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No 51. PAPIER-ZEITUNG. gestattet. Der Ofen wird von dem aus den Cylindern austretenden Dampfe geheizt, welcher, nach Zwischenschaltung eines Kondens wassertopfes, noch zur Heizung der Deckentrockenrohre benutzt wird. Der Schlot hat einen Querschnitt von etwa 75—100 cm im Quadrat und besteht bis zu seinem Austritt aus dem Dach aus Kiefernholz. Ueber dem Dache besteht er aus Eisenblech, ist mit Zuglöchern versehen und abgedeckt. Um in höher gelegenen kälteren Stockwerken ein Verdichten des Dampfes vollständig auszuschliessen ist es nur nöthig, den Holz schlot noch in einem Abstande von 5 cm mit einem Mantel b zu umgeben. Die dazwischenliegende Luft wird den Schlot warm ge nug erhalten. Das Wasser, welches im ungünstigsten Falle sich noch bilden sollte, wird am unteren Ende des Schlotes durch kleine Blechrinnen d abgefangen. Da die Wärme des Ofens immer eine genügend hohe Temperatur im Schlote erzeugt, so ist ein Abfaulen oder Abtropfen unmöglich. Daher ist solche Anlage auch jedem Ventilator vorzuziehen, da bei diesem ein Abtropfen vorkommen kann. Bei grösseren Anlagen würde ein einziger solcher Schlot nicht genügen; man muss deshalb zwei oder mehrere anlegen. Da dieselben wenig Raum, Anlagekosten und Dampf erfordern, so liegt es auf der Hand, dass sich eine derartige Anlage als zweckmässig er weisen muss. Um im Herbst und Winter bei feuchtem, nebligem Wetter den Zug zu verstärken, lege man an die Aussenseite des Gebäudes eine kleine Anlage von Rippenheizröhren in 6 Lagen, die von dem Abdampf der Deckentrockenrohre noch gespeist werden, und die in eine hölzerne Einkleidung so eingeschlossen sind, dass die Fenster nicht verdeckt werden. Von dieser Einkleidung führen 3 oder 4 Kanäle f bis zur Höhe des höchsten Trockencylinders und münden durch die Mauer in den Papiermaschinen saal. Die erwärmte Luft wird nach dem Schlot hinstreben und die Wasserdämpfe mit sich nehmen. Dabei werden die Dämpfe sehr leicht und vollständig entfernt, so dass die Anlage zur vollen Zu friedenheit arbeitet. R. K. jr. Holzschleife. Leopold Plattner, Holzschleiferei-Werkführer in Jenbach, Tirol, konstruirte die nachstehend skizzirte und beschriebene, in Oesterreich-Ungarn durch Privilegium geschützte Holzschleife, welche die Verarbeitung von Langholz in etwa 1 Meter langen Scheiten gestattet. S ist der für den vorliegenden Zweck besonders breit gewählte Stein, der von der Welle A in Umdrehung gesetzt wird. Das Schleif holz wird ‘dem Stein mittels zweier Kettensysteme, 0 und P, zu- geführt. Das untere Kettensystem P besteht aus mehreren parallel geordneten endlosen Ewartschen Ketten, welche mittels der Räder B CD von Welle A aus langsam angetrieben werden. Die Zahn räder z und 32, welche auf Welle R und sitzen, greifen in die Glieder der Ketten und führen das parallel zu der Achsenrichtung von A, R und aufgeschichtete Holz dem Steine zu. Diese Zu führung wird durch Spitzen II unterstützt, welche in regelmässigen Abständen an den Aussenseiten der endlosen Ketten P angebracht sind. Zwischen je zwei dieser Ketten ragt in schräger Richtung ein Arm J empor, der am Gussstück r festgeschraubt ist und mit demselben verstellt werden kann. Bei n haben die Arme J eine zweite bewegliche Auflage. In einiger Entfernung über dem Kettensystem P ist das Ketten system 0 angebracht, welches von Welle A aus ebenfalls durch Zwischenräder in etwas raschere Bewegung als System P gesetzt wird und das Aufsteigen des angeschobenen Holzes verhindern soll, und w, sind Spritzrohre, welche dem Stein das nöthige Schleif wasser zuführen, w2 spült gleichzeitig die am Stein hängen ge bliebenen Fasern ab. Der Erfinder hofft mit dieser Schleife nicht allein das Spalten und Zerschneiden des Holzes entbehrlich zu machen, sondern auch den Druck im Verhältniss zur angepressten Holzfläche regeln zu können und ohne Feinmühle einen stets gleichmässigen, langfasrigen Stoff zu erzielen. Berichte unserer Korrespondenten. Sioux City, Mai 1890. Gegenwärtig herrscht hier überall im Lande eine bedeutende Produktions- und Bauthätigkeit. Das Haus des Arbeiters wird ge flickt, nachdem es Jahre lang den Regen durchgelassen. Die Legionen von Arbeitern und Angestellten, die einen Gehalt von 50 bis 150 Dollar im Monat beziehen, bauen auch, nämlich auf beständige Arbeit, in dem sie sich Ausgaben gestatten, die bei Wiederholung des hier üblichen öfteren »Stoppens« von heute auf morgen nicht gerechtfertigt erscheinen würden. Wie gross indessen das Zutrauen der Spekulation in die nächste Zukunft ist, geht am besten aus der Thatsache her vor, dass allenthalben Häuser, Geschäftspaläste, Fabriken, Strassen- und Eisenbahnen, Brücken und Kanäle gebaut werden. Die Zeitungen aller Landestheile bringen täglich ganze Spalten von Bauerlaubniss scheinen und Bauplätze-Verkäufen. Neue Unternehmungen, mit einbezahltem Aktien-Kapital von 10 000 bis zu 250 000 Dollar, er halten jeden Tag dutzendweise die nachgesuchten Körperschaftsrechte in den verschiedenen Staaten. Dazu bewilligt der Kongress aus dem überfliessenden Bundes schatze ein Bundesgebäude nach dem andern. Zu alle dem kommt Chicago, die Orakelstadt des Westens, die den Ton angiebt, ob die Zeiten gut oder schlecht seien, mit der Vollziehung ihrer drei grossartigen Bills, der Tunnel-Bill des Stadt- rathes, der Drainage-Bill und der Weltausstellungs-Bill. Die beiden ersten Bills beziehen sich auf Bauten von solch riesigem Umfange und technischen Schwierigkeiten, dass schon jetzt die ausgeworfene Summe von etwa 35 Millionen Dollar sich als zu niedrig gegriffen heraus stellt. Wenn man bedenkt, wie alle Welt vom Panamakanal sprach, als der Franzose ins Reklamehorn stiess, so erscheint Chicago besser und bescheidener als sein Ruf. Eine Summe von 140 Millionen Mark für bessere Trinkwasserzufuhr und gründlichere Abwasserabfuhr auf seine eigenen Schultern zu nehmen sollte doch wohl der Notiznahme seitens der technischen Welt werthgehalten werden. Von der Grösse des Entwässerungswerkes erhält man einen Begriff, wenn man be denkt, dass zeitweise 10 bis 15 000 Arbeiter daran beschäftigt sein werden. Sind diese Unternehmungen der dringendsten Nothwendigkeit berechenbar, so ist diejenige der »Welt«-Ausstellung als eines Unter nehmens der Spekulation um so unberechenbarer. Berechenbar ist daran einstweilen nur, dass sie trotz Bundesprotektorat und Subvention ein rein lokales, wenn auch grossartiges, in diesem Umfange noch nie dagewesenes Spekulationsunternehmen sein und sich dieses Charakters niemals ganz zu entkleiden vermögen wird. Wo aber der nationale Sinn im exclusivsten, bis zur Kleinlichkeit gehenden Lokal stolz untergeht, wo z. B. jedes Bauernstädtchen von 10 oder 20 000 Einwohnern nach irgend einer Richtung hervorzuragen beansprucht oder sich dies einbildet, hat der internationale Sinn keinen Platz mehr. Wie die Papierindustrie der Stecken und Stab ist, an dem jedes noch so grosse Unternehmen vom ersten Moment des Auftauchens der Idee an einher geht, manchmal aber auch bloss einherhinkt, so ist sie es auch, die aus dieser grossartigen Bau-, Gesetzgebungs- und Welt- ausstellungsthätigkeit längst goldene Früchte gezeitigt hat, bevor nur ein Spatenstich oder ein Hammerschlag gethan wurde. Auch wenn der letzte Nagel längst eingeschlagen sein wird, werden Papier und Druckerschwärze noch auf lange Zeit hinaus eine mehr oder weniger reiche Ernte halten.