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1194 PAPIER-ZEITUNG. No. 50. Neue Geschäfte und Geschäftsverftndenxngen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. Die Muldenthal-Papierfabrik zu Freiberg i. S. ist in Nr. 49, durch einen Setzfehler nach Freiburg im Breisgau ver legt worden. Fachkundige Leser werden diesen Fehler, der in der Korrektur leider übersehen wurde, wohl schon selbst bemerkt und berichtigt haben. Die Buchhandlung Schuster & Bufleb in Berlin ist nach dem Tode des Herrn Adolf Bufleb in den Alleinbesitz des Herrn Ernst Oswald Clement Horst Schuster übergegangen und wird von ihm unter unveränderter Firma fortgeführt. Neuroder Kunstanstalten, Aktiengesellschaft, vormals Treutler, Conrad und Taube. In der Aufsichtsrathsitzung wurde mitgetheilt, dass durch Preiserhöhung von Rohstoffen und Löhnen die Herstellungskosten sich entsprechend erhöht haben, die bedeutende Absatzvergrösserung indessen auch eine befriedigende Erhöhung der Rentabilität gefördert hat. Gegenüber den bisher ver theilten Dividenden für 1887/88 von 8 pCt., für 1888/89 von 101/2 pCt, ist für 1889/90 eine solche von 12 pCt. in Aussicht zu nehmen. Die zu Grunde gegangene Leteaer Papierfabrik in Rumänien ist nach dem Bukarester Tageblatt wieder in Betrieb gesetzt. In die Geschäftsbücherfabrik und Buchdruckerei Emil Bandell in Stuttgart ist der Sohn des Inhabers und bisherige Mitarbeiter des Geschäfts, Herr Hermann Bandell, als Theilhaber eingetreten. Die Leipziger Stahlfederfabrik Herm. Müller in Linde nau ist eingetragen und als deren Inhaber Herr Friedrich Carl Hermann Müller in Plagwitz. Die Firma Wilh. Riemschneider in Hannover ist in den Alleinbesitz des früheren Mitinhabers Herrn Buchdrucker Georg Friedrich Adolf Riemschneider übergegangen. Die Verlagsfirma Friedrich Andreas Perthes in Gotha ist Aktiengesellschaft geworden. Deutsche Verlagsanstalt (vormals Eduard Hallberger) in Stuttgart. Die Dividende wird auf 16 pCt. wie im Vorjahre geschätzt. Verlagsanstalt u. Druckerei Aktiengesellschaft (vor mals J. F. Richter) in Hamburg. Die Dividende dürfte 6 pCt. gegen 8 pCt. im Vorjahre betragen. Konkurs. Buchhändler Karl Wickel i. F. Wickel&Siemerling in Wiesbaden. Justizrath Scholz daselbst ist Konkursverwalter, Anmeldefrist bis 7. Juli, Prüfungstermin 14. Juli. Konkurs. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Buchbinders und Papierhändlers Carl Oskar Valentin Schwiegel in Kiel ist Schlusstermin auf den 10. Juli festgesetzt. Konkurs. Franz Bruns, Buchbinder in Haren, Hannover. Rechtsanwalt Holling in Meppen ist Konkursverwalter. Anmelde frist bis 1. August, Prüfungstermin 13. August. Konkurs. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Buch druckereibesitzers Otto Arnold in Berlin ist mangels einer den Kosten des Verfahrens entsprechenden Masse eingestellt. Verein Berliner Papier- u. Schreibwaaren-Händler. Versammlung Donnerstag, 26. d. M., abends 9 Uhr, in den Arminhalien, Kommandantenstrasse 20. TAGES-ORDNUNG: 1. »Unsere Gegner und ihre Mittel«. 2. Besprechung über eingegangene Neuheiten und Auslage der Waarenmuster. 3. Vereinsangelegenheiten und Fragekasten. Jeder Kollege ist hierzu freundlichst eingeladen. Der Vorstand. J. A.: A. Deterling. 11111111 m 111111111111111111111111 ii um 111111111111111111111111111111111111111111111111111 auf = | be •angetow = cfn6. Hoffmann E Wezmäktte. = = Bzeofau, de-n 18, Funi 1890. [48218 = 11 h h 11 iiimiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiw Als Separatabdruck aus dem Polytechn. Journal ist erschienen : te {22 ‘ c’tgeng ael von Dr. E. Muth. — Preis gebunden 3 Mark. ———— Zu beziehen durch: das techn. Bureau von Dr. Muth, Berlin, Winterfeldstr. 7. „„ „die Buchhandlungen. Bei Franco-Sendung durch die Post 20 Pf. mehr. [48233 Der deutsche Geschäftsverkehr mit Australien. Unter diesem Titel ist im Kommissionsverlag der J. C. Hinrichschen Buchhandlung in Leipzig eine Denkschrift in zweiter vermehrter Auf lage erschienen, welche den Zweck hat, deutsche Ausfuhrgeschäfte mit den eigenartigen Anforderungen des australischen Handels ver traut zu machen. Verfasser ist Herr M. F. Bahse in Leipzig, der bei den Ausstellungen in Sydney und Melbourne 1879/81 die Inter essen der sächsischen Handels- und Gewerbekammern vertrat und bei der Ausstellung von 1888 zu Melbourne Mitglied der Reichs kommission war. Die Leipziger Handelskammer hat den Druck des Werkchens veranlasst, in der Absicht, der deutschen Ausfuhr die richtigen Wege zu weisen und sie vor Misserfolgen bei ersten Ver suchen zu bewahren. Da auch die deutsche Papier-Industrie ziemlich lebhafte Be ziehungen zu Australien unterhält und nach Maassgabe des australischen Bedarfs noch umfassender an der Einfuhr dorthin betheiligt sein könnte, geben wir nachstehend einige der wichtigsten Ausführungen der Denkschrift wieder. Die Gesammt-Einfuhr nach Australien beträgt etwa 750 Millionen Mark. Daran ist Deutschland nur mit 12 Millionen, also noch nicht dem 60. Theile, betheiligt. Da diese Ziffer auch nur für das letzte Jahr der Einfuhrstatistik, 1888, gilt, in welchem die Ausstellung zu Melbourne den Geschäftsverkehr belebte, während in den 9 Vorjahren kaum die Hälfte obigen Werths an deutschen Waaren eingeführt wurde, so stellt sich das Ergebniss für Deutschland noch ungünstiger. Sein Antheil betiägt dann ein knappes Hundertstel der australischen Gesammt-Einfuhr. Der bedeutsamste Einfuhrartikel, in welchem Deutschland den australischen Markt nahezu beherrscht, sind Pianofortes. Draht- und Eisenwaaren, Webewaaren und Drogen werden ebenfalls viel von Deutschland bezogen. Die deutsche Einfuhr in Papier und Papier- waaren betrug 1888 262 200 Mark. Bei der Einfuhr nach Australien kommen im allgemeinen folgende 4 Kundenkreise in Betracht: 1) englische Grosseinfuhrhäuser mit Stammhaus in England; 2) australische Grosseinfuhrhäuser und angesehene Kleinhändler mit Korrespondenten und Einkäufern in London; 3) Kleinhändler, die in Australien Platzwaare kaufen; 4) Grosskonsumenten, wie Behörden, Gesellschaften, Bergwerke, Landwirthe, Grossindustrielle usw. Die englischen Grosshäuser der Klasse 1 kaufen die Waare auf feste Rechnung, bezahlen sie in der Regel baar unter Erlangung aller möglichen Vortheile und stellen ihre Verkaufspreise angemessen hoch, um ihren Kunden nach Maassgabe von Umsatz und Zahlungs weise Rabatt geben zu können. Ihre Geldmittel und Bankverbindungen gestatten es, Kredite einzuräumen, unter Umständen auch Forderungen unter den üblichen hohen Zinsen zu stunden. Die Geschäfte sind in Abtheilungen eingetheilt, denen je ein fachkundiger Leiter vorsteht, der neben festem Gehalt Gewinnan theil bezieht und nach Bedarf Gehilfen zur Seite hat. Auf Geschäftsverbindung mit dieser Klasse darf der deutsche Exporthändler nur in seltensten Fällen rechnen, und wenn er mit ihr in Verbindung tritt, muss er auf den Verkehr mit den übrigen Klassen verzichten. Die englischen Grosshäuser haben einen Ring geschlossen und sich verpflichtet, von keinem Fabrikanten Waaren zu kaufen, der seine Erzeugnisse direkt in Australien anbietet. Kundenklasse 2 ist zugänglicher; da aber die hier in Be tracht kommenden Häuser ihre Einkäufer in London haben, ertheilen sie von Australien aus nur selten Lieferungsaufträge, nehmen indess gern Platzwaare ab, wenn sie preiswerth ist oder Neuheiten bietet. Das beste Geschäft liesse sich mit Kasse 3 machen. Diese Kleinhändler, welche bei oft bedeutendem Geschäftsumfang Waaren der verschiedensten Art führen, bestellen aber nicht gern, sondern kaufen lieber am Ort. Sie beanspruchen also, dass man ihnen die Waare, die sie kaufen sollen, erst nach Australien schafft. Der Kundenklasse 4 kann man durch Agenten beikommen, die um so bessere Geschäfte machen werden, je angesehener ihre persön liche Stellung ist und je bedeutender die Geldmittel sind, die ihnen zur Verfügung stehen. Sie müssen z. B. in der Lage sein, Kautionen bei Submissionen zu stellen. Das beste Mittel, den Absatz deutscher Waaren in Australien zu erweitern, wäre nach Ansicht des Verfassers die Gründung eines oder mehrerer Exporthäuser nach englischem Muster, die mit grossen Mitteln einkaufen und durch Zweiggeschäfte in australischen Haupt orten verkaufen, genau so, wie es die englischen Grosshäuser thun. Um den Geldverkehr in Australien selbst zu erleichtern, empfiehlt der Verfasser die Gründung einer Deutschen Bank in Australien, welcher er angesichts dos hohen Zinsfusses, der in Australien ge zahlt wird, gute Erfolge verspricht.