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No. 50. PAPIER-ZEITUNG. die Steine der Sodaöfen herrühren. Der Gehalt an schwefelsaurem Natrium und an Schwefelnatrium weist schon darauf hin, dass hier Sulfat zum Ersatz des bei der Fabrikation verloren gegangenen Natrons verwendet wird. Die verhältnissmässig grosse Menge Schwefelnatrium könnte die Anwendung von Natronbikarbonat zu dessen Zerlegung räthlich er scheinen lassen. Wer jedoch auf die Beseitigung von Schwefel natrium keinen Werth legt, wird zu dem empfohlenen Mittel nicht greifen, da Schwefelnatrium das Holz ebenfalls vorzüglich aufschliesst. Wenn aber auch die mit Schwefelnatrium hergestellte Cellulose keinerlei Mängel gegenüber der mit Aetznatron allein erzeugten besitzt, so habe ich doch nach monatelangem genauem Studium die Ueber- zeugung gewonnen, dass ihre Gegenwart in den Sodalaugen unter Umständen von schädlichem Einfluss für die Natronzellstoff-Fabrikation werden kann. Nachdem ich dies erkannt hatte, war ich stets be strebt, dasselbe aus den Laugen zu entfernen. Wenn ich von der Schädlichkeit der Schwefelalkalien oder Schwefel erdalkalien spreche, so meine ich hier nicht den fürchterlichen Ge stank, welchen diese Chemikalien, in reinem Zustande angewandt, beim Kochprozess verursachen, sondern Einwirkungen, die sich bei den Herstellungskosten meistens unangenehm geltend machen. Zur Entfernung des Schwefelnatriums aus den Sodalaugen unter gleichzeitiger Ueberführung der entsprechenden Menge Natron in Aetznatron könnte also die Behandlung mit Natronbikarbonat mit Erfolg verwendet werden. — Auch ich habe im Laboratorium ein Ver fahren ausgearbeitet, welches es nebenbei noch ermöglicht, den Schwefel selbst zu gewinnen. Nach den von mir angestellten Versuchen könnte man bei den hiesigen Verhältnissen zwischen 200 und 300 kg Schwefel täglich erhalten. Die technische Ausbeutung würde keine besonderen Schwierigkeiten bereiten, der Betrieb selbst nicht allein keine Mehr ausgaben erfordern, sondern, soweit ich es jetzt schon überblicken kann, könnten möglicherweise noch Kohlen gespart werden. Zum Schlüsse gestatte ich mir noch auf einen Irrthum hinzu weisen, welcher in Nr. 44 dieses Blattes durch einen mit S gezeich neten Artikel verbreitet wurde. Dort wird nämlich, nachdem auf das vorhin besprochene Verfahren Bezug genommen ist, behauptet, dass die Intensität der hohen Weisse eines gebleichten (Natron)-Zellstoffs von der Entfernung des Eisens, d. h. von der Reduktion des Eisen oxyds zu Oxydul und Entfernung dieses Salzes, abhänge. Wenn diese Behauptung wahr wäre, müsste es für den Chemiker stets ein Leichtes sein, den Zellstoff blendend weiss zu bleichen; leider ist dem aber nicht so. Wie schon aus oben angegebener Soda-Analyse hervorgeht, ent hält die wässrige Lösung der Sodaschmelze kein Eisen, und es ist auch garnicht abzusehen, wie in die Natronlauge Eisen gelangen sollte, wenn dieselbe, richtig filtrirt, zur Anwendung kommt. Wenn auch die Sodaschmelze Eisen als Verunreinigung enthält, so wird dieses doch als Schwefeleisen, bezw. als Eisenoxydhydrat beim Kochen bez. beim Kaustiziren ausgeschieden. Da im ungebleichten Natron Zellstoff höchstens nur diejenigen Eisenmengen sein können, welche das betr. Holz selbst enthält, also nur Spuren, so müssen die Missstände bei der Bleiche von Natron zellstoff, welche der S-Artikel bespricht, von anderen Ursachen her rühren. Chemische Spielereien, wie die Anwendung von Oxalsäure und Sulfitlauge, die oft empfohlen werden, sind daher nutzlos, d. h. diese Stoffe sind nicht imstande, ein späteres Nachgilben des Stoffes zu verhindern, wenn auch mit deren Hilfe ein scheinbarer Erfolg im Holländer erzielt wird. Nach meinen Beobachtungen wird sich stets nur eine Bleiche bewähren, welche auf einem kräftigen Oxydationsprozess beruht, wobei ich als selbstverständlich voraussetze, dass der zu bleichende Stoff in sachgemässer Weise erzeugt worden ist. Wenn einmal das flüssige Chlor, auf dessen Herstellung die Badische Anilin- und Sodafabrik und die Rhenania in Mannheim ein Patent haben, in grösseren Mengen in den Handel kommen wird, so wird meiner Ansicht nach auch besser und rascher gebleicht werden können. Beim Sulfitzellstoff kann es wohl leicht vorkommen, dass Eisen salze in die Lauge und auch in den Stoff gelangen, welche dann allerdings beim Bleichen hinderlich sind. Es giebt aber verschiedene einfache Mittel zur Beseitigung dieser Missstände. Will man aber durchaus eine Säure anwenden, so thut gewöhnliche Mineralsäuro ebenso gute oder ebenso schlechte Dienste wie die theure Oxalsäure. Zur Erzielung schön weissen Stoffs durch die Bleiche, sei es Sulfit- oder Natron-Stoff, ist das sicherste Mittel stets richtige Lei tung des Kochens. Hierbei kann es dann wohl vorkommen, be sonders bei Sulfitstoff, dass derselbe im ungebleichten Zustande wegen schlechter Färbung weniger gut zu gebrauchen ist. Wilhelm A. Müller. Aluminium und seine Legirungen. Aluminium hat eine Anzahl sehr interessanter und schätzbarer Eigenschaften. Es ist nur 21/2 mal so schwer als Wasser, silberweiss, ausserordentlich dehnbar, von schönem vollem Klang, höchst wider standsfähig gegen Schwefelsäure, Salpetersäure und organische Säuren, und gleich den Edelmetallen in Wasser und Luft nicht oxydirbar. Reines Aluminium ist für technische Zwecke noch zu theuer; ein grosser Theil seiner guten Eigenschaften geht aber auch auf die Legirungen über, welche es mit andern Metallen bildet, und zwar genügen schon ganz geringe Mengen von Aluminium, um in jenen anderen Metallen auffallende Veränderungen hervorzubringen. Durch Zusatz von Aluminium zu Eisen entsteht Ferro-Aluminium, ein Metall, dessen Schmelzpunkt 200 — 300 Grad unter dem des Eisens liegt, und das sich ohne besondre Mühe völlig blasenfrei giessen lässt, während es alle guten Eigenschaften des Eisens behält. Die wichtigsten Legirungen des Aluminiums sind diejenigen mit Kupfer, welchen man, je nach der Grösse des Aluminiumzusatzes verschiedene mechanische, physikalische und chemische Eigenschaften verleihen kann. Mit dem Aluminiumzusatz steigt die Härte, aber auch die Sprödigkeit der Legirung. Im allgemeinen empfiehlt es sich daher nicht, dem Kupfer mehr als 12 pCt. Aluminium zuzusetzen. Le girungen von 5 bis 10 pCt. kommen in ihrer Farbe von allen Metall- legirungen dem Golde am nächsten, sind strengflüssiger als Kupfer, geben reinen Guss und lassen sich gut poliren. Die 10 prozentige Legirung, welche als »Aluminiumbronce« bekannt ist, hat sich für technische Zwecke am besten bewährt. Sie besitzt ausserordentliche Widerstandsfähigkeit gegen Säuren und wird des halb in neuerer Zeit vielfach zu Armaturen für Säurebehälter ver wendet. Sie soll in dieser Hinsicht der Phosphorbronce noch über legen sein. Die Torsions- und Zugfestigkeit einer lOprozentigen Alum.-Bronce kommt dem Stahl gleich, das spez. Gewicht derselben entspricht dem des Eisens, der Schmelzpunkt liegt bei 1600 Grad. Als Löthmittel verwendet man eine Legirung von Zinn, Zink und Blei. Die lineare Ausdehnung beim Erwärmen verhält sich ziemlich wie beim Eisen. Aluminium wird neuerdings auf elektrischem Wege nach den Verfahren von Cowies und Heroult gewonnen. Die Rohstoffe, darunter besonders Bauxit, Kryolith und Korund, werden dabei durch die ungeheure Hitze des elektrischen Stromes geschmolzen, der zwischen zwei Kohlenspitzen überspringt. Solche Schmelzwerke bestehen jn Cleveland, Ohio, in Milton bei Stoke-on-Trent, England, und in Neu hausen in der Schweiz. Das letztgenannte Werk liegt nahe bei Schaffhausen und nutzt-.das Gefälle des Rheins durch kräftige Turbinen aus. Alleinvertreterin dieser Aluminiumschmelze für Deutschland ist die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft, Abtheilung für Aluminium, in Berlin, Schlegelstrasse 26. Diese Firma giebt das Verhältniss der Widerstandsfähigkeit zwischen Phosphor- und ihrer Aluminiumbronce auf 1 zu 4 an. Aluminiumbronce wäre demnach viermal so wider standsfähig als die zu Armaturen von Zellstoffkochern jetzt meist verwendete Phosphorbronce. Wir vermuthen, dass einzelne Fachgenossen mit der säurefesten Aluminiumlegirung schon Versuche angestellt haben und würden etwaige Mittheilungen darüber gern wiedergeben. Aulbewahrungspflicht bei unverlangten Z us en du u gen. In Nr. 37, Seite 863 beschwert sieh ein Stellesuchender, dass viele Geschäftsinhaber auf eingesandte Bewerbungen trotz beigelegter Freimarke nicht antworten. Der Beschwerdeführer scheint dabei zu glauben, dass die Zusendung einer Zehnpfennigmarke zur Eitheilung einer Antwort ver- pflichtet. Dies ist nicht der Fall. Auch die Zusendung eines adressirton und frankirten Briefumschlags, oder einer gleichartigen Postkarte begründet weder einen Rechtsanspruch auf Ertheilung einer Antwort, noch einen solchen auf Rücksendung der betreffenden Postwerthe. Dagegen hat der Absender begründeten Anspruch auf die Postwerthe selbst und kann fordern, dass der Empfänger sie ihm jederzeit zur Verfügung hält. Der Absender kann also die Marke oder Postkarte wieder abholen oder abholen lassen. Anders liegt die Sache, wenn jemand die Einsendung eines bestimmten Markenbetrages behufs Antwort forderte. Dann ist er zur Ertheilung der Antwort verpflichtet, und wenn er die gesandten Markenbeträge für sich ver wendet, kann er wegen Unterschlagung, gegebenenfalls wegen Betrugs zur Rechenschaft gezogen werden. R T. Neu hinzugetretenen Abonnenten der Papier-Zeitung stehen die früher erschienenen Lieferungen von Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation gegen Einsendung der Bezugsquittung und Zahlung von M. 1 für jede Lieferung, äusser Porto, zur Verfügung. Expedition der Papier-Zeitung.