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1764 PAPIER-ZEITUNG. No. 81. Besonders umfangreich ist die Anwendung von Ranken mit Laub und Blüthen aller Art. Unter den einzelnen Pflanzenmotiven, die benutzt wurden, neh men Lilie und Rose in stilisirter Form die erste Stelle ein (Figg. 15 und 16), sie haben sicher auch in der bescheidensten Werkstätte nicht gefehlt. Von Thieren kommt wohl der Hirsch (Figg. 26 und 29) am häufigsten Fig. 27. Fig. 23. Fig. £0. Fig. 15. Fig. 16. Vielleicht hat man es hier ebenfalls mit dem Buchbinder zu thun. Leider kann bei keinem dieser Namen bestimmt werden, welcher Stadt der Träger desselben angehörte. Trotzdem meist kleinere Stempel angewendet wurden, benutzte man schon im 15. Jahrhundert grosse Stempel, welche die gesammte Decke oder wenigstens das Mittelfeld auf einmal mit ihrem Schmuck bedeckten und die plastisch, wenn auch in sehr flacher Modellirung, ausgeführt sind. An Einbänden, bei welchen der ganze Deckel nur mit einem die volle Fläche bedeckenden Stempel gepresst ist, hat das Germanische Museum nur ein Exemplar, und dieses ist nicht deutscher, sondern fran zösischer Herkunft. An einem Stechhelm hängt ein Schild mit den durch einen Liebesknoten verbundenen Initialen D und M. Der Schild wird von einem wilden Manne und einer wilden Frau ge halten. Darunter sind in einem friesartigen Abschnitt ein hund ähnliches Thier und ein Drache einander gegenübergestellt. Der Einband umschliesst eines jener livres d’heures in lateinischer Sprache, wie sie am Schlüsse des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Frankreich häufig gedruckt wurden, mit Randeinfassungen in Holz schnitt, in denen sich auf gepunztem Grunde allerlei Gethier zwischen dem Ornament in ähnlicher Weise eingestreut findet, wie auf dem unteren Fries des Einbandes. Scenen aus der heiligen Geschichte, sowie einzelne Heilige sind theilweise klein in den Ecken, theilweise grösser und die ganze Breite des Raumes innerhalb der Einfassung einnehmend, angeordnet, so dass nur wenige Zeilen unter oder über denselben bleiben. Weder der Name des Druckers, noch Druckort oder Jahreszahl sind im Büchlein angegeben. Wohl eben deshalb hat der Verleger sein Zeichen benützt, um die Deckel zu schmücken. Der Einband einer Schwabenspiegelhandschrift, bei welchem das Mittelfeld auf einmal mit einem grossen Stempel gepresst wurde, ge hört zu den interessantesten, welche das Germanische Museum besitzt. Seine Rückseite ist in Fig. 36 wiedergegeben. Das mittlere Rechteck des Vorderdeckels ist mit Rankenwerk gefüllt, in dessen Windungen KEe- -92223 „udä,, findet, ihm folgt vor, der sich in verschiedensten Stellungen Fig. 31. Fig. 33. Fig. 36. Einhorn (Fig. 13) aufgepresst. Ein von einem Pfeile durchbohrtes Herz (Fig. 33), das sich sehr oft auch auf dem Seite 1703 gezeigten Missale-Einband findet, kann hier angereiht werden. Von sonstigen Stempeln sind zu erwähnen die heilige Jungfrau in ganzer Figur (Fig. 20) und in Brustbild, die heilige Katharina, die Zeichen der vier Evangelisten, das Lamm Gottes, ab und zu Wappen, ein grotesker in Blattwerk auslaufender Lautenspieler (Fig. 28), endlich fliegende, meist S-förmige Bän der mit Inschriften. Letztere sind ein Beweis der religiösen Gesinnungen unserer Vorfahren. Sie lauten theils Jesus, oder Maria, oder Maria hilf, oder laus deo (Fig. 27) usw., theils verkünden sie wohl den Namen des Buchbinders. So findet sich auf einem reich gepressten Bande, zu dessen Schmückung nicht weniger als 20, zum Theil vorstehend abgebildete Stempel, ( wohl der ganze Vorrath des Buchbinders, verwendet worden sind, ein Spruchband mit dem Namen Johannes Fogel (Fig. 34), Fig. 35. Wirffel (Fig. 35). Fig. 34. auf einem andern der Name Ambrosius Feller. Ein Einband zeigt ein Siegel mit einem Wappen und der Umschrift Jerg Fig. 32. Vielfach wurden auch Fabelthiere, wie Drache, Greif und zunächst der Hund (Fig. 30). - Gegen das Jahr 1500 sind dann diese beiden auf grösseren Stempeln zu ganzen Jagden vereinigt, und Bäume und Jäger dazu gegeben (Figg. 31—32). Auch der Löwe kommt öfters vor, seltner der Hase. Unter den Vögeln findet sich am häufig sten der Adler, auch als Wappenschild, ein- und zweiköpfig.