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PAPIER-ZEITUNG. 814 No. 35. Ursprungs sein. Im übrigen aber soll das Innere »orientalische Magnifizenz« athmen, und hierfür die Kunstindustrie der alten Welt in ihren höchsten Leistungen zu freiem Mitbewerb zugelassen werden. Die Summe von 80 000 Dollar ist allein für Möbel und kunstgewerb liche Geräthe ausgeworfen, 35 000 Dollar für Anlage türkischer Bäder und moderner Wasserklosets. Die Teppiche sollen aus dem Orient be zogen werden, dagegen dürfte die Füllung der Leinwandkammern der europäischen Textilindustrie anheimfallen, falls es ihr gelingt, den geforderten orientalischen Geschmack zu treffen. So wird Herr Diaz endlich sein langersehntes »würdiges« Kapitol in echt mexikanisch-origineller Weise erhalten, von dem aus er hoffentlich noch lange die schwierige Aufgabe wird erfüllen können, das heissblütige, aber edle und kunstempfängliche, von glühendem Patriotismus erfüllte mexikanische Volk im Zaume zu halten. Hier steht nun das Konsulatswesen Europas abermals vor der wichtigen Frage, inwieweit es für die kommerziellen Vertreter auswärtiger Re gierungen möglich sei, aus der Schablone der Instruktion heraus zutreten und ihrem heimischen Kunstgewerbe den gebührenden An theil am Mitbewerb um eine Lieferung zu sichern, die von grösserer und nachhaltigerer Wirkung sein dürfte, als eine schwimmende Ausstellung von einer ganzen Flotte der stolzesten Dampfer, die selbst in dieser kaum denkbaren Machtentfaltung, von hier aus be trachtet, keinen praktischeren Werth haben könnte, als — eine Leipziger Messe zur See. G. Kraft. Kontor — Schriftei. Obwohl wir in Nr. 19, Seite 425 unsre Leser ersuchten, den Meinungsaustausch über das beste Ersatzwort für »Kontor« als ab geschlossen zu betrachten, sind uns noch verschiedene Aeusserungen zu dieser Frage zugegangen, von welchen wir besonders die vom Anreger derselben ausgehende nicht unterdrücken wollen. Bei dieser Gelegenheit mögen dann noch zwei andre Platz finden, die beachtens- werthe Winke enthalten. Wir bitten aber unsere Leser, jetzt mit Zusendungen in dieser Angelegenheit einzuhalten und ihre Thätigkeit der praktischen Ein führung der nach ihrer Ansicht besten unter den empfohlenen Ver deutschungen zuzuwenden. Herr G. schreibt: Obwohl Sie die Besprechung in der Angelegenheit Kontor—Schriftei für geschlossen erklärt haben, möchte ich doch bitten, mir als Antragsteller noch ein Schlusswort zu gestatten. Mein Vorschlag hat zwar keine günstige Aufnahme gefunden, und es sind eine Anzahl Gegenvorschläge gemacht. Gleichwohl halte ich den meinigen bei weitem für den besten. Alles, was dagegen gesagt wurde, ist nicht stich haltig. Ich will mich zuerst mit der im wissenschaftlichen Gewände auf tretenden Besprechung in Nr. 19 abfinden. Demnach ist auch die Endsilbe ei nicht deutsch. Den Beweis dafür halte ich aber für missglückt. Wenn sie ursprünglich nicht schon vorhanden war, sondern anders lautete, so handelt es sich doch wohl nur um eine Umbildung. Undeutsch ist sie aber deshalb gewiss nicht. Wenn man überhaupt diesen Maassstab anlegen will bei der Beurtheilung, was deutsch sei und was nicht, so wird schliesslich nicht viel Deutsches übrig bleiben. Nun aber die Hauptsache: Schriftei soll eine Missbildung sein, weil nicht jedes ähnliche Wort wie Schrift in gleicher Weise umgebildet wird. Ich frage: warum müsste denn letzteres der Fall sein ? Ein Gesetz giebt es doch dafür nicht. Selbst wenn noch kein einziger gleichartiger Fall vorhanden wäre, so brauchte man sich dadurch von einer neuen Wortbildung nicht ab halten zu lassen, wenn dieselbe an sich nicht falsch, dabei aber zweckmässig wäre. Was bisher noch nicht Brauch war, wird dann zum Brauch. Ich komme nun zu den verschiedenen Gegenvorschlägen: Kanzlei, Schreib- stube, Buchhalterei. Keinen davon halte ich für gleich gut wie den meinigen. Wenn man Kontor durch ein anderes Wort ersetzen will, so sollte es kein solches sein, welches schon anderweitig im Gebrauch ist und also schon eine andere Bedeutung hat, vielmehr eine Neubildung, der nur der ganz be stimmte Sinn des kaufmännischen »Kontor« gegeben wird. Kanzlei ist aber schon der Ort, wo bei Behörden die Schreibarbeit verrichtet wird, d. h. was die Reinschrift anlangt, also das gewöhnliche Abschreiben. — Und Schreib stube? Ja, was ist nicht alles Schreibstube! In dem vorliegenden Fall ist das Wort meines Erachtens so unzweckmässig, wie nur möglich. Auch Buch halterei ist bei der Behörde schon im Gebrauch, dazu viersilbig, also un bequem lang. Und dann frage ich: Wird sich jemand entschliessen, über sein Privat-Kontor »Privat-Buchhalterei« zu setzen? Ich bezweifle das. Alle diese Nachtheile hat Schriftei nicht. Es wird nur die eine Bedeutung haben; es ist kurz, klingt gut und ist auch dem Sinne nach so gut wie nur möglich gewählt. Alle im Kontor verrichteten Arbeiten lassen sich mit einem Wort nicht ausdrücken, es handle sich um die Geschäftsleitung, um Buchführung, Brief schreiben usw. Dass davon eine die hauptsächliche sei, wie z. B. nach An sicht der Redaktion die Buchhaltung, lässt sich kaum behaupten. Ueberall aber handelt es sich um schriftliche Arbeit, und Schriftei ist daher so treffend wie nur möglich. Es hat aber auch noch den Vorzug, weitere zweckmässige Wortbildungen zuzulassen. Wenn Kontor aufgegeben wird, so kann doch der Kontorist nicht bestehen bleiben. Wie nennt man ihn aber bei Anwendung der anderweitig vorgeschlagenen Wörter? Etwa Schreiber, oder, ohne Rücksicht auf seine Sonderbeschäftigung: Buchhalter? Dass ersteres nicht in Frage kommen kann, bedarf wohl keines Wortes weiter; jeden auf dem Kontor Beschäftigten aber Buchhalter zu nennen, würde doch thatsächlich falsch sein. Bei Schriftei aber wird der Kontorist einfachSchriftist (O weh! D. Red.) und der abzuschaffende Korrespondent könnte bei dieser Gelegenheit gleich in einen Briefisten (O! o! o! D. Red.) umgewandelt werden. Diese Wörter sind allerdings auch »gemacht,« aber es sind wenigstens zahlreiche Vorbilder dafür vorhanden. Aus allen diesen Gründen möchte ich wünschen, dass mein Vorschlag doch noch zur Annahme gelangt. Einheitlichkeit der Bezeichnung wäre jeden falls auch besser als die beliebige Anwendung einer Anzahl verschiedener Wörter. Ein Fachgenosse aus Stapelton, S. J., schreibt Folgendes: Der Meinungsaustausch über die Verdeutschung des Wortes »Kontor« ist zwar nach einer bezüglichen Bemerkung geschlossen, aber — so scheint mir — doch eigentlich nicht zu einem befriedigenden Ende gekommen; denn »Schriftei« wird sich nicht einbürgern. Dio Reichsbank spricht von Haupt- und von Nebenstellen, die Post-, Steuer- und Zollbehörden haben Haupt-, Ober-, Unter- und Nebenämter, und hier in den Vereinigten Staaten heisst es überall Office und branch; — z. B. shipping Office. Man könnte unter Anwendung des hieran Passenden sehr deutliche Be nennungen für Comptoir (Kontor) bilden, z. B.: Comptoir der Firma — Hauptstelle des Hauses oder Geschäftsstelle. Cassa oder Cassenzimmer der Firma — Zahlstelle des Hauses. Expedition der Firma — Versandtstelle des Hauses. Privatcomptoir des Chefs — Geheimzimmer des (Geschäfts-)Inhabers. Geschäftslokale, Fabriklokale — Geschäftsräume; diese können Waaren- oder Lagerräume, Verkaufsstellen oder Verkaufsräume sein. »Buchhalterei« würde für eine Nebenstelle eines grossen Geschäfts hauses sehr bezeichnend und deutlich sein, während man statt Buchhalter eigentlich »Buchführer« sagen müsste. . Dann äussert sich noch ein Vorstandsmitglied des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Zweigverein Berlin, wie folgt. Der deutsche Sprachverein verfolgt mit Aufmerksamkeit die in der Papier-Zeitung erscheinenden Vorschläge in Verdeutschungsangelegenheiten und bekennt fern, ihr für viele gute Winke Dank zu schulden Vor einiger Zeit ist in dieser Ztg. das Wort Kontor nebst seinen 'Ver deutschungen mehrfach erörtert worden Dazu seien einige Bemerkungen gestattet. Kontor ist und bleibt ein fremdes Wort ob man es nun Kontor, Comptoir oder sonstwie schreibt. Es kann nie Lehnwort werden: das ver hindert der Ton und die undeutsche Lautrugung: : Die Endung ei in dem für Kontor vorgeschlagenen Wort »Schriftei« ist freilich auch welschen Ursprungs und hat noch jetzt in undeutscher Weise den Ton abermit Tel" dbehngangadewohenweanheverdoutschung man dafür mag dem Einzelfall überlassen bleiben. 34 A, &0e. TAYLOR, SOMMERVILLE & Co. 83 Oueen Victoria Street, London E. C. 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