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Abwasserreinigung bei Sulfitcellulose-Fabriken nach Dr. Franks patentirtem Verfahren Von den mannigfachen Vorschägen und Verfahren, die in letzter Zeit für obengenannten Zweck mitgetheilt und angepriesen wurden, zeigen die meisten insofern eine Lücke, als sie die von anderen Fabrikabwässern völlig abweichende Beschaffenheit der Sufitablaugen nicht in Rechnung ziehen. So wenig es aber eine Allerweltsmedizin giebt, welche sämmtliche Krankheiten beseitigt, ohne dass, deren Natur vorher erkannt und festgestellt ist, ebenso unmöglich ist es, die durch Abwässer verschiedenster Art verursachten Schäden nach einem Recept zu beseitigen. Das nachstehende auf genauer wissen- schaffentlicher Prüfung beruhende amtliche Gutachten dürfte gerade deshalb für Sulfitstoff-Fabriken, welche wegen ihrer Abwässer Schwierigkeiten haben, sowie auch bei Neuanlagen von Werth sein: Die Centralstelle für Gewerbe und Handel an das K. Oberamt Aalen. Stuttgart, den 31. Mai 1889. Das K. Oberamt Aalen hat uns mit Bericht vom 25. Mai d. Js., betr. die Einrichtung einer Filtriranlage zu Reinigung der Abwässer der Papier- und Zellstofffabrik in Unterkochen, ein von dem in unserer, an die K. Regie rung für den Jagstkreis gerichteten Note vom 12. November v. Js. begut achteten Reinigungsverfahren für obige Abwässer in wesentlichen Punkten abweiches, von Dr. Frank in Charlottenburg beschriebenes, neues Reinigungs verfahren (30 d. Oberamtl. Akten) zur Begutachtung vorgelegt. Nach dieser Beschreibung wird die aus dem Kochkessel abgelassene Lauge, welche noch schwefligsauren Kalk, gelöst in der freien schwefligen Säure der Lauge, neben organischen Substanzen enthält, durch die Ablass leitung in die Mischcysterne geführt, in welche auch die Abgase beim Koch prozesse, nachdem sie eine Kühlschlange passirt haben, zusammen mit Kalk milch in einer Weise geleitet werden, durch welche eine gute Mischung erzielt wird. Hierdurch scheidet sich der in der Lauge gelöst gewesene schwefligsaure Kalk, sowie dasjenige, welches sieh aus der freien schwef ligen Säure der Abgase und der Lauge beim Zusammentreffen mit Kalk bildet, nahezu vollständig aus. Die durch den ausgeschiedenen, schweflig- sauren Kalk stark getrübte Flüssigkeit fliesst hierauf durch eine Uebereieh in den Vorschacht der sogenannten Monosulfitbehälter, zwei grosse, dicht angelegte Cementbassins, welche einzeln das ganzer von einer Kochung her rührende Gemisch aufnehmen, damit in ihnen durch den abwechselnden Gebrauch der schwefligsaure Kalk Zeit findet, sich abzusetzen, wobei er Fasern der Lauge noch mit sieh zu Boden zieht. Durch ein Drehrohr wird sodann die klar über dem sandigen Niederschlag stehende Flüssigkeit in ein tiefer gelegenes Bassin abgelassen. Der schwefligsaure Kalk wird, sodann mittels einer Schlammpumpe in Rührbottiche gepumpt und aus diesen mittels Membranpumpe in eine Schlammpresse mit Filtrirtüchern gepresst. Die so erhaltenen Presskuchen, der Hauptsache nach aus schwefligsaurem Kalk be stehend, sind alsdann zur Herstellung frischer Sulfitlösung tauglich. Die von dem Schlamme getrennte klare Flüssigkeit gelangt wieder ab wechslungsweise in zwei weitere Behälter, in welchen ein Schlangenrohr, das mit feinen Löchern nach unten versehen ist, über dem Boden angebracht ist, um durch dasselbe mittels zweier Körting’scher Apparate, von welchen der eine Luft-, der andere Rauchgase herbeiführt, diese Gase gemischt durch die Flüssigkeit zu führen. Hierdurch wird der in Ueberschuss vorhandene Kalk als kohlensaurer Kalk ausgeschieden, den man nach genügender Behandlung sich absetzen lässt. Auch soll durch die Behandlung mit Luft ein Theil der in der Flüssigkeit vorhandenen organischen Stoffe oxydirt werden. Die über dem kohlensauren Kalk stehende klare Flüssigkeit muss hier auf noch mit den aus der Papierfabrik und der Cellulosewäscherei kom menden Abwässern weiter behandelt werden. Die letzteren nämlich solllen durch sogenannte Stofffänger, d. h. rotirende, mit feinen Sieben überzogene Cylinder, die den Stoff zurückhalten und das Wasser abfliessen lassen, vom grössten Theil der mitgeführten Fasern befreit werden. Zur weiteren Ablagerung der noch mitgegangenen Fäserchen werden die Wässer nach zwei sehr grossen Behältern, die abwechselnd im Gebrauch sind, geführt, in welchen bei der geringen Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser durch die Behälter fliesst, die Fäserchen noch Gelegenheit fin den, sich auf dem Boden abzusetzen. Um ganz sicher zu gehen, wird hierauf noch dieses Abwasser zu sammen mit dem nach Obigem gereinigten Wasser aus dem Kochgefäss über ein sogenanntes Rieselfeld, wie es schon früher beschrieben worden ist, ge leitet, wobei durch die vielfache Berührung mit der Luft eine weitere Oxy dation der im Wasser gelösten organischen Substanzen herbeigeführt werden soll. Erst nach dieser Reinigung ist beabsichtigt, die Abwässer. in das fliessende Gewässer des Altkochers einzuleiten. Wir sind der Ueberzeugung, dass bei richtiger Durchführung dieses Wasserreinigungsverfahren einen grossen Erfolg verspricht. Es ist als ein sehr rationelles und wohldurchdachtes Verfahren zu erklären, und wir können nicht daran zweifeln, dass bei richtiger Anlage und bei aufmerk samem Betrieb das nach dem beschriebenen Verfahren gereinigte Abwasser der Fabrik unbeanstandet in den Kocher abgelassen werden kann. Es hat entschiedene Vorzüge vor dem früher beschriebenen Verfahren. gez.: Gaupp. Sulfitkocher mit Schutzkruste. Das von Dr. Ferdinand Salomon und Direktor Brüngger zu Cunners dorf (Reg.-Bez. Liegnitz) angemeldete Patent auf »eiserne oder stählerne mit einer inneren Schutzkruste versehene Sulfitkocher« ist, wie uns die Ei Ander mittheilen, vom Kaiserlichen Patentamt ertheilt worden. Das Wesen der Erfindung besteht darin, dass man durch Einführung von Sulfitlauge oder einer Gipslösung in den vorher von aussen ge heizten und mit Holz beschickten Kocher eine die innere Kocherwand vollständig bedeckende dünne undurchlässige Kruste erzeugt. Diese Kruste verhindert jede Berührung der metallenen Kocherwand mit der zum Kochen benutzten schwefligen Säure und schützt damit den Kocher gegen den zerstörenden Einfluss der schwefligen Säure. Während die bisherigen Schutzmittel, der Bleimantel und die vielen Arten von Ausmauerungen, nur mit erheblichem Aufwand von Zeit und Kosten angebracht werden konnten, kostet die Bildung der Schutzkruste weder Zeit noch Geld. Ist die Schutzkruste erst ein mal gebildet, so bedarf sie niemals einer Ausbesserung, und ebenso wenig ist eine Erneuung derselben nöthig. Bei Anwendung von Bleimänteln und Ausmauerungen aller Art werden die Kocher während der Herstellung und Ausbesserung der Schutzverkleidung, d. h. während eines erheblichen Zeitraumes, der Ausnutzung entzogen. In den Kochern zu Cunnersdorf bei Hirsch berg wurden beispielsweise, während sie den Bleimantel hatten, ungefähr 210 Kochungen im Jahre gemacht (der Rest des Jahres musste zur Ausbesserung des Bleimantels verwendet werden), da gegen fast 300 Kochungen, nachdem sie mit der Schutzkruste ver sehen waren. Bei diesen Zahlen ist die Erneuung des Bleimantels nicht in Betracht gezogen. Die Erzeugungsfähigkeit eines Kochers mit Schutzkruste ist hiernach fast um die Hälfte grösser, als die eines mit Bleimantel versehenen. Die Erfinder bezeichnen als weiteren Vorzug den Fortfall der mit dem Undichtwerden der Bleimäntel oder der Ausmauerung ver bundenen Gefährdung der Kocher, sowie der dadurch verursachten schnellen Abnützung und der Möglichkeit einer Explosion. Die Kruste ist durchaus undurchlässig, haftet fest am Kocher, lässt sich aber in wenig Stunden beseitigen und eben so schnell wieder her- steilen. Man kann also jederzeit in kürzester Frist die ganze Kocher wand in Augenschein nehmen. Die Erfinder haben nach ungefähr einjährigem Betrieb der Kocher die Kruste entfernt und bei der Besichtigung der inneren Kocherwand durch die Beamten des Kesselrevisionsvereins feststellen lassen, dass keinerlei Korrosionen an den Kocherwänden bemerkbar waren. Nach einem Betrieb von weiteren vier Monaten ist durch andere hervorragende Sachverständige auf dieselbe Weise festgestellt worden, dass der eiserne Mantel tadellos war, .und das Eisen aus sah, als käme es frisch vom Walzwerk. Der mit der Schutzkruste versehene Kocher bietet daher auch grössere Betriebssicherheit, die noch dadurch erhöht wird, dass der selbe mit sehr geringem Ueberdruck arbeitet. Die Kocher arbeiten auch mit viel geringerem Dampfverbrauch, da sie infolge ununter brochenen Betriebes nie erkalten. Gegenüber anderen Auskleidungen bietet die aus der Sulfitlauge hergestellte Kruste den Vortheil, dass sie sich während des Kochens von selbst ergänzt und erneut, falls Risse oder Löcher entstehen sollten, dass sie also immer frisch und ganz bleibt. Die Heizung von aussen durch Dampfmantel gestattet auch leichte Regelung der Temperatur und beseitigt die durch direkt einströmenden Dampf hervorgebrachte wachsende Verdünnung der Kochlauge. Schreiber dieses hat einen verkrusteten Kocher von innen be sichtigt und ihn wie mit weissem Marmor ausgekleidet gefunden. Man musste kräftig mit einem Spitzhammer zuschlagen, um ein Stückchen der etwa 7 mm dicken Kruste herauszunehmen. Das Stahlblech unter der Kruste zeigte frischen Metallglanz. Rühr-Bottiche. Im Anschluss an die Beantwortung der Frage von C. in R. in Nr. 84 glaube ich anführen zu sollen, dass für Pappenfabrikation ein gemauerter liegender Rührtrog mit Schöpfrad und Regulator sich sehr gut bewährt hat und nicht viel theurer zu stehen kommt, als ein solcher aus Holz oder Eisen. Was die Formatwalzen anlangt, so ist es unstreitig leichter, mit Holz walzen zu arbeiten, aber trotzdem nimmt die Anwendung der eisernen Formatwalzen immer mehr zu, da dieselben bei geübter Bedienung viele Vortheile bieten. Einmal ist die Haltbarkeit der Eisenwalzen gegenüber derjenigen von Holz walzen unbegrenzt, und dann bleibt die geschliffene Oberfläche der Eisenwalze stets glatt, während bei Holzwalzen mit der Zeit die harten Jahresstreifen vortreten und mehr Arbeit beim Glätten der Pappen verursachen. Dicke Pappen haften besser an der Holzwalze, und dünne Deckel nehmen sieh wieder leichter und besser von der glatten Eisenwalze ab. Auch bei dicken Pappen kann man jedoch die eisernen Formatwalzen verwenden, und schon vor 20 Jahren nahm man gegebenenfalls eine kleine, durch Gewichtsbelastung leicht angepresste Walze zu Hilfe, damit sich die schwere, nasse Pappschicht nicht von dem Umfange der Formatwalze ablösen sollte. Ausserdem bedingen aber die immer grösser verlangten Formate und die Anwendung von 3 Nuthen für eine Walze so grosse Durchmesser, dass Holzwalzen schwer zu beschaffen sind, ein zu grosses Gewicht erhalten und sich wenig billiger stellen würden,