigenartige Weise verbunden. Die Lockerung der Rücken spannung erfolgt, wie bei den Selbstbindern, durch Zurückschlagen beider Deckel. Dabei kann aber die Einlage nicht herausgenommen werden, sondern sie wird so weit vorgezogen, als die Stoffstreifen, welche ihren Rücken mit dem Rücken der Mappe verbinden, dies gestatten. Hebt man nun den Druck der Hände auf und lässt den Spannrücken wieder eingreifen, so legen sich dessen Federn auf eine am Rücken der Einlage sitzende, in ihrer Vorwärtsbewegung durch Riemchen begrenzte Holzleiste. Die Einlage ist nun aus dem Drucke der Federn gelöst, ohne völlig von der Mappe getrennt zu sein, und man kann nach Belieben Schriftstücke zufügen oder herausnehmen. Will man den festen Zusammenhalt wiederherstellen, so drückt man beide Deckel wieder nach hinten auseinander, schiebt den breiten, flachen Rücken der Einlage zurück in den umklammernden Spannrücken und lässt zuschnappen. Die Mappe ist gut und fest gearbeitet und ihre Vorzüge gegenüber Selbstbindern gewöhnlicher Art sind unverkennbar.