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752 PAPIER-ZEITUNG. No. 32. Neue Geschäfte und GeschAftsverdnderungen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntnss zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. Die Papierfabrik der Herren Himmelmann & Co. in Frönden berg in Westfalen, welche bisher mit 4 Papier- und Pappen maschinen arbeitete, ist durch weitere zwei Papier-Maschinen ver- grössert worden, so dass nun 6 Langsieb-Papier- und Pappenmaschinen im Betrieb sind. Die ganze Fabrik wird elektrisch beleuchtet. Die Papiermaschinen , Holländer, Kugelkocher, Kollergänge, Pumpen, Fahrstühle, Transmissionen, sämmtliche eiserne Säulen usw. sind von der Dürener Maschinenfabrik und Giesserei Krafft & Depiereux in Düren geliefert. Wie uns mitgetheilt wird, beabsichtigen die Herren Himmelmann & Co. noch eine zu ihrem Anwesen gehörige Wasserkraft von 300 Pferden für ihre Fabrik nutzbar zu machen, so dass einige der vorhandenen 10 Dampfmaschinen äusser Betrieb gesetzt werden können. Eisenbahngeleise vermittelt den Verkehr mit dem nahegelegenen Bahnhof Fröndenberg. Zell Stoff-Fabrik Joseffihütte, Halbmayer &Co. in Joseffi- hütte bei Marienbad in Böhmen ist die Firma einer neuen Sulfit stoff-Anlage, die im Jahre 1890 noch in Betrieb kommen soll. Es werden 6 Drehkocher mit innerer Kruste nach Patent Dr. Salomon & Brüngger aufgestellt, und der technische Leiter, Herr A. Augustin, hofft damit eine tägliche Erzeugung von 24 000 kg zu erzielen. Das in Gnesen unter der Firma J. J. Heine geführte Zweig geschäft der unter gleicher Firma in Posen bestehenden Buch- und Kunsthandlung ist auf den bisherigen Leiter desselben, Herrn Alb. Johansmann übergegangen, der es unter seiner Firma für eigene Rechnung weiterführen wird. Vertreter ist Herr F. Volckmar in Leipzig. Die Firma Hinsdorf’sche Rathsbuchdruckerei in Wismar ist verändert in Eberhardt’sche Hof- und Rathsbuchdruckerei. Das Handelsgeschäft H. Differts Buchhandlung C. Kühn, Kottbus, ist auf den Buchhändler Moritz Liebe daselbst übergegangen, der es unter der Firma H. Differts Buchhandlung Moritz Liebe fortsetzt Die für die Leipziger Papierwaaren-Fabrik Friedrich Prössdorf in Leipzig Herrn Gustav Feodor Otto Strube ertheilte Prokura ist gelöscht. Die Firma Emil Berger, Schriftgiesserei mit Buchdruckerei in Leipzig-Reudnitz, ist auf den Buchdruckereibesitzer Paul Julius Neumann in Neudam und den Schriftgiessereibesitzer Gustav Reinhold in Berlin übergegangen. Die Firma Chern. Tintenfabrik H. Bruns in Hannover ist eingetragen und als deren Inhaberin Frau Henriette Bruns, geb. Tietz. Deren Ehemann Louis Bruns hat die Prokura. Konkurs. In dem Kokursverfahren über das Vermögen des Schreibwaarenhändlers Benno Graetz i. F. Gebr. Graetz in Ham burg ist Vergleichstermin auf den 6. Mai festgesetzt. Konkurs. Hermann Bott, Lithograph in Biberach. Konkurs verwalter ist Gerichtsnotar Stromenger daselbst. Anmeldefrist bis 10. Mai, Prüfungstermin 19. Mai. Der B. B.-Z. wird aus Troppau Folgendes gemeldet: Arbeiter aus Ostrau überfielen heute Abend die Zuckerfabrik in Gross kunzendorf und die Cellulosefabrik in Ratimau und erzwangen daselbst die Einstellung des Betriebes. Zum Schutze der Fabriken wurden zwei Bataillone Infanterie aus Krakau requirirt. In Zarnbeck und Michalkowitz, wo heute Vormittag die Arbeit wieder aufgenommen war, ist dieselbe trotz der Anwesenheit des Militärs freiwillig wieder eingestellt worden. Bei den gestrigen Ausschreitungen sind mehrere Verwundungen vorgekommen und die Rädelsführer verhaftet worden. Verein Berliner Kartonnage-Fabrikanten. Die Arbeiter der Berliner Kartonnagefabriken, d. h. auf gut Deutsch: die Schachtelmacher, haben den Generalstreik erklärt und in allen grösseren Berliner Betrieben die Arbeit niedergelegt. Nach dem bereits vor 6 Monaten eine Gehaltsaufbesserung erfolgt war, forderten sie 1) statt der bisherigen zehnstündigen, die achtstündige Arbeitszeit, 2) Erhöhung der Akkordlöhne um 33*/ 3 pCt, 3) Zuschlag für Ueberstunden weitere 331/ und 50 pCt., 4) Zuschlag für Sonntagsarbeit weitere 50 pCt. Angesichts dieser Forderungen schlossen sich die Fabrikanten des Pappschachtelfachs zu einem Verein unter dem in der Ueber schrift genannten Namen zusammen, dessen Vorsitz Herr E. Jacob sohn, Berlin, führt. Die erste Sitzung des Vereins fand am 10. April statt. Sie ergab den Beschluss der 70 Mitglieder des Vereins, den Arbeitern die 9 stündige Arbeitszeit, und, wo dies der Betrieb zulässt, eine mässige Erhöhung der Akkordlöhne zu bewilligen. Weiteres Ent gegenkommen wurde abgelehnt und den Arbeitern laut Vereins beschluss die Wiederaufnahme der Arbeit bis Donnerstag, 17. April, offen gehalten. Die für Donnerstag, 17. April, im Tunnel des »Grand Hotel Alexanderplatz« anberaumte zweite Sitzung war stark besucht und wurde um 81/4 Uhr durch Herrn Jacobsohn eröffnet. Da drei Mitglieder der Streik-Kommission den Wunsch äusserten, zur Versammlung zugelassen zu werden, um Mittheilungen zu machen, so wurde dies gestattet. Die Mittheilungen bestanden darin, dass die Firmen: Kierstein & Co., A. Friede, Federhahn, Schwandt, Wwe. Jaeckel, Adam und Angres durch Unterschrift die Annahme der Arbeiterforderungen erklärt hätten. Da die Herren kein Mandat zur Unterhandlung hatten, wurden dieselben zu den weiteren Verhandlungen nicht zugelassen. Herr Ehlert berichtete über die Versammlung der Arbeiter, die von 2000 Personen, darunter 1300 weibliche, besucht war. Der Versuch, in der Arbeiterversammlung vom 16. April für den Vor schlag der Fabrikanten zu stimmen, wurde dort mit Hohn aufge nommen, die bisherigen Forderungen für Ueberstunden auf 75 pCt. er höht und der Beschluss gefasst, dass der Generalstreik fortdauern solle, bis alle Fabrikanten nachgegeben hätten. Ausserdem wurde die Gründung einer Genossenschafts-Schachtel-Fabrik in Erwägung gezogen. Die Ausführungen der meisten Redner gipfelten in der Annahme, dass nicht die Noth den Streik veranlasst habe, da die männlichen Arbeiter mindestens 18—24 Mark in Lohn und bei Akkordarbeit über 30 Mark jede Woche ohne besondere Kenntniss des Fachs und bei leichter Arbeit verdienten. Die Mädchen verdienten allerdings weniger. Der Verein der Kartonnagenarbeiter habe sich nur in den Dienst der Socialdemokratie gestellt und vor dem 1. Mai eine Kraft probe bezüglich der 8stündigen Arbeitszeit machen wollen, um so die übrigen Gewerbe zur Nachahmung anzuregen. Nachdem verschiedene Anträge bezüglich Zurücknahme des früheren Vereinsbeschlusses abgelehnt worden, erklärte sich die Ver sammlung zur Aufrechterhaltung der neunstündigen Arbeitszeit und zur event. Lohnerhöhung für die Mädchen von 10—15 pCt. vom 28. April d. J. an bereit. Nach den ferner gemachten Mittheilungen sind umfassende Vor kehrungen getroffen, durch Zuzug von geeigneten Arbeitskräften aus dem Schachtelfach der Ausstandsbewegung zu begegnen. Ausser dem soll jeder Zwang der Ausständischen auf die nicht feiernden Arbeiter sofort zur Anzeige kommen. Anderseits sollen den Aus ständischen bei sofortiger Wiederaufnahme der Arbeit keine Schwierig keiten bereitet werden, nur müssen dieselben einzeln sich zur An nahme der Arbeit erklären. Der Vorstand wird nur mit der bevollmächtigten Streik- Kommission auf Grund der Vereinsbeschlüsse unterhandeln, jedoch mit Ruhe den Lauf des Streiks abwarten, da schon ein grosser Theil der Arbeiter und Arbeiterinnen mit den Vorschlägen der Fabrikanten einverstanden ist. Die nächste Versammlung findet Montag, 21. April, 71/2 Uhr, im Tunnel des »Grand Hotel Alexanderplatz« statt. Die Lithographen und Steindrucker Berlins hielten am 15. April eine öffentliche Versammlung im Böhmischen Brauhause ab, um den Bericht der ebendaselbst am 12. März gewählten Drei- zehner-Kommission entgegenzunehmen und über weitere Stellung nahme in der Lohnfrage zu berathen. Der Referent theilte mit, dass allen Geschäfts-Inhabern die Forderungen der Gehilfen mitgetheilt worden, und dass dieselben gebeten worden seien, in gemeinsame Berathung darüber zu treten. Von den 284 Firmen hätten jedoch nur 40 geantwortet. 12 der letzteren hätten sich mit den Forderungen einverstanden erklärt, während die übrigen sich noch nicht zu ent schliessen vermochten. Nach längerem Meinungsaustausch wurde der Beschluss gefasst, die Arbeitgeber nochmals schriftlich zur Er klärung aufzufordern. Dieses Schreiben soll von sämmtlichen Arbeitern jedes Geschäfts unterschrieben und von ihnen selbst dem Geschäfts inhaber unterbreitet werden. Schliesslich wurde noch beschlossen, nur in solchen Geschäften zu kaufen, welche vom 4. Mai d. J. ab Sonntags nur bis 12 Uhr mittags offen halten. ( ----------------------! ; Die Bücherfabrik von E. Engel in Stuttgart : । liefert Geschäftsbücher in jedem Format und | I Ausstattung bei bester Papierqualität und soliden Einbänden, sowie I kaufmännische Formulare । und sonstige Liniir- u. Drucksachen in geschmackvoller Ausführung i prompt und zu billigsten Preisen. _i |