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PAPIER-ZEITUNG. Wo. 36. Verein der Holzzellstoff-Fabrikanten. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Philipp Dessauer, hat einst weilen folgendes Programm für die diesjährige Generalversammlung geplant: Donnerstag, 29. Mai: Generalversammlung in den 4 Jahreszeiten zu München, darauf Mittagsmahl und Kellerfest. Freitag, 30. Mai, früh 7 Uhr 30 Min. nach Starnberg. Fahit auf dem Starnberger See nach Tutzing, wo Gabelfrühstück; ab Tutzing 12 Uhr nach Murnau, Ankunft 1 Uhr 29 Min., von da mit Wagen nach Bad Kohlgrub, wo Ankunft nach 3 Uhr mittags, dann Mittagsmahl und Spaziergang auf die Faller Alpe. Samstag, 31. Mai, früh 7 Uhr: Fahrt nach Unterammergau, von wo die Wagen leer nach Linderhof gehen, Spaziergang über den Pürstling (wo Königshaus) und Brunnenkopf nach Linder hof, Mittagessen, Besichtigung des Schlosses, Heimfahrt nach Kohlgrub. Sonntag, 1. Juni, früh 7 Uhr: Zu Fuss oder Wagen nach Ober ammergau, Passionsspiel, mit Stellwagen nach Oberau zur Eisen bahn nach München, wo abends Rückkunft. Für jene Reisegefährten, welche noch den 2. Juni im Gebirge bleiben wollen, könnte von Oberau die Fahrt nach Garmisch- Partenkirchen ins Auge gefasst werden und dann am Montag Besuch der Partnachklamm oder des Eib- und Baader-Sees. Die Einladung wird in den nächsten Tagen erfolgen. Wir theilen Vorstehendes jetzt schon mit, damit sich die Fachgenossen dafür einrichten können. Ventilation des Papiermaschinen-Saales. Von einem alten Papiermacher. Es ist garnicht nöthig; den beim Trocknen des Papiers ent stehenden Wasserdampf von der Papiermaschine erst an die Decke des Maschinensaals gelangen zu lassen. Man kann ihn gleich bei der Entstehung über den Trockencylindern absaugen und abführen, wenn man nur seine Natur berücksichtigt. Der Wasserdampf, der sich an der Decke des Maschinensaals sammelt, kann zwar durch höhere Erwärmung mittels an der Decke angebrachter Dampfheiz röhren verhindert werden in Tropfen herunterzufallen; er bleibt aber immer Wasserdampf, der andere Auswege sucht und findet. Er geht in höher gelegene, weniger erwärmte Räume, schlägt sich an den Mauern, Fenstern und Thürgewänden nieder, sowie an den Dächern der Bodenräume und verursacht deren baldige Zerstörung. Ich kann dafür ein recht drastisches Beispiel anführen. In der verflossenen Patentpapierfabrik zu Berlin, die bis Ende der 60er Jahre zu den besten Deutschlands zählte, und deren einfache Einrichtung vielen später errichteten Papierfabriken als Muster galt, war über den drei Trockencylindern einer tüchtigen Donkin’schen Papiermaschine ein Abzug für Wasserdampf angebracht, der seines Umfanges wegen zu den schönsten Erwartungen berechtigte. Er hatte bei 14 Fuss Breite und 7 Fuss Tiefe über den Trockencylindern eine Höhe, die durch 3 Stockwerke ging, und endete 3 Fuss über dem Dache, wie Fig. 1 zeigt, in einem Rohr von 4 Quadratfuss. Ueber dem Dache waren, wie anderwärts auch üblich, nach allen 4 Seiten Jalousieen mit offener Decke angebracht, die dem Dampfe nach allen Fig 1 Seiten Abzug ermöglichen sollten. Die Ein- _L richtung ging gut, so lange die dem Dampf- — T. abzuge günstige Temperatur herrschte, sobald J.—aber eine niedrigere eintrat, fing der Dampf : r an sich innerhalb und unterhalb der Jalousieen - —-4 J zu verdichten; es bildete sich Dunst und Nebel, / " welcher den nachfolgenden Wasserdampf nur / I schwer oder garnicht durchliess, ihn in dem / I grossen Raum festhielt und theils zu Tropfen / I bildete, die auf Papier und Trockenfilz nasse / l Stellen erzeugten und sehr häufig Reissen der / I Papierbahn veranlassten. Da der viele Wasser- I \ dampf nicht aufsteigen konnte, verbreitete er 5 7 i—- sich im Maschinensaal, namentlich über dem / I Siebe und den Bottichen, und auf’s Sieb fielen / I fortwährend Tropfen, die viel Ausschuss er ¬ zeugten. Man hatte zwar den Abzugsraum bis zum Boden mit fester Leinwand umspannt, um den Austritt des Dampfes zu verhindern, erreichte aber damit den Zweck nur mangelhaft. Der ganze Raum war meist mit Wasserdampf ge füllt, der sich an den kalten Wänden niederschlug und fort während auf den Fussboden niederlief. Im Winter gefror der durchdringende Dampf aussen an den Fenstern und Thürgewänden, wo dann im Sommer der Putz abfiel. Um das Tropfen über dem Siebe zu vermindern, war in der Nähe ein grosser eiserner Ofen aufgestellt. Da brach, nach einem strengen Winter, im Frühjahr 1855 | der ganze kolossale Abzugsraum in den 3 Stockwerken in sich zu sammen, zerschlug die Gestelle des oberen Trockencylinders und blieb auch zum Theil an den Zimmerungen der Stockwerke hängen. Die Bretter wie auch die starken Balken nebst Fussböden waren vollständig verfault und mussten sämmtlich erneuert werden. Bei Anlage eines neuen Abzugs kam es hauptsächlich darauf an, den Wasserdampf bis zum Austritt überm Dache in seiner gasförmigen Gestalt zu erhalten. Dies wurde durch Anwendung eines Metall mantels versucht und gelang auch vollständig. Statt des grossen Abzugsraums wurde ein hölzerner Schirm von 7 X 14' über den Cylindern angebracht, der bis an die Decke reichte und wie ein grosser Trichter aussah, der in einem langen Rohre von 2' Durch messer 3' über dem Dache ausmündete. Dort war das Rohr mit einer Haube versehen, welche, wie Skizze Fig. 2 zeigt, 10" über der Oeffnung lag, und deren Seitenwände mit 10" Abstand ringsum über das Rohr herabreichten. Es konnte daher von keiner Seite Wind in Fig. 2. das Rohr dringen. Um das direkte Niederfallen — von Tropfen auf die Cylinder zu verhindern, hatte man das Rohr gleich am Schirm in einem Winkel von 45° abgebogen. In diesen Schirm wurde nun ein bis in das enge Rohr hineinreichender Trichter von starkem Zinkblech in solcher Weise gehängt, dass rings um denselben ein leerer Raum von 3" blieb. Der innere Trichter war auch 6" länger als die höl zerne äussere Hülle, und seine Unterkante war zu einer 1" tiefen und breiten Rinne nach aussen ge bogen, um etwa fallende Tropfen aufzunehmen und / J abzuleiten. Es wurde angenommen, die strahlende > Wärme der Trockencylinder werde das Zink so K weit erwärmen, dass der Dampf sich nicht nieder- k schlagen könne, und dass auch der äussere Z wischen- —M raum von 3", in welchem etwa vorbeigehende Dämpfe einziehen sollten, genügend miterwärmt werde. Man war natürlich sehr gespannt auf den Erfolg, da eine solche Einrichtung noch nirgends bestand. Nachdem alles fertig war, die Trockencylinder geheizt, die Maschine in Gang gesetzt und das Papier aufgeführt war, zog der Wasserdampf mit einer gewissen Geschwindigkeit ab, machte in der Haube die Wendung nach unten und strömte ohne Verzögerung ins Freie. Die Voraussetzungen hatten sich also vollkommen bewährt, auch der an den Seiten zuströmende Dampf wurde von den Zwischen räumen gierig aufgesogen. Jetzt gab es keinen Dampf mehr im Maschinen saal, er war stets hell und trocken, selbst bei stürmischem und kaltem Wetter. Der Wasserdampf hatte jedoch vorher die Balkenköpfe in den Wänden so stark angegriffen, dass sie beinahe verfault waren und erneut werden mussten. Dies Verfaulen ist in vielen Fabriken ein getreten, die keine guten Dampfabzüge hatten, aber den Dampf an der Decke erwärmten. Die Balken mussten überall, auch in den oberen Räumen, an den Wänden gestützt werden. Wenn man annimmt, dass eine Maschine in 24 Stunden 40 bis 50 Gentner Papier macht, und das Papier von der zweiten Presse ab noch mindestens 40—50% Wasser enthält, die auf dem Trocken cylinder verdampft werden müssen, so kann man sich einen un gefähren Begriff davon machen, was es zu bedeuten hat, eine Menge von 20—30 Gentnern Wasser als Wasserdampf durch Erwärmung durch Dampfheizungsröhren an der Decke in gasförmigem Zustande zu erhalten. Derselbe muss einen Ausweg suchen und findet ihn in den oberen kälteren Räumen, wo er sich an den kalten Wänden und Dächern niederschlägt und dieselben nach und nach zum Ver derben bringt. Es ist deshalb unter allen Umständen zu empfehlen, den Wasserdampf über den Cylindern abzufangen und denselben, wenn man ihn durch die Stockwerke zum Dach führen will, an der Decke von dem Abzugsraum seitlich durch einen Ventilator oder Exhaustor abzuziehen, wie es in vielen Papierfabriken mit gutem Erfolg geschieht. Ein solcher Ventilator braucht zu seinem Betriebe nicht so viel Dampf, als nöthig sein würde, um den vielen Wasser dampf soweit zu erwärmen, dass er nicht in Tropfen niederfällt. Papierprüfung und Praxis. Herr W. Herzberg, Erster Assistent an der »Papierprüfungs anstalt« in Charlottenburg, hat im vergangenen Jahre eine Studien reise durch eine Anzahl deutscher Papierfabriken unternommen, um sich Einblick in die Art und Weise zu verschaffen, wie die Papnr prüfung dort gehandhabt wird. Herr Herzberg nahm infolge de gemachten Beobachtungen Veranlassung, in Heft I der »Mittheilungm aus den Kgl. mechanisch-technischen Versuchsanstalten« in einer längeren Aufsatz darzulegen, wie die Papierfabrikanten und -Händ die Fertigungen und Lieferungen von Papier mittels exakter, de