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1184 PAPIER-ZEITUNG. No. 50. erleuchteten Treppen stählt den Körper, schärft die Sinne und macht vertraut mit der Gefahr. Bei Bestellung der Schriften können natürlich nur solche Giesse reien in Betracht kommen, die nicht gleich auf Zahlung drängen. Jere gierige, unverständige, unkulante Gesellschaft, die immer gleich Geld sehen -will, bleibt am besten unberücksichtigt. Wende Dich an eine jener kleinen bescheidenen, zuvorkommenden Firmen, denen hauptsächlich am Auftrage, weniger an Zahlungsfristen und Zah lungssicherheit gelegen ist. Sollte die Lieferung wirklich nicht ganz rechtzeitig und ganz tadellos erfolgen, so ist es nicht mehr wie billig, dass man solch liebenswürdigen Leuten auch etwas zu Gute hält. Die Auswahl der Schriften und des sonstigen Materials über lässt man am besten dem Lieferanten. Der weiss jedenfalls, was von seinem Material sich am schlechtesten verkauft, und er wird Dir eine Zusammenstellung liefern, die mindestens von derjenigen Anderer abweicht. Strenge Uebereinstimmung des Materials im System können nur pedantische Menschen, sogenannte »Fachleute«, fordern. Die Unterschiede sind ja so klein, — kaum ein Viertel- Millimeter, — und wenn wirklich einmal in der Form etwas wackeln sollte, so giebt es ja Kartenspäne, die man hineinstopfen kann. So ein Kartenspan ist sehr billig und schafft Wunderdinge. Das billigste Material ist überhaupt auf jedem Gebiete immer das beste. Hält cs nicht lange, so kannst Du ja leicht Ersatz nach beziehen und hast dann den Vortheil, immer etwas Neues um Dich zu sehen. Mehr als ein halbes Minimum von jeder Schrift ist nicht er forderlich. Sollte die eine nicht reichen, so kann man das Fehlende aus einer andern setzen. Wenn z. B. einzelne Buchstaben in halbfetter Antiqua ausgehen, so ergänzt man sie aus Steinschrift, wenn n fehlen, so dreht man u um. Man muss eben nicht auf den Kopf gefallen sein, und sich zu helfen wissen. Wenn nur die »Druckstifte« ziemlich gleich gross sind, hat die Mischung nicht viel zu bedeuten. Die nöthigen Maschinen nimmt man am besten auf Leihkontrakt. Der Inhalt eines solchen Schriftstücks ist etwas ärgerlich; — es empfiehlt sich daher, dasselbe nicht erst genau durchzulesen, son dern geschwind zu unterzeichnen. Sollten sich mehrere Utensilienhändler um die Lieferung be werben, so wählt man stets denjenigen, der die billigsten Preise hat. Es wäre doch baarer Unsinn, für eine Tiegeldruckmaschine 175 M zu zahlen, wenn ein Andrer eine für 125 M. liefern kann. Was von »sorgfältigerer Arbeit«, »besserem Material« usw. gefaselt wird, ist meist nur eine Beschönigung für unverschämt hohe Preise. Eine goldene Regel ist: Gieb kein Geld für Nebensächliches aus. Nebensächlich und entbehrlich sind z. B. die theuern Setzbretter. Packbretter, von denen mit jedem Papierballen zwei kommen, thun dieselben Dienste. Auch Titelschriftkästen sind entbehrlich, da man die benöthigten Buchstaben sehr bequem mit der Pincette oder Ahle aus dem Paket herausziehen und nach dem Druck wieder hinein stecken kann. Ein besondrer Hinweis auf die neu errichtete Druckerei durch Anzeigen oder Rundschreiben ist nicht erforderlich. Wer einen Auftrag für Dich hat, wird schon zu Dir kommen. Ebensowenig ist ein Schild an der Hausthür oder ein Schaukasten am Hause nöthig. Eine Besuchskarte, am Eingang zur Druckerei mit zwei Reissstiften befestigt, genügt für Diejenigen, die nicht Intelligenz genug besitzen, Dich ohne solchen Hinweis zu finden. Wer Deine vornehme Zurückhaltung in Reklamemitteln sieht, wird sofort merken, dass Du solch niedrige Maassnahmen, wie Andro sie verwenden, nicht nöthig hast; er wird Deine Grundsätze achten, und wenn er Deine Adresse verloren hat, gern die Hilfe der Polizei oder eines Auskunftsbureaus in Anspruch nehmen, um Dich zu ermitteln. Ganz besonders thöricht wäre es, durch Zeitungs-Anzeigen Kunden zu suchen. Das kostet nur unnützes Geld und könnte Dich in den Verdacht bringen, als wolltest Du Dich vordrängen und Andern Aufträge wegschnappen. Du kannst überzeugt sein, dass gerade die besten und grössten Kunden sich ein Vergnügen daraus machen, neu gegründete kleine Geschäfte aufzusuchen und diesen ihre Aufträge zuzuweisen. Es kommt nur ganz vereinzelt vor, dass jemand im Bedarfsfälle sich an ein Geschäft wendet, dessen Adresse er durch wiederholtes Lesen von Anzeigen auswendig weiss. Vie) lieber geht er auf Entdeckungsreisen nach dem bescheidenen Veilchen, das im Verborgenen blüht! Eine arge Zeit- und Geldverschwendung ist das Halten und Lesen von Fachzeitschriften. Was dort geschrieben wird, setzt immer sogenannte Fachkenntnisse voraus, und hat meist nur den Zweck, Dir Geld aus der Tasche zu locken. Wenn Du geschäftlicher Hilfe bedarfst, wirst du hoffentlich nicht so thöricht sein, einen Gehilfen anzustellen, der eine regelrechte Lehr zeit hinter sich hat und die Unverschämtheit besitzt, 25 bis 27 Mark in der Woche zu verlangen. Ein Laufbursche oder ein Dienstmädchen ge nügt. Setzen und Drucken ist so einfach und leicht, dass man gar- keine Vorkenntnisse braucht. Die Kunden können jedenfalls nicht mehr verlangen, als dass alles so gesetzt wird, wie sie’s geschrieben haben, und dass man das Gedruckte lesen kann. Wenn Fehler vor kommen, sind sie selbst schuld. Der Drucker kann nichts dafür. Sollte wirklich Jemand so unhöflich sein, sich über Druckfehler zu beklagen, so schimpfe tüchtig auf Dein dummes Personal und brich in Klagen aus, wie schwer es sei, heutzutage, wo alles zum »Verbände« läuft, und bei wenig Arbeit recht hohen Lohn haben will, noch brauchbare Leute zu bekommen. Der Besteller wird dann von Deinen eigenen tüchtigen Kenntnissen überzeugt und so gerührt sein, dass er Dir gern weitere Aufträge zuweist. Verscherze Dir nicht Deine Kundschaft, indem Du von »Zahlung« sprichst oder Rechnungen versendest. Das ist nicht fein. Die Kunden werden schon selbst kommen und Dir das Geld auf den Tisch legen. Lass Dir nicht Aufträge deshalb entgehen, weil Du herausrechnest, dass man daran nichts verdienen kann. Machst Du’s nicht, so machts ein Andrer, und wenn ein Andrer Geld zusetzen kann, kannst Du’s auch! Das beste und bewährteste Mittel, Aufträge zu erhalten, bleibt allezeit: »Thür zumachen und abwarten.« Früher oder später wird schon Jemand kommen, und wäre es auch nur der Gerichtsvollzieher. Büchertisch. Soll und Haben, die doppelte Buchhaltung in ihrer einfachsten Gestalt zum Selbstunterricht, nebst einem Anhang: Der unfehlbare Buchhalter, dargestellt von J. Frölich. Aschaffenburg, Verlag der Krebs’schen Buchhandlung (Emil Kriegenherdt). Preis 1 M. 60 Pf. In vorliegendem kleinen Werk, das zum Selbstunterricht be stimmt ist, wird in gedrängter und namentlich im praktischen Theil ziemlich klarer Weise ein Bild der doppelten Buchführung gegeben, sodass derjenige, welcher der Anleitung recht aufmerksam folgte und die gut gewählten Beispiele, wie empfohlen, an der Hand der Er klärungen gewissenhaft durcharbeitete, sich leicht in der Praxis zu rechtfinden wird. Besonders eingehend ist der wichtigste Theil der Buchführung, der Abschluss, behandelt. Der Anhang: Der unfehlbare Buchhalter, enthält eine Unterweisung zur Auffindung von Fehlern in den Buchungen. Etwas befremdlich erscheint eine Stelle in »der Ab handlung über das Wesen der Buchführung«. Dort heisst es: »Die gesammte Buchhaltung bedarf nur dreier Bücher: Das Vorbuch oder Memorial, das Hauptbuch und das Bilanz- und Inventurbuch«. — Wo bleiben da die Buchungen über Geschäftsvorfälle, die sich auf Kasse beziehen? Auch das erscheint zu umständlich und den Anfänger irreführend, wenn die Buchung der ersten einfachen Geschäftsvor fälle zuerst ins Hauptbuch geschieht und im nächsten Abschnitt dem Schüler erklärt wird, dass es so nicht richtig war, sondern dass in der Praxis anders verfahren wird, und nun erst die richtige Buchungsart durchgenommen wild. Dass der Herr Verfasser durch weg der Konto sagt, während das Konto durchaus verbreitet ist, ist nebensächlich, stört aber beim Lesen sehr. Adressbuch und Waarenverzeichniss der chemischen In dustrie. Herausgegeben von Otto Wenzel, Generalsekretär des Vereins zur Wahrung der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands. 1889,90. II. Jahrgang. Berlin, Verlag von Rudolf Mückenberger. Das umfangreiche, mehr als 1000 Seiten um fassende Adressbuch enthält folgende Stoffgruppen: 1) ein Ver- zeichniss der chemischen Fabriken und chemischen Laboratorien Deutschlands, erst nach Firmen, sodann nach Landestheilen geordnet, 2) ein Verzeichniss der wichtigeren chemischen Produkte mit Angabe der Firmen, welche dieselben als Sondererzeugnisse im Grossen fertigen; im Anschluss daran ein Verzeichniss der Bezugsquellen von Rohstoffen und Halbfabrikaten, sowie ein Sachregister, 3) ein Verzeichniss von Agenturgeschäften, Grosshandlungen, Export- und Importhäusern des In- und Auslandes, 4) die Markenschutz- und Patentgesetze aller Kulturländer, mit besondrer Rücksicht auf chemische Industrie; 5) die Zölle, welche in den verschiedenen Ländern auf chemische Erzeugnisse erhoben werden, 6) einen Bezugsquellen- Nachweis nebst Anzeigen-Anhang. Abtheilung 1 ist das eigentliche Adressbuch und umfasst 404 Seiten. Abtheilung 2 hat besondern Werth als Bezugsquellen-Nachweis. Die chemischen Erzeugnisse sind dabei in 39 alphabetisch geordnete Gruppen getheilt, innerhalb deren die Einzel-Erzeugnisse wieder alphabetisch geordnet sind. Die Namen der letzteren sind äusser in deutscher auch noch in englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache aufgeführt, so dass fremdländischen Firmen die Ermittelung deutscher Bezugsquellen erleichtert wird. Jede Sprache erhielt dabei ein besonderes Sach register. Das Buch ist anscheinend sehr gut durchgearbeitet und wird bei den vielfachen Beziehungen des Papierfachs zur chemischen Industrie auch manchen Papierfachleuten anschaffenswerth erscheinen.