Volltext Seite (XML)
1154 PAPIER-ZEITUNG. No. 49 schwinden der Trockenrunzeln, die so leicht beim Anfängen durch zu heisse Cylinder bei dünnen Papieren entstehen, sagt, kann ich nur bestätigen. Wenn ich mit meiner Filzfeuchtung mehr Glück und bessere Resultate erzielt habe als Herr 0. und als mit meinen früheren Spritzen-Walzen- und Dämpffeuchtungen, so mag dies vielleicht in der Eigenart der von mir verwendeten Filze liegen und an dem Umstande, dass das Papier bei meinem Feuchter auf beiden Seiten gleichzeitig gefeuchtet wird und längere Zeit mit den feuchtenden Filzen, deren Feuchtigkeitsgehalt sofort auf jedes gewünschte Maass regulirt werden kann, in inniger Berührung bleibt. Das Papier nimmt dadurch schon innerhalb des Apparates die Feuchtigkeit in sich auf und wird geschmeidig und in gewissem Grade dehnbar. Den Kalanderwalzen wird es infolgedessen erleichtert, die durch ungleichmässige Trocknung ent standenen kürzeren Stellen und mehr zusammengezogenen Seiten zu dehnen und so welliges und blasiges Papier zu vermeiden, sowie Trockenrunzeln, freilich keine übereinander gelaufenen Falten von Pressen usw., in eine glatte Oberfläche zu verwandeln. Dass das kalandrirte Papier Klang und Härte erhält, ist wohl den vom Arbeiten oder Heizen erwärmten Kalanderwalzen und deren Druck zuzu schreiben, dieselben trocknen das Papier mit dem Glätten aus, wenn die Feuchtung eine normale ist. Ich stelle den Herren 0. und S., welche die Leistung eines solchen Feuchters bezweifeln, gerne anheim, sich von dessen Thätigkeit durch den Augenschein zu überzeugen und bin auch gerne be reit, den Herren eine kleine, mit den angezogenen Mängeln behaftete Papier rolle zu feuchten und zu kalandriren. Die geehrte Redaktion der Papier- Zeitung wird die Liebenswürdigkeit haben, auf Wunsch meine Adresse zu nennen. Dem Herrn S. möchte ich noch erwidern, dass ich auch holz freie Druckpapiere und solche mit wenig Holz mit gleich gutem Erfolge ver arbeitete; je weicher der Stoff, desto leichter war die Arbeit. Ueber Packpapier und geringes Druckpapier muss ich mich einer Aeusserung enthalten, da dieselben nicht in den Rahmen meiner Fabrikation passen und nicht ge arbeitet wurden. Dass die Ursachen der Wellen, Runzeln und Falten jedem Fachmanne bekannt sind, darf wohl vorausgesetzt werden, und doch kommen diese Fehler häufig vor, weil eben der Mensch, mag er noch so intelligent und pflichtgetreu sein, nicht unfehlbar ist. Ich habe von den besten Müllern schlecht gemahlenen Stoff gesehen, bei den vorzüglichsten. Maschinenführern Trockenblasen und Runzeln, sowie sonstige Arbeitsfehler im Papier gefunden. Dass dieselben zu verhüten sind, wenn Arbeiter und Maschinen bei richtigem Stoffe ihre Schuldigkeit thun, ist klar, wenn sie aber vorkommen und ein mal da sind, so hilft alles Wissen, woher sie kommen und wie sie zu ver meiden sind, und auch die spätere Abhilfe nichts; in dem bis zur Abhilfe fertigen Papiere sind die Fehler einmal vorhanden und mit ihnen der; Ausschuss. Meinen Apparat habe ich lediglich zur rationellen Feuchtung hergestellt und nicht daran gedacht, auf der Papiermaschine verdorbenes Papier wieder damit brauchbar zu machen. Nur bei der Arbeit fand ich, dass alle Papier sorten, welche den Filzfeuchter passirten, sich viel leichter kalandrirten als die sonstigen, und lange Ränder, Runzeln, Falten und Blasen nach dem Kalandriren verschwunden waren. Die kleinen Trockenrunzeln dürfen frei lich nicht zu Narben und Schmarren zusammengetrocknet sein. Ist dies der Fall, dann hört auch hier die Kunst auf, und es beginnt die des Koller ganges. Wellige Ränder, die vom Anziehen von Feuchtigkeit beim Lagern, 1 oder von zu grosser Wärme auf dem Lager entstehen können, kann freilich kein Feuchter verhüten. V. Papierdicke und Papierfestigkeit. Vor kurzem erschien das zweite Heft der Mittheilungen aus den Königl. technischen Versuchsanstalten. Auch die Papierprüfungs anstalt hat wiederum drei Arbeiten darin zur Veröffentlichung ge bracht, wovon die letzte Arbeit über den Einfluss der Dicke auf die Festigkeitseigenschaften von Papier bei mir das meiste Interesse er weckt hat. Ein Auszug dieser Arbeit wurde in Nr. 45, Seite 1057, veröffentlicht. Jeder Fabrikant, welcher viel Normalpapiere anfertigt, wird schon längst die Erfahrung gemacht haben, dass sich bei dünnen Papieren fast immer höhere Festigkeiten erzielen lassen als bei dicken. Mitunter werden Behördenpapiere in gleichen Stoffen, aber verschiedenen Gewichten aufgegeben, und namentlich bei den bessern Nummern Normal 1, 2 und 3 findet man häufig, dass die Anferti gung leichter Papiere vollauf den amtlichen Anforderungen genügt, während die schweren Papiere nicht fest genug ausfallen, obwohl sie aus gleichem Stoff gefertigt werden. Leider tritt dieser Uebel stand häufiger auf, und es ist daher nothwendig, dass der Praktiker vor der Anfertigung des Papieres- dessen Dicke genügend berück sichtigt, um hiernach dem Stoff die richtige Behandlung angedeihen zu lassen. Bei richtiger Verarbeitung des Stoffes und Berücksichtigung der Dicke des zu erzeugenden Papieres wird es möglich, auch bei diesem eine recht innige Verfilzung der Fäserchen zu erzielen und festes dickes Papier zu erzeugen. Seiner Zeit (1888) hatte ich als Grenze ein Gewicht von 90 g auf das qm angenommen, doch ist diese meine damalige Annahme längst hinfällig geworden auf Grund meiner weiteren Erfahrungen, welche ich inzwischen bei vielen Prüfungen der verschiedensten Papiere machte. Eine Gesetzmässigkeit in der Abnahme an Festig keit mit Zunahme der Dicke der Papiere scheint ausgeschlossen zu sein, da sowohl die verschiedenen Beschaffenheiten und Eigen schaften der Papierstoffe, als auch die sehr verschiedene Behandlung der Stoffe im Holländer, also deren Verarbeitung, die Verhältnisse jedesmal verschieden gestalten. Im allgemeinen hört man fast überall bei der Anfertigung festen Papiers das alte »lang, recht lang mahlen«. Für dünne und mittel starke Papiere ist dies wohl von Vortheil, während für dicke Papiere der zu lange Stoff garnicht taugt. Bei dünnen und mittel starken Papieren wird schon bei mässiger Theilbarkeit der Fasern auf dem Siebe eine leidlich gute Verfilzung erzeugt, während mit der Dicke des zu erzeugenden Papieres die Theilbarkeit der Fäserchen immer grösser werden muss, wenn die absolute Festigkeit der Faser stoffe noch erheblich durch innige Verfilzung des Zeuges erhöht werden soll, was sehr oft nothwendig ist, um die gewünschte Festigkeit zu erlangen. Bei der Anfertigung von dicken Normalpapieren 1 und 2 ist es erforderlich, dass der Stoff sehr lange Zeit gemahlen bezw. gequetscht wird, um sehr grosse Theilbarkeit der Fasern zu erzielen, aber anderseits darf der Stoff auch nicht zu lang bleiben, da sonst die Verfilzung der grossen Menge Fäserchen nicht innig wird, und das Papier in Festigkeit nicht genügt. Insbesondere hat man dies zu berücksichtigen, sobald man grobe Hanf- und Leinenstoffe verarbeitet, da sich hieraus nur durch vorsichtiges und richtiges Arbeiten Zeug von grosser Theilbarkeit und Geschmeidigkeit herstellen lässt. Mit der Kürze des Stoffes wird zwar die Hinneigung des Papieres zur Brüchigkeit wachsen, aber bei der Verarbeitung so guter und fester Stoffe, wie solche schon zu den Normal papieren 1 und 2 Verwen dung finden müssen, ist selbst ein geringerer Widerstand gegen Zerknittern als bisher ausgeschlossen. Dickes Papier aus sehr langem Stoff wird stets beim Einreissen mit der Hand recht breit reissen und hierbei sehr fest erscheinen, was aber nur Trug ist, dagegen wird dickes Papier aus dem gleichen, kürzeren Stoffe nur kurz abreissen, weniger fest erscheinen, sich bei der Prüfung jedoch stets als das festere zeigen. Die Festigkeiten der Papiere werden sich mit zunehmender Dicke ganz verschieden gestalten, je nach der Art der Stoffe, welche verarbeitet wurden, und je nach der Behandlung, welche den Stoffen bei ihrer Verarbeitung zu theil wurde. Bei richtiger Behandlung des Stoffes wird es möglich sein, in gleichem Stoffe dickes und dünnes Papier von gleicher Festigkeit zu erzeugen. Ich habe z. B. holzfreies Schreibpapier gearbeitet, welches 60 g das qm schwer war, und dessen Untersuchung ergab: mittlere Reisslänge R = 4,026 km „ Dehnung e = 2,7 pCt. In demselben Stoff wurde ein gleiches Papier etwa 230 g das qm schwer gearbeitet, und die Prüfungsergebnisse erwiesen: mittlere Reisslänge R — 3,935 km „ Bruchdehnung e = 2,79 pCt. Bei einer anderen Anfertigung in demselben Stoff ergab die Prüfung des 60 g schweren Papieres mittlere Reisslänge R = 4,189 km „ Bruchdehnung e = 3,2 % das 230 g schwere Papier hatte mittlere Reisslänge R = 3,904 km „ Bruchdehnung e = 2,98 %. Obschon diese Papiere nicht aus einer Bütte gearbeitet wurden, zeigen die Ergebnisse doch, dass sich dicke Papiere bei richtiger Behandlung der Stoffe ebenso fest herstellen lassen, wie dünne. Betreffs des Einflusses der Dicke des Papieres auf das Verändern der Bruchdehnung habe ich zu erwähnen, dass beim Verarbeiten gleichen Stoffes bei gleicher Arbeit der Papiermaschine (d. h. während der Erzeugung dicken und dünnen Papieres aus einer Bütte wird an dem Arbeiten der einzelnen Theile der Maschine nichts geändert, die Pressen arbeiten in gleicher Weise fort, die Züge auf der Nass- und Trockenparthie bleiben dieselben) stets das dünne zu leicht ge arbeitete Papier geringere Dehnung aufweisen wird als das dicke. Der Einfluss der Züge ist auf das dünne Papier grösser, weil die Spannung sich hier mehr geltend macht als bei dickem Papier. Allgemein gütige Gesetzmässigkeiten lassen sich auch hier niemals aufstellen, da die verschiedenen Eigenschaften der Stoffe die Verhältnisse immer verschieden gestalten. Im allgemeinen wird man bei mittelstarken und dicken Papieren immer etwas höhere Bruchdehnbarkeit erzielen als bei dünnen, weil der Maschinenführer in vielen Fällen bei dünnen Papieren die einzelnen Theile der Maschine stärker ziehen lassen muss, um Falten und dergleichen zu vermeiden, während er bei dicken Papieren aus demselben Stoff die Züge wieder »schlaffer« arbeiten lassen kann. Dünnes Papier wird infolgedessen erheblich weniger Dehn barkeit aufweisen als dickeres, besonders wenn ein Verstärken des Zuges auf der Nassparthie nothwendig wurde. Dennoch wird es