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1502 PAPIER-ZEITUNG. No. 58. Berichte unserer Korrespondenten. (Aus Kanada.) Winnipeg, Manitoba, Juni 1891. Wenn Montreal das New York Kanada’s ist, so kann Winnipeg mit Recht den Titel des kanadischen Chicago beanspruchen. Winnipeg, die Hauptstadt Manitoba’s, war 1870 noch ein Dorf, eine einfache Handelsstation der Hudson's Bai Co. (Fort Garry) und. zählte kaum 250 Einwohner. Jetzt hat es über 30 000 Einwohner, breite, schöne Strassen, grosse Läden und Geschäftshäuser, schöne Regierungs- und Eisenbahngebäude und zum Theil prachtvolle Privathäuser, die Leuten gehören, welche mit Land ihr Geld »gemacht« haben. Es dürfte die Leser der Papier-Zeitung interessiren, zu wissen, wie es mit dem Deutschthum, dem Papierfach, dem Zeitungswesen usw. hier bestellt ist. Die Antwort ist sehr zufriedenstellend und noch mehr versprechend. Man kann nicht erwarten, dass ein so junges Staatswesen wie Kanada (1867), sich schon als ein solches Ganzes fühlt wie die Ver einigten Staaten, aber für die kurze Zeit ist fast Unglaubliches geleistet. Deutsche sind in Ontario, Manitoba, Assiniboia, Saskatchawan, Alberta und British Columbia gesucht und willkommen. Selbstver ständlich braucht man mehr Farmer, Handwerker oder kräftige Arbeiter Berg- und Forstleute, als Kommis oder »gebildete«, nicht an praktische, Arbeit gewöhnte Leute. Die Deutschrussen, Mennoniten und Lutheraner wandern zu Tausenden jetzt aus; von Süd- und Nord-Dakota kommen die deutschen Farmer zu 20—30 Familien vereinigt, von Deutschland direkt beginnt ein stetiger Zufluss. Die kanadische Regierung und die Eisenbahnen machen kein grosses Geschrei, versprechen auch nicht viel, alles geht seinen ruhigen, langsamen, soliden Weg. Haupteinwanderungsagenten sind die Ansiedler selbst und die Zeitungen, die sie hinaussenden. Ein von Montreal Kommender ist einfach überrascht, wenn er nach dem Nord-Westen kommt. Die Deutschen, Russen, Oesterreicher, Schweizer, Skandinavier haben die Vorzüge dieser Gegend bald heraus gefunden, und man findet als Folge zahlreiche Kolonieen. Winnipeg hat eine seit drei Jahren bestehende deutsche Zeitung, »Der Nordwesten«, ebenso eine skandinavische. Deutsche Kirchen und Vereine sind schon da, oder im Werden begriffen, aber eine rein deutsche Schule wird von der Regierung nicht erlaubt, da dieselbe in der liberalsten Weise für das Erziehungswesen selbst sorgt; — und Gott sei Dank — in diesem Theil der Welt hat sie Ueberfluss an Geldmitteln, d. h. Land. In jedem Dorfe sind 1280 Acker Land = 2000 Pr. Morgen, nicht das schlechteste, bei Seite gesetzt, um für Sehulzwecke ver kauft zu werden. Die Kirche ist ganz frei. Wenn sich einige 100 reiche Leute für 200 000 Dollar ein Gotteshaus bauen und zwei oder drei Prediger mit 5—10000 Dollar Gehalt anstellen wollen, so wehrt es ihnen niemand. Oft werden auch auf Kirchen, wie auf gewöhnliche Privathäuser, Hypotheken aufgenommen. Aermere Gemeinden müssen sich oft mit sehr bescheidenen Gebäuden begnügen. Ein ausgezeichnetes Geschäft wird in Tapeten gemacht. Winnipeg, Regina, Calgary und Vancouver nebst Victoria sind die Plätze dafür. Die Mennoniten wohnten zuerst in Erdhütten; Holzhäuser findet man noch vielfach, die aber immer schneller dauerhafter gebauten Wohnungen Platz machen. Auf der baumlosen Prairie sind auch Steinkohlen gefunden worden (Souris District), ebenso an den Abhängen und im Felsen gebirge (Rocky Mountains). St. Francisco wird bereits mit kana discher Kohle versorgt. In Portage la Prairie, 80 engl. Meilen westlich von Winnipeg, wo sich die Bahn nordwestlich nach den deutschen Kolonien ab- zweigt, ist auch seit einigen Monaten die erste Papierfabrik, westlich des Lake Superior, in Thätigkeit. Die Fabrik geht Tag und Nacht, hat elektrische Lampen, be schäftigt 25 Arbeiter, macht aber vorläufig nur grobes Pack- und Theerpapier — 31/2 Cent der Bogen —,. ungefähr 3 Tonnen auf den Tag. Viel Stroh wird gebraucht, wofür man 2—21'2 Dollars die Tonne zahlt. Die Farmer sind froh, es loswerden zu können. Früher mussten sie es einfach verbrennen, es war zu nichts anderem zu verwerthen. Lumpen und altes Papier kommen von Winnipeg, da alte Kleider usw. massenhaft und billig von diesem Zentralpunkte des Einwanderungswesens zu haben sind. Von Kobe in Japan kommt das feine Schreibpapier, Briefum schläge usw. Es ist billiger von dort als von Toronto oder Montreal. Vancouver oder Victoria ist in 12 Tagen von Yokohama zu erreichen. Die Bevölkerung Manitobas beträgt 200 000 mit 30 000 Deutschen. Besonders zahlreich sind dieselben in Neu-Elsass, Rheinthai, Hohen lohe-Langenburg (der Fürst gleichen Namens war selbst dort), Roland (Schweizer), Rosenfeld, Blumendorf, Gretna (Mennoniten). < Kein Deutscher wird genöthigt, englischer Unterthan zu werden. 1 Als Landbewohner sind die Deutschen sehr gesucht; wie es aber zu- geht, wenn Deutsche Fabriken anlegen, darüber wäre noch mehr zu sagen. Jede Gemeinde hat das Recht, ihren Bürgermeister, Stadt- räthe usw. selbst zu wählen, ohne Bestätigung des Staates. In Moose- ' Jaw bei Regina ist ein ehrsamer deutscher Maurermeister Stadt- und > Schulrath. Wenn die Eisenbahn-Magnaten auch viel Geld verdient haben, 1 so verwenden sie es doch auch fürstlich. Der Präsident und Vize präsident gaben jeder 2 Millionen Mark für ein Hospital, Sir Donald A. Smith 500 000 Mark für Erziehungswesen. Z. Behälter zum Auflösen der schwefelsauren Thonerde. Dio Behälter, welche zum Auflösen der schwefel sauren Thonerde dienen, geben durch das Undichtwerden vielfach Anlass zu Klagen, da die freie Schwefelsäure der schwefelsauren Thonerde bei Holz bottichen die Eisenbänder sowie auch das Holz angreift, so dass die Umgebung dieser Behälter durch auslaufende Flüssigkeit immer nass ist. Behälter ans Eisen sind deshalb nicht zu gebrauchen, da dieses von der Säure gelöst wird und die Farbe des l’apiers benachtheiligt. Es werden deshalb meist mit Blei ausgelegte eiserne Behälter be nutzt, in welchen die einzelnen Platten dicht zusammengelöthet werden. In der ersten Zeit halten diese Behälter dicht, nach kurzer Benutzung aber wird man die Beobachtung machen, dass die zuerst glatten Wandungen des Bleibehälters sich verbiegen, was so weit geht, dass die Löthstellen undicht werden, und Flüssigkeit in den Eisenbehälter läuft. Es findet somit ein Austausch der Flüssigkeiten im Bleibehälter mit der in den Eisenbehälter gelaufenen Thonerde lösung statt. Anfangs wird diese Lösung hierdurch verunreinigt, bis die freie Schwefelsäure das geschwächte Eisen an einer Stelle durchfrisst und die Flüssigkeit abläuft. Nunerst wird der Fehler er kannt, alle Versuche, die schadhaften Löthstellen zu finden, sind aber wegen der verbogenen Bleiwandungen schwierig. Wenn diese Stellen gefunden und gelöthet sind, hält auch dies nur kurze Zeit, da die Wandungen sieh immer mehr verziehen. Der Grund für dieses Ver ziehen liegt in dem ungleichen Ausdehnen und Zusammenziehen des Bleies und Eisens, was jedesmal geschieht, wenn Thonerde in kochendem Wasser gelöst wird, und die Flüssigkeit beim Stehen er kaltet, weil in allen diesen Fällen der obere Rand des Bleibehälters fest an dem Rande des Eisenbehälters durch Umbiegen sowie Fest- klopfen befestigt ist. Ich habe mittels nachfolgend beschriebenen Verfahrens den be sagten Missstand aufgehoben, und ein solcher Thonerdebehälter ist über 3 Jahre im Betriebe, ohne dass irgendwelche Ausbesserung daran nöthig gewesen wäre. In einen Eisenbehälter, welcher ungefähr 1,5 cbm Inhalt hat, wird ein aus gewalztem Blei gefertigter Kasten so eingepasst, dass sowohl an den Seiten als auch unten ein freier Raum von 5—6 mm bleibt. Es genügt für diesen Kasten Blei in der Stärke von I 5 mm. Um weniger Löth stellen zu bekommen, wird dieses, wie die neben stehende Abbildung zeigt, so geschnitten, dass der Boden des Bleikastens durch Umbiegen mit den Seitenwandungen im Zusammenhang bleibt, und nur die Seitentheile aneinander gelöthet werden. Da die Seiten Wandungen des Bleikastens auf die grosse Fläche sich nicht selbst tragen können und sich verbiegen würden, wird dies verhindert durch Einlegen und Ausspannen mit Latten, während einige um den Behälter herum- gelegte Ziehbänder die aneinander zu löthenden Kanten fest andrücken, so dass das Löthen sich leicht und sicher ausführen lässt. Das Löthen selbst geschieht am besten mit Blei, indem man auf die gelöthete Stelle noch etwas mehr Blei bringt, so dass die Ecken ausgefüllt sind, und sich eine Rundung bildet. Bei der äusseren Kante dagegen wird nach dem Löthen das aussen sitzende Blei abgeschabt, so dass eine glatte Fläche entsteht. Ueber die Kante wird ein ungefähr nach jeder Seite 30—40 mm breiter Streifen aus Blei gelöthet, so dass, wenn wirklich eine undichte Löthstelle vorhanden ist, diese durch den Bleistreifen geschlossen wird. Durch Umlegen des Eisenbehälters auf die Seite lässt sich nun der innen abgesteifte Bleibehälter, von welchem die Ziehbänder entfernt sind, leicht in den Eisenbehälter hineinschieben, doch ist es nöthig, dass dieser noch auf dem Boden mit einem oder mehreren Löchern versehen ist. Ausserdem werden auf dem Boden des Eisenbehälters 25—30 mm hohe und breite Holzleisten in Zwischen räume, welche ihrer Breite gleichkommen, paralell nebeneinander be festigt. Auf diese Leisten kommt der Bleikasten zu stehen, und hier durch wird erreicht, dass sich auch der Boden dieses Kastens frei und unbehindert ausdehnen sowie zusammenziehen kann. Dadurch,