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1130 PAPIER-ZEITUNG. No. 48. Versuchsanstalten und Industrie. In Nr. 45, Seite 1058, gaben wir den wesentlichen Inhalt eines Meinungsaustausches wieder, welcher im Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses zwischen Herrn Prof. A. Martens und Herrn Geh. Bergrath Dr. Wedding mit Bezug auf die Leitung der Charlotten burger Versuchsanstalten stattfand. Herr Prof. A. Martens ersucht uns im Anschluss hieran, seine Aeusserungen nach dem Protokoll des Vereins ausführlich wieder zugeben. Wir kommen diesem Wunsche nach. Herr Prof. Martens sagte Folgendes: Durch eine Anzahl von Mitgliedern, welche der vorigen Sitzung bei wohnten, erfuhr ich, dass der Herr Geh.-Bergrath Wedding in seinem Berichte über das Fest des Niederösterreichischen Gewerbevereins die Gelegenheit benutzt habe, um sich in sehr herber Weise über die hiesigen staatlichen Versuchsanstalten auszusprechen. Die Herren waren der Meinung, dass der in den gesprochenen Worten enthaltene Angriff nicht ohne Erwiderung bleiben dürfe. Das heutige Protokoll scheint die Aeusserungen in einer abgemilderten Form zu bringen. Indessen kann auch in den gedruckten Worten ein Vorwurf gefunden werden, der im Interesse der angegriffenen Anstalten nicht unerwidert bleiben darf. Der Redner glaubt, dass unsere staatlichen Versuchsanstalten leicht in Versumpfung gerathen könnten, wenn sie nicht in beständigem Verkehr mit den Gewerbetreibenden bleiben, und ferner fürchtet er, dass der Staat zu leicht geneigt sein könne, seine Anstalten bureaukratisch zu gestalten und sie als Geldquelle anzusehen, aus welchem Grunde sie wenig nützlich für das aussen stehende Gewerbe seien. Wohl niemand konnte besser wissen als der Redner, in welchem Maasse die Verwaltung unserer staatlichen Versuchsanstalten dafür Sorge trägt, dass sie mit den Gewerbetreibenden in Fühlung bleiben. Die Anstalten haben nicht nur mit dem Verein für Gewerbfleiss, dem Verein deutscher Eisen hüttenleute und dem Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller gemein sam gearbeitet, sondern haben auch mit anderen Interessenten immer in lebhaftem Verkehr gestanden. Gemeinsam mit den grossen Vereinen der Papierindustrie und mit her vorragenden Fachleuten wurden neue Grundsätze für die Beurtheilung der Papiere für den amtlichen Verbrauch entworfen. Der Verein deutscher Müller, sowie zahlreiche Interessenten der Schmierölfabrikation haben ihre Theilnahme an den Arbeiten der Anstalten bekundet. Der Verein deutscher Seiler ist im Begriff, gemeinsam mit der Versuchsanstalt eine ausgedehnte Prüfung an Seilen vorzunehmen, der Verein deutscher Portlandeementfabriken steht im engsten Verkehr mit der Prüfungsstation für Baumaterialien. Der Herr Minister hat in jedem Jahr Studienreisen für die Beamten, und zwar nicht nur dem Vorsteher, sondern auch den Assistenten bewilligt. Die Versuchsanstalten haben stets, ’ wo sich nur ein Anknüpfungspunkt finden liess, Fühlung mit den Gewerbetreibenden gesucht. In ihren Veröffentlichungen ist dieser Grundsatz immer wieder hervorgehoben worden, und man ist durchaus stets zu jedem möglichen Entgegenkommen geneigt. Dass die Anstalten nicht als Geldquellen betrachtet werden, beweist ein einziger Blick in den Etat oder in die jährlich veröffentlichten Geschäfts berichte und ebenso der Umstand, dass die Gebührensätze auf das äusserste Maass eingeschränkt sind. Dass man bestrebt ist, bureaukratische Beschränktheit auszuschliessen, ergiebt sich daraus, dass mit grösster Bereitwilligkeit jedermann Auskunft über alle versuchstechnischen Fragen ertheilt wird, dass die in der Anstalt benutzten Methoden und Apparate stets gern gezeigt und durch Veröffent lichungen in den Mittheilungen aus den technischen Versuchsanstalten der allgemeinen Kritik zugänglich gemacht werden. Kurz, ich halte die vom Redner ausgesprochenen allgemeinen Vorwürfe nicht für gerechtfertigt, so lange er nicht bestimmte Missstände bezeichnet. Ich würde es auch für dankenswerther halten, wenn er nicht durch allgemeine Aussprüche, sondern durch Anführung von bestimmten Thatsachen die ihm ja durchaus bekannte Aufsichtsbehörde in die Lage versetzte, sich über das Gewicht seiner Vorwürfe ein Urtheil zu bilden und, wenn nöthig, den erkannten Uebelständen nachdrücklich abzuhelfen. Aschengehalt verschiedener Papierrohstoffe. In der Arbeit des Herrn W. Herzberg, aus welcher in Nr. 44, Seite 1035 ein Auszug veröffentlicht wurde, enthält Tabelle D folgende Angabe: 7) Strohzellstoff, ungebleicht 2.30 % Asche. 8) Strohzellstoff, gebleicht 0.86 — 1.22% Asche. Wennschon Herr Herzberg anführt, dass die mitgetheilten Werthe nicht als absolute aufgefasst werden können und beständigen Schwan kungen unterworfen sind, so wird mancher, der die Zahlen näher durchsieht, zu dem Schluss kommen, dass gebleichter Strohzellstoff stets bedeutend weniger Asche enthalten müsse als ungebleichter. Dies ist eine gänzlich irrige Auffassung. In den meisten Fällen wird der Strohzellstoff gebleicht ebenso viel Asche aufweisen als un gebleicht, und nur besondere Manipulationen machen es möglich, den Aschengehalt des gebleichten Stoffes dem ungebleichten gegenüber zu verringern. Strohzellstoff unter 1% Aschengehalt ist mir nur selten vorgekommen, meistens wird derselbe noch 11/2 und über 2% mineralische Substanzen aufweisen. S. Zeugbütten und Stoffregalirung. Aus der Praxis. Die früher allgemein angewandten stehenden Bütten kommen immer mehr ab, und mit vielem Recht wird in neuerer Zeit den liegenden Bütten der Vorzug gegeben. Die liegenden Bütten sind zwar auch nicht ohne Mängel, jedoch den stehenden unbedingt vor zuziehen. Die stehenden Bütten, seien sie aus Holz, Stein, Cementguss, Eisenblech oder Gusseisen, haben den Missstand, dass, wenn ihre Rührer nicht mit vielen Querleisten mit Auftrieb ausgestattet sind, sich der schwerere Stoff immer mehr nach unten setzt und mit diesem die Unreinigkeiten, was zur Folge hat, dass beim Ausarbeiten einer Bütte zum Schluss sehr ungleiches und unreines Papier erzeugt wird. Sind viele Querleisten an den Rührern, so verbrauchen die selben viel Kraft, und es ist zu befürchten, dass die Aussparungen in den Tragarmen den Druck auf die Dauer nicht aushalten und aus brechen, oder was öfter der Fall ist, dass die Rührer selbst oben aus schlitzen und abreissen. Auch findet der dünnere Stoff immer rascher den Weg zum Ausfluss, wodurch bei stehenden Bütten der Stoff nach unten hin immer dicker wird, gleichviel ob die Rührer rascher oder langsamer gehen. Bütten aus Holz und Eisen sind überhaupt nicht zu empfehlen, selbst nicht aus Gusseisen. Die Bütten aus Holz, die an und für sich nicht zu lange halten, müssen oben enger gemacht werden, damit die Reifen nachgezogen werden können, wodurch die Rührer, wenn senkrecht hergestellt, nach unten hin mehr von der Wand ab stehen und also da am wenigsten rühren, wo es am nöthigsten wäre. Solche Bütten werden auch leicht am oberen Rande leck, wenn nicht immer ganz voll aufgefüllt wird, welcher Fall um so eher eintritt, wenn ein Dampfrohr in der Höhe der Bütte vorbei geführt ist. Schmiedeiserne und selbst gusseiserne Bütten werden im Laufe der Zeit, wenn sie auch noch so gut angestrichen sind, angegriffen und bilden dann eine Quelle aller möglichen Verunreinigungen. Bei stehenden grossen Bütten trifft man öfters noch kleinere Bütten, mit welchen man den Zufluss des Stoffes besser im Auge haben und die Stoffdichte regeln will. Solch kleine Bütten leisten jedoch diese Arbeit nur mangelhaft, da sie von allen möglichen Zu fälligkeiten abhängen. Haben sie keine Schwimmervorrichtung seit wärts, so muss der Zufluss von Hand eingestellt werden, was nur selten richtig geschieht und um so weniger, wenn zugleich der Stoff verdünnt werden soll. Bei Unachtsamkeit oder wenn alle Personen längere Zeit mit dem Aufführen beschäftigt sind, laufen diese kleinen Bütten entweder leicht über, oder werden beinahe ganz ausgearbeitet, wodurch Verluste und eine Menge ungleiches Papier entstehen. Auch kann es vorkommen, dass der Rührer längere Zeit stehen bleibt, und dann das Wasser und der dünnere Stoff den Auslauf finden, hin gegen der dickere Stoff sitzen bleibt, was eintritt, wenn die Riem scheibe und der Riemen nass werden, was kaum zu vermeiden ist, da diese Antriebe gewöhnlich in einer Vertiefung liegen, in die aller Unrath zusammenläuft. Solch kleine Bütten schaden also mehr als sie nützen, und eine gut gehende Schwimmervorrichtung für sich allein verdient den Vorzug. Die Verbindungsrohre genannter kleiner Bütten oder einer Schwimmervorrichtung mit irgend einem Schöpfwerk werden oft zu eng gewählt, so dass der Stoff mitunter stecken bleibt und nur mit gewaltsamen Mitteln wieder in Fluss gebracht werden kann. Alle diese Uebelstände werden mit liegenden Bütten vermieden, die überdies weniger Raum einnehmen, nicht so hoch gestellt zu werden brauchen, und mehr Beleuchtung erhalten. Der Antrieb ist einfacher und zugänglicher, und das Nachfärben geht darin, wenn der Einlauf richtig ist, rasch vor sich. Die liegenden Bütten sollten für bessere Papiere und in Fabriken, die viele farbige Papiere erzeugen, mit weissen glasirten Plättchen ausgelegt sein, so dass leicht und rasch, meistens nur durch Ab spritzen gereinigt werden kann. Die durchgehende Welle sollte möglichst kräftig genommen werden, damit sie nicht schwingt, und es ist gut, sie mit einem kupfernen oder gusseisernen Rohr einzu hüllen, überhaupt sind schmiedeiserne Theile möglichst zu vermeiden oder zu schützen. Die Querschienen der Rührer sollten möglichst nahe am Boden vorbeigehen und dürfen nicht zu schmal sein. Der Einlauf wird am besten in einer hinteren Ecke eingemauert und mit bis zur Höhe der Welle abwärts geführtem, am Ende etwas nach vorn gekrümmtem Rohr bewerkstelligt, so dass der einströmende Stoff durch die Halbcylinderform der Bütte in einer Schraubenlinie geführt wird und hierdurch sich in der ganzen Länge der Bütte rasch vertheilt. Ist eine liegende Bütte zugleich mit Schöpfrad ausgestattet, und