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weiter vom schon erwähnt wurde, soll dies nur in aufgelöstem Zu stande derselben stattfinden (am besten, wenn sie unter Zusatz von Stärke gekocht sind), damit gleichmässige Vertheilung unter die Faser masse erfolgt, ohne dass sich ein Theil davon auf dem Boden des Holländers ablagert. Erst nachdem auch diese Füllstoffe eingetragen sind, senkt man die Holländerwalze soweit auf die Grundwerkplatte, dass sie diese ganz wenig berührt und sucht nun durch fleissiges Umrühren der Masse zu vermeiden, dass in den Ecken der Holländer und vor dem Grundwerke Stoffe ungemahlen liegen bleiben, wozu allerdings die härteren, z. B. schwere leinene Stoffe sowie schlecht gelöste Bündel von Zellstoff, sehr geneigt sind. Bei guter Konstruktion der Holländer tröge und richtiger Lage der Grundwerke kann dies allerdings nicht leicht vorkommen. Nach Verlauf einiger Zeit, deren Dauer man durch Piüfen auf Feinheit mittels Anfühlen der Masse mit der Hand bestimmt, lässt man den Holländer »ganz zusammen«, d. h. man senkt die Holländerwalze soweit, dass sie ziemlich frei im Lager, auf dem Grundwerke aber ganz aufliegt, und jetzt erst ist der geeignete Zeit punkt zum Einträgen der gekollerten Papierstücke gekommen. Man lässt darauf die Mahlung noch so lange dauern, bis man sich über zeugt hat, dass der Ganzstoff fertig gemahlen ist. Dies geschieht am besten durch abermaliges Probiren auf Feinheit der Masse, und zwar am sichersten dadurch, dass man eine Handvoll davon in einem mehr breiten als hohen Gefäss mit Wasser gut verrührt und die Fasern besichtigt. Ist die gewünschte Feinheit erreicht, so wird die Holländerwalze wieder gehoben, und wenigstens eine gute Viertel stunde lang der fertige Ganzzeug noch im Holländer in kreisender Bewegung gelassen, ehe man ihn in die Vorrathsbütte der Papier maschine ablässt. Dieses Verfahren soll der fertigen Masse Gelegen heit bieten, ihre feinen Fasern wieder gut auseinander zu schlagen, da sie während des Mahlens und Verquetschens, durch völliges Aufliegen der Holländerwalze auf dem Grund werke, theil weise zu kleinen Bündeln geformt werden, und es dem Rührwerke in den Bütten schwer fallen dürfte, sie auseinander zu bringen. Wenn man einen kleinen Theil des fertigen Ganzzeuges, während die Holländerwalze noch auf dem Grundwerke liegt, herausnimmt und in eine Schüssel mit Wasser bringt, ohne den Stoff mit der Hand zu verrühren, wird man dies bestätigt finden. Der Zeitpunkt für das Hinzufügen des Leims für geleimte Papiere hängt in vielen Fällen von den angewandten Leimverfahren ab. Diese sind aber so verschieden, dass nur eine annähernd richtige Vor schrift für den Zeitpunkt der Zugabe während des Mahlens gegeben werden könnte. Ich selbst z. B. benütze vorkommendenfalls ein Leimverfahren, welches von dem früher fast allgemein angewendeten nicht viel abweicht, dabei doch völlig sicher und von der Qualität des Fabrikationswassers ganz unabhängig ist. Danach bringe ich den Leim, also die aufgelöste Harzseife, zuerst, und zwar möglichst zeitig, gleich nachdem die verschiedenen Stoffe im Holländer sich gut vermischt haben und die Walze leicht herabgelassen ist, in den Holländer, so dass ganz sicheres Durchdringen der Stoffe damit er wartet werden kann. Das Aufquellen der Masse, welches sehr ge fürchtet wird, weil der Holländermüller infolgedessen mehr rühren muss, und welches dahin geführt hat, den Alaun oder die schwefelsaure Thonerde vorher in den Holländer zu geben, findet, da die Stoffe noch nicht so kurz sind, in unbedeutendem Maasse statt und stört gar- nicht die Bewegung im Holländer. Ich theile deshalb erst zuletzt, wenn der Ganzzeug fast ganz fertig gemahlen ist, den Alaun oder schwefelsaure Thonerde zu. Theilt man sämmtliche Papiersorten, mit Ausschluss der Pack papiere, in 4 Klassen, von denen die erste gering Druck und Affichen, die zweite gering Schreib und fein Druck, die dritte fein Schreib und Bücher, die vierte Brief und Seiden einschliesst, so bedarf der Ganzzeug für die erste Klasse einer Mahldauer von wenigstens 3, für die zweite 41/2, für die dritte 5—6 und für die vierte 8—10 Stunden (Cigaretten sogar 12). Dabei ist aber auch vorausgesetzt, dass die Konstruktion der Holländer, vielmehr der Holländerwalzen und Grundwerkplatten richtig ist, und zwar verstehe ich wiederum dar unter, dass die Walzenmesserschienen nicht zu scharf und nicht zu stumpf sind. Die geeignetsten Schienen für Ganzzeugholländerwalzen haben an der Schnittfläche eine Breite von 5—7 Millimetern. Unter dieser Breite kann die Walze unmöglich guten Ganzzeug liefern, es wäre denn, dass nur Löschpapiere damit gemacht werden sollen, weil die Stoffe und ihre Fasern, ohne verfeinert zu werden, viel zu schnell kurz und zerschnitten würden. Breitere als die angegebenen Schienen liefern bei unverhältnissmässig hohem Kraftbedarf zu fetten und schmierigen Zeug, der öfters zu den anzufertigenden Papieren garnicht geeignet ist. Zu schmieriger Stoff macht übrigens im all gemeinen auch die Papiere zu transparent, und es ist deshalb anzu- rathen, auch feinen Papieren einen Theil feinen baumwollenen Lumpen halbzeug zuzusetzen, welcher diese Eigenschaft vermindert. Auch die Verwendung grösserer Mengen gebleichten Strohstoffs erfordert dies. Was die Grundwerkschienen betrifft, so sind die langen den kürzeren vorzuziehen, weil letztere durch ihre sehr schräge Stellung zu sehr in ihrer Wirkung dem Scheerenschnitte ähneln. Auch solche Schienen, die von Zeit zu Zeit geschliffen werden müssen, sind ver werflich und eignen sich höchstens für Halbzeugmahlung, da sie am ehesten Veranlassung zur Erzeugung ganz ungleicher Masse geben. Bei solchen Schienen hat ein Holländer manchmal haarscharfe Messer, die magern, röschen Ganzzeug liefern, wie ich schon sehr oft zu beobachten Gelegenheit hatte, während ein anderer Holländer mit ganz stumpfen, völlig abgearbeiteten Grundwerkschienen sich abplagt, den Ganzzeug nur brauchbar zu mahlen. Noch ein Umstand muss hierbei erwähnt werden, durch den so haarscharfe Messer höchst nachtheilig für guten Ganzzeug, namentlich für feine weisse Papiere werden können. Sind nämlich die Grundwerkschienen sehr weich, was durch öfteres Schleifen oder Ausziehen im Feuer entsteht, so arbeiten sie sich, zumal wenn sie geschärft sind, sehr rasch ab, das abgearbeitete Eisen bleibt im Papier und macht es grau. Man kann beim Vorbei gehen an scharf arbeitenden Ganzzeug-Holländern durch den Geruch wahrnehmen, wo dies stattfindet. Ich habe dies schon manchem Papierfabrikanten dadurch nachgewiesen, dass ich auf eine Hand voll herausgenommenen Zeuges etwas aufgelöstes gelbes Blutlaugensalz tröpfelte und dabei intensiv blaue Färbung erhielt. Mit solch scharfen Messern, kann auch keine Gleichmässigkeit des Ganzzeuges, von der allein eine schöne Durchsicht des Papiers abhängig ist, erwartet werden. Am besten haben sich lange Grund werkschienen bewährt, die durchweg gleichmässig dick sind, ohne angeschliffene Wade zu haben. Solche Schienen brauchen nie nachgeschliffen zu werden und behalten fortwährend gleiche Schnittflächenbreite, für welche eine solche von 5—6 Millimetern am geeignetsten ist. Diese langen Schienen sollen im Grundwerkskasten oder in Paketen nur unbedeutend schräg zu den Walzenschienen stehen. Auch das Gewicht der Holländerwalzen übt wesentlichen Einfluss auf die Bereitung des Ganzzeuges aus, indem eine schwere Walze denselben viel schneller kurz mahlt als eine leichte; der Ganzzeug wird daher durch dieselben mehr mager oder rösch und das Papier weich und lappig, und es ist schwer, damit schmierigen oder fetten Ganzzeug, der harte und klangreiche Papiere ergiebt, zu liefern. Namentlich seit Einführung der grossen Holländer mit den grossen Walzen von ungeheurem Gewicht hat sich ein grosser Unterschied in den damit erzeugten Papieren gegenüber denen, die mit den früheren kleinen Holländern gemacht wurden, herausgestellt. Ich kenne sehr angesehene Papierfabrikanten, die dies sofort erkannten und bereuen, den Tausch gemacht zu haben, weil ihre jetzigen Papiere, nach ihrem eigenen Urtheil, den früheren an Güte nachstehen, obgleich in der Zusammenstellung der gewählten Stoffe nichts geändert ist. Das sind jedoch nur Konstruktionsfehler, die sich, wenn auch mit be deutenden Kosten, noch ändern, oder durch geeignete Vorrichtungen beseitigen lassen und beim jetzigen Bau solcher grossen Holländer auch schon berücksichtigt werden. Schliesslich will ich noch über die Verarbeitung von Holzzellstoff, hauptsächlich von sogenanntem Sulfitstoff, Folgendes bemerken. Man begegnet nämlich oft der, wie ich mich erinnere, von der Verwen dungsvorschrift der ersten Sulfitstofffabrikanten, die keine Idee vom Papiermachen hatten, herrührenden Ansicht, dass Holzzellstoff keiner weiteren Mahlung bedürfe, sondern nur dem fertigen Ganzzeug bei gemischt zu werden brauche, um dem daraus zu fertigenden Papier grössere Festigkeit zu geben. Diese Ansicht ist jedoch vollständig irrig, denn d.e Holzzellstofffaser, namentlich von Sulfitstoff, ist in un gebleichtem Zustande, wie sie wohl am meisten verwendet wird, so spröde und sperrig, dass sie sich in diesem Zustande schwer mit den übrigen Fasern des Ganzzeugs verfilzt. Reisst man z. B. das Papier durch, welches mit Ganzzeug bereitet ist, dem die Cellulose nur beigemengt wurde, so sieht man deutlich deren sperrige Fasern hervor stehen und kann dieselben leicht mit den Fingern herauszieben. Grössere Festigkeit bieten solche Papiere nicht, und es darf Niemand einfallen, auf solchen Papieren sogar schreiben zu wollen, weil man alle Augenblicke mit der Federspitze die Zellstofffaser aufspiesst. Es ist daher bei Verwendung von Sulfitstoff nöthig, denselben, wie angeführt, gleichzeitig mit den übrigen Stoffen zu mahlen, damit seine Fasern um so feiner und verfilzungsfähiger werden. Selbst längeres Kollern desselben und nachheriges Vermischen mit dem Ganzzeuge genügt noch nicht, um ihn so weich zu machen, dass eine Mahlung überflüssig wäre. Gegenleistung für Empfangenes bieten, Gegenleistung für selbst Gebotenes freundlich annehmen, erhält das Gleichgewicht in den Beziehungen der Menschen zu einander.