Volltext Seite (XML)
620 PAPIER-ZEITUNG. No. 27. gung der Abkürzung der Wartezeit (Karrenzzeit) für die ersten Jahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes (Uebergangszeit) eventl. Gebrauch machen zu können. Jeder Versicherte, dessen Invalidität schon in den ersten fünf Jahren nach dem Inkrafttreten des Gesetzes eintritt, sowie jeder Versicherte, welcher zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes das 40. Lebensjahr vollendet hat, wird dieser Bescheinigungen für die Erlangung der Invaliden- bezw. Alters rente bedürfen. Bei der hohen Wichtigkeit dieser Bescheinigungen kann es daher den Interessenten nur dringend ans Herz gelegt werden, sich diese Bescheini gungen bald zu verschaffen und dieselben alsdann sorgfältig •aufzubewahren. 8. Für die Bescheinigungen ist die Verwendung bestimmter Formulare empfohlen worden. Soweit die Bescheinigungen von den Polizei-Revier- Vorständen bezw. den Bezirks-Vorstehern ausgestellt werden, werden die Formulare (Formular A und D) von diesen Behörden beschafft. Wird die Bescheiniguug vom Arbeitgeber ausgestellt, so hat auch dieser das Formular (Formular B) zu liefern, während die Formulare für die Krank heitsbescheinigungen der Krankenkassen (Formular C) von diesen letzteren zu beschaffen sind. Die Formulare sind in den Druckereien von Gebr. Grunert, Junker strasse 16; Dreyer, Friedrichstrasse 225 und Hayn’s Erben, Zimmerstrasse 29 zu haben. Berlin, 20. März 1890. Der Polizei-Präsident Magistrat hiesiger Königl. Haupt- und Residenzstadt. Freih. von Richthofen. I. V.: Schreiner. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Schreib- und Zeichenstifte. Das Neuheiten-Bedürfniss der Verbraucher, dessen umsichtige Befriedigung immer gute Geschäfts erfolge sichern wird, macht sich auch auf dem Gebiet der Bleistift- Industrie geltend. Hier kann natürlich die längst als zweckmässig bewährte Grundform der Stifte nicht erheblich verändert werden, dagegen bietet sich mannigfache Gelegenheit, durch hübsche Auf machung, praktische Zusammenstellung usw. die Kauflust anzuregen und das eigne Erzeugniss in den Vordergrund zu stellen. In der Ausarbeitung solcher Neuheiten bekunden die Leiter der Bleistift fabrik Johann Faber in Nürnberg unbestreitbares Geschick, und unter den uns vorgelegten Erzeugnissen der letzten Jahre befinden sich viel hübsche, zweckmässige Muster. Einfachere Bleistiftsorten sind im Verein mit Federhaltern in sauber gearbeitete polirte, flache Federkästen gefüllt, deren Vorzug darin besteht, dass sie aus einem Stück gefräst, also sehr haltbar sind. In den dicken Böden befinden sich 4 vertiefte kanelürenartige Rinnen und ein kleiner Behälter für einen Radirgummi. Jede Rinne nimmt einen Bleistift oder Halter auf, sodass jeder Federkasten 2 Bleistifte und 2 Halter fasst. Zwischen Füllung und Deckel ist nur wenig Spielraum, die Schreibgeräthe können somit, wenn der Deckel ge schlossen ist, ihre Lage nicht verändern, die Spitzen der Bleistifte können nicht abbrechen, die Federn sich nicht stauchen. Der Deckel läuft in Schwalbenschwanznuthen, und als Handhabe beim Heraus ziehen ist auf demselben ein fester Knopf angebracht. Die Deckel tragen in Gold- und Farbendruck die im Abziehverfahren aufgebrachte In schrift »Johann Faber« und sind in einfacher Weise, wahrscheinlich nur mittels Durchgangs durch Zahnrad-Zusammenstellungen, mit kerb- schnittartiger Streifenmusterung versehen. Aehnliche Ausstattung zeigt ein ebenfalls gefräster und polirter Kasten, in dessen Rinnen sechseckige polirte Bleistifte Nrn. 1 bis 5 liegen. Farbige Stifte, sogenannte Oelkreiden, sind in Zusammen stellungen von 6 und 12 Stück in feinen Papp - »Etuis« unter gebracht. Die Schiebeschachteln sind durch aufrechtstehende Papp rippen ebenfalls in Rinnen getheilt, in welche die Stifte genau hineinpassen. Zum Ueberzug der Schachteln ist dunkelblaues Kalb lederpapier verwendet, welches mit flott geschwungenen Inschriften in Blattgoldprägung versehen ist. Gut und zweckmässig sind die sogenannten Silverinestifte. Es sind metallene, meist hübsch vernickelte Hülsen, in welchen ein kurzer eingeschraubter Bleistift sich vor- und zurückschieben lässt. Ein Ring am unteren Ende ermöglicht das Aufhängen des Stifts an geeigneter Stelle, gegebenenfalls seine Befestigung an der Uhr kette. Solche Silverinestifte werden in Schachteln mit 6 bezw. 12 Er satzstiften geliefert. Auch diese Schachteln sind mit dem fein wirken den dunkelblauen Kalblederpapier, auf welchem goldige Inschrift aufgedruckt ist, überzogen. Der neue automatische Fallstift besteht aus einer gerieften Metallhülse, aus welcher der Bleistift vortritt, wenn man die Mündung nach unten hält und auf den oben vorragenden Knopf drückt. Ein Kranz von 4 federnden Klemmbacken hält den vorgefallenen, in eine kleine Metallklemme geschraubten Bleistift fest. Das verdickte Ende dieser Metallklemme hindert den Bleistift am Herausfallen. Die Schachtel, in welche der Stift eingebettet ist, enthält noch 6 Ersatz bleistifte. Ein sehr interessantes und eigenartiges Erzeugniss der Firma Johann Faber ist der von ihr erfundene Studienstift. Derselbe stellt sich dar als ein sechsflächiges 14 cm langes Prisma aus feinem weichem Graphit, dessen Grundfläche einem Kreise von 9 mm Durch messer eingepasst werden könnte. Mit diesem handfesten Stück Graphit, welches in eine vernickelte Metallhülse gespannt werden kann, lassen sich Skizzen kleinen und grossen Maassstabs in der selben angenehmen Weise entwerfen wie mit Holzkohle. Der Stift giebt ausserordentlich leicht ab und gestattet ebensogut die Aus führung zartester Halbtöne wie kräftigster Schlagschatten. Mit weichem Gummi lassen sich die Striche leicht herausnehmen, und die Anwendung des Wischers ist in weitestem Umfange statthaft. In der Künstlerwelt hat dieser Stift viel Anklang gefunden, und er würde vermuthlich die rasch sich abnutzende, leicht splitternde Kohle für viele Zwecke schon verdrängt haben, wenn er allen Malern be reits bekannt wäre. Diese Bekanntschaft zu vermitteln dürfte für Künstler-Magazine und Papierwaarenhandlungen eine lohnende Auf gabe sein. Die uns vorgelegten Graphitstangen tragen die Bezeich nung »Hart«. Daraus scheint hervorzugehen, dass auch noch andere, weichere Nummern vorhanden sind. In einem hübschen, aus Pappe gefertigten, mit Kaliko überzogenen Deckelkasten mit Gold-Aufschrift Künstler-Etuis liegen 4 Schraub stifte mit verschiedenen Minen-Einlagen, 4 Vorrathshülsen mit je 6 Minen Nrn. 1, 2, 3 und 4, ein Lederwischer und ein weicher Radir gummi. Diese nett aussehenden Kästchen dürften sich besonders gut zu Geschenken eignen. Als zweckmässige Gebrauchsstücke für Schreibstubenbedarf em pfehlen sich ferner die Johann Faber’schen Schreibtäfelchen, welche aus beiderseits wasserfest gestrichenem dickem Karton mit Holzrahmen bestehen. Der beigegebene Stift trägt am unteren Ende in metallener Hülse ein Stückchen Gummi, mit welchem sich Bleistiftstriche von der präparirten Fläche vollkommen entfernen lassen. Solche Täfel chen werden in verschiedenen Grössen geliefert. Von sonstigen interessanten Neuheiten, welche in der uns vorge legten, hübsch ausgestatteten Mustermappe enthalten sind, erwähnen wir Künstlerstifte mit viereckigem, wohl zum Glätten bestimmtem Teller, elastische vernickelte Spitzenschoner aus Metallblech, Bleistifte, welche am Fussende ein angespitztes, ins Holz eingelassenes Stück Gummi tragen, holzgefasste Radirgummis mit Bürste zum Wegfegen der Gummi-Krümel und Columbus-Federhalter aus Binsenrohr, in deren nachgiebiges Mark die Feder oder der Stiftstummel eingefügt werden kann. Edisons Mimeograph ist nach der Beschreibung englischer Fachblätter eine Umkehrung des bekannten »Cyclostyle«. Auch beim Mimeograph wird auf dünnem festem, getränktem Papier eine Scha blone erzeugt, mittels deren eine beliebige Zahl von Vervielfältigungen hergestellt werden kann. Während aber beim Cyclostyle ein ge riffeltes Rädchen die kleinen Durchbohrungen des Papiers erzeugt, durch welche später, beim Aufträgen dünnflüssiger Farbe, die Farb- theilchen auf das untergelegte reine Papier dringen, wird das Scha blonenpapier beim »Mimeograph« auf eine scharfkörnige Stahlplatte gelegt und mit einem glatten Stahlgriffel beschrieben. Die Körner spitzen der feilenartig geschärften Unterlagfläche dringen dabei von der Rückseite her durch das Papier und erzeugen eine grosse Menge kleiner Löcher, die so nahe aneinander liegen sollen, dass die Schriftzüge im Abdruck keine Unterbrechung zeigen. Für Haltbar keit der Stahlplatte übernimmt die Edison Mimeograph Co., London E. C., 60 Ludgate Hill, welche den Vertrieb für England leitet, 12jährige Garantie. Der Mimeograph soll auch mit Schreib maschinen in Verbindung gebracht werden können. Perlmutter-Papier. Unter dieser Bezeichnung verstand man bisher ein mit zartfarbigen Krystallen bedecktes Papier, welches nament lich in der Gestalt von Karton vielfach zu Wunschkarten verwendet wird und sich grosser Beliebtheit erfreut. Unter dem gleichen Namen (Mother o’pearl paper) wird neuerdings in England ein Mode-Brief papier in den Handel gebracht, welches allerdings viel geringere Aehnlichkeit mit Perlmutter aufweist, aber besser Tinte hält und wohl geeignet scheint, eine Zeitlang bei der Damenwelt Beifall zu finden. Das Papier erscheint zunächst fast reinweiss, bei näherer Betrachtung aber zeigt sich auf beiden Seiten ein verlaufendes Geäder zartester Farben, insbesondere von Hellgrün und Hellroth, welches bei der grossen Feinheit der Farbtöne und dem mannig faltigen Wechsel der Adern an das Farbenspiel der Perlmutter er innert. Die Farben sind nicht aufgestrichen, sondern wahrscheinlich auf die halbfertige Papierbahn aufgetragen. Aus diesem Grunde erscheint eine Seite stärker gefärbt als die andre.