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werden, da sie sich rasch abnutzen, und dann Dampf mit Lauge bei Niedergang des Druckes in den Dampfkessel zurückgeht. Dieser Fall wird öfters sofort wahrgenommen, wenn man das Kondensationswasser einer Dampfmaschine oder dergl., welche mit demselben Kessel in Verbindung steht, abfängt und beriecht. Besonders bei Lumpen, welche viel Wolle enthalten, nimmt man den Geruch sofort wahr. Bei älteren Kochern lassen die Verschlussdeckel öfters sehr zu wünschen übrig, indem dieselben in Scharnieren gehen und nur mittels zweier Bügel festgeschraubt sind. Solche Deckel schliessen in der Regel sehr undicht und können auch Unglücksfälle veranlassen. Deckel, welche zum Abnehmen gerichtet und um und um verschraubt werden, halten, wenn gleichmässig angezogen, ganz dicht und bieten jedenfalls mehr Sicherheit. Als Verpackungsstof sind vierkantige Kautschukringe den Hanf zöpfen vorzuziehen, nur ist darauf zu achten, dass diese Ringe genau in der Nuthe festgeklemmt sind und somit nicht herausfallen können. Bei Cylinderkochern findet man mitunter 6 bis 8 halbkreisförmige durchlochte Bleche, die auf die ganze Länge des Cylindermantels vertheilt sind und einestheils zur Vertheilung des einströmenden Dampfes, anderntheils zum Ablassen der Lauge dienen. Diese Bleche nehmen nun verhältnissmässig viel Raum weg und haben wenig Werth. Der Dampf vertheilt sich auch ganz gut im Kocherraum, wenn er auf einer Seite durch die Achse hereinkommt, nur muss diese Oeffnung mit einem durchlochten kugelsegment artigen Blech geschützt sein, damit keine Lumpen in die Oeffnung kommen können, und ebenso ist es bei den Oeffnungen zum Ablassen der Lauge. Die erwähnten Kugelbleche lassen sich beim Reinigen leicht abschrauben und bilden nicht so leicht eine Vorrathskammer für allen Schmutz wie die langen halbrunden Bleche. Je einfacher die Kessel gebaut sind, desto besser ist es. Die verschiedenen Vorkehrungen zum Waschen, Dampfvertheilen, zur Verhütung von grösserer Wärmeabgabe haben nur eine grössere Ver unreinigung des Stoffes im Gefolge, oder die Löcher in den Blechen müssen oft durchgeklopft und der Kessel überhaupt gereinigt werden. Unter den Kochern ist dem Kugelkocher der Vorzug zu geben. Vor allen Dingen nehmen die Kugelkocher bei gleichem Rauminhalt mehr Lumpen auf, insbesondere bei etwas grösseren, was daher kommt, dass in einem Kugelkocher beim Füllen und Kalkmilchzulassen die Lumpen mehr zusammensitzen und so mehr Raum zum Einfüllen des Restes bieten. Die Kugelkocher nehmen auch im allgemeinen weniger Platz ein, da sie keinen so langen Raum brauchen und Platz in die Höhe und Weite so wie so gewöhnlich vorhanden ist. Ebenso können die Kugelkocher, wenn nöthig, etwas niedriger gehängt werden, da es für den Arbeiter, welcher links und rechts beikommt, nicht so lästig ist, die gekochten Lumpen zu entfernen, wie bei Cylinder kochern, wenn diese niedrig aufgestellt sind, oder zu gleicher Zeit gekocht wird. Wo es nicht anders geht, kann auch der Kocher vom oberen Boden beim Oeffnen und Schliessen bedient werden, in welchem Fall dann die Mannlöcher bis unter den Boden gehen müssen. Von zu kleinen Kochern ist entschieden abzurathen, und man kommt mit 2 Kugelkochern bei guter Eintheilung der Kochzeit ebenso weit wie mit 3 Cylinderkochern, von denen jeder den gleichen Raum inhalt hat wie ein Kugelkocher. Dies wird um so eher erreicht, als sich die Kugelkocher rascher füllen lassen, und nur ein Mannloch geschlossen zu werden braucht. Man spart also mit Kugelkochern in jeder Hinsicht an Raum, Zeit und Materialaufwand, dieselben sollen auch mehr Sicherheit gegen Explosion bieten. Um die Kocher mehr zu schonen, sollte man sie nach dem Aus kochen langsam abkühlen lassen, bis nur noch ganz wenig Druck im Kessel ist, und dann erst abblasen. Der Raum unter den Kochern sollte aus möglichst guten harten Stoffen hergestellt sein. Hierzu sind hartgebrannte Steingutplättchen an den Wänden und am Boden am besten, da sie sich sehr leicht rein halten lassen und sich kaum abnutzen. Die Abzugsrinnen für die Lauge bedeckt man am besten mit fein durchlöcherten Gussplättchen, da sich Bleche mit der Zeit gern durchliegen, und dann bei Unachtsamkeit des Aibeiters leicht Lumpen in die Rinne fallen. In manchen Fabriken sind die Kocher in 3/4 Höhe mit einem Boden zur leichteren Bedienung umgeben. Wo dies der Fall ist, muss der Kocher, bevor er in Gang kommt, mit einer Einfriedigung um geben werden, um Unglücksfälle durch Ausgleiten zu verhüten. Bei der Aufstellung von mehreren Kochern ist es angezeigt, dieselben nicht gegen einander, sondern neben einander aufzustellen, damit die gekochten Lumpen beim Wegnehmen nicht von der einen zur anderen Seite fallen können, und sich keine Gelegenheit zum Ver mengen feiner mit geringeren Lumpen bietet. Ist zur Nachtzeit ein Arbeiter nicht zu finden, so kann eine Untersuchung eines stehenden Kochers auf seinen Inhalt nichts schaden. In vielen Fabriken gehen die Kocher viel zu rasch, — besonders Kugelkocher — was eine unnöthige Kraftverschwendung ist und mitunter daher kommt, dass der grosse Durchmesser der Kocher bei Anlage der Transmission nicht in Rechnung gezogen wird. Gehen die Kocher zu rasch, so entleeren sie sich auch viel lang samer, da sich die Lumpen dann mehr zusammenballen und keine Zeit zum Herausfallen finden, im Gegentheil gleich wieder in den Raum zurück geschlagen werden. Einzelne Stifte oder auch stärkere Winkeleisen, nicht zu weit vom Füllloch entfernt, tragen viel zur rascheren Entleerung bei, da hierdurch die grössere Masse etwas zurückgehalten wird und nicht auf einmal in ganzer Menge nach der Oeffnung drängt und sich fest klemmt. Bei Kochern mit Schneckenantrieb sollte die Schnecke immer auf der äusseren Seite des Lagerbockes liegen, weil sie sich sehr leicht warm läuft, und es dann feine Eisenspäne giebt, welche nach Umständen in die Hadern spritzen. Auch aus diesem. Grunde sollten sich die Kocher möglichst langsam drehen. Die Kocher- Gebäude sollten möglichst isolirt und mit Dunstabzug versehen sein, da der Geruch mancher gekochter Lumpen beim Entleeren höchst lästig ist, und die in andere Fabrikräume dringenden Dämpfe den Halbstoff, die Decke und die Wände schwärzen. —r — Mitscherlich-Sulfitverfahren in Amerika. The International Sulphite Fibre and Paper Company, die ihren Sitz in Detroit, Mich., hat und die amerikanischen Patente auf obiges Verfahren besitzt, hat einen Bericht über die damit erzielten Erfolge herausgegeben, dem wir Einiges entnehmen. Die Gesellschaft ertheilt Lizenzen zur Anwendung des Mitscher lich-Verfahrens zu 5 Dollar (20 M.) für die Tonne trockenen, damit hergestellten Zellstoffs, oder gegen einmalige Zahlung von 11250 Dollar für jeden Kocher von etwa 21/2 Tonnen täglicher Leistung. Der Bericht sagt, dass die der Gesellschaft gehörenden Patente noch 13 Jahre Giltigkeit haben, wir vermuthen aber, dass nicht alle diese Patente noch so lange in Kraft bleiben werden. Es ist bereits Lizenz für 40 Kocher von 14' Durchmesser und 40' Länge ertheilt, von denen 28 in Thätigkeit und die andern im Bau sind; alle zusammen sollen täglich 100 Tonnen trocknen Zell stoffs liefern. Es scheint hiernach berechtigt, wenn der Bericht sagt, dass in den Vereinigten Staaten nach diesem Verfahren vier mal soviel Zellstoff erzeugt wird als nach allen andern Verfahren zusammengenommen. In dem Bericht wird behauptet, dass die Mitscherlich’sche Art durch langsames Kochen bei niedrigem Druck mit schwacher Säure, nachherigem gründlichem Waschen und mässigem Bleichen, den stärksten und weissesten Stoff ergiebt. Die Gesellschaft macht für ihre Kocher geltend, dass sie im Innern keiner Ausbesserung be dürfen, während alle mit Blei ausgekleideten meist nach jeder Kochung ausgebessert werden müssen. Der Bericht schildert auch die Gefahren, welche bei mit Blei ausgekleideten Kochern dadurch entstehen, dass durch einen Fehler in der Verkleidung das darunter befindliche Eisen rasch angegriffen werden kann, und dass das ein mal gebildete, wenn auch sehr kleine Loch sich rasch erweitert. Der Bericht erwähnt jedoch nicht, dass dies bei Mitscherlich’schen Kochern ebenfalls sehr häufig vorkommt und zur Erneuung von Theilen der Kocher zwingt. Seit zwei Jahren werden in Amerika Kocher aus einer Metall- Legirung angepriesen, die zwar sehr theuer sind, aber keiner Aus kleidung bedürfen. Der Bericht sagt, Untersuchungen von in solchen »One metal boilers« gekochtem Stoff hätten ergeben, dass derselbe stets Kupfer aus dem Kochermetall enthielt. Infolge dieser Auflö sung des Kupfers wurde auch das Kesselblech immer schwächer und zeigte sich thatsächlich nach weniger als einem Jahr schon siebartig zerfressen, so dass Gefahr drohte. Der Bericht sagt ferner, der Verbrauch von Schwefel belaufe sich beim Mitscherlich-Verfahren auf 200 Pfund für die Tonne trocknen Stoffs, bei dem erwähnten Kocher aus Metall-Legirung auf 400 Pfund, und bei Ritter-Kellner beinahe auf 600 Pfund. Die aufgeführte Kostenberechnung lassen wir fort, da sie für europäische Verhältnisse jedenfalls nicht stimmt und erwähnen nur, dass dabei 7 Kochungen im Monat für jeden Kocher angenommen sind. Als wesentlicher Punkt zur Beurtheilung des Werths der verschiedenen Sulfitverfahren wird die dabei erzielte mehr oder weniger sichere Widerstandsfähigkeit der Kocher gegen die Angriffe der Säure bezeichnet.