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862 PAPIER-ZEITUNG. No. 37. Verein der Holzzellstoff-Fabrikanten. Die Mitglieder haben folgendes Schreiben erhalten: Aschaffenburg, 1. Mai 1890. Ich beehre mich, hiemit davon Kenntniss zu geben, dass unsere diesjährige Generalversammlung Donnerstag, 29. Mai, vormittags 10 Uhr, im Hotel zu den 4 Jahreszeiten in München stattfinden wird. Im Anschluss an dieselbe soll der in Aussicht genommene 3 tägige Ausflug ins bayerische Gebirge in folgender Weise erfolgen: Freitag, 30. Mai. Früh 7 Uhr 30 Minuten Abfahrt mit der Eisenbahn nach Starnberg, dort Besteigung des Dampfbootes, Fahrt auf dem Starnberger See nach Tutzing, wo Gabelfrühstück, um 12 Uhr ab Tutzing per Eisenbahn nach Murnau, von da sofort in bereit stehenden Wagen nach Bad Kohlgrub, nach Ankunft daselbst etwa 3 Uhr nachmittags Diner, nach demselben Spaziergang nach der Falleralp. Uebernachten in Kohlgrub. Samstag, 31. Mai. Früh 7 Uhr mit Wagen nach Unterammer gau. Von da Fusspartie auf dem sehr bequemen Reiteweg nach Bürschling (1610 m), wo ein Kgl. Jagdschloss und eine unbeschreib lich schöne Aussicht. Von da über den Brunnenkopf nach Schloss Linderhof, wo Mittagessen und dann Besichtigung. Heimfahrt mit dem von Unterammergau aus hierher gelenkten Wagen nach Kohl grub, wo abermals Uebernachten. Sonntag, 1. Juni. Früh 7 Uhr Spaziergang nach Oberammer gau, Beiwohnung am Passionsspiel, abends Fahrt nach Station Oberau und Heimkehr nach München, wo am 2, Juni die Generalversamm lung der Papiermacher-Berufsgenossenschaft stattfindet. Jene Herren Kollegen, welche an der Versammlung der Berufs genossenschaft nicht Theil nehmen, sondern noch einen Tag im Ge birge bleiben wollen, können am Sonntag Abend statt nach München von Oberau nach Garmisch-Partenkirchen fahren und Montag, 2. Juni, zu einem Ausfluge nach dem Bader- und Eib-See benutzen. Mein Ersuchen geht nun dahin, mir 1) behufs Festsetzung der Tagesordnung für unsere Berathungen am 29. Mai Ihre Wünsche kund zu geben und allenfalsige Vor träge zu derselben anzumelden, 2) behufs rechtzeitiger Besorgung der Wagen, der Zimmer für das 2 malige Uebernachten im Bad Kohlgrub, der Billette für das Passionsspiel in Oberammergau usw. umgehend mitzutheilen, ob Sie sich an dem 3 tägigen Ausfluge betheiligen. Die Ausdehnung desselben auf den Besuch des Schlosses Neu schwanstein würde mindestens 2 Tage mehr und nicht unwesent liche höhere Ausgaben beansprucht haben. Auch lässt sich der Be such von Neuschwanstein sowohl, als auch des Königsschlosses auf Chiem-See von München aus nach der Generalversammlung der Be rufsgenossenschaft und des Papierfabrikanten-Vereins ausführen. Ich bin aber gern bereit, allenfalsigen Wünschen um Aende- rungen an vorstehendem Programm so weit als möglich Rechnung zu tragen und bitte um baldgefällige Rückäusserung auf meine An fragen bezüglich der Tagesordnung für unsere Versammlung und der für den Ausflug in Aussicht zu nehmenden Theilnehmerzahl. Mit kollegialischem Grusse zeichnet hochachtungsvoll Philipp Dessauer, z. Zt. Vorsitzender. Verein Deutscher Fapierfabrikanten. Hierdurch beehren wir uns die Mitglieder unseres Vereins zu der diesjährigen Generalversammlung Dienstag, 3. Juni, vormittags 11 Uhr nach München ergebens! einzuladen. Das Lokal, in welchem die Versammlung stattfindet, sowie das Programm behalten wir uns vor, demnächst bekannt zu geben. TAGES-ORDNUNG: 1) Bericht über die Vereinsthätigkeit im abgelaufenen Jahre 1889/90. 2) Die Frage der Wassergesetzgebung. 3) Die Novelle zum Patentgesetz. 4) Die Arbeiterschutzgesetzgebung. 5) Vorlage des Kassenberichts und Entlastung des Kassenführers. 6) Bericht über den Hilfsverein für Fachgenossen und Beamte der deutschen Papierfabrikanten. 7) Wahl des Ortes der nächsten Generalversammlung. Weitere Gegenstände können auf Antrag der Tagesordnung noch einverleibt werden, doch wird gebeten, dieselben möglichst bald dem Geschäftsführer unseres Vereins, Herrn Direktor Dittmar in Mainz zu bezeichnen. Lachendorf b. Celle, 3. Mai 1890. Der Vereins-Vorstand: Carl Drewsen, Vorsitzender. Papierverein Rheinland-Westfalen. Die diesjährige Hauptversammlung fand am Sonntag, 20. April, in Köln, im Lokale der Gesellschaft Erholung« statt. Nachdem der Vorsitzende, Herr Carl Blanke, die zahlreich erschienenen Mitglieder begrüsst hatte, ■ wurde zur Berathung der auf der Tagesordnung stehenden Fragen geschritten. Dieselben fanden, wenn auch zum Theil in eingehender und lebhafter Berathung, doch schnelle Erledigung. Als Delegirter zur Hauptversammlung in Dresden wurde Herr C. Holzapfel-Köln und als Ersatzmann Herr Georg Albach-Köln, gewählt. Nach Aufhebung der Sitzung blieben die Theilnehmer bei einem ge- müthlichen Frühschoppen vereinigt, bis die Mehrzahl derselben nach den Bahnhöfen eilen musste, um die eintreffenden Damen abzuholen. Bei der nun folgenden Festtafel, an welcher ungefähr 50 Personen theilnahmen, herrschte fröhlichste Stimmung. Ernste und heitere Tischreden, Musikvor träge und zahlreiche, von echt rheinischem Humor gewürzte Lieder wechselten in reicher Reihenfolge ab. Herr Fettback aus Hannover hatte den Damen des Vereins durch Uebersendung eines allerliebsten kleinen Ständers, gefüllt mit frischen Blumen, eine sinnige Ueberraschung bereitet; die Anerkennung da für blieb nicht aus. Äusser einem zündenden Hoch wurde ihm der Dank der Damen noch telegraphisch übermittelt. In liebenswürdiger Weise fand dieser Dank noch spät abends telegraphische Erwiderung. Die nach Aufhebung der Festtafel angesetzte Korsofahrt fand leider wegen des inzwischen eingetretenen Regens nicht ganz die geplante Ausführung. Um so freudiger überrascht waren , die Mitglieder beim . Eintritt in das Palmenhaus der Flora. Der hohe Raum, geschmückt mit den prächtigen Bäumen und Pflanzen, gewährte in dem hellen elektrischen Licht einen feenhaften Anblick. Die Zahl der Theil nehmer War auf ungefähr 90 gestiegen. Zahlreich war die junge Damenwelt in zarten Toiletten erschienen, wohl zu dem Hauptzwecke, sich nach den verlockenden Klängen einer Militärkapelle mit den Herren im Tanze zu drehen. Dem Festausschuss wurde für die Anordnung dieses Abendfestes ein schallendes Hoch gebracht, und als besten Lohn konnten dessen verdiente Mitglieder den Dank aller Theilnehmer aus der freudig erregten Stimmung der An wesenden lesen. Die hübsch mit Blumen geschmückte Tafel, sowie die ge meinsame Riesenmaiweinbowle lockte die Jüngeren nach beendetem Tanze immer von neuem nach den beschaulichen Plätzen zurück, wo der minder tanzbedürftige Theil der Gesellschaft bei heiterer Unterhaltung sass. Der junge Morgen soll die letzten noch beisammen gesehen haben. Bin- und Ausfuhr. Ich habe 3 Jahre nacheinander mit unanfechtbaren Zahlen nachgewiesen, dass die angesetzten Preise bei der vom Kaiserlichen Statistischen Amte publizirten Ausfuhr von Papier und Pappen in der Mehrzahl viel zu hoch gegriffen waren, dass bei Pappen und geringen Papiersorten fast doppelte Werthe angesetzt sind. Ich habe auch von keinem Papier- und Pappen fabrikanten jemals Widerspruch erfahren, weil die Anzeigen und Besprechungen der Preise von oben genannten Papier- und Pappensorten in der Papier- Zeitung meine Angaben bestätigten, bis nach längerer Zeit in Nr. 33, Seite 762, ein Artikel von Herrn Marggraff in Wolfswinkel erschien, welcher meine diesbezüglichen Ausführungen einem scharfen Tadel unterzieht, ohne auch hur den allergeringsten Beweis dafür beizubringen, dass meine Angaben, für deren Richtigkeit ich einstehe, der Wahrheit nicht entsprechen. Ich habe diesen Angaben stets sofort entgegentreten zu müssen geglaubt, weil Sachverständige im Auslande nothgedrungen annehmen müssen, die Reichsregierung setze solche hohe Werthe nur an, um die Ausfuhr des Deutschen Reiches höher erscheinen zu lassen, als sie in Wirklichkeit war, und dies kann das Ansehen Deutschlands jedenfalls nicht heben, sondern viel eher untergraben. In London, wo die Preise deutscher Erzeugnisse so genau bekannt sind wie in Berlin, wurde mir dies wiederholt vorgeworfen, und dies hat mich bestimmt, dafür einzutreten, endlich eine genaue Werth angabe beim Export herbeizuführen. Auf die Angaben und Ausführungen in Nr. 33 erwidere ich Folgendes: 1. Genaue Angaben über die Preise der exportirten Waaren können nur von Fabrikanten oder Grosshändlern gegeben werden, welche diese Waaren herstellen oder exportiren, deshalb sollte man solche nicht von einer Kommis sion, welche die Waaren und Preise nicht einmal genau kennt, abschätzen lassen, sondern der Fabrikant sollte gefragt werden: Wieviel hast Du für Deine Erzeugnisse netto bekommen? Zur Illustration, wie in dieser Beziehung bei den von Herrn Marggraff, angezogenen Handelskorporationen oder Handelskammern schon verfahren ist, mag nachstehender Vorgang dienen, wovon ich der Papier-Zeitung die Belege einsenden werde! ' . 1888 wurden in der in Düren erscheinenden Roerzeitung, die zugleich amtliches Kreisblatt ist, die Berichte der Stollberger Handelskammer publizirt, zu welcher der Kreis Düren gehört! In diesen Berichten wurde hervor gehoben, dass die Packpapierfabrikanten flott und lohnend beschäftigt ge wesen seien und sich eines ganz befriedigenden Geschäftsganges erfreuten. Das gerade Gegentheil war aber bekanntlich der Fall, und sofort protestirten sämmtliche Packpapierfabrikanten des Kreises Düren bei der Redaktion der Roerzeitung und bei der Stollberger Handelskammer gegen diesen Bericht, welcher der Wahrheit schnurstracks zuwiderlaufe, da der Geschäftsgang, schleppend und schlecht gewesen sei, bei ganz ungenügenden Preisen. S12 drangen auf Nennung des Einsenders dieses Berichts, da keiner der Pack papierfabrikanten dieserhalb befragt worden sei! Endlich meldete sich et», Spinnereibesitzer, welcher Mitglied der Handelskammer von Stollberg war, und diese Wahrnehmungen angeblich gemacht zu haben glaubte. 2. Wozu all’ diese umständlichen Wege, um die Preise zu ermitteln Macht es nicht bedeutend weniger Arbeit, wenn der Exporteur deutsch . Erzeugnisse gesetzlich verpflichtet wird, bei der Ausfuhr in einer dazu stimmten Rubrik des Frachtbriefes gewissenhaft den Werth genau anzugebe ; den er ab Versandtort netto erhält, als dass in der angegebenen Weise ' fahren wird, welche zehn mal soviel Arbeit und Schreiberei erfordert.