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1996 PAPIER-ZEITUNG. Ho 91. den Fehler, dass sie die Lumpen mehr zusammenhacken als schneiden, und es giebt solche, welche die Lumpen bei grossem Faserverlust höchst ungleich zertheilen, besonders wenn die Seitenführungen so ungenügend sind, dass die Fetzen links und rechts theilweise ent weichen können und nur zum Theil angeschnitten werden. Jedenfalls ist den Hadernschneidern mit Guillotineschnitt der Vorzug zu geben, weil die Hadern damit gleichmässiger, mehr recht winkelig und scharf geschnitten werden, und somit der Faserverlust weit geringer ist. Den Fehler, dass die Lumpen zum Theil seitwärts entweichen und links und rechts sehr ungleich lang verschnitten werden, haben diese Schneider zwar auch, und wie immer dürfte auf die Dauer eine einfachere Maschine vorzuziehen sein. Ob es nun vortheilhafter ist, .die Lumpen von Hand oder durch Maschine zu schneiden, müssen die jeweiligen Umstände entscheiden. Das Schneiden von Hand ist jedenfalls für solche Fabriken vortheilhaft, die meistens feine Papiere machen, wie auch für solche, die reichliche Arbeitskräfte und billige Löhne haben. Es empfiehlt sich besonders, wenn ein Lumpenschneider da ist, der mehr hackt als schneidet, wie eine Gewichts-Probe mit ein und derselben Sorte Lumpen vor und nach dem Stäuben, besonders bei härteren theueren Sorten, ergeben wird. Bei einem solchen Versuch ist dann noch in Rechnung zu ziehen, dass solche faserig, ungleich zusammenge schnittene Lumpen bei späterem Waschen noch eine Menge Faser verlieren, was bei ordnungsmässigem Schnitt weit weniger der Fall ist. In Fabriken, die genöthigt sind, alle möglichen Sorten Papier zu erzeugen und hierbei einzelne Spezialitäten haben, ist das Schneiden von Hand auch zu empfehlen, weil hierbei die Sortirung gründlicher besorgt wird. In einzelnen Fabriken werden zum Hadernschneiden sogenannte Futterschneidemaschinen benutzt und mögen sich auch für Schrenz eher eignen, dagegen für bessere Lumpen wegen des kurzen Vor schubes kaum. Immerhin dürfte diese Maschine auch bei besseren Hadern, wenn entsprechend umgebaut, noch Verwendung finden, da der Schnitt jedenfalls besser ist als bei Maschinen mit nach der Tangente kreisenden Messern. Taue sollte man, wo keine Hackmaschine zur Verfügung ist, auf Bleiklötzen zerhacken, anstatt, wie es mitunter vorkommt, auf einem harten hölzernen Block, da es sich nicht vermeiden lässt, dass zu den gehackten Stücken hin und wieder Splitter des Blockes kommen, welche sich später im Papier zeigen. Das Stäuben der Lumpen wird in einzelnen Fabriken ganz unter lassen, wozu mitunter ein schadhafter Hadernstäuber Veranlassung giebt. Es hat sich jedoch in verschiedenen Fabriken gezeigt, dass es doch besser ist, die Lumpen auszustäuben, besonders in solchen, die mit ihrer Kraft zu rechnen haben. Unterlässt man die trockene Reinigung, so ist man genöthigt, die nasse Reinigung oder das Waschen länger vorzunehmen, was verhältnissmässig mehr Kraft verschlingt und auch nicht ohne Faserverlust vor sich geht, abgesehen i davon, dass der Schmutz, der vor der Kochung entfernt worden ist, i nicht mitgekocht wird und reinere Hadern auch nicht mit verunreinigt. < Beim Stäuben gilt die Regel: Zu wenig und zu viel ist vom Uebel. Eine einfache konische oder geneigte Siebtrommel, ohne weitere • Vorrichtung, entstäubt zu wenig, während ein rasch gehender, mit ’ eisernen Zähnen um und um versehener Kegel die Lumpen zu sehr entfasert. ] Lumpenstäuber mit Flügeln oder Stäben, welche die Hadern '■ leicht klopfen und zugleich vorwärts befördern, sind jedenfalls zweck- 1 mässiger. < Bei den meisten Stäubern lässt die Zuführung und mitunter 1 auch die Abführung zu wünschen übrig. Bei manchen kommt es 1 vor, dass die Hadern theilweise mit in die Staubkammer fallen, bei - solchen mit Zufuhrtüchern werden die Hadern leicht beim Rückgang des Tuches mitgenommen und klemmen sich zwischen Sattel und 1 Zufuhrtuch fest, so dass letzteres stehen bleibt. Ebenso werden ( öfters die Schläger bei zu starker Aufgabe festgehalten, indem eine ( zu feste Masse unter einen einzelnen Stab kommt und entweder das 1 Sieb, der Stab oder der Riemen nachgeben muss. Die Zuführungen 1 sollten deshalb so gemacht werden, dass die Lumpen, bevor sie in C die halbkreisförmige Vertiefung des Siebes fallen, von den Schlägern etwas zertheilt werden, wodurch manche Unterbrechung vermieden I würde. v Stäuber mit eisernen Zähnen haben auch noch mitunter den v Fehler, dass sie ihre Zähne trotz doppelter Muttern verlieren, e und solch ein losgewordener Zahn kann grosses Unheil anrichten. ( Es wäre gut, wenn alle Stäuber mit Exhaustor versehen würden, so dass der feinere Staub für sich abgeführt wird und nicht seinen g Weg überall hin findet und sich ablagert. Die Anbringung eines s >, solchen hat in gleicher Weise zu geschehen wie beim Drescher, it Ferner dürfte es angezeigt sein, die Stäuber mit einem Latten- o verschlag mit verschliessbarer Thüre zu umgeben, so dass der Aus- - lauf vom Einlauf während der Arbeit getrennt werden kann, da es mitunter vorkommt, dass das Arbeitspersonal die Lumpen aus Bequem- r lichkeit nicht zum Stäuben aufgiebt und gleich die ungestäubten . Lumpen zu den schon gestäubten wirft. t Rasch arbeitende Stäuber sollten unbedingt aus Eisen gebaut und möglichst geschlossen sein, damit bei etwaiger Entzündung durch warm gehende Lager, Zündhölzer und dergl. einer rascheren Verbreitung f des Feuers vorgebeugt wird. , Da die Stäuber meistens in den oberen und obersten Stockwerken stehen, So sollten sie aus obigem Grunde nur bei Tag in Gang gesetzt l werden. Etwaige Leerscheiben sind an der unteren Antriebswelle 1 anzubringen, so dass der Riemen stehen bleibt. Die Lager der Stäuber sollten bedeckte Schmierbüchsen haben und nur mit schwer entzünd- L lichem Fett geschmiert werden. — r .— Trauerpapier Genf, 26. Oktober 1889. Das schwarzgeränderte sogenannte »Trauerpapier« wird gegen wärtig ganz allgemein von Personen benutzt, welche sich »in Trauer« befinden, oder bei einem Trauerfall ihr Beileid aussprechen wollen, auch in solchen Kreisen, welche sich sonst wenig um die konven tionellen Formen gesellschaftlichen Verkehrs kümmern. Diese allgemeine Verbreitung hängt zweifellos mit dem grösseren Luxus und den gesteigerten Lebensansprüchen unserer Zeit zusammen. Anderseits ist sie eine Folge der weitgehenden Verbilligung des Papiers im allgemeinen und des Trauerpapiers im besondern. Trauer papiere werden jetzt in trefflicher Ausstattung und in verschiedensten Formaten von besondern Anstalten gefertigt und sind dadurch allen Kreisen zugänglich gemacht. Das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, wo schwarz randiges Trauerpapier wenig und nur von hochgestellten Persönlich keiten gebraucht wurde. Damals wurde es vom Buchbinder für jeden Fall besonders hergerichtet, und die Papierhändler hatten keinen Vorrath auf Lager. In einer kürzlich im Archiv für Geschichte des Deutschen Buch handels, Band XI, Seite 332, erschienenen eingehenden Arbeit, be titelt »Papierfabrikation und Papierhandel«, führt der Verfasser, Herr F. H. Meyer, die Herstellung von Trauerpapier bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zurück. Er stützt sich dabei auf eine Stelle im Inventarium des Weinhändlers Hans Sprung in Leipzig, wo »zwei Buch Bappir mit Leisten, unbeschrieben,« erwähnt werden. Der Verfasser meint, dass dieses »Papier mit Leisten« nichts andres ge wesen sei als Trauerpapier. Dies erscheint mir wenig wahrscheinlich, und vielleicht kann ein in der Geschichte der Papierwaarenfabrikation bewanderter Leser der Papier-Zeitung, etwa der tüchtige und kenntnissreiche Sekretär des Germanischen Museums, Herr Hans Boesch, für diesen Ausdruck eine bessere Erklärung geben. (»Papier mit Leisten« dürfte ein mit Kopf- oder Randleisten be drucktes Papier bezeichnen, wie es noch heut bei Papier-Ausstattungen vorkommt. D. Red.) Ich selbst hatte bisher noch keine Gelegenheit, Trauerpapier kennen zu lernen, dessen Entstehung bis vor den Anfang des XVIII. Jahrhunderts zurückreichte. Das älteste Beispiel, dessen ich mich erinnere, kommt bei einem aus Kassel vom 3. August 1711 datirten Briefe vor. Es ist ein beschnittenes, vom Büttenrand be freites Papier von 33 cm Breite, 41 cm Höhe, das »offen« gerändelt wurde, also am Rücken oder Falz keinen schwarzen Streifen aufweist. Der Trauerrand ist etwa 4 mm breit. In diesem Briefe spricht Landgraf Karl von Hessen der Ehr würdigen Gesellschaft der Pastoren zu Genf seinen Dank aus für die trostreichen Worte, welche diese Körperschaft beim Tode seiner Gemahlin Marie Amalie, Prinzessin von Kurland, an ihn gerichtet hatte. Gleichzeitig meldet er den Tod seines Schwiegersohnes Wil helm von Oranien-Nassau, der auf einer Reise von Flandern nach dem Haag zu Moerdyck starb. Ein zweiter Brief, in gleicher Weise schwarz gerändelt, ist von Leeuwarden, 5. September 1711, datirt. Darin meldet die Prinzessin von Oranien-Nassau, Wittwe des vorgenannten Prinzen, der Ehr würdigen Gesellschaft die Geburt eines nachgeborenen Knaben. In einem dritten Briefe dankt diese Fürstin der Gesellschaft für die Glückwünsche bei Geburt des vorerwähnten Prinzen. Das schöne holländische Papier, auf welches die beiden letzt genannten Briefe geschrieben sind, misst 355 zu 455 mm. Der schwarze, 5 mm breite Rand ist mittels einer so stark ätzenden