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No. 94. PAPIER-ZEITUNG. 2073 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Selbstfärbende Druckplatten. In Nr. 19, Seite 385, beschrieben wir ein von Hermann Schmidt in Weimar erfundenes Verfahren, mittels dessen die Erzeugung zwei farbigen Druckes auf einfachen Schnellpressen bei einmaligem Durch gang der Form ermöglicht wird. Der Erfinder bewirkte dies durch Einfügung nicht ganz schrifthoher, möglichst einfach in Holz ge schnittener Figuren, welche mit saugendem Baumwollstoff bekleidet und inmitten einer napfartigen, mit wässeriger Anilinfarblösung an gefüllten Vertiefung angebracht waren. Beim Druck empfingen dann die schrifthohen Theile der Form Firnissfarbe von oben, die mit Baumwollstoff bekleideten unterschrifthohen Stellen Wasserfarbe von unten. Starkes Unterlegen der betreffenden Stellen auf dem Cylinder bewirkte die Abgabe dieser Farbe an den Druckbogen. Neuerdings erhielt Peter Josef Haase in Mainz Deutsches Reichspatent auf ein ganz ähnliches Verfahren. Die napfartige, mit Anilinfarblösung gefüllte Höhlung ist auch bei dem patentirten Ver fahren vorhanden, nur besteht der von unten getränkte, buntdruckende Theil aus poröser Masse, wie z. B. Bimsstein, Hirnholzstücken von spanischem Rohr oder Nussbaumwurzeln. Der Patentanspruch lautet: »Die Anwendung poröser Körper zum Ausfüllen von Buch staben oder Theilen von Bildstöcken, sowie zum Tränken mit wässerigen Farben und Wiederabgeben derselben auf das zu be druckende Papier.« Büchertisch. Auerbach’s Deutscher Kinder-Kalender. Herausgegeben von Dr. Aug. Berth. Auerbach. 1889 und 1890. Leipzig, Verlag von L. Fernau. Bei den kleinen Lesern von 7 bis 12 Jahren steht Auerbach’s Kinder-Kalender in hohem Ansehen. Er gilt mindestens zwei grosse Schachteln mit Zinnsoldaten oder eine Wachs-Gliederpuppe, und für einen gewöhnlichen Rollwagen wird ihn kaum ein richtiger Junge hergeben. Der Inhalt eines solchen Kalenders ist aber auch ungewöhnlich reichhaltig und bietet nicht allein unterhaltenden Lese stoff, sondern auch Anleitung zu allerlei neuen Spielen, nützlichen Handarbeiten und theatralischen Aufführungen. Die Bände sind reich mit Holzschnitten versehen, und stets ist ein farbiges Titelbild bei gegeben. Im Jahrgang 1889 sind von den zahlreichen kleinen Er zählungen besonders erwähn enswerth: »Merkwürdige Abenteuer eines Gänschens«, »Durch himmlische Fügung« und »Männe der Familien hund«. Ein längerer hübsch geschriebener Aufsatz lehrt, »Was man Alles aus und mit Blumen machen kann«, und ein sehr ergötzliches parodistisches Theaterstück bietet Gelegenheit zu lustiger Abend unterhaltung. Auch der Jahrgang 1890 bringt viel Neues und Hüb sches. Knaben werden sich für die hier gebotene Theorie und Praxis der Murmelspiele interessiren, während die Puppengeschichte »Die Geschwister«, »Klein Hedchens Schlummerlied«, mehrere Puppenküchen rezepte und Anderes für kleine Mädchen bestimmt sind. Die Bilder sind meist recht nett, einzelne lassen sogar die Hand tüchtiger Künstler erkennen. Im Gegensatz hierzu stehen die Illustrationen zu »Friedrichs Traum«, welche durch ihre grob-dilettantische Aus führung wahrscheinlich komisch wirken sollen, diesen Zweck aber wegen der vollständigen Unfähigkeit, die aus ihnen spricht, ver fehlen und lediglich abstossend wirken. Als schätzbare Beigabe enthält eine auf der Innenseite des Rückdeckels angebrachte Tasche lustige Bilder zu einem Schattenspiel, dessen Begleitverse sich im Innern des Kalenders finden. Paul Moser’s Haushaltungsbuch für den Schreibtisch deutscher Hausfrauen. 1890. Verlag des Berliner Lithographischen In stituts (Julius Moser). Das Haushaltungsbuch hat das Format und die allgemeine Einrichtung des in Nr. 78, Seite 1696, besprochenen Notiz kalenders; die für jeden Tag ausgesparten Räume sind aber durch Zufügung einer Tabellen-Liniatur zur Eintragung der laufenden Wirthschaftsausgaben eingerichtet. Auf jeder Grossfolioseite finden Eintragungen für sechs Tage Platz. Im Anhang findet sich Raum zum Einschreiben von Rezepten für Speisen und Getränke, Adressen von Lieferanten, Hausrath-Inventarium, Grössen- und Gewichts-Kon- trole der Familienglieder, empfehlenswerthe Lektüre, ferner eine um fangreiche Waschliste, die Allgemeine Gesindeordnung, sowie ein Ver- zeichniss bewährter Hausmittel. Ein besonderes Heft mit steifem, blauem Deckel bietet Gelegenheit zur Eintragung der Monats-Abschlüsse. Verzeichniss der in die Handelsregister der königlichen Amtsgerichte der Provinz Pommern eingetragenen Einzelfirmen, Gesellschaften, Genossenschaften und Prokuren. Von Julius Giese, Büreauvorsteher. Stettin, Selbstverlag. 4M. DieAngaben des vorliegenden Buches beruhen auf amtlichen Auskünften, welche der Herausgeber von den Amtsgerichten der Provinz Pommern erhielt. Eine solche Zusammenstellung hat für den Geschäftsverkehr erheb lichen Werth und sollte auch für andere Provinzen herausgegeben werden. In Ortschaften, wo Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher ansässig sind, sind die Namen derselben angegeben. Allgemeiner deutscher Skat-Kalender auf das Jahr 1890. Herausgegeben von A. Berthold. Leipzig, Verlag von L. Fernau. Die Gemeinde der Skatspieler gewinnt von Jahr zu Jahr an Umfang, und auf Kongressen, welche allgemein giltige Spielregeln aufstellten, erhielt das beliebte Spiel sogar eine Art wissenschaftlicher Vertiefung, ähnlich dem Schachspiel. Die Literatur, welche auf das Skatspiel Bezug hat, wird durch das genannte Werk um einen werthvollen Beitrag bereichert. Der Kalender hat die handliche Form eines mässigen Oktavbandes und kann bequem in die Tasche gesteckt werden. Die Vorderseite des hübschen Kalikobandes trägt eine flotte Titelzeichnung in Roth- und Schwarzdruck. Links ist eine Spieler gruppe dargestellt, während oben ein Bube auf einem galoppirenden Glücksschwein reitet, in der linken Hand Kartenblätter schwingend. Auch ein Wappen des Skatspiels ist angebracht. Auf einem mit Eicheln bewachsenen Eichenzweig ruht der quergetheilte Wappen schild. In dem obern schwarzen Felde sind 2 Wahrzeichen der deut schen und französischen Spielkarten angebracht, während auf dem untern Felde eine Wiege mit der Ueberschrift »Altenburg« steht. Der Inhalt des Kalenders zerfällt in einen unterhaltenden und einen belehrenden Theil. Der erste bringt als bedeutsamste Gabe eine lustige Humoreske im Stil der bekannten Buschiaden. Dialektscherze dreier sächsischen Skatspieler, Skatredensarten, kleine Gedichte und Erzählungen reihen sich an. Der belehrende Theil bringt zunächst eine Geschichte des Skatspiels, dann Regeln für die einzelnen Spiele, Aufgaben und Lösungen, Entscheidungen von Streitfragen usw., ab reissbare Skat-Tabellen für drei und vier Spieler, Notizblätter. Kleine Kartenfiguren, welche ausgeschnitten werden und zum Nachspielen oder Lösen von Skat-Aufgaben dienen sollen, sind angefügt. Das Kalendarium enthält keine Namen, sondern nur drei Felder für Ge winn, Verlust und Notizen, die auf ein interessantes Spiel, neue Skatwitze usw. Bezug nehmen können. Der sehr geschickt zusammen gestellte, 136 Seiten starke Skat-Kalender, dessen humoristischer In halt sich über das Maass des sonst in Kalendern Gebotenen weit er hebt, dürfte sich unter eifrigen Skatspielern rasch Freunde erwerben. Der Verein der Berliner Buchdrucker und Schriftgiesser versendet ein Zirkular, worin er, besonders im Hinblick auf den jetzt fast in allen Druckereien und Giessereien vorhandenen Fernsprech anschluss, die Geschäftsinhaber, Geschäftsführer und Faktore zur Be nutzung seiner Stellenvermittelung (Amt IXa, No. 424) einladet. Die Hamburger Buchdrucker-Innung beschloss die Ueber- nahme (?) der dortigen Typographischen Gesellschaft nebst Inventar, die Errichtung eines Unterrichtskursus im feinen Accidenzsatz für vor geschrittene Lehrlinge und die Ausschreibung einer Konkurrenz für Herstellung eines Lehrbriefes. Die preussische Eisenbahnverwaltung verbraucht jährlich grosse Mengen von Abziehbildern zu Wagen-Abzeichen und Inschriften. Auf solche Weise werden namentlich die heraldischen Adler, die Aufschriften »Frauen«, »Nichtraucher« usw. hergestellt. Die Ueber- tragung erfolgt auf bekannte Weise, nur dass die Bilder vorher mit Dammarlack bestrichen und nach erfolgter Uebertragung lackirt werden. Die Lieferung solcher Bilder ist, wie »Freie Künste« be richten, der Nürnberger Firma Troeger & Bücking übertragen worden. Beim Druck kopirfähiger Farben auf der Buchdruckpresse kann man das störende Eindringen derselben in den Körper der Walzen verhindern, wenn man die Walzen vorher mit einer Lösung von 1 Theil Chromalaun in 9 Theilen Wasser bestreicht. Pressbretter, welche man beim Einpressen der Druckbogen zwischen die einzelnen Stösse legt, können mit Vortheil durch etwa 1 cm dicke glatte und feste Pappen ersetzt werden. Ueber und unter jede Pappe wird eine Blechplatte gelegt. Diese Vorrichtung soll billiger und haltbarer sein als Pressbretter. Die englische Postverwaltung hat die Einrichtung getroffen, dass bei Aufgabe einer grösseren Anzahl gleichartiger Sendungen keine Marken aufgeklebt zu werden brauchen. Die einzelnen Stücke werden nur nachgezählt und erhalten nach Entrichtung des Frei machungsbetrages den Stempel »Paid« (Bezahlt). Bei diesem Ver fahren spart die Post Marken und der Absender die Mühe des Aufklebens.