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Enden weniger spitz sind, so wird es nöthig sein, dass ein richtiges Ver- hältniss feiner Wollfasern mit Baumwoll- und Leinenfasern und Porenfüll masse zum Papier verwendet wird. Aehnlich wie die weiche rauhe Oberfläche eines Vorhemdes durch Stärke masse gesteift und zu einer glatten Fläche geplättet wird, muss es mit dem Papier durch die Leimung geschehen. Das Netzen oder Waschen der Kalander walzen erfolgt wohl nur, um die Leimtheile zu lösen, damit die elastischen Papierfasern in den gedrückten Flächen besser hervortreten, an höher ge legenen Stellen sich zum Theil lösen und somit wieder eine möglichst gleichmässige Walzenfläche bilden. Ob die Papierpflanzenfaserstoffe so elastisch wie Wolle ihren Dienst leisten, wäre eine Frage. Eine gute Papierglätt walze muss fest genug sein, um im Papier vorhandene härtere Fasern glatt niederzudrücken, sonst erreicht man keine feine Glätte; sie soll aber auch die vorher erwähnten Vorzüge besitzen. Werkmeister L. Berlin, Oktober 1889. Als ich vor einigen Monaten die Maschinenfabrik von Karl Krause in Crottendorf-Leipzig besichtigte, sah ich auch das für Papierwalzen bestimmte Papier in Bogen und Scheiben. Es war unscheinbar grau, fast schrenzartig, fühlte sich weich und rauh an, war nicht oder nur sehr wenig geleimt, leistete nur geringen Reisswiderstand und enthielt augenscheinlich viel Wolle. Der Ober-Ingenieur, Herr Sturm, versicherte, dass dieses Papier sich in der Praxis am besten bewährt habe. H. Geschäftsbücher. Berlin S., 2. Oktober 1889. In No. 79, Seite 1728, ist unter der Ueberschrift »Kluge Voraussicht« das Verfahren einer amerikanischen Geschäftsbücherfabrik mitgetheilt, die Kunden an das Bestellen eines neuen Buches zu erinnern. Ein derartiges Verfahren existirt in meiner Fabrik schon seit etwa 40 Jahren. Ich wende es aber nur bei Büchern an, welche nach besonderer Vorschrift gearbeitet werden müssen, da gewöhnliche Bücher zu Kladden, Kassabüchern usw. stets in sehr grosser Auswahl auf Lager gehalten werden, und die Käufer daher nie in Verlegenheit kommen können. Anders steht es aber mit Büchern, die nach besonderen Vorschriften der Käufer gearbeitet werden müssen, und die manchmal so komplizirte Schemas haben, dass zu ihrer Anfertigung einige Wochen erforderlich sind. Ein derartiges Buch erhält im letzten Theil einen farbigen Erinnerungszettel, welcher mit dem Buch ge heftet wird und infolge einer angebrachten Perforation leicht herausgerissen werden kann. Meine Abnehmer brauchen daher nur den Zettel, sobald sie an dieser Stelle des Buches angelangt sind, herauszureissen und ihn mir, mit der im vorderen Deckel deutlich angebrachten Nummer versehen, zu zusenden. L. Gronau in Firma Julius Rosenthal. Aehnliche Zusendungen mit Erinnerungs-Zetteln erhielten wir noch von den Firmen Julius Hoferdt & Co. in Breslau und Hannoversche Geschäftsbücher-Fabrik W. Oldemeyer Nachf. in Hannover. Hieraus geht hervor, dass der zweckmässige Brauch in Deutschland längst eingeführt ist. Berichte unserer Korrespondenten. Aus Amerika. Chicago, September 1889. Die Geschäftsreisenden befinden sich schon seit vier Wochen auf dem »Christmas trip« (Weihnachtsreise), und ihre Musterkoffer sind grösser denn je. September ist der Monat, in welchem die Einfuhr aus Europa hereinkommt. Keiner der wöchentlichen Zollamts-Berichte schliesst ohne eine bedeutende Zahl von Kisten in den Abtheilungen »Spiel- waaren«, »Albums« und »Musikalische Instrumente«. Unter letzteren sind übrigens zu einem grossen Theil Zieh- und Mundharmonikas zu verstehen, deren grossartiger Absatz noch fortwährend zu steigen scheint. »Illustrirte Kataloge« ist die allgemeine Losung. In dieser Richtung sind seit einiger Zeit nach Anlage und xylo-typographischer Ausführung so bedeutende Erscheinungen zu verzeichnen, dass man schon jetzt den Ausspruch wagen darf: »Nieder mit der ,Marmotte‘, es lebe der Katalog!« Eine Sohreibwaaren- und -Bücherfirma hat es fertig gebracht, ihren illustrirten Katalog so anzulegen, dass sie in dem »Vorworte« sagen kann: »Eine vollständige Mustersammlung aller in diesem Katalog erwähnten Waaren liefern wir in einem eleganten Glas schrank für 100 Dollar. Die Neuheiten in Weihnachts- und Neujahrskarten liegen im wesentlichen fertig vor. Elfenbein spielt dabei eine hervorragende Rolle. Die Ausstattung ist reich, einfach-elegant, der Preis ziemlich hoch. Reizende Neuheiten liegen in Tintenwischern vor. Künstliche, flachliegende Blumen und Blätter, wozu die Motive der Herbstzeit entnommen wurden, bilden die Decke einer dreifachen und drei farbigen Unterlage von zartem Wollstoff, der mit demselben Eisen ausgestaozt ist, wie das Dekorationsstück. Einzelpreis 1/4 Dollar = 1 Mark. Eine Papierfirma hat einen Preis für den besten Entwurf zu einem Umschlag für ihre neueste Preisliste ausgesetzt. Preisrichter ist eine Autorität im Druckfach. Die kleinen automatisch wirkenden Drahtheftmaschinen (4 Dollar = 16 M. für Handarbeit, 15 Dollar = 60 M. mit Fusstritt) haben zur Folge, dass sozusagen jede Druckerei das Binden ihrer Broschüren selbst besorgt. Ein diplomirter Arzt, Charles Gibson in Clinton, Jowa, hat sein Diplom ad acta gelegt und ist paper hanger (Tapezierer) geworden. Er hat eine erstaunliche Fertigkeit im Deckentapezieren, und zwar ohne Hilfe, weder zum Anschmieren noch zum Anlegen. Die Decke eines Zimmers von mittlerer Grösse tapeziert er in einer Stunde, wobei noch zu bemerken ist, dass er seine Tapetenrollen nicht auf der Maschine beschneiden lässt, sondern jede Bahn nach dem An schmieren mit der Scheere beschneidet, da ihm die Maschine nicht genau genug arbeitet. Baumwollzeug ist hier so billig, dass Tapeten daraus hergestellt werden. Oktav- und (klein) Quart-Bibeln in weich Marokkoleder mit runden Ecken und Goldschnitt sind in Mode. Die National Composition Books, das sind Schreibhefte für Aufsätze, enthalten auf der Innenseite des Umschlages und den ersten Blättern eine gedrängte Anweisung über Rechtschreibung, Interpunktion, kaufmännische und amtliche Form und Behandlung typographischer Korrekturen. Eine ähnliche Ausgabe enthält sogar eine »Anweisung für den Lehrer«. Die Kleinbuchbinderei wird in absehbarer Zeit so gut wie aus gerottet sein. In ihrem Verzweiflungskampfe mit den Grossmaschinen aus den Städten in die Landschaft zurückgedrängt, erhält sie nun von den Kleinmaschinen gewissermaassen noch den Rest. So ist es bereits nichts Aussergewöhnliches mehr, dass ein Landpastor sich auf das Vergolden verlegt und die Namen seiner Konfirmanden selbst auf die Gesangbücher druckt. Einzelne haben es darin sogar zu bemerkenswerther Fertigkeit gebracht. Bleistifte mit Zirkelvorrichtung sind in mindestens sechs ver schiedenen Arten am Markte, Einzelpreis 1/4 Dollar (1 Mark). Die amerikanischen Stahlfedern sind heute noch nicht den europäischen, namentlich englischen, an Gleichmässigkeit der Spitze und der Elastizität ebenbürtig. Rundreise-Stereotypplatten für »Allgemeines«, »Landwirthschaft- liches«, »Gemeinnütziges«, »Unterhaltendes« usw. in den Landzeitungen sind allgemein eingeführt. Die in Kisten verpackten Platten werden von der Giesserei mit einem Laufzettel versehen, der dem Doppel zweck dient, den Empfänger anzuweisen, an welche andere Zeitung er die Platten nach gemachtem Gebrauch zu versenden hat, und ihn zu vergewissern, dass die nächste »Rundreisestation« weit genug entfernt ist, um eine stoffliche Kollision mit dem Inhalt seines eigenen Blattes zu vermeiden. Jeder Empfänger solcher Platten, die in geeigneter Weise mit den selbstgesetzten Spalten in Formen auf gemacht werden, hat das Recht und oftmals sogar die Pflicht, von der einen oder anderen Platte ein Stück abzusägen. Das Recht wird von der »Form«, die Pflicht von der Tendenz des Blattes bedingt. Nach sechsmaligem Wechsel von Hand zu Hand gehen die Platten an die Giesserei zurück. Ein allgemeines Merkmal an den neueren Cylinder- und Rotationsdruckpressen ist die immer grössere Gedrängtheit und in die Augen springende Einfachheit des Baues. Ein neuer Handkleisterapparat zum Kleben von Zeitungen und Druckbogen kann vom Falzer zusammen mit dem Falzbein in der selben Hand gehalten werden. An den aus Deutschland eingeführten lithographischen Schnell pressen wird ganz besonders hervorgehoben und von amerikanischen Maschinenbauern zugestanden, dass sie im Vergleich mit den hiesigen Druckmaschinen ruhigeren Gang und sanfteren Anschlag haben, ein Vorzug, der nur auf sorgfältigere und genauere Ausführung zurück zuführen ist. Dasselbe gilt von den Buchdruckpressen. Als Motor für mittelgrosse Druckereien mit einem Bedarf von 1 bis 8 Pferdekräften wird jetzt vielfach die Shipman Engine, eine Dampfmaschine gedrängtester Bauart mit Petroleumfeuerung, benutzt. Der Verbrauch von Petroleum bei einem einpferdigen Motor beträgt in der Stunde eine halbe Gallone (knapp 2 Liter), oder dem Geldwerthe nach 4 Cent (16 Pf.) In dieser Stärke nimmt die ganze Maschine einen Raum von 1 □ m Bodenfläche und 1 m Höhe ein, wiegt, fertig montirt und zum sofortigen Aufstellen bereit, mit Einschluss der Packrahmen 560 Pfd. und kostet 137 Dollar 50 Cents (550 M.). Der vom Erbauer hervorgehobene Hauptvorzug der Entbehrlichmachung eines besonderen Angestellten zur Bedienung wird von Besitzern der Maschine bestätigt.