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1532 PAPIER-ZEITUNG. No. 59. keine Empfehlung, äusser der Einbildung, als sei es ein Beweis be sonderer Achtung. Diesen Beweis kann man, wie ich schon in Nr. 51, Seite 1318 empfahl, viel leichter, zweckmässiger und billiger führen, indem man kräftige einzelne Briefblätter mit einer etwa 1 mm breiten schmalen farbigen Kante in der Farbe des Papiers versieht. Blaue Papiere erhalten dunkelblaue, gelbe Papiere rosa oder rotbe Kanten usw. So behandelte Briefblätter sehen höchst anständig aus, und der Gedanke, dass daran etwas feh.t, wie beim einfachen ungerändelten Blatt, kommt hierbei nicht auf. Das gerändelte Blatt ist fertig, ist ein Ganzes und macht einen durchaus respektvollen Eindruck. Kommt man mit einem Blatt nicht aus, so nimmt man ein zweites zu Hilfe; es schadet nichts, wenn liier derselbe Briefkopf noch ein mal erscheint. Im Gescbäftsleben verwendet man für kurze Meldungen bereits Oktavblätter, welche die Aufschrift »Mittheilung« tragen und als durch aus zulässig gelten. Privatleute; die auch bisweilen kleine Mit- theilungen zu machen haben, wozu ein Oktavblatt genügen würde, oder die zwei dieser Kurzbriefe auf einmal kopiren wollen, würden auch gerändelte Oktav-Blätter mit Vergnügen kaufen. Papierhandlungen und Papier-Ausstattungs-Geschäfte würden mit solcher Neuheit vielleicht ein gutes Geschäft machen. Eine Probe selbstgerändelten Papiers will ich Jedem senden, der mir 20 Pf. in Marken einschickt. Hermann Hoffmann, Friedrichshagen. Der geschätzte Einsender legte uns einige Proben gerändelter Briefblätter vor, die recht hübsch aussehen. D. Red. Prüfung der Leimfestigkeit des Papiers. Von Osw. Schluttig und Dr. G. S. Neumann. I. Geschichtliches. Die Prüfung der Leimfestigkeit des Papiers ist wiederholt der Gegenstand öffentlicher Erörterungen gewesen. Bei der Wichtigkeit dieser Eigenschaft für die Papier- und Tintenfabrikanten einerseits und der sehr ungleichen Güte der Papiere und Tinten anderseits war es erklärlich, dass sich Vertreter beider Industriezweige an der Aus arbeitung einer zuverlässigen, einfachen und doch möglichst scharfen Methode zur Prüfung der Leimfestigkeit betheiligten. Im Jahre 1883 (Papier-Zeitung 1883, Nr. 32, S. 1095) besprach L. Larner die Unzuträglichkeiten, welche sich für die Papierlieferanten aus der Anwendung zu scharfer Tinten ergeben und schlug vor, die Leimfestigkeit aller Papiere mit einer Normaltinte zu prüfen. Die Zusammensetzung dieser Tinte soll genau festgestellt und bekannt gemacht werden. Die Prüfung soll darin bestehen, dass man mittels einer Reissfeder, welche die Normaltinte enthält, auf dem fraglichen Papiere kreuzweise vier Striche zieht, deren Breite vom Gewichte des Papiers abhängen soll. Und zwar soll dieselbe bei einem Gewichte von 100 g auf den Quadratmeter Papier 1 mm betragen, bei je 10 g Mehr oder Mindergewicht aber um je 0,1 mm grösser oder geringer sein. Gegen die Verwendung einer Normaltinte für den vorliegenden Zweck machte jedoch Aug. Leonhardi (Papier-Zeitung 1883, Nr. 38, S. 1291) den Einwand geltend, dass eine fertige Tinte infolge ihrer Veränderlichkeit im Tintenglase kein geeigneter Maassstab sein könne, dass man hierzu vielmehr ein möglichst einfach zusammengesetztes, einheitliches Präparat wählen müsse, das sich im Aufbewahrungs gefässe dauernd durchaus unverändert erhalte. Abgesehen davon könnte mit dem Namen Normaltinte leicht Missbrauch getrieben werden. An ein so zu benennendes Fabrikat würde man die höchsten Anforderungen zu stellen haben, an deren Erfüllung aber bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse vor der Hand noch nicht zu denken sein. Derselbe schlug darauf (Papier-Zeitung 1884, Nr. 18, S. 625) folgende, von Osw. Schluttig ausgearbeitete Prüfungsmethode vor: Die eine Seite des Papiers wird mittels einer Ausziehfeder, deren Backen 1 mm weit auseinander stehen und aus Elfenbein, Horn oder Hartgummi hergestellt sind, mit einer Anzahl Striche von neutraler Eisenchloridlösung bedeckt, welche 1,531 pCt. Eisen enthält. Nach dem Trocknen giesst man auf die Rückseite des schräg gehaltenen Papiers auf die Stelle, wo auf der Vorderseite die Striche sind, etwas Aether, der mit Tannin gesättigt ist. Ist das Papier durchlässig, so trifft das Tannin, während der Aether schnell verdunstet, mit dem durch das Papier gedrungenen Eisenchlorid unter Bildung des schwarzen gerbsauren Eisens zusammen; ist es aber leimfest, so entsteht keine Farbenreaktion. Bei dieser Methode wird also auf das Gewicht des Papiers keine Rücksicht genommen. J. Post (vgl. Herzberg’s Papier-Prüfung, S. 80) ersetzte die Zieh feder durch ein Pipettenfläschchen, das die Eisenchloridlösung ent hält. Von letzterer lässt man Tropfen von gleichem Gewichte (0,03 g) aus einer Höhe von 10 cm auf das zu untersuchende Papier fallen und darauf soviel Minuten einwirken, als das Gewicht eines Quadrat meters des letzteren, in Gramm ausgedrückt, beträgt. Nach Verlauf dieser Zeit nimmt man denjenigen Theil des Tropfens, welcher nicht eingedrungen ist, mit einer feinen Pipette fort und trocknet mit Filtrirpapier gut nach. Hiernach schwanken also die Anforderungen, welche man an die Leimfestigkeit der Papiere stellt, mit dem Ge wichte derselben, indem Post von der Annahme ausgeht, man dürfe von einem schwereren Papiere hierin von vornherein mehr verlangen als von einem leichteren. Von M. Schubert (Papier-Zeitung 1885, Nr. 30, S. 1102 und Nr. 31, S. 1141) wurde darauf die Leonhardi’sche Methode mit und ohne die Post’sche Abänderung einer eingehenden Prüfung unter zogen. Er fand zuerst, dass die Post’sche Tropfmethode nicht zu empfehlen sei, weil erstens die Tropfen durchweg stärker durch schlagen als Striche und Schriftzüge, und weil zweitens das Auf saugen der überschüssigen Eisenchloridlösung nie völlig gleichmässig geschehen könne. Da ausserdem das Publikum daran gewöhnt sei, das Papier stets mit Hilfe von Tintenstrichen — nicht Tropfen - zu probiren, so greift er aus diesem Grunde wieder zur Reissfeder. Sodann vergleicht er das Durchschlagen der Eisenchloridlösung mit demjenigen zweier der verbreitetsten Tintensorten, der Alizarintinte und der Kaisertinte, und findet, dass die Eisenchloridlösung stärker durchschlägt als diese Tinten Man müsse daher entweder die Eisen lösung entsprechend verdünnen oder die Zeitdauer für die Einwirkung auf das Papier kürzer annehmen. Er entscheidet sich für die letztere Abänderung, da jede Tinte eine andere Schärfe besitze, die sich mit der Zeit auch verändere Im weiteren Verlauf der Untersuchung beobachtet er, dass man mit der Ziehfeder niemals zwei ganz genau gleiche Striche hintereinander ziehen könne, weil alles darauf an komme, wie weit die Feder gefüllt ist und wie sie gehalten wird. Ausserdem ändre während des Gebrauchs jede Reissfeder aus Elfen bein von selbst den Abstand ihrer Schenkel, sodass man mit einer und derselben Feder schmale und breite Striche ziehen könne. Er folgert hieraus, dass man für die Prüfung der Leimfestigkeit die Strichstärke nicht zu Grunde legen dürfe, sondern dass man die Zeitdauer der Trocknung im Verhältniss zur Papierstärke berücksich tigen müsse. Nun konstatirt er aber zunächst, dass der Post’sche Vorschlag, das Grammgewicht des Papieres auf den Quadratmeter für die Einwirkungsdauer als Zeitmaass, in Sekunden ausgedrückt, zu wählen, nicht annehmbar sei, weil die Zeit, welche das Eisen chlorid braucht, um das Papier zu durchdringen, durchaus nicht im direkten Verhältnisse zur Stärke des Papieres stehe, sondern pro gressiv ganz bedeutend mit der Dicke wachse. Durch Versuche an verschieden dicken Papieren sucht er diese Progression, welche ausserdem auch noch von der Zimmertemperatur abhängig ist, ab zuleiten. Darauf theilt er mit, dass er eine Tabelle ausgearbeitet habe, aus welcher man sofort ablesen könne, wieviel Sekunden man die Eisenchloridlösung auf das Papier einwirken lassen müsse, ehe man sie mit dem Löschblatte abtrocknen darf — je nach der Stärke des Papiers und der Temperatur des Arbeitsraumes. Diese Tabelle ist zwar verschiedenen Vereinen und Komissionen vorgelegt, in der Fachpresse aber unseres Wissens bisher nicht veröffentlicht worden. Ob sie gegenwärtig bei Papierprüfungen benutzt wird, ist uns nicht bekannt. Die Tanninlösung soll man nach Schubert mit einem Pinsel schwach aufstreichen, weil beim Uebergiessen die Flüssigkeit zu tief ins Papier eindringe und eine Reaktion hervorbringe, auch wenn das Eisenchlorid noch nicht durchgeschlagen habe. In der Charlottenburger Papierprüfungs-Anstalt wird (nach Herz berg, Papier-Prüfung, S. 80) die Post’sche Tropfmethode befolgt, statt der ätherischen Tanninlösung aber eine wässrige benutzt, weil der Aether ein Lösungsmittel für Harz ist und deshalb trotz seiner schnellen Verdunstung in das Papier eindringen und so das Tannin in das Innere desselben führen und dort ablagern kann. Man hat deshalb, wenn ein schwarzer Niederschlag auf dem Papier entsteht, nicht die absolute Gewissheit, dass derselbe auch auf der Rückseite entstanden ist, sondern er kann sich im Innern des Papierblattes gebildet haben. Um diesem Missstand vorzubeugen und trügerische Schlüsse zu vermeiden, befeuchtet man einen Baumwollbausch mit der wässrigen Tanninlösung und fährt hiermit über die Rückseite des zu prüfenden Papiers; das auf diese Weise schwach angefeuchtete Papiorblatt wird sofort mit Fliesspapier nachgetrocknet, so dass ein Eindringen der Feuchtigkeit in das Papier von der Rückseite her nicht zu befürchten ist. Der Ersatz des Aethers durch Wasser ist aus den angeführten Gründen zweifellos sehr zweckmässig. Nur vermissen wir hierbei die Angabe des Tanningehaltes der wässrigen Lösung. Auch sind beim Hantiren mit dem Baumwollbausch und nachherigen Abtrocknen mit Fliesspapier Ungleichmässigkeiten seitens verschiedener Beobachter möglich, wenn sich auch der Einzelne durch Uebung an gleichmässiges Arbeiten gewöhnen kann,