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§34 PAPIER-ZEITUNG. Wo. 40. Sulfitkocher mit Schutzkruste. Nach einer Mittheilung vom 22. April in »The Paper Mill« arbeiten in der Fabrik der York Haven Paper Co. in Pennsylvanien, Amerika, zwei aufrecht stehende cylindrische Kocher, die nach dem paten- tirtem Verfahren von Dr. Salomon und Brüngger innen verkrustet sind. Die Kocher sind mit Dampfmantel versehen, der innere Kessel ist geschweisst, der äussere vernietet. Der Erfinder, Herr Brüngger, war bis zum 26. April dort und leitete die Inbetriebsetzung. Die selbe ist von grosser Wichtigkeit, weil bisher nur Drehkocher mit der Schutzkruste versehen wurden, und Viele annahmen, dass stehende Kocher sich nicht in dieser Weise verkrusten lassen. Dem gegen über können wir auf Grund direkt erhaltener Nachrichten mittheilen, dass sich schon bei der ersten Kochung eine Kruste im Innern bildete, deren Erhaltung keine Schwierigkeiten verursachte. Der Stoff wird unter Druck aus den Kochern geblasen, damit sich die Faserbündel zertheilen. Die beiden Kocher arbeiten so zufriedenstellend, dass 6 -weitere gleicher Art bei The Pusey & Jones Co. in Wilmington, Del., be stellt wurden. Kochen mit Alkalien. Im allgemeinen kocht man fast alle Lumpen, Stroh, Werg usw. mit einem Zusatz von Kalk, der von 10—20pCt. schwankt, je nach dem Grade der Reinheit oder Härte der Rohstoffe. Die Kalksorten haben aber sehr verschiedene Beizkraft, und man kann beispielsweise annehmen, dass Kalk, welcher schön weiss, nicht zu schwer und etwas porös, d. h. mit kleinen Rissen durchsetzt ist, sich auch zum Kochen gut eignet. Kalk, der mehr gelblich und schwer ist, enthält immer etwas sogenannten Wasserkalk, schmiert infolgedessen mehr, löst sich weniger und hat bedeutend weniger Kochkraft. Gleichviel welche Sorte man anwendet, stets wird sich beim Entleeren der Kocher zeigen, dass ein gewisser Ueberschuss von Kalk vorhanden ist. Dieser Ueberschuss von Kalk muss nun durch gründliches fortge- setzes Waschen im Holländer beseitigt werden. Richtiger und zweck entsprechender ist es jedoch, wenn dieser Ueberschuss von Kalk schon während des Kochens beseitigt werden kann. Ziemlich sicher erreicht man diesen Zweck durch einen Zusatz von kaustischer Soda, welche man im Verhältniss von ungefähr 11/2— 2pCt. direkt beim Füllen in den Kocher giebt. Man erzielt damit ein ziemlich gutes Resultat und Stoffe, wie Jute, Werg, Packstoffe, Stricke usw. kommen sehr sauber und hauptsächlich weich heraus. In acheligen Stoffen werden die Acheln beim Leeren ganz weich gekocht erscheinen. Die Anwendung der kaustischen Soda hat aber den grossen Nach theil, dass dieses Verfahren viel zu theuer kommt. Kaustische Soda kostet jetzt 24—25 M. die 100 kg und hat ausserdem den Nachtheil, dass man Kleider, Stiefel usw., welche damit in Berührung kommen, verdirbt, da sie fast so scharf wie Säure wirkt. Man wende nur, um den verlangten Zweck zu erreichen, gewöhnliche 100° kalzinirte Soda an, die nur 9 M. 50 Pf. die 100 kg kostet und fast die gleiche Wirkung hervorbringt, wenn sie in einer Menge von 2—3 pCt. zu gesetzt wird. Bei acheligen Stoffen sollte man unbedingt niemals unterlassen, Soda zuzusetzen und wird dann stets ein vortheilhafteres Produkt erhalten. Wer eigene Strohstoff-Fabrikation hat, kann mit Vortheil die abgehende kaustische Lauge beim Leeren der Strohkocher auf fangen und solche nochmals zum Kochen mit Kalk zusammen für Packlumpen, Rupfen, Halbwolle usw. verwenden. Ausserordentlich zu empfehlen sind grosse, gut konstruirte Wasch- Holländer mit gelochten Kupferplatten, die direkt neben den Kochern stehen, damit auch solche Stoffe gewaschen werden können, die gar- nicht in den Holländer kommen, sondern nur im Kollergang zu gerichtet werden. Stroh z. B, welches für Strohpapier auf an gegebene Art gekocht, dann gewaschen und erst danach gekollert wird, ergiebt ausgezeichneten Stoff, und man erzielt ausserdem wesent liche Ersparniss an Filzen und Sieben. Letztere werden fast gar- Sicht mehr mit Kalk verschmiert und infolgedessen nur wenig mit näure gewaschen. 0. Feinstoffmahlen. Aus der Praxis. Fortsetzung zu Nr. 39. Ist im Holländer geleimt und gefärbt, so braucht nur noch feingemahlen zu werden. Ein gewöhnlicher Holländer braucht aber hierzu verhältniss- mässig viel Kraft, weil die Hälfte derselben allein zur Beförderung im Trog aufgebraucht wird. Man hat deshalb zu dieser Arbeit ver schiedene andere Maschinen in Anwendung gebracht. Am geeignet sten sind Kegelstoffmühlen, und es ist nur zu verwundern, dass die selben bis jetzt in Europa so wenig Verbreitung gefunden haben, be sonders für Fabriken, die feine und feinste Papiere erzeugen. Die Walzen der Ganzstoffholländer müssen eine Umfangs geschwindigkeit von mindestens 350 m in der Minute haben, um knoten- und knopffreien Stoff zu liefern. Geht die Walze langsamer, so wird man, besonders bei grösserem Zusatz von hartem Stoff, schwerlich ein gutes Zeug erhalten. Wenn aber die Walze der Ganzstoffholländer schneller läuft, so braucht sie um das Quadrat der Geschwindigkeit mehr Kraft als über 350 m hinausgeht. Die Jordan- und Eusticemühle soll bei einer Länge der Walze von 124 cm und 30—65 cm Durchmesser 200—300, also im Mittel 250 Umdrehungen in der Minute machen, kann also erst von der Mitte des Kegels ab eine richtige Mahlthätigkeit entwickeln, die bis dahin verbrauchte Kraft ist verschwendet. Von dort ab wächst die Geschwindigkeit und der Kraft verbrauch in noch grösserem Verhältniss. Von der Mitte ab, wo der Kegel mit doppelter Messerzahl besetzt ist, wird auch grössere Abnutzung der Schienen stattfinden, so dass in kurzer Zeit an Walze und umgebendem Grund werk Hohlräume entstehen, die wohl Kraft verbrauchen, aber wenig leisten, weil der Abstand zwischen den Messern zu gross ist. Vielleicht wäre deshalb ein Versuch mit einer kürzeren Mühle, deren Kegel weniger schräg mit einfachen Messern ausgestattet sind und deren Walze gleich richtige Anfangsgeschwindigkeit hat, nicht ohne Erfolg. Grosse und kleine Ganzzeugholländer durcheinander gerechnet, werden bei üblichem Eintrag von halb Baumwoll-, halb Leinenlumpen, einer Walzenumfassungs-Geschwindigkeit von 400 m und einer Breite des Grundwerks von 20 cm 5 Stunden zum Fertigmachen, und der Stoff 11/2 Minuten zu jeder Kreisung brauchen. Hieraus folgt, dass ein gewisser Theil Stoff oder eine bestimmte Faser in 5 Stunden 200 mal unter die Walze und zur Mahlung kommt. Je breiter das Grundwerk oder die Mahlfläche ist, desto weniger wird der Stoff durch die Mahlfläche gehen müssen. Das durchschnittliche Verhältniss des Umfangs der Walze zur Grundwerksbreite dürfte 1 : 13 sein. Wenn man sich demnach die Walze ganz vom Grundwerk umgeben denkt, so wird der Stoff durch diese Mahlfläche nur 200 = 15,4 mal durchzugehen haben, um richtig gemahlen zu sein. Bei jeder gewöhnlichen Holländer walze, genanntem Eintrag und richtiger Geschwindigkeit wird also reiner fertiger Stoff erzeugt werden, wenn er den 15- bis 16 fachen Mahlweg ihres Umfangs durchmacht. Bei mittlerem Umfang der Holländerwalzen von 260 cm erhält man also einen Mahlweg von etwa 40 m Länge. Die Holländerwalze hat aber die doppelte Bestimmung, den Stoff zu zerfasern und im Trog zu befördern und muss deshalb genügend weite und tiefe Zellen haben. Diese Zellen, die sich bei einer Geschwindigkeit von 400 m vielleicht nur bis zu einem Fünftel füllen, entleeren sich aber auf dem Grundwerk selbst nur wenig, und der Stoff kommt deshalb vielleicht nur bei jeder zehnten Kreisung zur Mahlung, d. h. mit dem Grundwerk in Berührung. Zum Mischen, Waschen, Leimen und Färben braucht der Holländer schon die Hälfte des ausgerechneten Mahlweges, so dass zum Feinmahlen nur noch 20 m Mahlweg übrigbleiben. Sind die Zellen enger und weniger tief, und sind mehr Messer vorhanden, so wird der Stoff öfter zur Mahlung kommen, da die Schnitte zunehmen und der Stoff sich in engeren Zellen weniger der Mahlung entziehen kann. Dies trifft für die Kegelmühle zu, in der sich die Fasern nur auf Augenblicke der Mahlung entziehen, immer von neuem, — be sonders die grösseren und schwereren — von den Kanten der Walzenschienen erfasst und gegen die Kanten der Grundwerks schienen geschlagen werden, wodurch die richtige Entfaserung entsteht. Wenn eine Kegelmühle nur doppelt so viele Schnitte macht, und ihre Zellen die Hälfte des eingeschlossenen Stoffes einer Holländer walze fassen, so macht der Stoff darin einen Mahlweg von 20 _— = 5 m. Es ist also gewiss, dass der Stoff in einer Kegel- 2X2 mühle wenigstens 5 m Mahlweg durchmacht, also auch genügend entfasert und zertheilt werden muss. Bei einer Walzengeschwindigkeit von 400 m in der Minute, wird der Umfang der Holländerwalze in einer Sekunde 400 = 6,66 m 60 zurücklegen, und jede ihrer Schienen wird auf einem 20 cm breiten c j i 666 1 c , , ,, Grund werk 9— = —- Sek. lang verweilen und mahlen. 2 U oö Da der Stoff nur 200 mal kreist, so wird er also im ganzen 200,3— = 6 Sekunden wirklicher Mahlung, wie sie im Holländer vor sich geht, bedürfen.