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No. 80. PAPIER-ZEITUNG. 1737 Glätten. Die Wirksamkeit des Rollkalanders besteht darin, unter gewalt samem Druck alle Unebenheiten des Papiers, alle hervortretenden Fasertheile niederzudrücken und dem Papierkörper anzuschmiegen, dem Papier somit seine rauhe Beschaffenheit zu nehmen und dem selben eine gleichmässige, ebene, glatte Oberfläche zu geben. Die eigentliche Glätte, der Glanz des Papiers, wird allein durch die Friktion des Kalanders hervorgebracht, und bei dieser spielt die Be lastung der Walzen insofern eine grosse Rolle, als dieselbe die Reibung erheblich vermehrt. Das Heizen einiger Hartgusswalzen des Kalanders hat wohl wesentlich den Zweck, den Papierleim, das freie Harz, in einen geeigneten Zustand zu bringen, um die durch Pressen angefügten Fasertheile festzuhalten. Bei grosser Frik tion des Kalanders und beim Glätten gut gefeuchteter Papiere erhitzen sich die Walzen sehr, und man findet Vorrichtungen, um die sehr stark erhitzten Walzen abzukühlen. Anderseits soll hiermit auch eine höhere Satinage erzielt werden, insbesondere sollen schlecht gefeuchtete Papiere sich besser kalandriren lassen. Inwieweit dies zutrifft, kann ich nicht beur- theilen, da ich mit der letzten Vorrichtung noch nicht gearbeitet habe. Der Antrieb der Walzen, das Verhältniss der Walzen durchmesser und die Anordnung der Walzen werden die Oberflächengeschwindigkeit derselben verschieden ge stalten, und somit auch die zu erzielende Glätte je nach Umständen mehr oder minder fördern oder be einträchtigen. Nachstehende Untersuchungen sollen dazu dienen, eine Vorstellung von der Grösse der Friktion eines Roll kalanders zu geben. In der nebenstehenden Abbildung sind die Hartgusswalzen schraffirt, die Papierwalzen unschraffirt dargestellt. Bruderhaus-Kalander, gebaut 1888 von den Vereinigten Werkstätten zum Bruderhaus in Reut lingen, 10 Satinirwalzen und eine Vorsatinirwalze, 100 cm Arbeitsbreite. 1. Messungen der Oberflächengeschwindig keit zweier Walzen beim Arbeiten des Ka landers ohne jede Druckbelastung. In 45 Min. machte die untere Walze a 2684 Drehun gen. Der Umfang dieser Walze beträgt 982 mm, mithin ist die Walze 2635.688 m gelaufen, die Geschwindig keit der Walze a beträgt also in 1 Sekunde Va = 0.9761 m. In der gleichen Zeit machte die obere Walze b 2321 Umdrehungen, was bei einem Walzenumfang von 1122mm=2604.162m ausmacht. Aufl Sekunde zurück geführt ergiebt sich die Geschwindigkeit dieser Walze Vb = 0.9645 m. Der Unterschied der Oberflächengeschwindigkeit stellt sich also in 45 Minuten auf 31.526 m oder in 1 Sekunde = 0.0116 m. Die untere Walze a legt also in der Sekunde über 1 cm mehr als die obere Walze b zurück, mithin ist die Reibung zwischen den Walzen für einen Rollkalander schon recht nennenswerth. Beim Satiniren des gleichen Papiers unter Druck ergaben die Beobachtungen Folgendes: 2. Messungen bei einer Walzen-Belastung von 5800 kg. Im Zeitraum von 45 Minuten machte die untere Walze a 2519 Umdrehungen von je 982 mm, im ganzen = 2473.658 m; die Ge schwindigkeit beträgt in 1 Sekunde ya = 0.91617 m; die obere Walze b dagegen machte nur 2169 Drehungen, die Drehung 1122 mm, mithin 2433 618 m, in 1 Sekunde Vb = 0.90134 m. Der Unterschied der Oberflächengeschwindigkeiten beträgt hier in 45 Minuten 40.04 m, in 1 Sekunde = 0.01483 m. Demnach hat die Friktion mit der Walzenbelastung bedeutend zugenommen. Der Kalander liefert dabei eine vorzügliche Glätte, und man kann den Ansprüchen auf »sehr scharfe Satinage« vollständig genügen. Selbstverständlich müssen die Papiere gut gefeuchtet sein, da sonst die Aibeit sehr schlecht von statten geht. Die Anordnung der grossen Papierwalzen und der kleinen Guss stahlwalzen hat erheblichen Einfluss auf die Grösse der Friktion. In einer gewissen Zeit lief die untere Walze e 595 Drehungen je 990 mm = 589.05 m, dagegen machte die darüberliegende kleine Hartgusswalze in derselben Zeit 1020 Drehungen je 568 mm = 579.36 m; also gerade zwischen grossen Papierwalzen und kleinen Hartgusswalzen ist die Friktion besonders gross, was wohl haupt sächlich daran liegt, dass sich die kleine Hartgusswalze leicht in den Körper der Papierwalze eindrückt, diese also auf grösserer Fläche berührt. Insbesondere wird dies der Fall sein bei grosser Belastung des Kalanders. Die Untersuchungen wurden in folgender Weise ausgeführt: In die Mitte des Zapfens der Walze, deren Umdrehungszahl ge messen werden sollte, wurde mit Hilfe eines Bohrers ein Loch gebohrt und in dieses ein Dorn getrieben. Auf diesen Dorn wurde der Kopf einer biegsamen Welle geschraubt; der andere Kopf der biegsamen Welle kam auf die Spindel des Umdrehungszählers zu sitzen. Beide Umdrehungszähler wurden auf einer Bank befestigt, so dass die Untersuchungen sich leicht und exakt ausführen liessen. Bei Anwendung dieser Untersuchungsart muss man nur darauf achten, dass bei der Drehung der biegsamen Wellen keine Schleifen entstehen, was sich bei richtiger Anbringung und gutem Heften der Wellen mit Stiften leicht erreichen lässt. Stücke desselben Papieres kamen zur Aufbewahrung in einen Schrank, zeigten nach 8 Tagen eine Feuchtigkeit von 6 pC., und die Untersuchung ergab: Papier No. 1, 11 Zerreissversuche, Streifen 180 mm X 15 mm. p. Parallel zum = 8.90 kg 9.20 „ 8.90 „ 9.40 „ 9.60 „ 9.40 „ Maschinenlauf: e, = 2.30 pCt. 2.40 „ 2 30 „ 2.60 „ 2.55 „ 2.50 „ Senkrecht p 2 = 5.56 5.62 5.70 5.85 5.90 zum kg n 55 55 *5 Maschinenlauf: e, = 6.20 pCt. 6.00 „ 6.15 „ 5.95 „ 6.05 „ Pl _ 55.40 — 6 14.65 ®= 6 28.63 Pa=-5 30.35 ez = 5 = 9.233 kg = 2.44 pCt. = 5.726 kg — 6.07 pCt. R = 5.503 km Rg = 3.413 km e = 2.44 pCt. e g — 6.07 pCt. mittlere Reisslänge R = 4.458 km, mittlere Bruchdehnung e = 4 26 pCt. Papier No. 2, 10 Zerreissversuche, Streifen 180 mm X 15 mm. ei = 2.78 pCt. e 2 = 6.51 pCt. mittlere Reisslänge R = 4.824 km, mittlere Bruchdehnung e = 4.65 pCt. Senkrecht zum Maschinenlauf: Parallel zum Maschinenlauf: p 2 = 5.15 kg 5.55 „ e 2 = 6.50 pCt. 6.60 „ pj = 8.05 kg e = 2.80 pCt. 5.05 „ 6.40 „ 8.05 „ 2.80 „ 5.02 „ 6.38 „ 7.90 „ 2.50 „ 5.10 „ 6.55 „ 8.20 „ 3.00 „ 5.38 „ 6.60 „ 32.20 11.10 31.25 39.03 P* = 4 01 = -4 P=/G ez = "G - = 8.025 kg = 2.78 pCt. = 5.21 kg = 6.51 pCt. Rt = 5.850 km Ra = 3. 798 km Ich stelle die Ergebnisse der Uebersicht halber zusammen. Behörden-Konzept, nach dem Lagern bei gleicher Papier feuchtigkeit geprüft. Ohne be sondere Bela stung satinirt Reisslängen in km Dehnung in pCt. Glätte parallel R, senk recht R. mittel R parallel e, s nk- recht e, mittel Sehr mässige Sati nage, den heutigen Ansprüchen nicht genügend mittelfeucht satinirt 5.503 3.413 4.458 2.41 0.07 4.26 gut feucht satinirt 5.850 3.798 4.824 2.78 6.51 4 65 Hohe Glätte, ausserordentlich glanzvoll. Die Zahlen zeigen zur Genüge, wie günstig sich das gutgefeuchtete Papier in seinen Festigkeitseigenschaften stellt. Ein weiteres Stück des Papiers No. 1 habe ich noch mehrfach satinirt, um gegebenenfalls eine gleiche Satinage zu erzielen wie bei Papier No. 2. Dies war jedoch trotz vielfachen Kalandrirens unter hohem Druck nicht möglich. Die nachfolgende Untersuchung dieses geglätteten Stückes ergab eine mittlere Dehnung von nur 3.34 pCt. Die Dehnbarkeit ist also bei dem starken Kalandriren bedeutend zurückgegan gen. Auch das gute, starke Feuchten muss seine Grenzen haben, da sonst das Papier durch das Satiniren in der Aufsicht zu »unansehnlich« wird, seinen Griff verliert, »lappig« erscheint, und die Durchsicht ein vollständiges Verdrücken des Fasergebildes zeigt, nebst Abdruck sämmtlicher fehlerhaften Stellen der Kalanderwalzen. Es ist Sache des Praktikers, für den einzelnen Stoff auch die richtige Feuchtung zu treffen, da sich ja die einzelnen Stoffe beim Satiniren verschieden verhalten. Harter Stoff wird im allgemeinen weit stärkere Feuchtung zulassen als weiches Papier. S.