Volltext Seite (XML)
1132 PAPIER-ZEITUNG. No. 48. Einfluss des Satinirens auf die Papierfestigkeit. Vor längerer Zeit sah ich in einer guten renommirten Fabrik auf einem achtwalzigen Kalander Papier in Bogen glätten. Es war gutes, ziemlich dickes Normal 2. Der Fabrikant theilte mir mit, dass er durch die Bogensatinage ein ansehnlicheres Papier erziele als beim Kalandriren ganzer Rollen, dass das Papier in seinen Festig keitseigenschaften beim Kalandriren nicht zurückgehe, und dass er schönere Glätte erziele. Ob das erstere zutrifft, will ich dahin gestellt sein lassen. Die letztere Ansicht des Herrn theile ich jeden falls nicht. Vor kurzem hörte ich von einem andern rühmlichst bekannten Papierfabrikanten, dass derselbe gute starke (dicke) Behörden - Normalpapiere meist zwischen Zinkplatten in der alten Weise oder vielfach nur in Bogen mittels Kalander glättet. Das alte Satinirwerk, welches schon lange Zeit in der Ecke stand, ist dort wieder zu Ehren gekommen. Das hiermit geglättete Papier ist sehr ansehnlich, behält guten Griff, wird gern gekauft, und wie der Fabrikant glaubt, leiden die Festigkeitseigenschaften der Papiere beimSatiniren zwischen Zinktafeln nur unbedeutend. Früher kalandrirte er alles in Rollen, und ist dabei, wie er mir weiter mittheilte, bei sehr scharf kalandrirten Papieren bezüglich seiner Dehnungen zeit weise öfters »nur eben mit einem blauen Auge davongekommen.« In früheren Arbeiten über das Glätten habe ich so gut und so viel wie möglich versucht, bestimmte Sätze über das Verändern der Festigkeitseigenschaften von Papier durch Kalandriren auf zustellen. Dies ist nicht immer ganz glücklich gelungen, da die Feuchtigkeit des Papiers beim Glätten die Verhältnisse oft verschieden gestaltete. In einem Bericht lenkte ich die Aufmerksamkeit der Fabrikanten auf den Vortheil des guten Feuchtens, was sich besonders zur Berücksichtigung in solchen Fabriken empfiehlt, wo sich mit Bezug auf Erreichung genügender Dehnbarkeit bei der Anfertigung von Behörden-(Normal-)Papieren Schwierigkeiten zeigen. (Siehe Papier- Zeitung Nr. 86, Jahrgang 1889.) Viele Händler wundern sich, dass in einer Anfertigung Bogen mit verschiedenen Festigkeitseigenschaften vorkommen. Diese Verschieden heit ist aber naturgemäss, wie ich in Nr. 99 von 1889 durch meine Abhandlung über Normalpapiere erörtert habe. Erst kürzlich führte mir ein Papierhändler »erschreckende« Zahlen betreffs der Festig keitsunterschiede eines Papieres vor. Mich wundert so etwas weniger. Allein schon Feuchtigkeit und Einfluss des Glättens, die beide im allerengsten Zusammenhänge stehen, können die Festigkeitseigen schaften eines Papieres gänzlich verschieden gestalten. Ein starkes gutes Papier z. B. zeigte nach einigem Lagern, in der Beschaffen heit wie es von der Maschine gekommen war, 4750 m Reisslänge und 2.30 pCt. Bruchdehnung. Nachdem dieselbe Rolle nochmals nachgefeuchtet und nach abermaligem kürzeren Lagern scharf kalan- drirt war, ergab eine Probe bei der Prüfung 3890 m Reisslänge und 3pCt. Dehnung, also Zahlen, die in beiden Werthen ganz erheblich von den ersteren abweichen. Ungleichmässiges Papier, d. h. ungleichmässig in seinen Festig keiten, ist bei der Fabrikation unvermeidlich. Natürlich wird man die Unterschiede durch zweckvolle Einrichtungen, durch gutes Auf achten bei der Fabrikation auf ein Weniges vermindern können. Es ist nicht meine Absicht, mich hierüber zu verbreiten, sondern in Verfolg der Aeusser ungen tüchtiger Praktiker, welche ich schon an führte, habe ich besonders einmal Platten satinage, wie ich kurz das Glätten zwischen Zinktafeln nennen will, mit Kalandersatinage ver glichen und mir gelegentlich ein Untersuchungsmaterial verschafft, um die Vergleiche auch auf das Verändern der Festigkeitseigen- schäften ausdehnen zu können. Mit der Plattenglätte lässt sich allerdings saubere Glätte und guter Glanz erzielen, und das Papier behält dabei guten Griff. Die Kosten sind aber so hoch, dass man diese Art des Glättens nur bei den Papieren anwenden kann, die sehr gut bezahlt werden. Mit unsern heutigen Kalandern lässt sich weit höherer Glanz des Papieres erzielen, allerdings etwas auf Kosten der Griffigkeit und Ansehn lichkeit des Papieres, namentlich bei dicken Papieren. Ob jedoch der Fabrikant hierbei sich schuldig macht, das Papier in seiner Festigkeit und Zähigkeit, dem älteren Satinirverfahren gegenüber, geschädigt zu haben, mögen nachstehende Untersuchungsergebnisse eines Papieres vor Augen führen. Der Vollkommenheit halber bringe ich hier die ganzen Aus führungen der Arbeit, wenn schon für den Fabrikanten nur die End ergebnisse Interesse haben. Herr Professor Martens regte vor etwa zwei Jahren die Anstellung von Vergleichen zwischen dem Einfluss der Plattensatinage und der Kalanderglätte auf die Papierfestigkeit an, so dass ich annehmen darf, dass auch von anderer Seite diese Arbeit mit Interesse verfolgt wird. Für die Untersuchungen verwendete ich feines holzfreies Karton papier von grosser Härte, mit 4pCt. Aschengehalt, von welchem das □meter 225 Gramm schwer war. Die einzelnen Untersuchungs ¬ stücke dürfen als vollständig gleichmässig gelten, da ich sie sämmt- lieh der Mittelbahn der Maschine hintereinander entnahm, als das Papier gut lief, und die Stoffkiste etwa zur Hälfte ausgearbeitet war. Die verschiedene Satinage des Papiers erfolgte einerseits durch ein älteres Satinirwerk, anderseits durch einen neuen elfwalzigen Kalander bei verschiedener Belastung. Das Glätten der Papier proben geschah an einem Tage, bei gleicher Feuchtigkeit, und zwar wurde die eine Hälfte der Proben parallel zum Maschinenlauf satinirt, die andere Hälfte in der Richtung senkrecht zum Maschinen lauf. Die Untersuchung der Papiere wurde an einem Tage vor genommen, sämmtliche Zerreissversuche wurden mit dem Wendler- sehen Festigkeitsprüfer ausgeführt, bei eingespannten Papierstreifen von 180 mm Länge und 15 mm Breite. Verschiedene Feuchtigkeits bestimmungen der Proben erwiesen sich im Laufe des Prüfungs tages als vollständig gleich, so dass die Papierfeuchtigkeit keine Berücksichtigung zu finden braucht, und die Ergebnisse der Arbeit hierdurch keine Verschiedenheiten bezw. UnZuverlässigkeiten erleiden. A. 1. Kartonpapier in paralleler Maschinenlaufrichtung durch den llwalzigen Kalander ohne jede besondere Belastung der Walzen geschickt. Die erzielte Glätte ist als mässig zu bezeichnen. 12 Zerreissversuche. Parallel zum Maschinenlauf: p, = 16.1 kg e, = 3.10 °/o 16.1 „ 3.10 „ 15.7 „ 2.95 „ 15.7 „ 3.00 „ 15.8 „ 2 95 . „ 15,4 „ 3.10 „ p, = 15.8 kg e, = 3.033 % R, = 4 G75 km. e, = 3.03 %. Senkrecht zum Maschinenlauf: p, = 10.60 kg e, = 3.30% 10.65 „ 3.40 „ 10 6) „ 3.25 „ 10.60 „ 3.40 „ 10.40 „ 3.50 „ 10.55 „ 3.50, p ä = 10.567 kg 64 = 3.30% Rg = 3.127 km. e2 = 3.39 °/o. Mittlere Reisslänge R = 3.901 km. Mittlere Dehnung e = 3.21 %• 2. Dasselbe Papier, durch den llwalzigen Kalander ohne jede Belastung der Walzen in senkrechter Richtung zum Maschinenlauf geschickt. 12 Zerreissversuche. Maschinenlauf: Parallel zum »4 Pi Parallel zum Maschinenlauf: Pi e2 den llwalzigen = 15.40 kg 15.50 „ 15.40 „ 15.50 „ 16.20 „ 15.20 „ p, = 15.633 kg Ri = 4.G28 km. = 15 2 ) kg 15.00 „ 15.40 ,, 11.80 16.00 e, = 2.50% 2.50 „ 2 45 „ 2.60 ,, 2.65 „ 2.40 „ Maschinenlauf. Schöne glanzvolle Glätte. 12 Zerreissversuche. Senkrecht zum P = 10.90 kg 10.80 „ 11.00 „ 10.90 „ 10.60 „ 10.75 „ Senkrecht zum P, = 10.30 kg 10.20 „ 10.40 „ 10.70 „ 10.80 „ 10.90 ,, P, = 3.07 % = 3.07 “/ = 4.00% 3 60 „ 4.00 ,, 3.90 „ 3.90 „ 3.95 „ Maschinenlauf: e, = 2.50 »; 0 2.45 „ 2.35 „ 2.60 ,, 2.50 „ 2.60 ,, p, = 15 33 kg Ri = 4.595 km. Maschinenlauf: e = 2.90 % 2.90 „ 3.10 „ 3.10 „ 3.10 „ 3.30 „ 4. Dasselbe Papier, bei voller Belastung durch Kalander in der senkrechten Maschinenlaufrichtung geschickt. 2, = 3.89% e, = 3.89 p 2 = 10.55 kg R ä = 3.162 km. Mittlere Reisslänge R = 3.879 km. Mittlere Bruchdehnung e = 3.20 %. 1 = 2.50 % e, = 2.50 %■ e, = 2.52% e, = 2,52 °/ B. 3. Kartonpapier bei voller Belastung (etwa 6000 kg) mit dem llwalzigen Kalander geglättet, in der Richtung parallel zum p 2 = 10.825 kg R 2 = 3.223 km. Mittlere Reisslänge R = 3.926 km. Mittlere Bruchdehnung e = 2.79 %• 12 Zerreissversuche. Parallel zum Maschinenlauf: Pi e2 12 Zerreissversuche. Parallel zum Maschinenlauf: Pi Pa = 10.317 kg es Rg = Mittlere Dehnung e 6, = 2.60% e, = 2 60 °/ 2.70 % 2 30 „ 2.55 „ 2.60 „ 2.65 „ 2 80 » = 15 90 kg 14.60 „ 15 90 „ 15.20 „ 15.60 „ 15.60 „ e, = 2.41% e, = 2.42 7c 3.092 km. = 3.864 km. = 2.87 %• Senkrecht zum p, = 10.50 kg 10 20 „ 1C.30 „ 10.30 „ 10.20 „ 10.40 „ e, = 2.60% 2.45 „ 2.30 „ 2.30 „ 2.50 „ 2.45 „ Maschinenlauf: e, = 3.20 % 2 90 „ Maschinenlauf: e, = 3.20% 2.40 „ 3.20 „ 3.56 „ 3.30 „ 3.30 „ p, = 15 467 kg Rj = 4.636 km. Mittlere Reisslänge R 3.30 „ 3.30 „ 3.10 „ 3.C0 „ e, 3.1330 = 3.133 7o. e, = 3.16% = 3.1G 7< = 15.80 kg 15 80 „ 15.50 „ 15.60 „ 16 61 „ 16.00 » p, = 15.883 kg R, = 4.723 km. _ . _ Mittlere Reisslänge R = 3.935 km. Mittlere Bruchdehnung e = 2.79 °o. C. 5. Kartonpapier zwischen Zinktafeln geglättet. 1 ei Q er Belastung des Satinirwerkes 12 mal durch die Walzen 8eschickt 1 der parallelen Richtung des Maschinenlaufes. Senkrecht zum p« = 10.60 kg 11.00 „ 10.60 „ 10.50 „ 10.40 „ 10.40 „ Pi = 10.581 kg R 2 = 3.147 km.