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No. 35. PAPIER-ZEITUNG. 811 Wir bitten deshalb ganz gehorsamst dahin wirken zu wolle 11 ’ dass die Petition der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft definitiv ab- gelehnt werde, und hoffen, dass hiermit die stets wiederkehrende 11 Versuche der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft unsere Genossen schaft aufzulösen, endlich ihr Ende erreichen werden. Gehorsamst der Genossenschaftsvorstand gez. W. Hagelberg. Carl Hellriegel. An das Reichs versicherun gsamt hier. wie dies jetzt der Fall ist, wenn also z. B. anstatt dass, wie jetzt, ein Delegirter auf je 1000 versicherte Personen entfällt, künftighin ein solcher nur auf je 2000 entfallen würde, und wenn in den Vor ständen resp. den Schiedsgerichten die verschiedenen Betriebsarten nicht mehr in dem Maasse wie jetzt ihre Vertreter hätten. Wir würden dies keineswegs für empfehlenswerth erachten, da auf diese Weise die Willensmeinung der Berufsgenossen nicht in dem Maasse wie bisher zum Ausdruck gelangen könnte. Wollte man aber eine solche Beschränkung der Vertretung überhaupt für angebracht halten, so würde eine Verringerung der Vertreter und somit eine Ver ringerung der Veiwaltungskosten auch ohne die angestrebte Ver einigung zu erreichen sein, und wir vermögen nicht einzusehen, aus welchem Grunde zur Herbeiführung dieses Resultats eine Auf lösung der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft geboten erscheinen sollte. Ueberdies sind wir der Ansicht, dass nur bis zu einer ge wissen Grenze eine Vergrösserung der Berufsgenossenschaften eine Herabminderung der Verwaltungskosten herbeizuführen im Stande sein würde. Bei dem von Jahr zu Jahr sich steigernden Umfang der Arbeitsthätigkeit der Berufsgenossenschaften würden wir es aber für sehr bedenklich halten, zu grosse Körperschaften in dieser Be ziehung ins Leben zu rufen. Wir können bei dieser Gelegenheit nicht umhin, auf die in der Petition enthaltenen Bemerkungen betreffend die Entschädigungs summen und Verwaltungskosten in den in Betracht kommenden Berufsgenossenschaften Einiges zu erwidern. Es ist zwar richtig, dass die eigentlichen laufenden Verwaltungs kosten bei der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft sich pro Kopf des Versicherten niedriger stellen als bei uns, während sie bei der Papiermacher-Berufsgenossenschaft höher sind als bei uns. Zieht man aber die Gesammtausgabe in Betracht, so stellt sich das Ver- hältniss bei uns günstiger als bei den Buchdruckern, indem dieselben nach den Veröffentlichungen des Reichsversicherungsamts für das Jahr 1888 bei den Papiermachern bei 53 278 Versicherten 423 054 M., d. i. pro Kopf 7 M. 94 Pf., bei uns bei 51 534 Versicherten 134 320 M., d. i. pro Kopf 2 M. Gl Pf., bei den Buchdruckern bei 58 730 Arbeitern 161 961 M., d. i. pro Kopf 2 M. 75 Pf., betragen haben. Hierbei ist hervorzuheben, dass die Unfallgefahr keineswegs bei den drei Berufs genossenschaften eine gleiche ist, was daraus hervorgeht, dass die Zahl der im Jahre 1888 neu hinzugetretenen entschädigten Personen bei den Papiermachern 375, bei uns 122, bei den Buchdruckern 63 beträgt. Was die Umlage anbetrifft, so wird bei den Buchdruckern ein Theil der Ausgaben durch Strafgelder gedeckt, indem dieselben nach den Veröffentlichungen des Reichsversicherungsamts im Jahre 1888 bei den Buchdruckern 4578 M., bei uns nur 289 M. betrugen. Es entzieht sich unserer Beurtheilung, aus welchen Gründen sich die Verwaltungskosten der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft niedriger stellen sollten. Wenn aber selbst geringe Ersparnisse sich erzielen liessen, so würde, wie wir bereits hervorhoben dies reich lich durch die Unzuträglichkeiten aufgewogen, die bei einer Ver einigung obwalten würden. Abgesehen von dem oben erwähnten Bedenken, bei der stets sich vergrössernden Thätigkeit der Berufs genossenschaft noch sachlich ihren Thätigkeitskreis zu vergrössern, müssen wir bestreiten, dass die Betriebsarten, welche zur Papier verarbeitungs-Berufsgenossenschaft gehören, mit den Betrieben der Buchdruckerei einerseits und mit den Betrieben der Papiermacher andererseits in einem derartigen Verwandtschaftsverhältniss stehen, um eine Vereinigung zu rechtfertigen. Die Interessen sind durchaus verschieder artige, und innerhalb der Papiermacher-Berufsgenossen schaft scheint diese Ueberzeugung ebenfalls Platz gegriffen zu haben. Gerade durch Ausscheiden der Dach pappen fabriken aus unsrer Ge nossenschaft hat sich dieselbe soweit konsolidirt, dass die zusammen gehörigen Berufszweige in geeigneter Organisation in derselben ver einigt sind. Wir können wohl behaupten, dass die Verhältnisse unserer Berufsgenossen zu einander innerhalb, der Genossenschaft durchaus befriedigende sind, und wir würden es bedauern, wenn dies gedeihliche Zusammenwirken durch Auflösung der Genossen schaft eine Störung erleiden würde. Die bisher gemeinschaftlich geleistete und uns lieb gewordene Thätigkeit hat ein Band um die Berufsgenossen geschlungen, welches ein wohlthätiges Bewusstsein der Interessengemeinschaft ins Leben gerufen hat. Dieser ideale Gesichtspunkt, welcher auch in der Gesetzgebung bei der Schaffung der Berufsgenossenschaften obgewaltet hat, dürfte • unserer Ansicht nach nicht als gering in Betracht zu ziehen sein. Die überwältigende Majorität, mit welcher unsere Genossenschafts- 1 Versammlung sich gegen den Antrag der Buchdrucker-Berufsgenossen- ; schäft erklärt hat, dürfte ein genügendes Zeugniss von der innerhalb ] unserer Genossenschaft herrschenden Ueberzeugung ablegen, dass < eine Vereinigung mit der Buchdrucker-Berufsgenossenschaft nicht in ( dem Interesse unserer Genossenschaft liegt. < Sulfitstoff in Amerika. Thilmany Pulp and Paper Mills. Manufacturer of Kaukauna, Wisconsin, 13. März 1890. Print and Mavilla-Paper. ‘ ' Von einer Reise durch Californien zurück, finde ich hier bei meinem Bruder die Papier-Zeitung No. 17 vom 27. Febr. 1890 mit dem Artikel »Zellstoff aus Buchenholz« und der Bitte der Redaktion um Mittheilungen hierüber. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, habe ich das Mitscherlich’sche Sulfit-Verfahren in Amerika und Canada eingeführt. Die erste Fabrik dieser Art wurde im November 1886 in Alpena, Michigan, in Betrieb gesetzt, mit 10 Tonnen zu 2000 Pfund täglicher Erzeugung. Es interessirte mich sehr, zu ermitteln, wie die verschiedenen Holzarten sich beim Sulfitverfahren verhalten würden, und ich liess deshalb einen Kocher mit folgenden Holzarten in solcher Weise füllen, dass alle in einzelnen Haufen für sich gehalten wurden: Buche (Fagus silvatica L.), Birke (Betula alba), Ahorn (Acer Pseudoplatanus und Acer platanoides L.), Amerikanische Lärche (Pinus Larix L.) auf amerikanisch »Tamrack«, Aspe (Populus tremula L.), Schwarzpappel (Populus nigra L), Fichte oder Rothtanne (Pinus Picea) unser Spruce, Weiss- oder Edeltanne (Pinus Abies), Kiefer (Pinus silvestris). Die Hölzer hatten einen Durchmesser von 5—8 Zoll engl. und waren alle frisch geschlagen. Sie wurden in runde Scheiben von 11/4 Zoll Dicke geschnitten und ganz nach den Mitscherlich’schen Vor schriften mit einer Lösung von 51/2° Beaum gekocht. Alle Hölzer, mit Ausnahme der Kiefer, die im Herzen hart blieb, waren gut ge kocht und vollkommen weich. Buche, Birke und Ahorn lieferten schneeweissen Sulfitstoff, dessen Faser aber bedeutend kürzer und infolgedessen im Papier nicht so stark als bei Fichte, Rothtanne oder Weisstanne war. Leider kann ich keine Papierproben mehr hiervon senden. Später kochten wir einige Kessel voll Lärchenholz (Tamrack) und verarbeiteten den Stoff auf einer Cylinder-Maschine zu dicken Pappen, die wir an Papierfabriken versandten. Die Faser war gut und stark, die Farbe aber marmorirt, d. h. sie wechselte vom dunkeln Braun bis zum Citronengelb. Jetzt verarbeiten unsere 7 nach Mitscherlich gebauten Fabriken mit einer täglichen Erzeugung von zusammen 70 Tonnen ausschliess lich Spruce und Balsam (Fichte und Weiss- oder Edeltanne). Zwei weitere Fabriken mit 8 Kochern von 14 Fuss Durchmesser, 42 Fuss Länge und 20 Tonnen täglich sind hier im Fox River Valley (Fox-Flussthal) und eine Fabrik mit 20 ebensolchen Kochern und 50 Tonnen täglich in Madisonin Maine im Bau begriffen. (Die uns freundlichst gesandten Proben von Papier aus 7,5 bis 25 pCt. Mitscherlich-Stoff und 92,5 bis 75 pCt. Holzschliff kommen den besseren europäischen Sorten dieser Art gleich. D. Red.) Wenn der hier nach Mitscherlich-Verfahren hergestellte Sulfit stoff rein genug gehalten, wenn also das Holz sorgfältig sortirt wird, ziehen die Papierfabrikanten denselben allem eingeführten Sulfitstoff, selbst dem eingeführten Mitscherlich’schen, wegen seiner stärkern Faser vor. Da wir nun hier gerade so wie in Deutschland arbeiten, so deutet dies darauf hin, dass das amerikanische Holz stärkere Fasern liefert. Anbei sende ich einige Proben rohen Sulfitstoffs aus Fichte und Proben von Zeitungspapier, die in meines Bruders Fabrik gemacht wurden. Um dasselbe Ergebniss mit eingeführtem Sulfitstoff zu erreichen, müssen wir 10 — 15 pCt. mehr davon nehmen. Was den europäischen Sulfitstoff dem amerikanischen gegenüber hier minder beliebt macht, sind, abgesehen von der schwachem Faser, folgende Uebelstände. Die meisten hierher kommenden Sulfitstoffe stammen aus den Händen einiger weniger Einfuhrhändler in New York, welche die Fabrikate der einzelnen Fabriken nicht getrennt halten, oder doch den Papierfabrikanten nicht immer denselben Stoff wieder liefern. Woher derselbe kommt, weiss nur der Einfuhrhändler, und dieser hält die Bezugsquellen geheim, macht auch manchmal unwahre An gaben darüber. Der Papierfabrikant, welcher bisher gutes Zeitungs papier aus 20 pCt. Sulfitstoff und 80 pCt. Holzschliff machte, findet dann plötzlich, dass sein Papier schlechter ist, und dass viele Klagen darüber einlaufen. Er untersucht dann seinen Sulfitstoff und findet die verschiedensten Sorten darunter.