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Sparsamkeit hält danach der Socialismus nicht viel; mit Kleinigkeiten giebt er sich überhaupt nicht gern ah. Hier steckt ohne Zweifel der grosse psycho logische Irrthum des Socialismus. Wenn man durch Verwandlung des Privatkapitals in Kollektivkapital den individuellen Spartrieb mit der Wurzel ausrottet, — wie kann man dann hoffen, dass die Kollektivverwaltung auf die Dauer von den Grundsätzen der Sparsamkeit geleitet, und eine weitere Kapitalbildung möglich sein werde? Eino solche Erwartung fällt in das Ge biet der Mystik, aber nicht der Logik. Wenn zehn Verschwender jeder für sich ihr Geld verprassen, — werden dieselben solide werden, wenn sie ihr Geld zusammenwerfen und nun aus dem allgemeinen Beutel leben? Jeder weiss, dass der Untergang durch eine solche Kollektivwirthschaft nur be schleunigt wird. Selbst sparsame Leute empfinden bei jedem Wirken auf gemeinschaftliche Rechnung eine Neigung zur Verschwendung. Und nun denke man sich einen ganzen Staat, bestehend aus lauter Bürgern, die für sich nichts sparen können und nur für die Gesammtheit fortdauernd sparen sollen. Welch ein Widerspruch! Der Spartrieb ist eine sehr werthvolle Blüthe intellektueller und moralischer Erziehung, und die moralische Kraft, die in dem Spartriebe zum Ausdruck kommt, verleiht der Sparsamkeit ihre hohe Bedeutung. Wo diese moralische Kraft verdorrt, die immer auf’s neue die ungeheuren Kapital schätze der Welt reproduzirt, da verdorrt auch gar bald die wirthschaftliche Kultur. Stärkung der moralischen Kraft, aus der der Spartrieb hervorgeht, sollte deshalb eine der Hauptaufgaben des Staates sein. Sparen. Dem volkswirthschaftlichen und ethischen Werth des widmete Dr. Barth in der Zeitschrift »Die Nation« eine i und beachtenswerthe Betrachtung, welcher wir Folgendes entnehmen: Die Idee des Sparens verkörpert sich für die grosse Masse der Menschen in einer zurückgelegten Summe baren Geldes, im Sparkassenbuch und in den Gegenständen, welche aus den Geldersparnissen angeschafft sind. Dies sind aber nur die Früchte der Genügsamkeit beim Verbrauch. Wer etwas weiter denkt, zieht auch das Schonen zum Gebrauch bestimmter Gegenstände in den Begriff der Sparsamkeit hinein. In diesem Sinne spricht man dann von Sparsamkeit in Kleidern, Möbeln, Hausgeräth usw. Nun kann sich die Sparsamkeit beim Verbrauch aber auch, jenseits des eigentlichen Konsums, beim Produziren erweisen. Die sparsame Köchin ist ein mit Recht geschätztes Wesen, und sie ist volkswirthschaftlich verwandt allen Erfindern, denen es gelingt, mittels derselben menschlichen Arbeit ein grösseres Quantum oder eine höhere Qualität nützlicher Produkte herzu stellen. Jedes Scheit Holz, das zu viel in das Herdfeuer wandert, jedes Pfund Fett, das in der Küche aus Unachtsamkeit verdirbt, charakterisirt sich als Verschwendung. Aber ebenso ist die Beibehaltung einer veralteten Maschine, oder die Vernachlässigung einer rechtzeitigen Reparatur Verschwen dung. Eine richtige Sparsamkeit zeigt sich somit nicht immer darin, dass wenig verausgabt wird. Von zwei Personen mit gleichem Vermögen kann der eine sparsam sein, wenn er auch das Zehnfache von dem ausgiebt, was der andere verbraucht, den vielleicht alle Welt mit Recht einen Verschwender nennt. Es kommt eben alles auf den Verwendungszweck an, der bei dem Sparsamen ein rationeller, bei dem Verschwender ein unsinniger ist. Zwischen Sparsamkeit und Verschwendung liegt deshalb eine unüberbrückbare Kluft, wie zwischen Sparsamkeit und Geiz, die ebenfalls unvereinbare Gegensätze darstellen. Der Geizige verwendet seinen Besitz irrationell wie der Ver schwender. Beide sind innerlich, verwandt; denn beide begreifen nicht, dass Geld und Geldeswerth nur al Mittel für vernünftige' Zwecke wirkliche Bedeutung haben. Die nutzlose Vergeudung, wie die nutzlose Anhäufung charakterisiren sich gleicher Weise als Ablenkungen der für eine nützliche Thätigkeit geeigneten Mittel von ihrem Bestimmungszweck. Mit anderen Worten: Sparen ist zielbewusstes wirthschaftliches Handeln, sowohl auf dem Gebiete der Konsumtion, wie auf dem der Produktion. Damit wird der Begriff des Sparens zum Grundpfeiler der gesammten Volkswirthschaft. Das Sparen selbst aber bildet den Ausgangspunkt jeder wirthschaftlichen Kultur. So lange im eigentlichen Sinne des Wortes nur aus der Hand in den Mund gelebt und nicht für den kommenden Tag vorgesorgt wird, befindet sich die Menschheit in einem wirthschaftlichen Urzustände. Je mehr der Einzelne sein wirthschaftliches Handeln von Rücksichten auf die Zukunft beeinflussen lässt, um so höher steht er auf der Stufenleiter der wirthschaft lichen Civilisation. Der holländische Sozialist Domela-Nieuwenhuis weist in seiner Studie über »Das Sparen« sehr richtig darauf hin, dass die hohe kulturgeschichtliche Bedeutung des Uebergangs zum Ackerbau aus dem Stadium der Jagd und des Fischfangs nicht zum wenigsten darin zu suchen ist, dass durch den Ackerbau mit seinen langen Zwischenräumen zwischen Aussaat und Ernte — im Gegensätze zur Jagd und dem Fischfang, wo der Genuss der Arbeit auf dem Fusse zu folgen pflegt — die wirthschaftliche Vorsorge geweckt und der Spartrieb angeregt wurde. Dass- ohne die Ent wickelung dieser moralischen Kräfte jede wirthschaftliche Kultur rasch wieder absterben würde, zeigt er an den Kulturversuchen der Jesuiten in Paraguay. Es gelang denselben, die Guaranis zu allerlei nützlicher Thätigkeit, selbst zu schwierigen Handwerken abzurichten. Aber es gelang ihnen nicht, die Sorglosigkeit auszurotten. »Die Unfähigkeit, sich eine entferntere Zukunft vorzustellen und der Ungewissheit aller künftigen Dinge Rechnung zu tragen, blieb bestehen, und zum Sparen waren sie nicht zu bewegen.« Trotz der strengsten Strafen kam es deshalb häufig vor, dass die Indianer die Ochsen, mit denen sie arbeiteten, zum Abendessen schlachteten, »weil sie hungrig gewesen seien«. Kapitalisiren ist nur ein anderes Wort für Sparen, und deshalb bleibt die Behauptung richtig, dass alles in der Welt angehäufte Kapital ein Produkt der Sparsamkeit ist. Natürlich ist nicht jedes Kapital, über welches der Einzelne Verfügungsgewalt hat, das Produkt gerade der Sparsamkeit dieses Einzelnen. Auch ein Verschwender, der nicht über das gewöhnlichste Genussleben hinauskommt, kann durch Erbschaft oder Schenkung in den Besitz grosser Kapitalien gelangen, und dieselben können ferner ohne sein Zuthun unter dem Einfluss günstiger Konjunkturen an Tauschwerth zu nehmen. Aber das ändert nichts an dem volkswirthschaftlichen Charakter der Kapitalien. Eine Violine bleibt eine Violine, wenn sie auch in den Besitz eines Menschen geräth, der nicht darauf spielen kann. Auch der socialistische Hinweis darauf, dass das Kapital in die Hände, in denen es sich gegenwärtig befindet, vielfach durch Betrug, Ausbeutung, Gewalt gelangt sei, ändert nichts an der Thatsache, dass das Kapital nur unter Anwendung von Sparsamkeit gebildet werden kann. Die socialistischen Angriffe gegen die bestehende Wirthschaftsordnung gipfeln nun einmal darin, dass nach socialistischer Ansicht das vorhandene Kapital — habe es immerhin einen Ursprung, welchen es wolle — gleich sam wie ein Magnet wirke, der aus dem Produktionsprozess alle Ersparnisse, d. h. alles, was über die Produktionskosten einschliesslich des Arbeitslohnes hinaus gewonnen wird, an sich ziehe und den Lohnarbeitern das Nachsehen lasse, — und dass ferner durch die individuelle Kapitalverwendung eine Planlosigkeit in den Produktionsprozess eingeführt sei, die eine unproduktive Verschwendung von Kapital und Arbeitskraft zur Folge habe. Deshalb ver langt man planmässige Organisation unter Verwandlung des individuellen Kapitals in Kollektivkapital und grössere Gerechtigkeit bei der Vertheilung der zum Konsum gelangenden Früchte der Arbeit Von der individuellen JEAN POHL, Köln offerirt als Specialität: [nm Patent-Briefordner Patent - Tintenlöscher & Balancier-Pressen für [43260 Monogrammprgung etc bester Konstruktion in verschied. Grössen Gustav Voigt, Meßhan. Werkstatt Berlin sw., Neuenburger-Str. 12 Schwerspath, feinst gern-, Braunstein in allen Sorten offerirt Grubenbesitzer Hartmann Paul, Mineralmühle bei Bahnhof Gräfen roda I. Thüringen. [45549 Gepäckwagen für den Transport von Papierwaaren. Elegant, leicht und zuverlässig gegen Wasserschaden. Westfälische Handfuhrgeräthe - Fabrik Carl Ley, Siegen. [46512 Illustrirte Preislisten gratis. Als Specialität offeriren billigst: Hochfeine, dünne Holzpappen, 200—300Stck. pr. 50Ko ; ferner sehr zähe Lederpappen in beliebigen Stärken J. G. Hellmer & Co., Leipzig. 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