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812 PAPIER-ZEITUNG. No. 35. Sobald der sonst sehr weiss aussehende europäische Sulfitstoff in den Holländer kommt, nimmt er stark rothe Farbe an und zeigt damit an, dass er theilweise mit Chlorkalk gebleicht und das Chlor nicht gut ausgewaschen wurde. Um die richtige Farbe zu bekommen, muss dann Säure verwendet werden, was unvorhergesehene Ausgaben macht. Trotzdem versichert der Einfuhrhändler, dass der Sulfitstoff nicht gebleicht sei. (Der Händler wird in diesem Fall recht haben, da die rothe Färbung meist von ungenügendem Auswaschen, aber nicht vom Bleichen herrührt. (D. Red.) All unser hier fabrizirter Sulfitstoff wird ungebleicht zu Zeitungs papier verarbeitet. Waldemar Thilmany. Ganzstoffmahlen. Aus der Praxis. Eine der wichtigsten Arbeiten der Papierfabrikation ist das Ganzmahlen, weshalb dieser Arbeit nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt werden kann. Im allgemeinen sind die Ganzstoffholländer wie die Halbstof- holländer gebaut, werden aber mit etwas breiterem Grundwerk ver sehen, erhalten etwas abweichende Anordnung der Messer in der Walze und laufen ein wenig rascher. Damit man schönen Ganzstoff erhalten kann, muss vor allem der Halbstoff gleichmässig schön gemahlen sein. Wenn nur eine Stoffsorte, besonders die härtere, als Halbstoff ungenügend oder fehlerhaft vorbereitet ist, wird bei allem Fleiss des Holländermüllers niemals schöner Ganzstoff zustande kommen. Zum Ganzstoffmahlen sind grosse Holländer geeigneter, weil sie gleichmässigeres Fabrikat liefern als kleine, und ihre Bedienung ein facher ist, wodurch den einzelnen Holländern mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden kann. Sie haben auch noch den Vorzug, dass sie im allgemeinen besser ziehen, weil die Zellen der Walze grösser sind, und Sitzenbleiben von Stoff, wenn einmal richtig aufgerührt wurde, kaum mehr zu befürchten ist. Je langsamer und öfter die Walze dem Grundwerk genähert wird, desto schöner gemahlenen Stoff erhält man. Will man schmierigen fetten Stoff, so werden die Holländer möglichst dick eingetragen, hingegen bei röschem Stoff möglichst leicht. In manchen Fabriken wird auch sogenannter Dreiviertelstoff hergestellt, d. h. von dem gebleichten Halbstoff wird jede Sorte für sich beinahe ganz ausgemahlen und in Abtropfkasten abgeleert und erst dann in Feinholländer eingetragen um gemischt, geleimt, ge färbt und fertig gemahlen zu werden. In anderen Fabriken wird ein Theil der weichen Stoffe für sich ausgewaschen und erst später, wenn der harte Stoff im Ganz holländer ziemlich kurz ist, zugetheilt. Beide Verfahren haben den Zweck, den Stoff einer gleich mässigeren Mahlung zu unterziehen, so dass die weicheren, leichter zertheilbaren Stoffe nicht so oft angegriffen werden, wie gleichzeitig eingetragene harte und weiche. Diese Verfahren erfordern aber Kraft, Arbeit nnd Zeit und ver ursachen durch den öfteren Transport mehr Verunreinigungen, so dass es sehr fraglich erscheint, ob der kleine Vortheil nicht durch die Nachtheile mehr als aufgehoben wird. Sehr oft entstehen in den Ganzzeugholländern Verunreinigungen durch die Rührscheite. Wenn diese nämlich vorn zu dick und breit sind, werden sie nach und nach abgemahlen, da sie mit der Walze leicht in Berührung kommen, und es gelangen dann Holzsplitter in den Stoff, welche immer mehr zerkleinert werden. Manchmal werden auch bei Unachtsamkeit des Arbeiters die Rührscheite durch den Rand der Waschtrommel abgerieben. Um Verunreinigungen dieser Art zu vermeiden, ist es gut, die Grund werke so zu legen, dass sie etwa 2 cm über den Aufgang hervor stehen, so dass mit dem Rührscheit bis zum Grundwerk gefahren werden kann, ohne dass es mit der Walze in Berührung kommt. Die Rührscheite sollten auch mit einem Loch versehen sein, damit sie entweder an der Wand aufgehängt oder auf der Scheidewand des Holländers von einem Stift festgehalten werden und sich durch die Erschütterungen des Holländers nicht verschieben und in den Trog fallen können. Andere Verunreinigungen erfährt der Stoff oft durch die Be- förderungsgeräthe, seien es nun weisse Weiden- oder Rohrkörbe Holzbutten oder Karren. Die Körbe werden durch Nässe und Chlor sehr bald mürbe und brüchig, so dass hin und wieder kleine Holz- theilchen davon am Stoff hängen bleiben und mit eingetragen werden. Aehnlich verhält es sich mit Holzbutten und Karren mit Holz kiste, ausserdem werden letztere noch leicht beschädigt, wenn Eisen werkzeuge zum Aus- und Einfüllen genommen werden. Am besten eignen sich zur Beförderung Karren mit Kisten aus gut verzinktem starkem Eisenblech oder Zinkblech mit abge rundeten Ecken, deren Rand nach vorn ziemlich weit vorsteht, so dass er über den Rand des Holländers reicht, und kein Stoff daneben fallen kann. Kupferblech leistet hierbei auch sehr gute Dienste, ist aber zu kostspielig und wird, wenn zu dünn, leicht beschädigt. In Ganzholländern lässt man Sand- und Nagelfange am besten weg, da in denselben der längere und schwerere Stoff sitzen bleibt, und es sich beim Ableeren nicht vermeiden lässt, dass ein Theil dieses angehäuften Stoffes mit fortgeschwemmt, und somit mehr knotiger Stoff erzeugt, oder reiner Stoff durch mit gerissenen Sand und sonstige schwere Unreinigkeiten verdorben wird. Ebenso verhält es sich, wenn die Ablass-Ventile zu grosse und weite Vertiefungen in der Mitte haben, in welche sich schwerer Stoff nebst Unreinigkeiten setzt und beim Ziehen des Ven tils herausrutscht. Diese Aussparungen am Ventildeckel sollten deshalb so klein als möglich gehalten werden, so dass man mit dem Haken eben noch leicht hineinfassen kann. Der Holländer müller, der sich das Ventil nach einer bestimmten Richtung legt, wird dieses eben so leicht ziehen, als wenn die Oeffnungen gross sind. Eine weitere Vorrathskammer für ungemahlenen Stoff bilden die viereckigen Ausschnitte an den Verschlussdeckeln der Grundwerks- Einschuböffnungen. Diese Oeffnungen müssen immer etwas grösser und besonders höher als die Grundwerke an der Stirnseite gehalten werden, damit man mit den Grundwerken bequem aus- und ein fahren und etwaige Unterlagen nach Abnützung der Schienen gut unter dem Block anbringen kann. Der hinter diesen Verschlussdeckeln in der Trogwand bleibende Raum wird am besten durch ein ent sprechend zugerichtetes Holzstück ausgefüllt, welches man entweder festkeilt oder auf den Deckel festschraubt. Weitere Verunreinigungen können durch die Walze erfolgen. Dieselbe ist an der Stirnseite mit geschweiften Mitnehmleisten zu ver sehen, wie die bei den Halbzeugholländern angeführten, damit sich kein Stoff zwischen Walze und Wandungen festsetzen und vielleicht wieder loslösen kann, wenn die Walze zum Schlagen gehoben wird. Messing scheiben auf der Welle zum Abdichten der Ausschnitte an der Haube taugen nichts, da diese doch noch selbst wieder mit Filz- oder Leder streifen abgedichtet werden müssen, und sich zwischen Messing scheibe und Stirnwänden der Walze Stoff ansetzt, der sich wieder löst und in reinen Stoff gelangt. Ferner klemmen sich in den Zellen der Walze gern feste Stoffklumpen ein, besonders bei Verwendung von Holzstoff in zu sammengelegter Pappenform, oder bei Aufgabe von Papierstoff, der von den Pressen der Papiermaschine beim Aufführen oder bei Ueber- gängen abfällt. Es empfiehlt sich deshalb, die Holländerwalzen öfters zu reinigen, besonders wenn man zu besseren Papieren übergehen will. Die Messer der Wälzen sollten immer aus härterem Stahl oder Bronce gefertigt sein als die der Grundwerke, damit ihre Abnützung gering ist, da Nachhobeln der Schienen und Erneuerung einer Walze mit viel Kosten und Zeitaufwand verbunden sind. Grundwerke mit in weichtlüssiges Metall eingegossenen schrägen Messern arbeiten wohl ziemlich rasch, ergeben aber rauheren Stoff und nutzen sich sehr rasch ab, weil die Stahlschienen durch das Eingiessen an Härte verlieren. Auch bei Ganzholländern entsprechen Grundwerke mit herausnehmbaren Messern wie bei Halbzeughol ländern am besten. Beim Legen der Grundwerke ist darauf zu achten, dass die selben nicht zu tief oder zu wenig eingeschoben werden, da sich sonst an der Walze auf der einen oder anderen Seite Zähne bilden. Besser wäre, es, die Grundwerksmesser immer etwas breiter als die Walze zu nehmen, so dass sich nur am Grundwerk Zähne bilden können, welche nichts schaden. Bei grossen Holländern, welche mit Ausrückvorrichtung für den Riemen versehen sind, ist ferner beim Legen der Grundwerke darauf zu achten, dass der Riemen nicht zu stramm angezogen ist, in wel chem Falle die Welle als zweiarmiger Hebel wirkt, und die Walze nach aussen etwas gehoben wird, sobald sie auf der inneren Seite bei der Scheidewand etwas auf das Grundwerk zu liegen kommt. Die härteren Stoffe sollten immer zuerst eingetragen werden, und es ist durchaus irrig, die weichen Stoffe zuerst in den Ganzholländer zu geben, längere Zeit zu mahlen und dann erst den harten Stoff einzutragen in dem Glauben, hierdurch zäheres Papier zu erhalten. Bei solcher Eintragung erhält man nur knotigen unansehnlichen wilden Stoff, der geringes Papier liefert. Sobald der Stoff genügend ausgewaschen ist, wird die Wasch trommel gehoben, und dann kann sofort geleimt, gefärbt und fertig gemahlen werden. Zur Prüfung der Beschaffenheit des Stoffes dient äusser einem Gefäss, worin der Stoff mit viel Wasser gemischt wird, ein kurzer 2—21/2 mm dicker gehärteter Draht, mit dem man rasch durch den Stoff fährt. Auf diesen Draht setzen sich bei einiger Hebung dn Fasern in ihrer jeweiligen Länge an, so dass man danach das Mähte beurtheilen kann, r.