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1974 PAPIER-ZEITUNG. No. 90. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreib waaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Wunschkarten. Eine reichhaltige Mustersendung von Weih- nachts- und Neujahrskarten der Finna L. Levison jr. in Kopen hagen lieferte uns den Beweis, dass auch in dem kleinen Dänemark sehr tüchtige Leistungen der Luxuspapier-Industrie zu finden sind. Was an diesen ausschliesslich von dänischen Künstlern entworfenen Wunschkarten am meisten in Erstaunen setzt, ist der Umstand, dass sie sich in Manier und Ausstattung nicht an bekannte Erzeugnisse deutscher oder englischer Grossstadtfirmen anlehnen, sondern theil weise durchaus eigne Wege gehen. Dabei lässt sich bemerken, dass das technische Geschick in Aufsuchung neuer und interessanter Auf machungsarten im allgemeinen noch bedeutender ist als die in den Darstellungen zum Ausdruck kommende künstlerische Kraft. Die Firma strebt augenscheinlich höchsten Zielen zu. Sie geizt nicht mit den Mitteln, sondern bringt die vornehmsten Kunsttechniken, wie Lichtdruck und Radirung, die feinsten und eigenartigsten Stoffe, wie Kindern, die Reliefs »Tag« und »Nacht«, Madonna mit dem Christus- kind und Johannes, usw. Unter den religiösen Bildern sind noch Nachbildungen der Raphaelschen Sixtinischen Madonna in Lichtdruck und des Altarbildes von Karl Bloch in der Kirche zu Holbaek in Farbensteindruck vertreten. Von Darstellungen anderer Art verdienen die prächtigen Hunde bilder von Otto Bache, Landschaften von Carl Bille und Th. Niss, Bilder aus dem Volksleben in Stadt und Land von Paul Fischer und skizzenhaft ausgeführte Kinderbilder von Bertha Wegmann lobende Erwähnung. Was die Ausstattung des zunächst in Betracht gezogenen künst lerischen Theils der Sammlung betrifft, so lässt sich daraus manches lernen. Ueber den Werth der mehrfach als Bildträger benutzten Gelatineplatten, der sogenannten »Elfenbeinkarten«, dürften die Meinungen getheilt sein. Die Karten sehen aber immerhin eigen artig und hübsch aus. Die Technik, in der die Bilder auf diesem Stoff ausgeführt wurden, ist ausschliesslich Lichtdruck. Die hierzu verwendete Farbe hat einen Strich ins Blaugrüne. In derselben Druck-Technik und demselben Farbton sind einige Landschaftsbilder auf Seide ausgeführt. Auf dem keineswegs glatten, vielmehr mit Seide, Büttenkarton, gegerbte Gelatine und Eiskarton zur Anwendung, und hat damit vielfach hervorragend schöne Wirkung erzielt. Ein Theil der Sammlung besteht aus Darstellungen, die als selbst ständige kleine Kunstblätter gelten können. Es sind Wiedergaben von Landschaftsbildern, Seestücken, Thierbildern und Volksscenen, auf goldgeränderten, manchmal mit aufgelegten Rahmen von starkem mattfarbigem Karton versehenen Karten. In vielen dieser Darstellungen spiegelt sich die Eigenart der dänischen Landschaft, der dänischen Küste und des dänischen Volkslebens sehr treu wieder, während andere mehr allgemeinen Charakter tragen und daher auch zur Ver wendung in Deutschland geeignet sind, umsomehr, als sich nur selten eine dänische Inschrift findet und deutsche Inschriften auf Wunsch an deren Stelle geliefert werden. Zu dem vorstehend gekennzeichneten Darstellungsgebiet dieser Karten treten noch zahlreiche Wiedergaben von plastischen und Relief- Bildwerken Thorwaldsens, dessen Skulpturen dank der sehr vollständigen Sammlung im Neuen Museum zu Kopenhagen allen gebildeten Dänen bekannt und vor den Schöpfungen anderer Meister lieb sind. Solche Darstellungen sind entweder in Nachahmung der Marmor-Vorbilder aus weissem Karton gepresst und durch matt getönten Hintergrund noch weiter herausgehoben, oder in mittelbarer Wiedergabe durch Licht druck nach älteren Kupferstich-Nachbildungen hergestellt. Von be-, kannteren Thorwaldsenschen Arbeiten finden sich Scenen aus dem »Markt der Liebesgötter«, ferner der segnende Christus, Christus mit I deutlicher Fadenstruktur versehenen Stoffe sind alle Stellen tadel" los gedeckt, und das Ganze sieht aus wie eine zierliche, grau in grau gehaltene Gobelinarbeit, oder wie eins der neuerdings von einigen Seidenwebereien herausgegebenen mechanisch gewebten Bilder. Diese Seidenbilder sind von starken Rahmen aus sechs fachem, dunkelgraugrünem, genarbtem Karton umgeben', die nach innen wie nach aussen schrägen Goldschnitt erhielten. Die Bilder selbst sind mit weicher Unterlage versehen und strömen an genehmen Duft aus. Die starken dunkelfarbigen Kartonrahmen kehren noch bei andern Karten wieder und erweisen sich als sehr wirk same Aufmachungsart. Bei einzelnen dieser Rahmen erhielt die Oberfläche durch aufgestreuten farbigen Tuchstaub besonders inter essantes Aussehen und gesättigten Ton. Einige auf Büttenkarton ausgeführte Radirungen zeigen trotz der meist sehr einfachen »Süjets« alle Vorzüge dieser vornehmen Technik. Ein ebenfalls sehr ansehnlicher Theil der Sammlung entspricht den allgemein üblichen Ausführungsarten feinerer Wunschkarten. Nahezu alle bekannten technischen Verfahren sind dabei zur An wendung gebracht, insbesondere Farben- und Helldunkel-Steindruck, Grivirdruck mit Hochpressung und Wasserfarbenmalerei, auf der Monogrammpresse hergestellter Farben-Prägedruck usw. Die in Farbensteindruck ausgeführten Landschaftsbilder bedecken meist die ganze Fläche des ziemlich steifen Kartons, weisen also keinen Papier rand auf, sondern sind nur durch schrägen Goldschnitt begrenzt und