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bestimmt worden, wo wir seit 1883 nicht mehr getagt haben. Die Wahl der bayerischen Hauptstadt zu unserer nächstjährigen Zu sammenkunft ist eine um so erfreulichere, als im Jahre 1890 die berühmten, sich nur alle Dezennien wiederholenden Passionsspiele in Oberammergau stattfinden, welche, einzig in ihrer Art, aus aller Herren Länder Besuche anziehen. Mit dem Abstecher nach Ober ammergau kann aber auch der Besuch des Königsschlosses Linderhof und eine hübsche Gebirgspartie verbunden werden, so dass ich, in der Voraussetzung des Einverständnisses der verehrten Herren Kol legen, im Anschluss an unsere Generalversammlung im Juni 1890 zu München einen dreitägigen Ausflug ins bayerische Hochgebirge in unser Programm aufnehmen werde und recht genussreiche Tage, sofern solche vom Wetter begünstigt sind, in Aussicht stellen kann. Ich schliesse mit der Bitte um gefl. Rückäusserung, ob für diesen Herbst noch eine Sitzung unseres Vereins gewünscht wird, in wel chem Falle ich Anfang November und Dresden hierzu in Vorschlag bringen würde. Mit kollegialischen Grüssen zeichne hochachtungsvoll Philipp Dessauer, z. Zt. Vorsitzender. Aschaffenburg, 7. Oktober 1889. Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg. Die Versammlung am Dienstag, 8. Oktober, in Wassmanns Restaurant, Leipzigerstr. 33, wurde um 91/4 Uhr durch Herrn Gronau eröffnet. 1. Das Protokoll der Sitzung vom 10. September d. J. wurde angenommen. 2. Zur feierlichen Ueberreichung der von der General-Ver sammlung des Deutschen Papier-Vereins in Hamburg für den Berliner Verein verliehenen Diplome waren nachstehende 5 Angestellte der daneben genannten Firmen erschienen: Ernstine Kreutz, Punktirerin, 16 Jahre bei Adolph Engel, Hof steindruckerei, Berlin, Friedrich Ihlow, Arbeiter, 28 Jahre bei R. L. Schultze, Papier- en-gros, Berlin, Poststr. 26, Max Jndig, Filial-Geschäftsführer, 18 Jahre bei Julius Rosenthal (L. Gronau), Berlin, Carl Friedr. Aug. Schulz, Buchbinder-Gehilfe, 16 Jahre bei Schwan & Co., Briefumschlag-Fabrik, Berlin, Ju lius Winkel, Präger, 14 Jahre bei E. Spangenberg, Papier- Konfektion, Berlin. Herr Gronau erklärte zunächst das Verhältniss des »Papier-Vereins Berlin und Provinz Brandenburg« zum »Deutschen Papier-Verein« und erläuterte dann, dass der Hauptverein alljährlich verdienstvollen Mit arbeitern seiner Mitglieder Anerkennungen in Gestalt von Diplomen verleihe. Die Diplome haben besonderen Werth dadurch, dass sie nur für mindestens 10 Jahre ununterbrochener Mitarbeit gegeben werden. Sie sollen zunächst dem Angestellten den Beweis liefern, dass der Arbeitgeber darauf bedacht ist, seiner Anerkennung treuer Mitarbeit der Oeffentlichkeit gegenüber Ausdruck zu geben. Herr Gronau stellte die so geehrten Angestellten vor, indem er sie den jüngeren Berufsgenossen als Vorbilder empfahl. Es läge im Inter esse der Arbeitgeber wie Arbeitnehmer einander Vertrauen entgegen zu bringen, damit solche Auszeichnungen als Ausdruck des harmonischen Verhältnisses sehr oft stattfinden können. Herr Loewenhain richtete darauf an jede der auszuzeichnenden Personen eine Ansprache, dankte Jedem für die bewiesene Ausdauer und Treue und bat, dieselbe auch ferner der Firma bewahren zu wollen. Bei Ueberreichung der Diplome wurde jedesmal ein Hoch auf die Diplomirten ausgebracht, und Herr Friedrich Ihlow, welcher 28 Jahre bei der Firma R. L. Schultze thätig ist, wurde mit einem besondern dreimaligen Hoch geehrt. 3 Die Vorlage, betreffend Ausdehnung der Thätigkeit des Ver eins-Syndikus auf freie Rechtshilfe für die Mitglieder des Papier- Vereins Berlin und Provinz Brandenburg, durch Antrag des Herrn Arnold Fraenkel veranlasst, bestand in einem schriftlichen Vertrage des Vorstandes mit Herrn Rechtsanwalt Wilmersdörfer, Berlin, An der Spandauer Brücke 8, wonach derselbe die Prozessvertretung der Mitglieder des Vereins bis zum 1. Juli n. J. versuchsweise für eine Pauschalsumme von 300 M. übernimmt. Dieser Betrag dient zur Deckung der Vertretungskosten des eigenen Anwalts im verlierenden Falle, und wenn von der Gegenpartei die Kosten nicht beigetrieben werden können. Zu diesen Vertretungskosten zählen die Bureau kosten nicht mit, dieselben müssen im verlierenden Fall vom Auf traggeber dem Vereins-Anwalt erstattet werden, desgleichen, wenn die Anwaltskosten von der Gegenpartei nicht eingezogen werden können. Wird der vom Verein bewilligte Betrag nicht für den Zweck verbraucht, so wird der Ueberschuss zurückgezahlt. Bei Ueberschrei- tung des Betrages wird der Mehrbetrag auf die Klagenden im Ver hältniss zur Zahl ihrer Klagen vertheilt. Die Klagen dürfen jedoch erst für Lieferungen vom 1. Januar 1888 an erhoben werden. Klagen für Lieferungen aus früherer Zeit gelten als nicht unter diese Bestimmung fallend. Die Bemessung des Honorars für spätere Jahre wird nach dem Ergebniss des Versuchs unter demselben Gesichtspunkt erfolgen. Die Versammlung ist mit dieser Abmachung einverstanden. 4. Am Mittwoch, 6. November, findet im City-Hotel ein Kaffeekränzchen statt, wozu noch besondere Einladungen erlassen werden. Der Eintrittspreis beträgt 50 Pf. Die Unterhandlungen mit den verschiedenen Theatern betreffs Preisermässigung für die Mit glieder des Vereins sind noch im Gange. Die Verwaltung des Ad miral sgartenbads ist bei Abnahme von 50 Billets von jeder Klasse zu folgender Preisermässigung bereit: I. Klasse zu — M. 66 2/3 Pf. II. „ „ „ 33 Va „ Dampfbäder „ 1 „ — „ Nach den Anmeldungen der Mitglieder wird die Bestellung ge schehen. Auch hierüber wird noch eine besondere Mittheilung erfolgen. 5. Zu Vereinsangelegenheiten wurde eine Einladung des Kauf männischen Vereins zur Theilnahme der jungen Leute an den Unter richtsgegenständen und den Vorlesungen, besonders über Handels wissenschaft, vorgelegt. Herr Gronau forderte die Mitglieder auf, ihre jungen Leute zur Theilnahme an dem Unterricht und den Vorlesungen zu veranlassen. Darauf gelangte ein vertrauliches Schreiben einer auswärtigen Papierhandlung und deren Preisverzeichniss zur Vorlesung, wonach sich die Firma erbietet, von jedem verkauften Posten einen bestimmten Betrag, z. B. bei 100 Briefbogen 20 Pf., bei 1000 Briefumschlägen 20 Pf. usw., an die Kasse einer angegebenen Missionsgesellschaft ab zuführen. Nach Erledigung des Briefkastens wurde die Versammlung um 111/2 Uhr geschlossen. Papiermarkt. Auf allen Gebieten des Handels und der Industrie entfaltet sich gegenwärtig eine Thätigkeit, welche an die Aufschwungszeit von 1872 erinnert. Am deutlichsten geht dies daraus hervor, dass die Ma- schinen-Fabriken grossentheils auf lange Monate hinaus vollauf be schäftigt sind. Die Fabriken des Papierfachs sind, soweit wir er fahren, grösstentheils reichlich mit Aufträgen versehen, doch wird allgemein darüber geklagt, dass die auf allen andern Gebieten ein getretenen Preiserhöhungen bei Papier und Papierwaaren noch nicht durchgeführt, nicht einmal versucht sind. Es ist jedoch zu er warten, dass bei der allgemeinen Steigerung der Arbeitslöhne, Kohlen und folgeweise auch aller Hilfswaaren, die Papier-Industrie auch eine Erhöhung der Preise eintreten lassen muss. Die allgemeine Stei gerung der Arbeitslöhne bringt eine grössere Verbrauchsfähigkeit der arbeitenden Bevölkerung mit sich, und diese wirkt wieder auf die Industrie zurück. Da auch in Amerika und andern Ländern ähn licher Aufschwung bemerkbar ist, so scheint es, dass wir einer guten Zeit entgegengehen werden. Sehr wunderlich erscheint diesen Verhältnissen gegenüber ein Brief aus Berlin, den mehrere französische Papierfachblätter dem »Journal des Chambres de Commerce« entnehmen. In demselben wird berichtet, dass in Deutschland, besonders in den Städten Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Berlin, das Geschäft stockt, und die Ausfuhr bedeutend nachgelassen habe, weil alle Käufer nach Paris gehen und von Deutschland höchstens noch Kleinigkeiten entnehmen. Die Pariser Ausstellung habe Frankreich diese industrielle Ueber- legenheit gebracht, usw. Uns kann es recht sein, wenn die Franzosen sich durch solche Lügen, die sie abdrucken und wiederholen, weil sie sie gern glauben, sich in eine Sicherheit einschläfern lassen, die uns den Wettbewerb erleichtern wird. Wir haben es aufgegeben, derartige Mittheilungen der französischen Fachpresse zu berichtigen, da man unsere Zu schriften unbeachtet liess, weil man die Wahrheit nicht bekannt geben wollte. Holzschleifer. Sommerfeld, 1. Oktober 1889. Der Aufsatz »Holzschleifer« in Nr. 78 giebt mir zu nachfolgenden Be merkungen Veranlassung: Das Zerspringen des Steins im Betriebe kann durch zweierlei Umstände herbeigeführt worden sein: Entweder ist der Stein selbst schon beschädigt gewesen, oder die Art und Weise seiner Befestigung war unzweckmässig und diese darum als Ursache des Unglücks zu betrachten. Das Erstere ist kaum an zunehmen. Ich habe Jahr und Tag während meiner Beschäftigung in einer bedeutenden Mühlsteinfabrik Thüringens den Pirnaer Sandstein unter den