Volltext Seite (XML)
No. 95. PAPIER-ZEITUNG. 2095 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Neues Stereotypie-Verfahren. Das früher übliche Verfahren der Gypsstereotypie ist fast ganz äusser Gebrauch gekommen. Man verwendet es nur noch gelegentlich zum Abformen von Holzschnitten und Zinkätzungen, wenn man glaubt, dass deren feine Linien in Papier Stereotypie nicht zart und scharf genug wiedergegeben werden könnten. Die hierdurch bekundete Bevorzugung der Gypsstereotypie für gewisse Zwecke beruht nicht ausschliesslich auf Vorurtheil. Die zarte plastische Masse schmiegt sich thatsächlich allen Formen des Originalstocks aufs genaueste an, dringt auch in tiefere Stellen und giebt im Abguss alle Feinheiten des Urbilds mit vollendeter Treue, wieder. Man würde die Gypsstereotypie wohl auch gegenwärtig häufiger anwenden, wenn nicht die dazu erforderliche Einrichtung mit Einsenk-Pfanne, Hebekrahn und Schwimmer umständlicher und kostspieliger wäre als die zur Papierstereotypie. Für glatten Satz ist die Gypsstereotypie auch noch deshalb äusser Gebrauch gekommen, weil sie die Anwendung eines beson deren, ungewöhnlich hohen Ausschlusses erfordert. Wollte man mit gewöhnlichem Ausschluss gesetzte Schrift in Gyps stereotypiren, so würden die weit herabreichenden, nadelartigen Vorragungen der Gyps- matrize, welche den tief liegenden Ausschlussstücken entsprechen, leicht abbrechen. Ausserdem ist bei Gypsstereotypie auch die Grösse der Platten beschränkt. Ein italienischer Buchdrucker, M. Sonzogno, hat versucht, die Vorzüge der beiden Verfahren zu vereinigen und ein neues ersonnen, bei welchem die Matrizen feinste Eindrücke aufnehmen, nicht stärker sind, als bei Papierstereotypie, sich für Rotationsdruck biegen lassen und rasch trocknen. »L’Imprimerie« beschreibt das Verfahren folgendermaassen: Man nimmt ein Blatt ziemlich dicken ungeleimten Papiers, feuchtet es gleichmässig mit reinem Wasser und breitet es auf einer völlig ebenen und glatten Fläche aus. Auf dieses Blatt legt man nahe den Rändern lange Messinglinien von 1/-Petit bis 1/-Petit Stärke, so dass ein ringsumlaufender Rahmen gebildet wird. In die Innenfläche dieses Rahmens wird die flüssige Gypsmasse gegossen, welche man durch Sättigung gleicher Theile gewöhnlichen Formgypses und fein gemahlenen Alabastergypses mit Wasser her gestellt hat. (Die Sättigung von Gypspulver mit Wasser erfolgt nicht durch Aufgiessen von Wasser auf den Gyps und nachheriges Rühren; dies würde unrichtige Mengenverhältnisse, Blasen und Knoten er geben; — sondern durch vorsichtiges Eintauchen eines mit Gyps gefüllten Löffels oder einer Kelle in ein Becken mit reinem Wasser. Wenn man bemerkt, dass das Wasser genügend eingedrungen ist, also keine Blasen mehr aufsteigen, und die ganze Masse breiartige Beschaffenheit zeigt, hebt man den Löffel vorsichtig wieder heraus, lässt das überschüssige Wasser ablaufen und verwendet die zurück bleibende Gypsmasse zum Giessen. D. Red.) Von dieser Masse giesst man eine entsprechende Menge ins Innere des Rahmens, lässt sie ein wenig erstarren und streicht dann mit einem genau gearbeiteten Eisenlineal darüber hin, so dass die Gyps- Schicht überall dieselbe Dicke erhält wie die umgebenden Messing linien. Nachdem man sich überzeugt hat, dass weder Löcher noch Blasen vorhanden sind, nimmt man die Messinglinien weg und legt die Matrize, mit der Gypsseite nach unten, auf die geschlossene und gut geölte Satzform. Auf die Rückseite der Matrize kommen noch 5 bis 6 Bogen ungeleimten Papiers, welche die überflüssige Feuchtig keit aufsaugen, hierauf ein Filztuch, und nach diesen Vorbereitungen, welche ziemlich rasch vor sich gehen müssen, presst man das Ganze ein. Nach etwa zwei Minuten löst man den Druck, nimmt die Form sammt der Matrize heraus und stellt sie zum oberflächlichen Trocknen beiseite. Hierbei kann die Matrize mit einer leichten glatten Platte beschwert werden, damit sie sich nirgends verzieht. Behufs vollständiger Trocknung bringt man dann die Form sammt Matrize waagerecht in die geheizte Trockenpresse, wobei man sie wieder mit einer Metallplatte bedeckt, aber nicht einschraubt. Nach vollständigem Trocknen wird die noch heisse Matrize wie eine solche aus Papier zum Guss benutzt. Sie ist hinreichend biegsam, um auch zur Rotationsstereotypie verwendet zu werden. Wesentliche Vorbedingung für das Gelingen dieses Verfahrens ist die richtige Zusammensetzung der Gypsmasse aus den beiden oben angegebenen Bestandtheilen. Wollte man Alabastergyps allein nehmen, so liesse sich die Matrize nicht biegen, und bei Anwendung gewöhnlichen Gypses würden die Abgüsse nicht fein genug ausfallen. Wenn man die Gypsschicht stärker als Achtelpetit nehmen will, empfiehlt es sich, der Masse eine dünne Abkochung von Eibisch wurzel zuzusetzen. Büchertisch. Des Kindes Wunderhorn. Alte Kinderreime mit Bildern von Fedor Flinzer. Breslau, Druck und Verlag von C. T. Wiskott. Preis 4 M. 50 Pf. Der treffliche Thiermaler und Illustrator von Kinderbüchern hat sich im vorliegenden Bilderbuch die Aufgabe ge stellt, alte Kinderliedchen und Abzählreime zu illustriren, und die selbe mit anerkennenswerthem Geschick gelöst. Aehnlich, wie bei den alten Volksliedern in »Des Knaben Wunderhorn« darf man in den Reimen nicht gerade immer tiefen Sinn suchen. Sie sind indess aus der kindlichen Anschauungswelt selbst hervorgegangen und darum dem kindlichen Geschmack angemessener als manches lehrhafte, im »Tantenton« gehaltene Gedicht. Es ist auch Erfahrungssache, dass Kinder sich manches Versehen, welches dem nüchternen Verstände blödsinnig erscheint, besonders rasch aneignen, namentlich wenn es kühne Wort-Neubildungen enthält. Dass die Bilder bei all’ ihrer kindlichen Einfachheit hervorragend künstlerisch gehalten sind, ver steht sich bei dem trefflichen Illustrator von »König Nobel« und »Thierstruwwelpeter« von selbst. Vorstehende Wiedergabe einer Seite lässt die Vorzüge der Darstellung deutlich erkennen, obgleich der Reiz der Farbe fehlt. Mit besondrer Liebe sind überall die Thiere behandelt, und deren Darstellung bietet manchmal köstlich humor volle Bilder, wie z. B. beim Gespräch der beiden Krähen oder den Schicksalen des übermüthigen Bählämmchens. Die Ausführung in lithographischem Farbendruck ist vortrefflich, und der starke Karton, auf welchen die Bilder gedruckt sind, dürfte der kindlichen Zerstörungslust hinreichenden Widerstand entgegensetzen. Der steife Pappdeckel zeigt eine farbenreiche Darstellung des phantastisch ge formten »Wunderhornes«, aus welchem fröhliche Kinder die bunten Schätze, welche den Inhalt bilden, hervorholen. Defibreur, Raffineur & Kollersteine in bester Qualität liefert billigst [43952 Heinrich Steglich, Steinbruchbesitzer, Copitz a. d. Elbe (Sachsen). Prima Referenzen. Muster franko. Pappenklammern aus verkupfertem Eisendraht und Holzlatten zum Anfhängen nasser Pappen, Papiere etc., weisse Holzpappen in allen Formaten u. Stärken, sowie HolZWOlle, welche als Verpackmaterial Heu, Stroh etc. ersetzt, empfiehlt billigst die Holzstoff-, Holzpappen- und Holzwolle-Fabrik von Eduard Wussing, Obersachsenfeld Post Schwarzenberg i. Sachsen. [40098